Der neue, überarbeitete Toyota Yaris wurde unlängst erstmalig vorgestellt und zeigte sich bereits optisch deutlich reifer als sein Vorgänger. Was sich noch alles beim kleinen Japaner getan hat, offenbart uns der nachfolgende, aus dieser Vorstellung entstandene Erstkontakt.
Vor 19 Jahren erstmals erschienen, unterlief der Yaris in seiner nunmehr dritten Generation einer umfangreichen Modernisierung. Allein die Investitionssumme von 90 Millionen Euro und über 900 Neuteile für den Kleinen von Toyota spricht dabei eine klare Sprache: Dies ist keine sanfte Modellpflege, sondern fast schon eine Neuauflage.
Exterieur und Interieur
Man meint es ernst bei Toyota mit der Aussage, besonders die jüngere Zielgruppe ansprechen zu wollen. Ein erfrischendes Design lässt den Toyota Yaris nicht nur größer erscheinen als seinen Vorgänger, sondern auch dynamischer. Der sogenannte „Katamaran-Look“ bestimmt die Fahrzeugfront und versprüht mit dem massiven Kühlergrill und den im Toyota „Keen Look“ gezeichneten Scheinwerfern einen ganz eigenen, sehr sportiven Charme.
Eine dominante und durchgängige Linienführung streckt den Yaris optisch und das Heck mit den neugestalteten Heckleuchten und ebenfalls neuer Heckklappe reiht sich elegant in das Gesamtbild ein. Trotz identischen Abmessungen wirkt der neue Yaris dadurch größer als sein Vorgänger.
Zudem erlaubt nun eine Style Selection die Abstimmung des Innenraums mit einer zweigeteilten Außenfarbe nach Wahl, zusätzlich gibt es ein schwarzes Dach sowie schwarze Felgen. Auch dadurch soll die junge Zielgruppe verstärkt angesprochen werden.
Im Innenraum schmeicheln viele kleine Details dem Auge, wie die zur Außenfarbe passenden Akzentnähte an den Sitzen, dem Schaltknauf und dem Handbremshebel. Das neue Kombiinstrument umrahmen jetzt Fassungen im Chromdesign und das neue Lenkrad beginnt mit der ersten Berührung eine Liaison der Schmeichelhaptik mit den Händen.
Überaus begrüßenswert ist die Tatsache, dass selbst Personen mit einem Gardemaß von über zwei Metern keine Enge hinter dem Steuer verspüren. Kopf- und Beinfreiheit sind also auch zumindest vorne für große Leute in großem Maße verfügbar.
Zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten aus Farben und Designelementen dank Zubehörprogramm gehören ebenso zu den Möglichkeiten, bei denen der Kunde gezielt Einfluss auf das Aussehen seines Yaris nehmen kann. Dies wurde mit dem C-HR bereits erfolgreich eingeführt – Toyotas Kleinwagen ist nun der Zweite, welcher davon profitieren darf.
Aktuell gibt es während der Einführungsphase eine spezielle und limitierte „Launch Edition“, welche durch die kontrastierenden roten Designelemente sofort ins Auge fällt.
Antrieb und Fahreigenschaften
Auch bei den Motorisierungen hat sich einiges getan. Der Diesel verschwindet vollständig aus dem Programm, der 1.0-Liter Benziner mit 69 PS bleibt der Einstiegsantrieb, der 1.3-Liter Benziner wird durch einen neuentwickelten 1.5-Liter Benziner ersetzt. Mehr Hubraum und keine Aufladung charakterisieren den neuen Motor, dafür beherrscht der 111 PS starke Vierzylinder dank variabler Ventilsteuerung im Teillastbereich auch den Atkinson-Zyklus, bei dem der Wirkungsgrad und damit die Effizienz signifikant gesteigert werden – ganz wie es auch sein großer Bruder vermag, der Toyota Prius.
Mit 38,5 Prozent Wirkungsgrad gehört der neue Motor zu den effizientesten Verbrennern weltweit. Weiterhin gelang durch diese Vereinigung von Otto- und Atkinson-Zyklus auch eine Verbesserung der Beschleunigungs- und Verbrauchswerte gegenüber dem Vorgängermotor.
Eine knappe Sekunde schneller gelingt dem Toyota Yaris der Spurt aus dem Stand – in 11 Sekunden – auf 100 km/h und der Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h absolviert der Neue sogar über eine Sekunde schneller. Und es fühlt sich auch an, wie es das Papier verspricht. Der Yaris hängt gut am Gas und erfreut den Fahrer durch ein durchweg drehwilliges Drehzahlband, ohne Turboloch oder schmale Leistungsplateaus.
Auf die Frage an den Hersteller, ob die Hubraumerweiterung und der Verzicht auf die Aufladung das Ende des Downsizing wäre, konnte oder wollte man dies weder bestätigen, noch verneinen. In jedem Fall sei bei einem Kleinwagen wie dem Toyota Yaris das für Turbomotoren typische, sehr zeitig anliegende Drehmoment nicht so wichtig, da das Gewicht diesen Vorteil ausgleiche. Zudem war Toyota einer der ersten Hersteller, welcher mit Turbomotoren in diese Thematik einstieg. Nun seien sie wiederum die Ersten, die andere Wege gehen.
Hybrid als USP in seiner Klasse
Hauptaugenmerk liegt beim neuen Toyota Yaris eindeutig auf dem Hybridmodell. Prognostisch erwartet der Hersteller bei Privatkäufen bis zu 70 Prozent Marktanteil des Hybrids. Schließlich ist man damit in Großstädten ungefähr 70 Prozent nur mit elektrischem Antrieb unterwegs.
Als Hybrid ist der Yaris seit 2012 im Programm und wurde seither kontinuierlich weiterentwickelt. Im neuen Modell lag der Fokus auf der weiteren Geräuschdämmung. Eine spezielle Windschutzscheibe und der ausgeklügelte Einsatz von Dämmmaterialien spendieren dem neuen Yaris einen noch leiseren Auftritt als der des Vorgängers. Dies wurde bei unserer Testfahrt auch deutlich. Die Fahrgeräusche halten sich derart zurück, dass man sich getrost mindestens eine Fahrzeugklasse höher fühlt. Im Kleinwagensegment besitzt der Yaris als Hybrid nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal.
Weiterhin dürfte für viele Interessenten eines Hybridmodells die aktuell noch ausgelobte Hybridprämie des Herstellers ein nicht unbedeutender Anreiz sein, welche mit 3.000 Euro den Kaufpreis interessant nach unten korrigiert.
Der Verbrauch des Hybrid liegt laut Toyota zwischen 3,3 und 3,6 Liter auf 100 Kilometer. In unserem kurzen Test lag der Verbrauch bei knapp fünf Liter, was bei einer ersten und nicht allzu langen Testfahrt als sehr guter Wert gelten darf.
Der neue 1.5-Liter Benziner gehört übrigens zur ESTEC Familie – Economy with Superior Thermal Efficiency – und verbraucht entsprechend Herstellerangabe 4,7 bis 5,0 Liter und damit weniger als sein Vorgänger.
Sicherheit, Ausstattung, Varianten und Preise
Das Thema Sicherheit ist gerade bei Kleinwagen eine nicht unwichtige Variable. Das weiß auch Toyota und setzt hier auf „Nummer sicher“ – mit einer der signifikantesten Neuerungen im Yaris. Das Toyota Safety Sense System ist beim Yaris nun serienmäßig an Bord. Das bedeutet im Einzelnen, dass jeder Yaris mit Systemen ausgestattet wird, die dazu beitragen, Unfälle zu verhindern oder zumindest abzuschwächen. So bescheren dem neuen Modell diverse elektronische Helfer, wie man sie sonst nur aus größeren Modellen kennt, einen hohen Sicherheitsgewinn.
In diesem Paket enthalten ist das Pre-Collision-System – mit Notbremsassistent inklusive automatischer Notbremsfunktion, ein Fernlichtassistent, ein Spurhalteassistent und bei allen Varianten außer dem Basismodell das Verkehrszeichenerkennungssystem namens RSA.
Außerdem wachen passiv sieben Airbags über das Wohl der Insassen im Fall der Fälle.
In puncto Konnektivität lässt sich der Japaner ebenfalls nicht lumpen und bietet neben Bluetooth-Schnittstellen für Telefon und Musik auch USB- und iPod-Anschlüsse.
Es gibt aktuell insgesamt fünf Ausstattungsvarianten vom Toyota Yaris, die da wären:
- YARIS als Basis ab 12.540 Euro als Dreitürer – übrigens der einzige Dreitürer im Angebot. Der Fünftürer kostet ab 13.240 Euro
- YARIS COMFORT mit zusätzlich unter anderem 7-Zoll-Touchscreen, Rückfahrkamera, Bluetooth und Klimaanlage ab 15.790 Euro
- YARIS LAUNCH EDITION ist das bereits erwähnte limitierte Sondermodell ab 16.440 Euro
- YARIS STYLE SELECTION als Topversion mit LED-Tagfahrlicht, LED-Leuchtbändern, DAB+, Privacyglas und vieles mehr ab 19.190 Euro.
Der Einstieg bei den Hybridmodellen liegt beim Basismodell ab 17.990 Euro
Sport frei! Der Toyota Yaris GRMN
Als Ableger des Rallye-Modells des WRC, als Vollblut-Kompaktsportwagen – so nennt der Hersteller die Sportvariante – soll der GRMN ab Ende des Jahres die Herzen von sportlich ambitionierten Fahrern vor Freude springen lassen. Mit 210 PS aus einem 1.8-Liter Benzinmotor mit Kompressoraufladung, wird die Sportversion die Klasse gehörig aufmischen und mit Sicherheit auch so manchen größeren Flitzer verärgern können.
Genaue Leistungsdaten gab Toyota bislang nicht bekannt. Diese dürften aber dem des 215 PS starken 1.8 Yaris TS Bemani sehr ähneln, den es vor acht Jahren in der zweiten Modellgeneration bereits gab – damals allerdings nicht für den deutschen Markt. So bleibt es weiterhin spannend um den Toyota Yaris.
Fazit – Der Yaris ist volljährig
In unserer Redaktion herrscht Einigkeit: Noch nie zuvor wirkte der Toyota Yaris derart erwachsen. Optisch gewachsene Abmessungen sind das eine, aber diese auch mit augenfreundlicher Frische zu verpacken, macht nicht nur den Insassen Spaß, sondern verleiht diesem Kleinwagen garantiert immens viele Sympathiepunkte durch jeden Betrachter.
Dem Yaris kauft man es ab, ein ernstzunehmender Begleiter zu sein, mit allem, was man als Fahrer und Insasse benötigt – und weit darüber hinaus. Besonders erfreulich ist dabei der hohe Sicherheitsstandard des Japaners – vor allem, weil die wichtigsten Assistenten durchgehend allen Ausstattungsvarianten innewohnen.
Besonders interessant für den urbanen Einsatz dürfte in der Tat der Hybrid sein, durch den man auf diesem Terrain ein wahrhaft erstaunliches Einsparpotenzial ausschöpfen kann. In dieser Klasse bleibt Toyota bislang konkurrenzlos.
Text/Bilder: NewCarz
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
One thought on “Toyota Yaris 2017 Test – jünger, urbaner, moderner”