Vor wenigen Tagen gab es die Deutschlandpremiere des Alfa Romeo Junior, der wir beiwohnen durften.
Dabei konnten wir den neuesten Zugang der italienischen Traditionsmarke erstmals „in echt“ in Augenschein nehmen und auch Probesitzen.
Ursprünglich sollte der Kleinste aus dem Hause Alfa Romeo „Milano“ nach der Stadt benannt werden, in der die Automarke ihren Sitz hat, wurde aber kurz vor seinem Debüt in „Junior“ umbenannt. Es bleibt dennoch ein „Junge aus Milano“, und zu dem haben wir einmal fleißig Eindrücke gesammelt.
Da es sich um eine statische Premiere handelte, gab es keine Möglichkeit für eine Testfahrt, doch das holen wir nach.
Exterieur & Interieur – Eigenständig, wohin das Auge auch wandert
Bereits auf den ersten Blick zeigt sich der Junior wirklich als junger Spross, der zwar die Alfa-DNA in sich trägt, diese allerdings recht progressiv und jugendlich zur Schau stellt. So ist er als erster Alfa seit langer Zeit wieder einer, der mit Symmetrie aufwartet; das heißt, das Kennzeichen sitzt nun mittig und nicht mehr seitlich versetzt in der Frontschürze.
Die Front an sich besticht ohnehin durch hübsche Scheinwerfer, die optional mit Matrix-LED-Technik aufwarten sowie einem neuen Grill, der – auch erstmals – in zwei Varianten angeboten wird; einmal als Variante „Scudetto“ im progressiven Design mit Logo-Elementen und einmal als „Leggenda“ mit Markennamen in Schreibschrift; der Kunde hat hier die Wahl.
Das Logo auf der Motorhaube ist hier in Schwarz-weiß ausgeführt, was ebenfalls bis dato so nicht vorkam, sondern bislang immer als farbige Variante gezeigt wurde. In Summe wirkt die Front des Junior in der Tat sehr bullig und beschert dem Alfa eine ordentliche Portion Dynamik.
Ein Blick auf die Seite des 4,17 Meter langen SUVs zeigt, dass der Alfa deutlich größer wirkt, als man es von einem Auto aus dem B-Segment vermuten würde. Zwar ist der Abstand zum großen Bruder Stelvio klar gewahrt, allerdings möchte man nicht so recht glauben, dass sich der Junior mit Fahrzeugen wie T-Cross oder Mokka gleichstellt – dieser hier wirkt deutlich größer.
Die Felgen kommen im schicken Design in den Größen 18 und 19 Zoll. Sogar 20 Zoll sind möglich, diese Größe ist allerdings nur der Top-Motorisierung vorbehalten, zu der wir später noch kommen. Die in die C-Säule integrierten Griffe für die hinteren Türen bescheren dem Junior einen Hauch-Coupé-Flair, während der Heckabschluss ein paar Fastback-Allüren aufkommen lässt.
Und da wir gerade beim Heck sind: dieses erinnert nicht nur an koreanische Kandidaten á la Kia EV6, es ist auch für einen Alfa ungewöhnlich extrovertiert. Im direkten Vergleich zu Stelvio oder Tonale kommt der Junior extravagant daher, möchte seinen jugendlichen Charme gar aus jeder Pore versprühen, was ihm nach erster Inaugenscheinnahme auch gut gelingt. Der Markenname in Schreibschrift am Heck rundet den Gesamteindruck gekonnt ab und folgt zudem dem aktuellen Trend.
Nice to know: Zwar sitzt unter der Motorhaube tatsächlich der Motor, allerdings kann der Kunde gegen einen kleinen Aufpreis einen Einsatz dazu bestellen, sodass eine Art „Frunk“ entsteht. Hier passt dann allerdings nur das Ladekabel rein; wir begrüßen dieses Gimmick dennoch.
Interieur – Detailverliebtes Flair
Im Innenraum geht es mit der gleichen Liebe zum Detail weiter; die markentypische Schlange kommt in beleuchteter Form sogar in den Lüftungsdüsen vor, während das volldigitale Cockpit auf Wunsch auch analoge Instrumente anzeigt. Dieses Spiel mit den Kontrasten bei gleichzeitiger Beständigkeit dürfte auch eingefleischten Alfisti gefallen.
Ansonsten wirkt das Interieur sehr aufgeräumt und strukturiert, was auch dem Einsatz vertrauter Bedienelemente geschuldet ist, die wir unter anderem aus diversen Citroen- und Peugeot-Modellen kennen; dazu gehören unter anderem der Fahrmodus-Schalter sowie die Wippe für das Automatikgetriebe. Auf Wunsch zieht auch ein elektrisch öffnendes Panorama-Glasdach in den Junior ein. Ein 10.25-Zoll-Multimediasystem ist dem Fahrer zugeneigt und bietet neben Navi & Co. auch den bordeigenen Sprachassistenten, der dank ChatGPT mit künstlicher Intelligenz in den Dialog mit dem Fahrer tritt.
Die Platzverhältnisse sind vorne überdurchschnittlich gut und das Gestühl bietet im ersten Eindruck viel Halt und zeigte sich zudem als bequem. Im Fond geht es zwar etwas enger zu, doch für ein SUV im B-Segment ist hier immer noch genügend Platz. Den bietet auch der Kofferraum und schluckt mit gut 400 Litern ausreichend Gepäck. Zudem kann dieser auf bis zu 1.280 Liter erweitert werden.
Motorisierungen, Varianten und Preise des Alfa Romeo Junior
Angeboten wird der Alfa Romeo Junior in drei Versionen, von denen aktuell alle Vorderradantrieb besitzen.
- Der „Ibrida“ erhält einen 1.2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner als 136 PS starken 48-Volt-Mildhybrid-Antrieb mit 6-Stufen-Doppelkupplungs-Automatik. Eine Allradversion mit elektrisch angetriebener Hinterachse soll im Q4 dieses Jahres kommen.
- Zusätzlich gibt es den Junior mit E-Antrieb in zwei Versionen; einmal mit 156 PS, der dank 56 kWh großer Batterie bis zu 410 Kilometer kommen soll und
- als ebenfalls vollelektrischer „Elettrica Veloce“ mit satten 280 PS und 345 Newtonmetern Drehmoment. Dazu kommt noch ein Sportfahrwerk mit 25 Millimeter Tieferlegung, Sportbremsen mit Vierkolben-Sätteln und 380-Millimeter-Scheiben sowie ein mechanisches Torsen-Sperrdifferenzial; er ist auch der Einzige, der mit imposanten 20-Zöllern vom Band rollt.
Bereits ab Werk ist die Ausstattung des SUVs umfangreich. So ziehen bereits in die Basisversion des Alfa Romeo Junior Voll-LED-Scheinwerfer, eine Klimaautomatik und ein schlüsselloses Startsystem ein.
Die Preise beginnen bei 29.500 Euro für den Mildhybriden „Ibrida„, wohingegen die Elektroversion mit 156 PS für 39.500 Euro satte 10.000 Euro mehr aufruft. Da dauert es schon eine ganze Weile, bis man das Geld durch den monetären „Stromvorteil“ wieder eingefahren hat.
Das Topmodell mit 280 elektrischen PS startet ab 48.500 Euro – für ein E-SUV im B-Segment ein sehr sehr stolzer Preis.
Der Alfa Romeo Junior ist bereits jetzt konfigurierbar; die ersten Modelle werden als „Speciale“ genannte Einführungsversion angeboten und dürften im Spätsommer zu den Händlern rollen. Als „Speciale“ gibt es serienmäßig unter anderem 18-Zoll-Räder, elektrische Massagesitze vorne, eine Privacy-Verglasung, eine sensorgesteuerte elektrische Heckklappe, Keyless, ein Lederlenkrad und eine 8-farbige Ambientebeleuchtung an Bord des SUVs.
Fazit – Der selbstbewusste Junior
Unser erster Eindruck vom neuen Alfa ist durchgängig positiv. Der selbstbewusste, weil extrovertierte optische Auftritt passt bestens zum Marken-Image und die Ausstattung kann sich bereits im Einführungsmodell absolut sehen lassen.
Auch beim Preisgefüge zeigt der Italiener viel Selbstbewusstsein und könnte insbesondere bei den E-Varianten so manchem Interessenten die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Wie sich der Junior fährt und ob beziehungsweise wie er den Alltag meistert, wird ein entsprechender Autotest zeigen, auf den wir uns bereits jetzt schon freuen.
Text: NewCarz / Fotos: Alfa Romeo & NewCarz