Abarth 600e Test – Der elektrische Stachel ist giftig

Abarth 600e Scorpionissima
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Mit dem Abarth 600e bringen die Italiener ihr zweites, vollelektrisches Modell auf den Markt.

Bereits nach dem 500e war der Aufschrei der Fangemeinde groß. Abarth und elektrisch – kann das gutgehen? Den Shitstorm haben die Abarthaner gelassen hingenommen, wenn auch nicht unter den Tisch gekehrt.

Der 600e soll nun alle Zweifelnden überzeugen, wenn sie ihn einmal gefahren sind. Als leistungsstärkstes Modell der gesamten Markengeschichte, konnten wir den elektrischen Italiener im Rahmen eines Erstkontaktes in beiden Varianten – Turismo und Scorpionissima – fahren. Der Test.



Exterieur – Farbenfroher Skorpion

Wenngleich der Abarth 600e auf dem eher bieder wirkenden Fiat 600 basiert, so zeigt sich das Abarth-Modell gewissermaßen eigenständig und kein bisschen langweilig. Zugegeben, die Anleihen sind eindeutig, doch alleine die kräftigen Farben und optischen Modifikationen bringen ein wenig Rennsport-Flair in die Karosserie. Da wären unter anderem der coole Heckflügel samt Skorpion-Logo, die ausgestellten Radhäuser und wahrhaft riesigen Felgen.

Von vorn betrachtet, blickt der Italiener durch schmale Voll-LED-Scheinwerfer, während der schwarze Markenschriftzug keinen Zweifel an der Herkunft aufkommen lässt. Unterhalb des Kennzeichens gibt es einen großen, eckigen Lufteinlass, der als Hommage an frühere Abarth-Modelle aus den 1960er-Jahren gelten darf. Am Heck gibt’s natürlich keine Endrohre, dafür aber einen Diffusor und den bereits erwähnten Spoiler mit seinen zwei Löchern, die neben der coolen Optik auch aerodynamische Aufgaben erfüllen.

Die vielen schwarzen Akzente kommen besonders gut mit den knalligen Außenfarben „Acid Green“, „Shock Orange“ und „Hypnotic Purple“ zur Geltung. Das extrovertiert anmutende Violett ist übrigens ausschließlich dem Topmodell „Scorpionissima“ vorbehalten.

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Interieur – Sportbewusster Skorpion

Im Innenraum geht es nicht minder sportlich zu. Je nach gewählter Ausstattung gibt es hier bequeme Sabelt-Sportsitze (Turismo) oder rennstreckentaugliche Schalensitze ebenfalls aus dem Hause Sabelt (Scorpionissima), wobei letztere mit gewissen Komforteinbußen verbunden sind. Das Lenkrad ist ganz in Abarth-Manier mit feinem Alcantara bezogen und besitzt eine giftgrüne 12-Uhr-Markierung.

Dass gewisse Anleihen aus dem Stellantis-Baukasten ersichtlich sind, ist keine Schande, aber dennoch eine Erwähnung wert. So kennen wir die Zentralbildschirm, Tastenleiste und Gangwahl-Etage auch aus anderen Modellen, wie beispielsweise dem Jeep Avenger. Dennoch schaffen es die Italiener, ein Gefühl von Individualität zu versprühen, was wir durchaus begrüßen.

In Sachen Platzverhältnisse geht es vorne mehr als ausreichend zu und auch auf den hinteren Plätzen lässt es sich verweilen. Der Kofferraum nimmt 360 Liter auf, das geht in Ordnung. Maximal stehen 1.231 Liter zur Verfügung.

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Antrieb und Fahreigenschaften – Giftiger Skorpion

Angetrieben wird der Abarth 600e von einem Elektromotor mit wahlweise 240 (Turismo) oder 280 PS (Scorpionissima). Die Kraft wird via 1-Gang-Automatik alternativlos auf die Vorderräder übertragen.

Abarth 600e Motorraum
Zwischen 240 und 280 PS leistet der E-Antrieb des Abarth 600e.

Zunächst zum Turismo. Diese „zahmere“ Version weiß bereits zu überzeugen und bietet mehr Punch, als man erwarten würde. Beide Versionen erhielten übrigens eine mechanische Differenzialsperre an der Vorderachse, sodass Traktionsverlust möglichst vollständig vermieden werden soll. Auch gibt es für den 600e extra spezielle Reifen aus dem Hause Michelin. Hinzu kommen Bremsen von Alcon mit hoher Fadingresistenz. Man sieht bereits anhand dieser Partner, dass man sich die Entwicklung einiges hat kosten lassen. 

Der „Turismo“ ist in 6,2 Sekunden von null auf Tempo 100; der Scorpionissima“ benötigt nur 5,9 Sekunden.

Der Turismo bietet mit seinen 240 PS bereits mehr als ausreichend Leistung. Bei unseren Fahrten durch Stadt, über Land und auf der Autobahn machte der E-Italiener ein richtig gute Figur, zeigte sich wahlweise als gemütlicher Cruiser und – falls gewünscht – als kleines Spaßmobil. Gefühlt ist hier die Spreizung zwischen Sport und Komfort größer als bei den bisherigen Verbrennermodellen. Noch ein Wort zur Differenzialsperre: Diese sorgt in zügig gefahrenen Kurven dafür, dass man bereits ab dem Scheitelpunkt – egal bei welcher Geschwindigkeit – voll aufs Gas- (bzw. Strom-) Pedal gehen kann, was die Reifen zwar mit deutlichem Quietschen quittieren, der Abarth jedoch wie von der Tarantel gestochen gen Kurvenausgang giert. Hat man das ein, zweimal geübt, macht das mehr Spaß als man anfangs vermutet hat. 

Abarth 600e Vorderrad
Die Bremsanlage von „Alcon“ hat es in sich und erfüllt sportive Anforderungen im Höchstmaß.

Interessant ist auch der Umstand, dass der Abarth 600e je nach gewähltem Fahrmodus verschiedene Leistungen einschließlich Höchstgeschwindigkeiten zur Verfügung stellt. So ist der Modus „Turismo“ eher für das gemütliche Gleiten, der Modus „Scorpion Street“ für den sportlich angehauchten Ausritt und der Modus „Scorpion Track“ setzt dann die volle Leistung frei. Klar, der Abarth 600e ist sicherlich nicht der schnellste Kompaktsportler. Doch die Kombination aus Fahrwerk, Lenkung, Bremse und Antrieb passt Summa Summarum wirklich gut.

Abarth 600e Fahrmodus Scorpion Track
Im „Scorpion Track“-Fahrmodus steht die volle Leistung des E-Antriebs zur Verfügung.

Der auf 1.949 Stück limitierte Scorpionissima setzt bei sportlicher Behandlung noch einmal eins drauf. Ob man das nun wirklich braucht, sei mal dahingestellt. Nur wenn man beide Versionen im direkten Vergleich gefahren hat, spürt man einen Unterschied, der jedoch im Alltag vermutlich weniger gravierend ausfällt, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Allerdings ist der Aufpreis von 4.000 Euro gegenüber dem nicht limitierten Geschwisterchen nicht unbedingt hoch, wenn man die bessere Ausstattung und die bereits erwähnte Limitierung mit einbezieht.

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Verbrauch, Aufladen, Reichweite – Im Erstkontakt „no comment“

Die Reichweite beträgt bis zu 334 Kilometer nach WLTP. Doch dafür muss man schon dauerhaft im Turismo-Modus unterwegs sein und sollte sportliche Einlagen vermeiden. In Sachen Verbrauch können wir wie bei allen Erstkontakten keine validen Werte angeben, jedoch lag dieser in unserem ersten Test bei rund 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, was nicht allzu sehr von den Herstellerangaben entfernt ist.

Abarth 600e Ladeanschluss
Tatsächliche Ladezeiten und Reichweiten konnten im Rahmen des Erstkontakts noch nicht ermittelt werden.

Geladen werden kann die 54 kWh große Batterie des Abarth 600e übrigens mit maximal 100 kW, was heutzutage nur noch durchschnittlich ist. Dies zeigt aber auch, dass der italienische E-Sportler kein Langstreckenfahrzeug sein will und vielmehr als Spaßmaschine bezeichnet werden darf, die auf Kurz- und Mittelstrecken ihre Asse ausspielt. Testen konnten wir die Ladegeschwindigkeit im Rahmen unseres Erstkontaktes nicht.

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Ausstattung, Komfort & Technik

In puncto Ausstattung spalten sich hier ein wenig die Geister. Denn wer den Turismo bestellt, muss ihn so nehmen, wie er ist und kann lediglich zwischen vier Außenfarben wählen. Dinge, wie eine elektrische Heckklappe, ein schlüsselloses Zugangssystem, eine Rückfahrkamera, eine Verkehrszeichenerkennung, einen Totwinkel-Assistenten oder elektrisch anklappbare Außenspiegel können weder für Geld noch für gute Worte hinzu gebucht werden.

Der Scorpionissima bringt hingegen alle genannten Features mit, allerdings sind hier auch die Sabelt Racing Sitze alternativlos und in Sachen Außenfarben gibt es nur das giftgrüne „Acid Green“ sowie das mystische Violett „Hypnotic Purple“.

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Varianten und Preise des Abarth 600e

Angeboten wird der Abarth 600e derzeit in zwei Versionen:

  • Turismo – Für 44.990 Euro gibt es den 240 PS starken Elektro-Italiener mit Voll-LED-Scheinwerfern samt LED-Rückleuchten, Parksensoren hinten, einer Klimaautomatik, ACC, schlüssellosem Startsystem und vielem mehr.
  • Scorpionissima – Für 48.990 Euro erhält der 600e 280 statt 240 PS sowie die Vollausstattung mit elektrisch anklappbaren Außenspiegeln, einer elektrischen Heckklappe, einem Totwinkel- und Fernlichtassistenten, dem schlüssellosen Zugangs-System samt Näherungssensor, einer 180-Grad-Rückfahrkamera und vielem mehr. Die exklusive Lackierung in Hypnotic Purple kostet übrigens keinen Aufpreis.

Ob der Preis für den 600e hoch ist, kommt auf die Sichtweise an. Ein aktueller Golf GTI beispielsweise startet bei 45.655 Euro, stürmt in 5,9 Sekunden auf Tempo 100 und schafft 250 km/h in der Spitze. Ein vergleichbarer E-Konkurrent wäre der VW ID.3 GTX, der aktuell ab 47.225 Euro zu haben ist.

Abarth 600e Turismo schräg vorne
Knapp unter 45.000 Euro startet der Abarth 600e als „Turismo“.

Verblüffenderweise ist hier die Beschleunigung auf 100 km/h ebenfalls in 5,9 Sekunden erledigt, allerdings ist bereits bei Tempo 180 Schluss. Dank 79 kWh-Akku sollen bis zu 606 Kilometer möglich sein. Somit ist diese Frage am Ende des Tages vom jeweiligen Interessenten abhängig. Denn auch die Verbrenner-Abarths waren nie wirklich günstig zu haben.

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Fazit – Skorpion auf Hochspannung

Der Abarth 600e konnte im ersten Test halten, was die Italiener versprochen haben. Die Maßnahmen an Antrieb und Fahrwerk sind bemerkenswert und auch Elektro-Kritiker dürften an diesem Spaß-Tool ihre Freude haben.

Doch Butter bei die Fische: Reichweite und Ladegeschwindigkeit sind nicht das Gelbe vom Ei, allerdings soll der 600e auch kein Reisefahrzeug für die Langstrecke sein, sondern als Fahrspaß generierender Alltagsbegleiter für das tägliche Lächeln im Gesicht sorgen.

Abarth 600e Heck
Hat in jedem Fall seine Daseinsberechtigung: Der neue Abarth 600e.

Wer demzufolge ein Fahrzeug sucht, welches das Heritage in die Neuzeit übertragen hat und zugleich längs- wie querdynamisch brilliert, dürfte mit dem 600e die Erfüllung seiner „Must have“-Liste gefunden haben.

Text & Fotos: NewCarz

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Pro & Contra

Pro:

  • schicke Optik, welche die Abarth-DNA in die Neuzeit transferiert
  • sehr gute Performance 
  • als Scorpionissima quasi Vollausstattung

Contra:

  • geringe Reichweite 
  • niedrige Ladegeschwindigkeit (100 kW)
  • keine Einzeloptionen wählbar

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