Man nehme ein 2er Coupé, pflanze diesem einen 374 PS starken Reihensechszylinder ein und nenne es BMW M240i xDrive.
Heraus kommt ein Bavare, der immerhin vier PS mehr leistet als der BMW M2 der ersten Ausbaustufe aus der vorherigen Generation.
Allein dieser Vergleich lässt schnell eine ganz bestimmte Frage zum Sinn eines M2 aufkommen, doch wir wollen nicht vorgreifen. Natürlich ist es nicht ein Motor allein, der dieses Coupé zu einem dynamischen Bavaren macht. Was dieses Auto noch alles ausmacht, klärt dieser Fahrbericht.
Für die dafür erforderlichen Testmaßnahmen fuhren wir den BMW M240i xDrive in einer überaus interessanten Farbgebung namens Thundernight Metallic.
- Das Coupé von außen
- Der Innenraum
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Technik & Komfort
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Äußere Eindrücke zum BMW M240i xDrive
Der neue BMW 2er zeigt sich durch und durch als echter BMW und lässt Anleihen von seinen Ur-Ahnen durchscheinen. Dabei präsentiert er sich als Bilderbuch-Coupé mit tollen Proportionen und feiner Designlinie.
Die Front zeigt zum Gesamtbild gekonnt gestaltete Scheinwerfer, die sich harmonisch in das Antlitz integrieren. Die BMW-Doppelniere blieb hier in klassischer Weise wohlgeformt und nicht überdimensioniert – das gefällt vor allem den Europäern.
Grauglänzende Akzente finden sich in vielen Details, so auch an den Außenspiegelgehäusen oder in den Scheinwerfern, in denen noch ein Hauch Gold dazukam. Da werden vage Erinnerungen an die Tagfahrlichter bei eingeschaltetem Hauptlicht eines M5 CS wach.
Seitlich betrachtet, kommen die besagten Coupé-Proportionen besonders gut zur Geltung. Das kurze Heck und die lange Haube überzeugen als stilvolle Silhouette, in die sich die langen Türen harmonisch integrieren und die durch muskulös erscheinende Radhäuser pointiert werden.
Am Heck des BMW M240i xDrive wird es dann – nicht nur für BMW-Fans – etwas bizarr. Die Heckleuchten überraschen auf den ersten Blick mit ihrer 3D-Form und wirken dabei etwas verspielt, ja, geradezu herausfordernd.
Doch wer sich die Zeit nimmt und diese aus diversen Blickwinkeln betrachtet, kann diesem Vorpreschen der BMW-Designer durchaus etwas abgewinnen. Der Clou dabei: Die Lichtsignatur am Heck greift die Signatur der vorderen Scheinwerfer wieder auf – wurde allerdings umgedreht. Das erkennt man nur, wenn man sich beide Signaturen genau anschaut oder zufällig vor einer Schaufensterscheibe parkt und beide Signaturen im Spiegelbild dieses Fensters gleichzeitig betrachten kann.
Die beiden Endrohrblenden begleiten einen Heckdiffusor, welcher aber nur optisch dieser Aufgabe nachkommt. Es sieht dennoch klasse aus, finden wir.
Nun noch ein Wort zur Farbgebung unseres Testwagens. Das Thundernight Metallic ist eine sehr, sehr aufmerksamkeitserregende Lackfarbe. Kaum eine Farbe unserer vielen Testwagen hat das jeweilige Umfeld derart getriggert – und das fast ausnahmslos in positivem Sinne. Tiefgründig, mutig und augenschmeichelnd zeigt sich dieses dunkle Violett. Im Glanze der Sonne knallig und leuchtend, im Zwielicht mystisch und bei Nacht von Anthrazit bis Schwarz changierend – ein echter Facettenreichtum.
Entsprechend häufig wurden wir von Passanten darauf angesprochen – vom Fahrer einer konkurrierenden Oberklasselimousine bis hin zur Teenagerin, die sich auf den ersten Blick in diese Farbe verliebt hat. Die Aufmerksamkeit von den unterschiedlichsten Menschentypen war einfach enorm. Die vielen „Thumb ups“ von zahllosen Fahrern oder Insassen anderer Autos, LKWs, Motorräder und ja, auch von Fahrradfahrern, konnten wir am Ende nicht mehr zählen.
Die 750 Euro Aufpreis sind für alle, die eine derart facettenreiche Farbgebung mögen, gut investiertes Geld und wer diese Lackierung bei BMW als Kommunikationsfarbe auserkoren hat, dürfte dafür unserer Meinung nach gern einen Orden erhalten.
Der Innenraum – Klassisch BMW
Hier wurde stilistisch gesehen alles beim Alten gelassen und doch kräftig modernisiert. Der Armaturenbereich ist BMW-typisch aufgeräumt und bietet noch immer diverse physische Tasten, was wir überaus begrüßen. Verarbeitung und Materialeinsatz – beides erwies sich als tadellos und auf Premiumniveau.
Der Zentralbildschirm ist ausreichend groß dimensioniert und bestens ablesbar, das Cockpit digitalisiert. Die Sitze vorn sind sportiv konturiert, aber dennoch sehr bequem und bieten dabei jede Menge Seitenhalt – das ist nicht immer selbstverständlich, aber BMW zeigt hier vielen anderen, wie es funktionieren kann. Man sitzt sehr tief, fällt praktisch beim Einsteigen in diese tollen Sitze.
Das Sportlenkrad bleibt weiterhin ohne Abflachung und liegt satt gepolstert in den Händen. Der Durchmesser des Lenkradkranzes könnte aber gern etwas moderater für dieses Modell ausfallen. Eyecatcher: Als Novum bei BMW-Modellen wurden in den Türverkleidungen die M-Farben als bei Dunkelheit sogar illuminierte Stilmittel angebracht.
Im Fond geht es selbstredend enger zu und hier sollten vielleicht nur kleine Kinder in ihren Schalen mitfahren. Erwachsenen kann man diese Plätze maximal auf kurzen Strecken zumuten. Der Kofferraum offeriert mit seinen 390 Litern ausreichend Stauraum für die meisten alltäglichen Anforderungen und dank einer dreiteilig umklappbaren Rückenlehne gibt es genügend Möglichkeiten der Erweiterung.
Motor und Fahreigenschaften – Von Feuer und Freude
Unter der Haube des M240i schlägt das Herz in Form eines kräftigen, sämigen Reihensechszylinders, der mittels Twin-Scroll-Turbolader zwangsbeatmet wird. Dieses Aggregat mit der internen Bezeichnung B58 kennen wir bereits unter anderem aus dem BMW M440i wie auch aus dem BMW Z4 und es steht auch hier für höchste Laufkultur made in Bavaria.
Kraftvoll im Antritt, nie angestrengt wirkend und stets mit königlicher Laufkultur gesegnet, dürfte dieses Aggregat eines der besten aktuell erhältlichen sein und es passt hervorragend zu diesem 2er.
Die Kraftentfaltung erfolgt dabei sehr linear, was das Coupé in den meisten Fällen sehr gut beherrschbar erscheinen lässt. Der sonore Klang des Sechsenders ist eine Wucht, genau wie auch die 500 Newtonmeter, welche bereits ab 1.900 Touren von der Kurbelwelle über die vier Antriebsräder herfallen. Grandios ist auch das Drehmomentplateau, denn diese 500 Newtonmeter bleiben bis zu 5.000 Touren vollumfänglich bestehen.
Allrad bringt Sicherheit – ja, im Großen und Ganzen ist das so. Im Grenzbereich sollte man sich allerdings darüber im Klaren sein, dass der Allradantrieb hecklastig ausgelegt ist und durchaus den ein oder anderen Drift erlaubt.
Die 8-Gang-Automatik ist wie der Motor ein Sahnestück, schaltet stets absolut passend und besitzt von der sanften Schaltcharakteristik bis zum superschnellen Wechsel der Fahrstufen ein reichhaltiges Repertoire. Man hat daher so gut wie nie das Gefühl, selbst Hand anlegen zu müssen, um die Gänge zu anderen Zeitpunkten zu wechseln. Chapeau, BMW!
In puncto Langstrecke machte der BMW eine tolle Figur. Im Comfort-Modus können problemlos mehrere hundert Kilometer am Stück abgerissen werden – Fahrer und Beifahrer müssen hier keine Kompromisse in Sachen Komfort eingehen.
Womit wir beim Fahrwerk wären, welches grundsätzlich zwar ein straffes Setup vorweist, aber durch seine adaptiven Verstellmöglichkeiten im Comfort-Modus mehr als genügend Restkomfort offeriert. Die 550 Euro für das adaptive Fahrwerk sind also überaus empfehlenswert.
Unterwegs im Sport oder gar Sport Plus Modus sieht dies ganz anders aus und der 2er zeigt mit gefletschten Zähnen und erstklassig austarierter Gewichtsverteilung, dass er auch ein echtes M (Performance) Modell ist.
Kein echter M? Nein, dafür ist er zu kompromissbereit und weit weniger puristisch als die echten M´s. Das sollte bitte nicht als Kritik verstanden werden, denn ein echter M ist meist weniger alltagstauglich und dient eher als Zweit- oder Drittwagen – nur pragmatische Puristen fahren ein echtes M-Modell als Alltagsauto. Den 240er kann man dagegen problemlos auch als Daily bewegen.
Die Lenkung zeigt sich markentypisch direkt und vermittelte stets beste Rückmeldung von der jeweiligen Fahrbahn. Die M Sportbremsen haben das Coupé souverän im Griff und von Fading gab es zu keinem Zeitpunkt auch nur die Spur.
Der Verbrauch des Bavaren pendelte sich im Drittelmix bei 9,4 Litern auf 100 Kilometer ein. Die Sparrunde absolvierte das Coupé mit sehr guten 6,8 Litern und das Maximum an Benzinkonsum – gemessen auf der nächtlichen freien Autobahn bei permanent deutlich über 200 km/h – belief sich auf 15,7 Liter.
Ausstattung, Komfort, Technik
Die Ausstattung des BMW M240i xDrive kann sich durchaus sehen lassen. Dennoch – und das ist neben BMW bei vielen deutschen Herstellern üblich – gibt es eine nicht unerheblich und in dem Fall fast unverschämt lange Aufpreisliste.
Zu diesen Optionen gehört unter anderem das BMW Live Cockpit Professional. Dieses beinhaltet den 10.25-Zoll-Zentralbildschirm und das 12.3-Zoll-Digitalcockpit. Dieses Cockpit lässt sich aber nur bedingt individualisieren. Nicht nachvollziehbar für uns ist, dass in den meisten Fahrmodi eine „Power-Anzeige“ statt eines Drehzahlmessers angezeigt wird. Diese Anzeige zeigt die aktuell aufgebrachte Leistung in Prozent an. Was in einem Rolls-Royce noch einleuchtet, braucht das in einem solchen BMW tatsächlich niemand und sie könnte aus unserer Sicht dauerhaft durch einen Drehzahlmesser ersetzt werden.
Das Infotainment lässt sich intuitiv bedienen und das Navigationssystem punktet mit einer tadellosen Routenführung. Dank „always online“ berücksichtigt diese Verkehrseinschränkungen sehr zuverlässig. Obendrein können freie Parkplätze oder das Wetter in der Umgebung abgerufen werden.
Das funktioniert auch sehr gut mittels Sprachsteuerung, die auch das Witze erzählen beherrscht und selbst undeutliche Aussprache kompensieren kann. Der Park Assistant Plus beherrscht nicht nur das automatische Einparken, sondern kann die letzten zurückgelegten 100 Meter eigenständig exakt zurückfahren. Der Preis für dieses Paket ist mit 1.350 Euro recht hoch. Hat man einen Amazon-Account, kann man Alexa an Bord des BMW zum Leben erwecken.
Für das Head-up Display verlangt BMW 900 Euro, was recht happig ist. Dafür ist die Darstellung und Informationsdichte erstklassig. Die Rückfahrkamera liefert bei Tageslicht ein gutes Bild aus vielen Perspektiven, hat aber bei Dunkelheit mit leichten Verrauschungen im Bild zu kämpfen.
Das Soundsystem von Harman/Kardon sorgt für ein kraftvolles und dynamisches Klangbild. Die 550 Euro für dieses Markensystem sind fair, weshalb es von uns eine Empfehlung erhält.
Die LED-Scheinwerfer lieferten ein sehr helles und weitreichendes Ergebnis. Dank adaptiver Funktion wurden andere Verkehrsteilnehmer sehr schnell und absolut zuverlässig ausgeblendet.
Der Preis des BMW M240i xDrive
So viel Performance und Ausstattung hat erwartungsgemäß seinen Preis. Dieser beginnt bei 57.300 Euro. Doch besagte Aufpreispolitik für jede Kleinigkeit – selbst die Sitzheizung muss in diesem M-Performancemodell für 350 Euro extra bestellt werden – lässt den Preis sehr schnell in exorbitante Höhen schnellen.
Unser Testwagen stand mit 72.000 Euro auf seinen schicken Rädern und war noch nicht voll ausgestattet. Es ist kein Problem, für dieses Coupé 75.000 Euro auszugeben. Das klingt nach viel Geld, doch muss man sich vor Augen halten, dass das immer noch 10.000 Euro weniger sind, als für einen M3 fällig wären und sicherlich auch einige Tausender weniger als für den Ende des Jahres erscheinenden neuen M2 aufgerufen werden.
Fazit – Fahrspaßmaschine mit Alltagstauglichkeit
Mit dem BMW M240i xDrive Coupé haben die Münchner ein wahrlich tolles Auto auf die Räder gestellt, das aus Sicht der Redaktion eine Bereicherung für diese Fahrzeugklasse darstellt.
Insbesondere der kräftige und sparsame Sechszylinder ist ein Garant für Fahrspaß ohne Reue, kombiniert mit Allradantrieb zudem auch sehr gut beherrschbar. Trotz aller Dynamik kann der 2er mit M-Genen sehr gut im Alltag bewegt werden, ohne dabei große Abstriche machen zu müssen.
Wer diese prägnante Fahrdynamik nicht in Kombination mit alltagstauglicher Vielseitigkeit braucht und stattdessen lieber auf brachiale Leistung setzt, muss auf den in wenigen Monaten kommenden neuen M2 warten. Der wird mit mindestens 450 PS aufwarten und mit knallhartem Fahrwerk kompromisslose Sportlichkeit liefern – aber auch empfindlich teurer sein.
Dass für unseren sehr gut, aber nicht voll ausgestatteten Testwagen rund 72.000 Euro fällig werden, ist prinzipiell happig, allerdings stießen wir bei Kollegen und auch Passanten nicht ein einziges Mal auf gerümpfte Nasen oder hochgezogenen Augenbrauen. Alle hielten den Preis für fair, was ein klares Statement darstellt.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- starker und kultivierter Motor
- sehr gutes adaptives Fahrwerk
- hinreißendes Coupé-Design
- sehr sportlicher Fahrcharakter
Contra:
Technische Daten: BMW M240i xDrive Coupé
- Farbe: Thundernight Metallic
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen Coupé
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,55 x 1,84 (2,07 mit Außenspiegel) x 1,40
- Radstand (mm): 2.741
- Antrieb: Reihensechszylinder mit Turbolader und OPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 275 kW (374 PS) bei 5.500 bis 6.500 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 500 bei 1.900 bis 5.000 rpm
- Hubraum: 2.998
- Getriebe: 8-Stufen-Automatik Steptronic Sport
- Antriebsart: Allrad xDrive
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 8,1 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 9,4 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 185 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 4,3
- Wendekreis (m): 11,6
- Bodenfreiheit (mm): 128
- Kofferraumvolumen (l): 390
- Leergewicht (kg): 1.765
- Zuladung (kg): 400
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/1.600
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 75
- Tankinhalt (l): 52
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 72.040 Euro (Basispreis: 57.300 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.