Das Kennzeichen einer Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio ist das vierblättrige Kleeblatt, welches entgegen aller Unscheinbarkeit, einen enormen Unterschied zu den anderen Giulia-Modellen mit sich bringt.
Das Modell Giulia gehört seit über 65 Jahren fest zum Repertoire der italienischen Automobilmarke und verkörperte in dieser Zeit von einem Coupé über ein Cabrio, eine Limousine und auch einen reinrassigen Rennwagen für den Einsatz auf Rennstrecken bis hin zurück zur Limousine, die 2016 eine Art Reinkarnation des Modellnamens einläutete.
Der Protagonist für unseren Fahrbericht fuhr in einem feurigen Rot auf unser Testgelände – „Rosso Etna“ lautet die passende Bezeichnung für diese 3.000 Euro teure Speziallackierung.
Das Wichtigste im Überblick
- Zeitlos elegante Limousine mit als Quadrifoglio besonders sportlicher Optik.
- Dank bärenstarkem Antrieb und hervorragendem Fahrwerk ist Fahrspaß in rauen Mengen garantiert.
- Ob Alltagsbegleiter oder Tracktool – diese Giulia fühlt sich in jedem Metier pudelwohl.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Verbrauch, Aufladen, Reichweite
- Ausstattung, Komfort, Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Feuriges Outfit
Die Giulia ist bereits als „normale“ Limousine eine wahre Schönheit, die emotionalen Spirit mit italienischem Temperament und zeitloser Eleganz verknüpft. Bei der Quadrifoglio kommen noch einige doch dezisive Modifikationen hinzu.
Da wäre einmal die deutlich aggressiver wirkende Front mit ihren vergrößerten Lufteinlässen, an denen angebrachte Wabengitter augenscheinlich verhindern sollen, dass etwaiges Kleinzeug nicht ungehindert in das teure Kühlungs-Equipment gelangen kann.





Ein Facelift zum Modelljahr 2023 brachte neue Scheinwerfer, deren Lichtsignatur nun aktuell typisch für Alfa-Modelle in drei Teilen emittieren. Zum dabei stattgefundenen Wechsel von Xenon zu LED-Technik kommen wir später.
An den vorderen Kotflügeln dann ein wichtiger Hinweis für alle, die sich mal mit einer Giulia messen möchten. Denn prangt hier beidseitig ein vierblättriges grünes Kleeblatt, sollte man sich genau überlegen, ob man es wissen will.
Weiter geht es mit roten Bremssätteln (kosten tatsächlich 500 Euro extra), die aber nicht nur die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio zieren können, genau wie die zum Niederknien schöne Seitenansicht einer Bilderbuchlimousine. Eine in einer Lufthutze zur Entlüftung der vorderen Radhäuser beginnende und die ansteigende Gürtellinie betonende Falzkante, die in der hinteren Tür endet, dazu ein kuppelartiges Coupédach – herrlich!





Am Heck gibt es dann noch einmal ordentlich Adrenalin in den Vorhof eines jeden Sportlerherzes. Vier mit Chrom verzierte Endrohre werden von einem mächtigen Heckdiffusor komplimentiert und zeigen bereits im Stand, das hier geklotzt anstatt gekleckert wird. Eine dezente, aber zugegeben bestens ins Gesamtbild passende Spoilerlippe aus Sichtkarbon auf dem Kofferraumdeckel rundet den Heckabschluss wie ein i-Tüpfelchen ab.
Interieur – Rennatmosphäre trifft Premium
Der Innenraum der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio verströmt jede Menge an Rennatmosphäre, ohne dabei den Komfort und die Wertigkeit aus dem Fokus zu verlieren.





Allen voran begeistern im Test die fulminanten Sportsitze mit ihrem zangengleichen Halt. Sie wirken jedwedem Verrutschen während ambitionierter Tiefflüge mit der italienischen Mobilmachung erfolgreich entgegen. Dazu kommt jede Menge Dekor in Carbon, was ebendiesen Rennsport-Flair ins Interieur bringt.
Neu ist seit dem Facelift ein digitales Cockpit, welches dem typischen Tubus-Design angepasst wurde; der Zentralbildschirm bleibt weiterhin recht überschaubar in seinen Abmessungen, genügt aber auch so allen Anforderungen.





Das passend dick aufgeschäumte Sportlenkrad zeigt ein kleines Kleeblatt als Intarsie und wird durch zwei riesige Schaltwippen aus Edelmetall flankiert. Daran erkennt man den sportiven Anspruch dieser Sportlimousine, denn Schalten per Hand steht hier eindeutig im Vordergrund und kann schon mal das Betätigen des Blinkerhebels behindern.

Ansonsten wirken alle zum Einsatz kommenden Materialien sehr hochwertig und wurden ohne Ausnahme tadellos verarbeitet. Platztechnisch bleibt alles wie gehabt, will heißen, die Giulia spielt hier im guten Mittelfeld ihrer Fahrzeugklasse.
Antrieb und Fahreigenschaften – Crème de la Crème des Fahrspaßes
Unter der Haube der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio sitzt ein 2.9-Liter V6, der dank Bi-Turboaufladung 520 PS generiert – vor dem Facelift waren es zehn weniger. Dieser Motor hat übrigens seine Wurzeln bei Ferrari und wurde auf Grundlage des V8 entwickelt, der auch im Ferrari California T zum Einsatz kommt.

Mit 600 Newtonmetern, die ab 2.500 Touren anliegen und Drehzahlen bis 7.000 Touren beschert dieser Motor ein Feuerwerk aus Vortrieb und Akustik. Dabei wird er nie aufdringlich oder gar prollig, sondern schwingt eher kunstvoll ein Klangensemble, wie ein Samurai sein Schwert während der Kampfsportprüfung.

Nach dem Start geht es erst einmal gelassen voran und man spürt sogleich die kalte Bereifung, die schon beim Rangieren aus der Parklücke stark über die Vorderachse schieben möchte. Doch bereits auf den ersten hundert Metern wird klar, dass die Giulia auch als böses Kleeblatt sich so brav wie ein Rehkitz im Weidegras bewegen kann. Entspannt unterwegs im Alltag? Absolut kein Ding. Ein Fakt, den andere Sportlimousinen nicht ansatzweise auf diese entspannte Art vermögen.

Nachdem Motor und Antrieb warmgefahren sind – beides hat man im digitalen Monitoring bestens im Blick – geben wir der Italienerin die Sporen. Und das lässt schon im „Normal“-Modus erahnen, was die über 500 Pferde unter der Haube so veranstalten können. Wir schalten in den „Dynamic“-Mode, der als konventioneller Sportmodus der Italienerin die Muskeln straff macht und den Fahrspaß gleich einige Etagen nach oben schnellen lässt.
Die 8-Gang-Automatik sortiert die Gänge von sanft (im Normalmodus) bis knallhart und superschnell, sowie stets bestens zu den Anforderungen passend – ein Meisterwerk aus dem Hause ZF. Da kommt kaum der Wunsch auf, manuell zu schalten, was wir dennoch ausprobiert haben. Und siehe da: das macht tatsächlich noch mehr Spaß, denn es gibt keinerlei Schaltverzögerungen beim Hoch- und Runterwippen durch die Schaltkulisse.


Die Lenkung ist ein Gedicht, denn sie ist so unglaublich präzise und vermittelt vollumfänglich Rückmeldung vom Ist-Zustand, dass es aus unserer Sicht aktuell keine vergleichbare Lösung in dieser Fahrzeugklasse gibt. Das Beste daran ist, dass sie zu keinem Zeitpunkt nervös erscheint, auch nicht bei Höchstgeschwindigkeit jenseits der 300 km/h.
In 3,9 Sekunden hat das feuerrote Kleeblatt aus dem Stand Tempo 100 erreicht – zugegeben, da ist ein M3 oder ein AMG C63 vielleicht geringfügig schneller. Klingt nach einem Aber? Das gibt es auch. Denn je enger die Kurven auf der Strecke werden, je weiter entfernt der Fahrbahnebenheit von „Perfekt“ entfernt ist, desto schneller ist die Giulia an benannten Konkurrenten vorbei.

Die Leichtigkeit, mit der diese Limousine bewegt werden kann, ist phänomenal und es ist exakt diese Leichtfüßigkeit, die mit einer fast schon narrensicheren Vermittlung der Grenzen durch das Popometer einhergeht, was die Faszination dieser Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio im Besonderen ausmacht.
Beachten sollte nur jeder, dass im „Race“-Modus sämtliche Helfer wie das ESP deaktiviert werden und entsprechend sollte mit Kopf und Popo gefahren werden, sonst ist Kopf und Kragen auch schnell mal dahin. Denn in der Zeit der elektronischen Unterstützer scheinen auch Sportfahrer immer mehr zu verweichlichen und sind kaum noch in der Lage, die dann ungeregelten Kräfte an der Hinterachse zu bändigen.
Zumal der Grenzbereich mit warmen Reifen und dank des Sperrdifferenzials erst spät kommt und die Giulia dieses Limit wie bereits erwähnt, fast wie mittels Fahnenschwenk und Sprachrohr ankündigt. Anders gesagt war es selten einfacher, ein Auto vom Grip in den Drift zu bringen, ohne sogleich die Kontrolle zu verlieren. Novizen und/oder allen, denen das schwerfällt, sollten auf abgesperrter und idealerweise nasser Strecke etwas üben, um das Auto und seine Charakteristik kennenzulernen. Dann macht es umso mehr Spaß, die italienische Fahrfreude zu zelebrieren.

Beim Thema Verbrauch zeigt die Giulia mit dem Kleeblatt eine breite Range. Gelassenes Cruisen belohnt die 520 PS-Limousine mit einstelligen Durchschnittswerten. Auf der Sparrunde erreichten wir 8,3 Liter auf hochgerechnet 100 Kilometer.

Im Drittelmix kamen wir dann auf 10,8 Liter pro 100 Kilometer, genehmigten uns dabei auch das eine oder andere zackige Überholmanöver. Gänzlich anders sieht es aus, wenn die Italienerin zügellos auf der gesperrten Strecke oder auf der freien Autobahn permanent in Nähe der Maximalgeschwindigkeit bewegt wird. Dann laufen auch gern mal knapp über 30 Liter durch die sechs turbobeatmeten Brennräume.
Ausstattung, Komfort, Technik
Als stärkstes Derivat der Modellreihe kann die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio eine umfangreiche Serienausstattung vorweisen. Dazu gehören unter anderem 19 Zoll-Räder mit Mischbereifung (vorne 245er und hinten 285er Breite), ein sanft agierender Abstandstempomat, eine 2-Zonen-Klimaautomatik sowie beheizte Vordersitze und Lenkrad – beides homogen und wirkungsvoll.
Weiterhin hat die Giulia nun Matrix-LED-Scheinwerfer, deren automatische Ausblendung anderer Verkehrsteilnehmer zügig und zuverlässig im Test ablief. Die Helligkeit ist gut, liegt aber nur marginal über der von den bereits sehr guten Xenonscheinwerfern des Vorgängers.

Das serienmäßige Infotainment spielt sein Theater auf der 8-Zoll-Bildschirmbühne und zeigt, dass es nicht zum letzten Schrei der Möglichkeiten gehört. Dennoch funktioniert alles Wichtige wie Navi, Multimedia und Kameramonitoring wie gewünscht. Die Sprachsteuerung gehört da aber nicht dazu, weil sie im Test andauernd mit Verständnisproblemen beschäftigt war.
Weiterhin besitzt die Giulia als Quadrifoglio serienmäßig eine gut dosierbare und wirkungsvolle Brembo-Bremsanlage, eine Privacyverglasung, einen automatisch abblendenden Innenspiegel, Keyless und vieles mehr.

Zusätzlich bestehen aber noch diverse Möglichkeiten, um noch mehr Geld auszugeben. Sitze in einem Alcantra-Leder-Mix und grün-weißen Ziernähten beispielsweise, werden mit 2.500 Euro angesetzt. Ein Technologiepaket für 1.500 Euro bereichert das Assistenzkonglomerat um einen Stau-Assistenten, eine Alarmanlage, und einen Autobahn-Assistenten mit Stop- & Go -Funktion. Für Vielfahrer ist dies sicherlich eine sinnvolle Investition.
Richtig teuer wird es mit einer Carbon-Ceramic-Brembo-Bremsanlage für 9.000 Euro oder einer mit Carbon dekorierten Akrapovic-Abgasanlage, die stattliche 6.000 Euro aufruft. Die Motorhaube wird serienmäßig aus Carbon gefertigt, aber in Wagenfarbe lackiert. Wer möchte, kann das Dach aus Sichtcarbon ordern und zahlt dafür 4.000 Euro extra.




Sportschalensitze von Sparco mit Alcantara-Bezügen und Carbon-Rückwand sollen noch mehr Halt bieten, kosten aber stolze 4.500 Euro Aufpreis. Aufgrund der hervorragenden Sitzqualität der Seriensportsitze würden wir darauf auch ohne Sitzprobe gern verzichten. Eine Sitzheizung haben die Schalen zudem auch nicht.

Bei derartigen Aufpreisen freut man sich am Ende, dass die warm und sehr natürlich klingende 900 Watt starke Harman/Kardon Soundanlage mit ihren 14 Lautsprechern bereits zum Serienumfang gehört.
Was kostet ein Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio?
Kurz und knapp: 95.200 Euro beträgt der Startpreis für die Topmotorisierung. Damit ist das Modell mit Kleeblatt fast 40.000 Euro teurer als die Einstiegsversion als Giulia Diesel – allerdings auch 310 PS stärker und deutlich umfassender ausgestattet.

Wer alle möglichen Häkchen auf der Optionsliste setzt, kommt auf einen Gesamtpreis von 125.700 Euro. Im Vergleich zu seinen Wettbewerbern ist er dann immer noch einige Tausender günstiger; ein sehr ähnlich ausgestatteter BMW M3 Competition kostet beispielsweise rund 133.000 Euro.
Fazit – Eine der besten Sportlimousinen überhaupt
Wenn man bedenkt, dass die Giulia eine Limousine mit Heckantrieb und kein Mittelmotor-Sportwagen oder ähnliches ist, ist das, was die Italienerin abliefert, ungemein beeindruckend. Ein bärenstarker Motor trifft auf ein perfekt abgestimmtes Fahrwerk plus Getriebe, eine bestens austarierte Gewichtsverteilung und wird mit einer der besten Lenkungen in einem Serienfahrzeug kombiniert.

So viel Fahrspaß, so eine Menge an Euphorie und Endorphin ausstoßend, ist kaum ein anderes Auto dieser Art imstande – zumindest nicht in diesem Umfang. Das Facelift bringt zudem einige Neuerungen technologischer Art mit sich, was den Alltagseinsatz zusätzlich nochmals aufwertet. Wobei da deutsche Hersteller noch einige Nasenlängen weiter vorne liegen.
Doch Sportfahrer wird dieser Aspekt sicherlich weniger jucken, allerdings ist es auch die ausgemachte fahrerische Vielfalt, welche durch die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio geboten wird. Alltagsbegleiter in vollem Umfang oder Berserker auf am liebsten kurvigen Strecken – dieser Alfa kann beides und alles dazwischen auch.

Der Preis ist denen des Wettbewerbs nicht unähnlich, und dieses Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr, wie wir er“fahren“ konnten. Wer auf der Suche nach einer echten Fahrmaschine als Limousine mit vielseitigen Facetten ist, sollte sich unbedingt eine Probefahrt mit diesem Auto gönnen.





Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- sehr gute Fahrleistungen
- phantastisches Handling und superpräzise Lenkung
- optisch zeitlos eleganter Auftritt
- Quadrifoglio mit umfangreicher Serienausstattung
- facettenreiche Fahrcharakteristik vom Sportler bis zum Alltagsbegleiter
Contra:
- Infotainment nicht auf dem Stand der Zeit
- hoher Preis
- Sonderausstattungen sehr teuer
Konkurrenz: BMW M3, Mercedes-AMG C63
Technische Daten: Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio AT8
- Technische Daten: Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio AT8
- Farbe: Rosso Etna Metallic
- Fahrzeugklasse: Mittelklasse / Limousine
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,64 x 1,87 (2,02 mit Außenspiegeln) x 1,43
- Radstand (mm): 2.820
- Antrieb: V6-Ottomotor mit 2 Turbolader plus OPF
- Hubraum: 2.891 ccm
- Hybridart: –
- max. Leistung: 382 kW (520 PS) bei 6.500 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 600 bei 2.500 rpm
- Getriebe: 8-Gang-Automatik von ZF
- Antriebsart: Hinterachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 10,1 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 10,8 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 229 g/km
- Abgasnorm (WLTP): 6e 36EA
- Höchstgeschwindigkeit: 308 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 3,9
- Wendekreis (m): 11,6
- Bodenfreiheit (mm): k. A.
- Kofferraumvolumen (l): 480
- Leergewicht (kg): 1.735
- Zuladung (kg): 415
- max. Dachlast (kg): 50
- Tankgröße (l): 58
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 99.700 Euro (Basispreis: 95.200 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.