Wenn die Rede von einem Golf ist und dabei die Modellnamen VW Golf R und GTI Clubsport fallen, ist wohl so gut wie jedem bewusst, dass es sich hier klar um die sportive Speerspitze der Modellreihe handelt.
Umso spannender war dieses Volkswagen-Event auf dem DEKRA Lausitzring, auf dem wir erstmals ebendiese beiden Topmodelle der Golf-Serie kennenlernen durften.
Dabei waren neben Ausfahrten auf der öffentlichen Straße auch ein umfangreiches Fahren auf der Rennstrecke dabei – es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, um die beiden neuen Modelle auf Herz und Nieren abzuchecken. Wie der VW Golf R und GTI Clubsport dabei abschnitten, klärt dieser Erstkontakt.
- Das Event
- Der neue VW Golf GTI Clubsport
- Der neue VW Golf R und Golf R Variant
- Das Sondermodell Golf R Black Edition
- Auf der Rennstrecke
- Das kostet ein Golf R oder ein Golf GTI Clubsport
- Fazit
Das Event – Der Lausitzring als ultimative Basis
Die Veranstaltung fand auf dem von der DEKRA geführten Lausitzring im hier ansonsten nahezu verträumt wirkenden Brandenburg statt. Mitten im Nirgendwo, eine Auobahnabfahrt vom BASF-Chemiestandort Schwarzheide entfernt, liegt das großzügig angelegte Areal des Lausitzrings, der neben diversen Sportveranstaltungen das El Dorado für alle denkbaren Mobilitätsanbieter in puncto Test und Entwicklung darstellt. Neben einer anspruchsvollen Rennstrecke gibt es hier unzählige Testareale und auch eine Offroad-Anlage, die hier aber aus verständlichen Gründen außen vor blieb.
Betreut durch erfahrene Expertinnen und Experten der „VW Driving Experience“ konnten alle Modelle auf dem Track bis an ihre Grenzen geführt werden – zu solch einer Gelegenheit lässt man sich natürlich nicht zweimal auffordern.
Doch nicht nur der Einsatz auf der Rennstrecke war möglich, sondern auch ein Fahren auf einem Handling Parcours, auf dem die Fahrzeuge – ähnlich wie bei einem Fahrsicherheitstraining – über ihre Grenzen hinaus gebracht werden konnten. Wichtiger Teil dieses Tests: das Driften mit den allradgetriebenen R-Modellen.
Eine runde Sache wurde schlussendlich daraus, indem alle Fahrzeuge auch auf der öffentlichen Straße auf ihre Alltagstauglichkeit geprüft werden konnten. Denn schließlich ist dies das Terrain, auf dem sie den Großteil – wenn nicht sogar ihre gesamte Lebenszeit – bewegt werden.
Der neue VW Golf GTI Clubsport
Die Karriere des Clubsport begann vor rund zehn Jahren als Sondermodell und wurde 2020 mit der achten Generation zum festen Bestandteil der Golf GTI-Reihe. Der GTI Clubsport ist seither die höchste Ausbaustufe des Golf GTI und sein 2.0-Liter-Turbobenziner generiert unverändert 300 PS.
Im topaktuellen Blechkeid der achten Generation des Golf, bringt er selbstredend ebenfalls alle optischen und technologischen Upgrades des gerade erst erfolgten ersten Facelifts dieser Generation auf die Räder. Die Vorderachs-Quersperre und die geschwindigkeitsabhängige Progressivlenkung sind ab Werk dabei. Eine modifizierte Frontschürze grenzt den Clubsport vom herkömmlichen GTI ab, ebenso diverse lackschwarze Elemente überall und die seitlichen Folierungen, die auch am Vorgänger zu finden waren.
Weitere Unterschiede zum Golf GTI sind eine 18 Zoll große 2-Kolben-Bremsanlage vorn (der herkömmliche GTI besitzt eine 17-Zoll-1-Kolben-Anlage), 18 Zoll-Räder in Serie, eine modifizierte Vorderachsführung mit verändertem Sturz und den zusätzlichen Fahrmodus „Special“ mit einer auf dem Nürburgring erfolgten Abstimmung des Fahrzeugs.
Wer beim Clubsport das nur bei diesem GTI-Modell angebotene „Performance Paket“ ordert, erhält zudem eine deutlich vernehmbare, brabbelnde Akrapovic-Abgasanlage, sehr schicke 19-Zoll-Räder und die Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung – der Clubsport erreicht dann 267 km/h als Spitze.
So fährt sich der GTI Clubsport auf der Straße
Um es kurz zu machen: Der Clubsport ist ein Allrounder, der sich trotz seines Leistungsvermögens außerordentlich zivil und brav fahren lässt. Im „Comfort“-Modus bleibt das Auto fahrtechnisch und auch akustisch sehr zurückhaltend, liefert erst ab, wenn der Fahrer es wirklich möchte. In den Modi „Sport“ und noch intensiver im Modus „Special“ wirkt der Volkswagen allerdings deutlich gestrafft, eine überaus spürbare Vorspannung ist omnipräsent und der Clubsport wandelt jede noch so kleine Nuance in der Gaspedalbewegung in Vortrieb um.
In nur 5,6 Sekunden ist Tempo 100 erreicht – drei Zehntelsekunden früher als der herkömmliche, 265 PS starke Golf GTI benötigt. Das 7-Gang-DSG setzt das Leistungsvermögen gekonnt um und schaltet je nach Fahrmodus passend entweder sehr früh oder spät in den nächsthöheren Gang und umgekehrt. Eine Gedenksekunde konnten wir bei unseren ersten Ausfahrten nicht erkennen. Die Lenkung wirkt nun in Neutralstellung direkter und feinfühliger – ob das für den Lückenschluss zum Civic Type R reicht? Das klären wir auf der Rennstrecke.
Ansonsten bleibt der Clubsport zu 100 Prozent ein echter Golf: ausgewogen, sicher und überaus handlich. Verbrauchstechnisch können wir hier noch keine Aussagen treffen, denn dafür waren die Ausfahrten zu kurz. Ebenso konnten wir das optionale IQ.Light mit seiner Matrix-Funktion über den Tag nicht testen, wissen aber vom Potenzial dieser hervorragenden Lichttechnik aus diversen anderen Tests.
Der neue VW Golf R und R Variant
Auch das ultimative Topmodell der Modellreihe hat diverse Upgrades erfahren. Allen voran verfügen nun alle Modelle und Karosseriearten des R über 333 PS und 420 Newtonmeter an maximalem Drehmoment. Dadurch ist der Golf R nun in nur noch 4,6 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h gebracht; der R Variant schafft den Sprint in 4,8 Sekunden.
Eine veränderte Frontpartie, neue Scheinwerfer und Rückleuchten, ein freistehender Zentralbildschirm, beleuchtete VW-Ebmbleme vorn und hinten sind nur einige der Highlights am neuen Golf R. Umfangreiche Software-Updates inklusive neuem GPS-Rundentimer, einem Beschleunigungsmesser und ein akribisch überarbeitetes Fahrwerk plus Antriebsstrang sollen die Wolfsburger Speerspitze der Golfklasse nochmals in allen Belangen schärfen.
Neben der überarbeiteten Progressivlenkung wurde auch das Torque Vectoring als adaptive Längssperre des Allradsystems optimiert. Das Akrapovic-Abgassystem ist auch hier präsent, allerdings nicht am Golf R Variant, der nach Aussage eines Volkswagen-Fahrwerksspezialisten konstruktionsbedingt mit einer herkömmlichen vierflutigen Abgasanlage auskommen muss.
Mit dem „R-Performance-Paket“ erhält ein Golf R den Entfall der Geschwindigkeitsbegrenzung, den GPS-Laptimer plus Beschleunigungsmesser, einen größeren Dachkantenspoiler und 19-Zoll-Räder.
Das Sondermodell VW Golf R Black Edition
Als besonderes Highlight zeigte sich das Sondermodell namens Black Edition, die – wie es der Name freizügig suggeriert – in einem komplett schwarzen Außenkleid auf die Showbühne rollt. Dieses Modell gibt es nur als Golf R, also nicht als Variant.
An diesem Auto gibt es außen kein einziges blaues Detail, die sonst als Garant für jedes R-Modell stehen. IQ.Light ist an diesem Modell serienmäßig dabei; die Scheinwerfergehäuse wurden zudem ebenfalls abgedunkelt. Schwarze VW-Embleme, schwarze, bis zu 19 Zoll große Felgen und ein „BLACK“-Badge an den B-Säulen verraten weiterhin das Sondermodell.
Mit diesem Auftritt könnten die Wolfsburger eine neue Ikone geschaffen haben, die bereits auf diesem Event sämtliche Sympathien der Journalisten und Tester für sich beanspruchen konnte.
Somit konnte die Black Edition bereits hier sehr schnell eine Fanbase für sich gewinnen und wir sind es sicher, dass dies auch im Fall der Kunden und die, die es potenziell werden könnten, ebenso der Fall sein dürfte.
Wie fährt sich der Golf R auf öffentlichen Straßen?
Kurz beantwortet: extrem ausgewogen und breitbandig. Die Spreizung der Fahrcharakteristik wird durch nunmehr sieben Fahrmodi überaus facettenreich. Neu ist der „Eco“-Fahrmodus, der ab sofort auch besonders nachhaltige Mobilität sicherstellen soll. Die beiden Extras „Special“ mit der Nordschleifen-Abstimmung und „Drift“ für entsprechende Manöver prägen die andere Seite der Medaille. Sehr gut: Ab dem „Sport“-Modus werden die Start-Stopp-Automatik und die Segelfunktion deaktiviert und ab „Race“ zeigt sich der Allradantrieb 4Motion spürbarer heckbetont.
Aufgefallen ist, das der Vierzylinder jederzeit extrem gut am Gas hängt. Ein Turboloch ist nicht mal ansatzweise erkennbar. Das maximale Drehmoment ist auf einem breiten Plateau von 2.100 bis 5.500 Touren anliegend, wodurch ein sehr souveräner Vortrieb zu allen Gegebenheiten gewährleistet ist.
Auch hier ist die präzisere Lenkung klar erkennbar und die Vorspannung des Turboladers in den Sportmodi mehr als spürbar – ganz besonders im „Special“ – dazu später mehr.
Mit VW Golf R und GTI Clubsport auf der Rennstrecke
Besonderes Highlight waren natürlich die Fahrten auf der Rennstrecke, wo selbst kleinste Nuancen der Fahrcharakteristik der Autos auf dem Präsentierteller landen. Dank hervorragender Coaches wurde man en detail mit den Gegebenheiten vertraut gemacht und nach einer Bekanntmachung mit dem Track und der Aufwärmrunde ging es sogleich ans Eingemachte.
Angefangen mit dem Golf GTI Clubsport, zogen wir sogleich akribisch unsere Bahnen nahe an der Ideallinie, was dank der bereits erwähnten Neuabstimmung der Progressivlenkung einfacher gelingt als zuvor. Auch die Vorderachssperre wurde optimiert und lieferte eine exzellente Kür, bei der zu keinem Zeitpunkt Antriebseinflüsse in der Lenkung zu spüren waren oder Traktionsdefizite den Fahrspaß dezimieren könnten.
Ein grandioses Fahrerlebnis, welches besonders im Modus „Special“ (Bestandteil des Performance Pakets) ein ultimatives Racing-Feeling entfachen konnte. Diese präzisere Lenkführung insbesondere in Neutralstellung ist ein entscheidender Quantensprung und erlaubt zwar nicht gänzlich den Schulterschluss mit einem Civic Type R zu, lässt die Lücke zu diesem aber extrem klein werden. Der vorgespannte Turbolader gewährleistete im „Special“-Mode eine unverzügliche Wiederaufnahme des Vortriebs, nachdem der Scheitelpunkt der jeweiligen Kurve filetiert war.
Im Golf R war sein 33 PS starker Leistungsvorteil und das höhere Drehmoment an ebendiesen Kurvenausgängen eindrucksvoll erkennbar, denn der Vortrieb war hier nochmals intensiver, die Spurtreue dank Allradantrieb vorbildlich und selbst Bodenwellen brachten hier mehr Spaß als Unruhe ins Fahrmuster. Lediglich beim automatischen Schaltverhalten in den Modi „Sport“ und „Race“ zeigte sich der GTI Clubsport etwas zackiger und vor allem erfolgte das Runterschalten früher. Im Golf R war diese Schnelligkeit erst im Modus „Special“ ebenbürtig.
Wer ganz klassisch die Schaltpaddels bemüht, bekommt davon allerdings eh nichts mit. Sicherlich ist dies auch ein Anstreben der Spreizung zwischen den einzelnen Fahrmodus; immerhin stehen nun drei Programme für das sportive Fahren zur Verfügung. Da sollten schon Unterschiede bestehen.
Besonders auffällig war, dass wir uns im Golf R Variant anfangs durchaus die Frage stellten, ob wir uns denn tatsächlich in der Kombivariante des Golfs befanden, so verbindlich lieferte auch dieses Auto auf dem Track ab. Sein längerer Radstand sorgte sogar für noch mehr Ruhe an entscheidenden Streckenabschnitten und das Auto fühlte sich dadurch noch sicherer an. Wer hier auf Rundenzeiten aus ist, wird den Variant trotz der marginal geringeren Fahrleistungen zum Golf R als Kurzversion kaum langsamer bewegen.
Was kosten VW Golf R und GTI Clubsport?
Der Golf GTI Clubsport startet bei 49.225 Euro; zum Vergleich: ein Golf GTI ist ab 45.655 Euro erhältlich. Das Performance-Paket schlägt nochmals mit 4.050 Euro zu Buche und macht die Abgrenzungen zum konventionellen Golf GTI erst komplett.
Für den Golf R werden mindestens 54.950 Euro fällig und die Kombivariante, der Golf R Variant, ist ab 56.215 Euro im Angebot. Auch hier bildet das „R-Performance-Paket“ für weitere 2.410 Euro quasi das i-Tüpfelchen.
Das Sondermodell Golf R Black Edition steht für mindestens 59.590 Euro zum Verkauf und hat die meisten Dinge der Performance-Pakete bereits an Bord. Zusätzlich ist für diese Edition eine Performance-Abgasanlage komplett aus Titan optional im Angebot; Kostenpunkt dafür sind 4.330 Euro.
Fazit – VW Golf R und GTI Clubsport? Beide!
Nun ja, was ein bisschen nach Dekadenz klingt, ist eher die fehlende Entscheidungskraft, welchem dieser Topmodelle der Vorzug gewährt werden soll. Ob nun VW Golf R und GTI Clubsport ist am Ende des Tages eine Frage des Geldbeutels; doch final steht statt dem „und“ wohl eher das „oder“. Allesamt sind sie toll, machen unheimlich Spaß und bleiben dennoch zu 100 Prozent alltagstauglich.
Der Golf GTI Clubsport verkörpert alles, was einen GTI ausmacht und er liefert obendrein noch so viel mehr. Von allem ein bisschen obendrauf, dazu optisch ein Leckerbissen und mit erkennbar mehr Leistung sowie einem grandios zackigen Schaltverhalten sind auch die knapp 3.600 Euro Aufpreis zum herkömmlichen Golf GTI gerechtfertigt.
Mit dem Golf R erhält man gemeinsam mit dem Arteon R Shooting Brake das aktuell schnellste Modell der Marke Volkswagen. Seine umfangreichen Anpassungen der Software machen ihn zu einem noch besseren Sportler, der dennoch dafür kein bisschen seiner Ausgewogenheit aufgeben musste. Die Lenkung, das Fahrwerk, der Antrieb – alles wurde spürbar optimiert und damit auch besser. Besonders erfreulich ist, dass er Golf R Variant dem Ganzen in absolut nichts nachsteht. Nun gut, die nicht erhältliche Akrapovic mal ausgeblendet.
Und dann war da noch der VW Golf R Black Edition, und zumindest wir müssen zugeben, dass wir unsere anfängliche „Dekadenz“ revidieren möchten und exakt bei dieser „Dunklen Energie“ schwach werden würden. Noch mehr „Black“ wäre es allerdings, auch im Innenraum stringent alles in Schwarz zu tauchen und alles andere zu verbannen. Doch das ist sicherlich eine Frage des Geschmacks. Doch macht der Golf R bereits außen in Schwarz mächtig was her. Das reimt sich sogar ein bisschen und daher lassen wir es mal so stehen.
Text: NewCarz / Fotos: NewCarz & Martin Meiners für Volkswagen
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.