VW Passat B9 Erstkontakt Test – Auf in die letzte Runde

VW Passat B9
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Das ultimative Business- und Familienauto des Wolfsburger Konzerns hat den Generationswechsel vollzogen und steht nun als VW Passat B9 in den Startlöchern.

NewCarz konnte ihn vorab im Rahmen eines Erstkontakts in Südfrankreich einem ersten Test unterziehen.

Mit der internen Bezeichnung B9 wird auch ersichtlich, dass es sich um die mittlerweile neunte Generation des Mittelklassemodells aus dem Volkswagenkonzern handelt. Seit 51 Jahren auf dem Markt, hat dieser Volkswagen mit dem Namen eines beständigen und global auftretenden Windsystems, wie kein anderer seine Fahrzeugklasse geprägt.

Im Rahmen einer Fahrveranstaltung im bereits frühlingshaften Nizza, fuhren wir die Kombiversion als Hybrid und Diesel sowie als stärksten Benziner.


Das Wichtigste im Überblick

  • vier Ausstattungslinien
  • Diesel, Benziner, Mild- und Plug-in Hybrid
  • zunächst zwei, später acht Antriebsstufen
  • mehr Platz im Fond und Kofferraum
  • Allrad ab Jahresmitte für die zwei stärksten Motoren
  • Einstiegspreis liegt bei 39.995 Euro



Exterieur – Mehr Eleganz & Dynamik

Optisch kommt der VW Passat B9 mit freundlichen, aber bestimmten und seriösen Frontblick daher, die nun vollkommen CI-konform wirkt und unter anderem auch der des neuen Tiguan ähnelt.

Er hat die Abmessungen eines VW ID.7 beziehungsweise des ID.7 Tourer und zeigt sich gegenüber seinem Vorgänger in Summe deutlich moderner. Insbesondere als R-Line erscheint der neue Passat zudem auch dynamischer als zuvor und nimmt mehr Züge vom Arteon an, der als Shooting Brake weiterhin angeboten wird. Dabei kann er sich jedoch durch modernere Technik und einen höheren Nutzwert von ebendiesem abgrenzen.

In puncto Fahrzeuglänge kann er sogar mit Autos aus höheren Klassen konkurrieren. Ein Beispiel: Die C-Klasse stellt er abmessungstechnisch schon mal in den Schatten und ist mit einer E-Klasse er eher auf Augenhöhe.

Die Seitenpartie des neuen VW Passat Variant offenbart besagten Shooting-Brake-Charakter, was ihn auch für eine jüngere Zielgruppe deutlich attraktiver macht und das Klischee des Vertreter-Kombis bereits beim ersten Sichtkontakt ausmerzen kann.

Am Heck gibt es nun auch am Passat ein fast durchgängig verlaufendes LED-Band, welches die neuen Rückleuchten gekonnt in Szene zu setzen vermag. Die Ära der „Klick-Klack“-Lichtsignatur wurde auch hier damit beendet. Als R-Line erhält der Passat on top vorne wie hinten modifizierte Schürzen, die – insbesondere in Verbindung mit dem Weiß der beiden Testwagen – besonders gut zur Geltung kommen.

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Interieur – Geräumig-geordnetes digitales Zeitalter

Der Innenraum des neuen VW Passat zeigt sich durchaus digitalisiert, aber auch sehr aufgeräumt. Die neuen Zentralbildschirme wuchsen auch hier bis auf 15 Zoll und offerieren das neue Bediensystem des umfassend modernisierten Infotainments, welches sich sukzessive durch alle Baureihen zieht und weiter ausgerollt wird – was wir sehr begrüßen, ist es doch weitaus intuitiver zu benutzen als die Vorgängersysteme.

Erfreulich: Auch im Passat sind nun die Touch-Flächen am Lenkrad passé; stattdessen gibt es echte, physische Tasten, die ein spürbares Feedback liefern. Das Lenkrad selbst war in unseren Testwagen angenehm dick aufgepolstert und lag bestens in den Händen.

Was im Erstkontakt nicht weniger auffiel, war das sehr gute Platzangebot im Passat. Das kommt auch nicht von ungefähr, denn der Innenraum bietet noch mehr Platz als der bereits opulent geschnittene Innenraum des Vorgängers. Im Fond dürfen sich Insassen über 50 Millimeter mehr Beinfreiheit freuen – hier wurde der Zugewinn beim Radstand komplett genutzt. Der Kofferraum des Variant offeriert ab sofort 690 Liter – das entspricht übrigens 40 Liter mehr als der Vorgänger vorweisen konnte. Klappt man die Rücksitzlehnen um, stehen insgesamt bis zu 1.920 Liter zur Verfügung – ein Plus von satten 140 Litern.  

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Motor und Fahreigenschaften – Breitbandig und verbindlich

Auch beim neuen Passat setzt Volkswagen auf eine facettenreiche Mischung aus Antrieben. Zur Auswahl stehen wie auch im neuen Tiguan sowohl Benziner als auch Diesel und PHEVs zur Wahl. Wir haben uns drei Exemplare für die ersten Eindrücke geschnappt. 

Der Diesel:

Der 2.0 TDI gilt seit Jahrzehnten und stetig weiterentwickelt als eierlegende Wollmilchsau. Der Selbstzünder passte schon immer bestens zum Passat, insbesondere dann, wenn es um die lange Strecke geht. Das hat sich mit der neuen Generation nicht geändert – im Gegenteil. Der von so vielen gern als tot bezeichnete Diesel ist aktuell so munter wie eh und je.

Als stärkere Ausbaustufe mit knapp 200 PS hält er den Passat mehr als ordentlich auf Trab, benötigt dabei so gut wie nie hohe Drehzahlen. Der Selbstzünder hat dabei an Laufruhe abermals zugelegt und ist entsprechend deutlich seltener als Diesel zu entlarven. Die Abstimmung des DSG konnte im Erstkontakt überzeugen, die altbekannte Gedenksekunde war bei unseren Versuchsfahrzeugen vernachlässigbar. Dank Allrad 4Motion gibt es keine erkennbaren Traktionsdefizite auf unserer ersten Ausfahrt.

TDI
Der TDI ist auch im neuen Passat das Souverän für den Langstreckeneinsatz.

Dafür steht das maximale Drehmoment von 400 Newtonmetern frühzeitig zur Verfügung, was auch bei niedrigeren Geschwindigkeiten und Touren eine spürbare Gelassenheit mit sich bringt. Auch hier unsere ganz klare Empfehlung: Das DCC Pro. Nicht allein die Spreizung ist das Besondere an diesem neuen Fahrwerk; es ist vor allem der Umstand, dass die Karosseriebewegungen auf ein Minimum reduziert werden konnten, was jede Langstrecke subjektiv verkürzt und für ein entspanntes Reisen sorgt. Den großen Diesel gibt’s übrigens ab Sommer 2024, vorab steht die Version mit 150 PS und Vorderradantrieb zur Verfügung. Allrad ist jedoch dem großen Selbstzünder vorbehalten.

Der Hybrid:

Der PHEV mit 204 PS Systemleistung konnte in unserem Erstkontakt zeigen, dass es sich unter entsprechenden Voraussetzungen durchaus lohnen kann, auf einen Hybriden zurückzugreifen. Denn die versprochenen über 100 Kilometer rein elektrisch zu bewältigende Fahrstrecke scheinen unseren ersten Eindrücken nach keine leeren Werbeversprechungen zu sein, sondern vielmehr nah an der Praxis. Dank der auf fast die doppelte Kapazität gestiegene Batterie – 19,7 statt 10,6 kWh – ist dies möglich.

Hybrid Motorraum VW Passat B9
Zwei Hybridmodelle werden ab Jahresmitte zur Verfügung stehen.

Natürlich spielen auch hier diverse Faktoren eine Rolle, wie beispielsweise Fahrweise, Außentemperaturen und diverse weitere Dinge, welche die Reichweite entsprechend beeinflussen können. Allerdings dürfte der Passat PHEV, der übrigens vormals GTE hieß – vor allem für Pendler interessant sein, die jeden Tag eine überschaubare Strecke zurücklegen und bestenfalls zuhause und/oder am Arbeitsplatz nachladen können.

Wir können nach unseren ersten Fahrten festhalten, dass man auch hier – ähnlich wie beim Tiguan – das Mehrgewicht zumindest bei forcierter Kurvenfahrt spüren kann. Dies macht sich allerdings auch tatsächlich nur dann bemerkbar und dürfte daher vernachlässigter sein, denn der Passat war und ist als eHybrid nicht unbedingt die erste Wahl eines ausgemachten Sportfahrers. Ansonsten liegt der Kombi auch als PHEV satt auf der Fahrbahn und bietet zudem – da nehmen sich aber alle neuen Passats nichts – einen außerordentlich leisen Innenraum, was auf eine umfassende Dämmung zurückzuführen ist.

Der Vortrieb ist dank der elektrischen Unterstützung kraftvoll und sehr adäquat. Wer noch mehr Power benötigt aber beim Hybridantrieb bleiben möchte, kann die stärkere Variante mit 272 PS wählen, die mit Sicherheit durch noch stärkeren Vortrieb diese Bedürfnisse erfüllen kann.

Ganz wichtig: Der VW Passat eHybrid beherrscht in beiden Versionen nun das Schnellladen dank CCS-Anschlusses an einer DC-Schnelllade-Station mit bis zu 50 kW. Das verkürzt Ladevorgänge signifikant. Auch wenn die Förderung für den eHybrid wie auch für alle anderen Hybridmodelle abgeschafft wurde: den Steuervorteil für Gewerbetreibende gibt’s weiterhin obendrauf.

Der Benziner:

Last but not least wird der neue VW Passat auch als konventioneller Benziner angeboten. Wir haben uns gleich die große Maschine geschnappt und waren erstaunt über den vehementen Durchzug des Antriebs. Wer eine dynamische Fahrweise bevorzugt, dürfte mit diesem Antrieb wohl den meisten Spaß haben.

Auch wenn das sicherlich nur einen Bruchteil der Passat-Fahrer betrifft, sei es dennoch mal am Rande erwähnt: Die Gänge lassen sich genussvoll hoch ausdrehen um beim Erreichen der Drehzahlgrenze manuell den nächsten Gang reinzuklickern.

Auf unseren Fahrten durch südfranzösische Serpentinen konnten wir zudem feststellen, dass der Sportmodus in Verbindung mit diesem Motor die Bezeichnung „Sport“ durchaus verdient hat. Denn trotz der schieren Länge und Masse prescht der Kombi vor, giert förmlich nach der nächsten Kurve und lässt sich auch präzise durch diese und alle folgenden Richtungswechsel dirigieren. Dass man dabei mit Verbräuchen zwischen zehn und elf Litern rechnen sollte, sei ebenfalls als Randnotiz erwähnt. Allerdings werden wir valide Werte – wie immer – im Rahmen eines ausführlichen Einzeltests nachreichen.

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Ausstattung, Komfort, Technik im VW Passat B9

Wie auch im neuen ID.7 Tourer, ziehen auch im neunten Passat viele interessante Dinge in das Mittelklasse-Modell ein. Dazu zählt auch das Infotainment MIB4 der vierten Generation. Dieses bietet deutlich mehr Rechenleistung und ist somit viel schneller verfügbar als beim Vorgänger. Die Inhalte werden als Basis auf einem 12.9-Zoll-Screen gezeigt, wohingegen die größte Ausbaustufe mit 15 Zoll Bildschirmdiagonale aufwartet. Nun wird der Touch-Slider für die Lautstärkeregelung und die Klimabedienung unter dem Bildschirm bei Dunkelheit beleuchtet.

Der Sprachassistent ist nun umfassend vorbereitet, um in den direkten Dialog mit dem Fahrer zu treten. Dank ChatGPT – einer KI-basierten Software – werden die möglichen Themenbereiche dabei um ein vielfaches ausgeweitet. Zu unserem Testzeitpunkt stand diese Funktion allerdings noch nicht zur Verfügung und soll demnächst als Update zur Verfügung gestellt werden.

Ebenfalls neu ist auch der Parkassistent Plus mit Memoryfunktion. Dieser kann bis zu fünf Orte speichern, wo er die letzten 50 Meter Fahrweg absichert, um so automatisch eine reservierte Parklücke oder das Carport zu beziehen. Auch das Head-up Display erfuhr eine Neuerung: Satt wie bisher auf einer Plexiglas-Scheibe zu projizieren, werden jetzt alle Inhalte direkt auf die Windschutzscheibe geworfen. Das bedeutet mehr Fläche und näher am direkten Blickfeld des Fahrers.

Das Soundsystem von Hause Harman / Kardon machte im ersten Hörtest eine gute Figur. Was wir allerdings etwas schade finden, ist die Tatsache, dass der große Drehregler für (unter anderem) die Lautstärke, den wir im neuen Tiguan kennen- und sofort zu schätzen gelernt haben, im Passat nicht zum Einsatz kommt. So muss der Fahrer mit der – nun beleuchteten – Slider-Leiste oder den Tasten am Lenkrad Vorlieb nehmen, um die Lautstärke zu erhöhen oder zu verringern. Dass bei Volkswagen nun auf einen zentralen Gangwahlhebel in der Mittelkonsole verzichtet wird, ist wohl dem Umstand geschuldet, dass die Kunden dies wollen. Dieser wanderte wie bei den ID.-Modellen rechts an die Lenksäule.

Noch ein Schade: Auch die neuen HD-Matrix-Scheinwerfer des Tiguan kommen im neuen Passat nicht zum Einsatz. Allerdings gibt es dennoch Matrix-LED-Leuchten der neusten Generation gegen Aufpreis, die sowohl bei Helligkeit als auch bei der Reichweite zugelegt haben sollen. Ob dem auch so ist, wird ein detaillierter Test klären.

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Varianten und Preise des VW Passat B9

Der VW Passat B9 wird in vier Ausstattungen und zunächst in zwei, ab Jahresmitte in acht Antriebsstufen angeboten. Als Ausstattungen wird es die „Basis“ als Einstiegsmodell, „Business“ für Vielfahrer sowie die beiden Topausstattungen „R-Line und „Elegance“.

Die Motorisierung übernimmt zum Marktstart ein 1.5 eTSI mit 150 PS als Mildhybrid-Turbobenziner in der Ausstattung Basis ab 39.995 Euro und ein 150 PS starker 2.0 TDI Turbodiesel wird ab Business für mindestens 48.495 Euro angeboten.

VW Passat B9 schräg hinten rechts
Der VW Passat B9 startet zunächst mit zwei Antrieben, wird später mit sechs weiteren Antriebsstufen ausgestattet.

Ab Jahresmitte 2024 kommen zwei weitere Diesel mit 130 und 197 PS, ein 2.0 TSI Benziner mit 265 PS und die beiden PHEV mit 204 und 272 PS Systemleistung hinzu.

Das überarbeitete 4Motion-Allradsystem ist dem stärksten Diesel und Benziner vorbehalten und folgt entsprechend ebenfalls im Jahresverlauf. Genau diese Modelle dürften vor allem diejenigen interessieren, die den Passat im Zugbetrieb nutzen möchten. Denn dieser hat mit 2,2 Tonnen die höchste zugelassene Zuglast und mit 90 Kilogramm Stützlast viel Reserven für facettenreiche Einsatzszenarien.

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Fazit – Der letzte Passat ist wahrscheinlich auch der Beste

Der neue VW Passat Variant gab sich im Erstkontakt von einer neuen dynamischen Seite, ohne dabei seine praktischen Kerntugenden zu vernachlässigen. Er ist gewachsen, bietet noch mehr Raum als der Vorgänger und der Nutzwert bleibt dadurch mehr als bewahrt. Bei solchen „Dauerbrennern“ ist es ohnehin schwierig, es bei einer neuen Generation allen recht zu machen. Dennoch ist es Volkswagen gelungen, den Passat insgesamt noch einmal gehörig aufzuwerten.

VW Passat B9 schräg vorne links
Er bleibt ein langstreckenkonformes Mittelklasse-Auto mit hohem Nutzwert: der VW Passat B9.

Sicher, es gibt auch geringfügige Abstriche, die allerdings kaum eine Rolle im Großen und Ganzen spielen. Die Kernkompetenzen des neuen Passat sind auch weiterhin die ausgeprägte Langstreckentauglichkeit, der hohe Nutzwert und das narrensichere Fahrverhalten. Hinzu kommen eine neue Stufe an Dynamik sowie eine gehörige Aufrüstung in puncto Technologie, welches nicht nur Assistenzsysteme und Infotainment betrifft, sondern in dessen Rahmen auch das Bedienkonzept umfassend optimiert wurde.

VW Passat B9 schräg hinten rechts
Hybrid- und Allradfans müssen sich noch bis Sommer gedulden.

Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass der mit Sicherheit letzte Passat als Verbrenner wohl gleichzeitig auch der beste Passat von allen geworden ist. Mehr wird ein detaillierter Test offenbaren, den wir zum gegebenen Zeitpunkt nachreichen werden.

Text & Fotos: NewCarz

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