VW Golf GTI Clubsport Test – Im Club der 300er

VW Golf GTI Clubsport
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Es gibt hierzulande wohl niemanden, der nicht weiß, was ein GTI ist; doch als VW Golf GTI Clubsport ist er nicht unbedingt der breiten Masse bekannt.

Einfach gesagt, ist es ein GTI auf die Spitze getrieben. Ein Über-GTI sozusagen, der den herkömmlichen GTI in puncto Performance und Leistung nochmals überflügelt und – zumindest auf dem Papier – selbst einem Golf R erstaunlich nahekommt.

Der stärkste GTI aller Zeiten ist er dadurch noch nicht, denn da gab es bereits kräftigere Exemplare. Dennoch ist er der Sportler mit den aktuell machbaren Möglichkeiten, quasi dem, was möglich ist und im Rahmen eines GTI zum Einsatz kommen kann und soll.

Wir testeten den aktuellen GTI Clubsport für diesen Fahrbericht in der auffallend unauffälligen Farbgebung Pure White.




Die Optik des VW Golf GTI Clubsport

Den ohnehin dynamisch hergerichteten GTI soll eine Clubsport-Variante natürlich nochmals überflügeln. Und so hat man dem neuesten Mitglied im Sportclub einige Abgrenzungsmerkmale verpasst, um Verwechslungen zumindest zum Großteil ausschließen zu können.


VW Golf GTI Clubsport Front
Flat Rate – Die extrem flach wirkende Front mit großen Lufteinlässen und LED-Leiste.



Die Nebelleuchten in Wabendesign fielen diesem Upgrade leider zum Opfer. Schade, denn waren es doch insbesondere diese, die dem GTI einen extrem coolen Schliff verliehen. Nun, stattdessen gibt es tatsächlich eine durchgängig verlaufende LED-Leiste zwischen den Scheinwerfern. Diese finden sich sonst vor allem bei den elektrifizierten Versionen von Volkswagen und irgendwie stiftet der Einsatz am Clubsport zunächst Irritationen, da sie nicht so recht zu diesem Auto passen wollen. Doch wie so oft, ist dies eine Frage des Geschmacks.


GTI Badge
Unter der durchgängigen Lichtleiste zeigt sich auch das rote GTI-Emblem an der Front.



Außerdem: Trotz dieser Umgestaltungen muss man neidlos anerkennen, dass auch die neue Frontschürze richtig was her macht. Die größeren Lufteinströmungen zeugen von Potenz, die ja hier zweifelsfrei gestiegen ist – dazu kommen wir noch.


VW Golf GTI Clubsport Seite
Das schwarze Schweller-Dekor und der Dachspoiler kennzeichnen den Clubsport.



Das um 15 Millimeter tieferliegende Fahrwerk lässt den VW Golf GTI Clubsport auch optisch sehr tief wirken. Von vorne wirkt die Front dadurch fast schon platt, in der Seitenperspektive duckt sich der Wolfsburger im Kuschelmodus an den Asphalt. Ein wenig Dekor an den Schwellern und – auch bei diesem Modell aufpreispflichtige – 19-Zoll-Räder sorgen hier für das passende Finish. Am Heck gibt sich die spezielle Variante des GTI am auffälligsten durch die größeren, hier oval geformten Endrohre zu erkennen.




Das Interieur zeigt derweil viel Ähnlichkeit zum konventionellen GTI, bis auf den Einsatz von Alcantara und der gesteppten Rauten anstatt Karomustern auf den Sportsitzen. Schade eigentlich – hier hätten wir uns mehr Mut zur Eigenständigkeit gewünscht. Man stelle sich nur einen Clubsport-Schriftzug auf der Instrumententafel oder als Prägung auf den Kopfstützen vor.




Belassen hat man auch die Digitalisierung des Fahrzeug-Infotainments mit allen Vor- und eben auch Nachteilen. Sensorflächen reagieren auf Berührung und Wischbefehle und spätestens am Lenkrad wird das beim artgerechten Einsatz sehr schnell als fehl am Platze interpretiert. Auch dazu später mehr.


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Motor und Fahreigenschaften – Feuer und Wasser

In diesem Kapitel geht es um die hauptsächliche Modifikation, mit der das Modell in den Clubsport integriert wird. Der Motor ist immer noch der bekannte TSI mit zwei Litern Hubraum. Dieser leistet hier anstelle der 245 PS dank mehr Turbo- und Einspritzdruck sowie angepasster Kennfelder nun kräftige 300 PS.


Motorraum VW Golf GTI Clubsport
55 Pferde mehr als im normalen GTI: Der Clubsport verfügt über 300 PS.



Das Drehmoment steigt im Maximum um 30 auf nun 400 Newtonmeter und um es kurz zu machen: So aufgeladen, wirkt der Motor spürbar bissiger und drehwilliger als der im „normalen“ GTI. Nur 5,6 Sekunden benötigt der Clubsport von null auf 100 km/h und am Ende der Fahnenstange springt der Clubsport bei Tempo 250 fast derbe in den Begrenzer. Viel Feuer also, doch mit der Leistung allein ist es noch längst nicht getan.

Dank einer neu ausgetüftelten Sperrwirkung der Vorderachse – auch der GTI Clubsport ist ein Fronttriebler – bleibt der Golf unglaublich hartnäckig mit dem Straßenbelag verzahnt. Selbst schnelle Lastwechsel oder brutal gefahrene Beschleunigungen scheinen dem Traktionsvermögen keinen Abbruch zu tun. Das schafft Vertrauen und Sicherheit bei jedem dynamischen Einsatz.


Fahrmodi
Einer von Vieren – Die Fahrmodi wählt man per Sensortaste rechts unten.



Ein echtes Lob muss man für das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe dalassen, welches vor allem in den Sportmodi überaus zackig und stets passend die Gänge verwaltet. Dadurch hatte man irgendwie nie Ambitionen, den VW Golf GTI Clubsport manuell über die Schaltpaddels zu schalten. Übrigens: Weshalb man diese aus schnödem Kunststoff am Lenkrad belässt, muss man nicht verstehen. Spätestens als Clubsport hätte sich der Golf hier eindeutig etwas hochwertiger erscheinendes verdient.

Genug geärgert, denn bereits die erste sich nähernde Kurve lässt diesen kleinen Faux pas vergessen und bringt den Fahrspaß zurück: Der GTI Clubsport lässt sich absolut exakt über eine sehr feinfühlige Lenkung dirigieren, kann dank Feindosierung über die kompromisslose Bremsanlage auf den Bruchteil eines Stundenkilometers genau negativbeschleunigt werden. Während man diese Feststellungen über eine Art High-Speed-Synapsenkarneval als Erkenntnis begreift, ist der Wolfsburger längst durch den Kurvenscheitelpunkt beim Herausbeschleunigen.


VW Golf GTI Clubsport schräg hinten links
Narrensicher – Der GTI Clubsport ist schnell und einfach beherrschbar.



Man spürt sofort: Dieses Auto lässt sich absolut narrensicher fahren. Selbst als Ungeübter ist man nach einigen Kurven „drin“ und das Auto umgibt den Fahrer mit einer fast schon unaufgeregten Aura. Trotz aller Geschwindigkeit und gerade durch diese Einfachheit des Fahrerlebnisses, vermag der Clubsport nicht das euphorische Ausmaß an emotionalen Ergüssen heraufzubeschwören, wie andere Derivate dieser Klasse, wie beispielsweise ein Type R, dies können.

Nicht falsch verstehen, das ist keine Kritik, sondern eine Feststellung auf emotionaler Ebene. Der Clubsport ist schnell, verdammt schnell, wedelt um Kurven wie kaum ein anderer. Sein Bonus-Fahrprogramm „Special“ mit Abstimmung für die Nordschleife auf dem Nürburgring, macht ihn genau dort und auf allen ähnlich verlaufenden Pisten zum Überflieger.


Nordschleife Fahrmodus
Special Bonus – Das zusätzliche Fahrprogramm mit der Feinabstimmung für die Nordschleife.



Das Fahrwerk und dessen elektronische Charakterisierung kann selbst kleinere Fahrfehler erschreckend einfach kaschieren. Damit wird nahezu jeder Pilot zum Zeitenräuber und so schnell, wie in kaum einem anderen Auto dieser Klasse. Doch unterm Strich fehlt die berühmte Träne der Ergriffenheit am Kurvenausgang, die waagerecht nach hinten abläuft, wie es Walther Röhrl einst beschrieb.

Andererseits zeigt sich der Wolfsburger auf Knopfdruck vollständig alltagstauglich, macht den Schritt vom Nordschleifenschreck zum Kindertaxi vor der Schule im Handumdrehen und schwimmt im alltäglichen Verkehr nahezu unauffällig mit. Genau das Gegenteil zum Feuer, also Wasser. Straff abgestimmt, doch nicht knochenhart, kann man mit dem VW Golf GTI Clubsport auch auf Reisen gehen, ohne sich Sorgen um seine Bandscheiben oder die Geburtstagstorte im Kofferraum machen zu müssen.


Restreichweite
Ein kleines Symbol neben der Restreichweite als Hinweis aufs Fahrprogramm „Special“.



Beim Thema Verbrauch gibt es eine gehörige Spannweite, abhängig von der Fahrweise zu betrachten. Fährt man eher alltagskonform relaxt und belässt es bei nur vereinzelten – dann aber gerne richtig zackigen – Überholmanövern, bleibt der Drittelmix bei ganz knapp unter acht Litern auf 100 Kilometer. Das ist mehr als alltagskonform.

Auf der Sparrunde verringerte sich der Benzinkonsum auf 6,8 Liter und bei Volllast auf der Autobahn oder der Rennstrecke, muss man mit Verbräuchen im zweistelligen Bereich rechnen, bei denen die erste Zahl sehr nah an eine Zwei heranreicht. Das ist wiederum recht viel für einen Zweiliter-Vierzylinder.


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Ausstattung, Komfort, Technik

Hier gibt es wie auch beim konventionellen GTI ab Werk eine gute Auswahl an Annehmlichkeiten. Das Infotainment wurde wie auch bei allen anderen Golfs der achten Generation voll digitalisiert. Die Bedienung erweist sich nur bedingt intuitiv, zu viele Untermenüs und zu stark überwachungspflichtige Touch- und Wischbefehle lenken einfach zu stark ab.


Steuer GTI
Alles digital – Nicht die beste Lösung, wie sich bereits mehrfach bescheinigen ließ.



Die kapazitiven Sensorflächen am Lenkrad reagieren sehr feinfühlig auf Berührungen, was dazu führt, dass man bei deftiger Fahrweise gefühlt jede zweite Kurve irgendetwas unbeabsichtigt verstellt, weil man auf ebendiese Schaltflächen gelangt. Das lenkt ab und ist daher ein echter Kritikpunkt.


Multifunktion
Sensibel – Diese Sensortasten sind bei harschen Lenkmanövern schnell ungewollt bedient.



Für das ESP hätten wir uns eine separate Einstelltaste gewünscht. Stattdessen muss man sich durch die Untermenüs im Sportprogramm wühlen und benötigt stets mehrere Schritte, um hier etwas zu verändern.

Dafür überzeugt auch hier das IQ.Light mit seinem phänomenalen LED-Licht auf ganzer Linie, schafft auch bei Dunkelheit ein hohes Maß an Sicherheit. Auch sonst ist im Testwagen alles an Bord, was man sich beim alltäglichen Einsatz wünschen mag.


LED-Scheinwerfer
Großes Kino – Die LED-Scheinwerfer gehören zu den besten der Fahrzeugklasse.



Von der 2-Zonen-Klimaautomatik über die perfekt funktionierenden Schnittstellen Android Auto und Apple CarPlay bis zur 30-farbigen Ambientebeleuchtung oder dem digitalen Radio DAB+. All dies und auch das schlüsselloses Zugangssystem sowie einige wichtige Assistenzsysteme sind bereits serienmäßig an Bord.


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Varianten und Preise des VW Golf GTI Clubsport

Der Clubsport wird ab 42.265 Euro angeboten. Das sind rund 5.200 Euro mehr als Volkswagen für den konventionellen GTI verlangt. Wer den Clubsport optisch noch auffälliger haben möchte und die elektronische Fußfessel bei 250 km/h abgenommen sehen möchte, muss auf den VW Golf GTI Clubsport 45 zurückgreifen. Diese Jubiläumsedition läuft 267 km/h und kostet noch einmal rund 5.800 Euro mehr.


Seitenansicht VW Golf GTI Clubsport
Nicht als Schnäppchen gehandelt: Über 42.000 Euro als Einstiegspreis sind viel Holz.



Voll ausgestattet, kommt man ohne Gerantieverlängerungen und Zubehör für den VW Golf GTI Clubsport auf knapp 57.000 Euro – ein Aufpreis von 15.000 Euro für Sonderausstattungen ist wahrlich kein Pappenstiel.


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Fazit – Einmal GTI austrainiert, bitte

Der VW Golf GTI Clubsport verinnerlicht all das, was dem normalen GTI aufgrund gutbürgerlicher Tugenden vorenthalten wurde. An den Stellen, an denen sich der GTI noch zurückhält, tobt sich der Clubsport frei aus.

Dabei ist er ein Brückenbauer oder ein Wandler zwischen den Welten – wie man es nimmt, schließt er nämlich die Lücke zwischen dem GTI und dem Golf R. Oder anders gesagt, ist der VW Golf GTI Clubsport genau dann die richtige Wahl, wenn der normale GTI zu brav und der allradgetriebene Golf R bereits drüber erscheint.


VW Golf GTI Clubsport schräg vorn links
Der GTI ist braver, der Golf R ist schärfer – Der VW Golf GTI Clubsport passt genau dazwischen.



Er grenzt sich erfolgreich von beiden Modellen ab, zeigt seine Eigenständigkeit insbesondere durch sein extrem schnelles und narrensicheres Handling. Er ist Hobbysportler und Alltagsmeister in einem Auto. Der Aufpreis zum GTI ist nicht vernachlässigbar, doch das Upgrade dafür in allen Lebenslagen spürbar. Der Gentleman-Abstand zum Topmodell Golf R bleibt dabei vollumfänglich gewahrt.


VW Golf GTI Clubsport hinten
Der Clubsport – Nicht der stärkste, aber einer der stärksten GTI aller Zeiten.



Am Ende sollte eine Probefahrt mit allen drei genannten Modellen eine Entscheidung einfacher machen – ohnedem bleibt diese nämlich eine emotionslose, rein pragmatisch-rationale, und das wäre bei einem kompakten Sportler doch frevelhaft.




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Pro und Contra

Pro:

  • sehr gute Fahrleistungen
  • extrem einfaches Handling
  • ausgeprägte Alltagstauglichkeit

Contra:

  • hoher Preis und umfangreiche Aufpreispolitik
  • bei sportivem Einsatz hoher Verbrauch

 

Text/Fotos: NewCarz

Kamera: Canon EOS 6D Mark II

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Technische Daten: VW Golf GTI Clubsport

  • Farbe: Pure White Uni
  • Länge x Breite x Höhe (m): 30 x 179 (2,07 mit Außenspiegeln) x 1,47
  • Radstand (mm): 2628
  • Antrieb: Vierzylinder Turbobenziner mit OPF
  • Hybridart: –
  • Leistung: 221 kW (300 PS) bei 5.300 rpm
  • Max. Drehmoment (Nm): 400 bei 2.000 bis 5.200 rpm
  • Hubraum: 1.984 ccm
  • Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik DSG
  • Antriebsart: Front
  • Durchschnittsverbrauch (WLTP): 7,4 l/100 km
  • Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,9 l/100 km
  • CO2-Emissionen (Werksangabe): 167 g/km
  • Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,6 Sekunden
  • Wendekreis (m): 10,9
  • Kofferraum (l): 380 bis 1.237
  • Leergewicht (kg): 1.461
  • Zuladung (kg): 469
  • Tankinhalt (l): 50
  • Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind 95 Oktan (98 Oktan empfohlen)
  • Neupreis des Testwagens: ca. 56.200 Euro (Basispreis: 42.265 Euro)

 

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