Mit dem Honda Civic Type R Facelift haben die Japaner ihren Hot Hatch feingeschliffen und präsentieren ihn mit neuen Ausstattungslinien und besonders coolen Außenfarben.
Der Antrieb bleibt derweil größtenteils unverändert. Es bleibt beim bekannten Zweiliter-Aggregat mit 320 PS und Handschaltung.
Wir haben das Facelift einem gründlichen Test unterzogen und kredenzen unsere Eindrücke im folgenden Beitrag. Fahrbericht.
Exterieur & Interieur
Betrachtet man das Facelift zum allerersten Mal, könnte man sich die Frage stellen, wo denn hier nun eigentlich geliftet wurde. Kenner und Liebhaber werden es sofort bemerken, allen anderen geben wir an dieser Stelle die Auflösung mit.
Die Front wurde weiter optimiert und wartet nun mit vergrößerten Lufteinlässen auf, die zwei in Wagenfarbe lackierte, leicht geschwungene Leisten erhielten. Der ansonsten stark zerklüfteten Front steht das gut und so blickt der Type R weiterhin gierig durch Voll-LED-Scheinwerfer und setzt sich optisch weit vom Mainstream ab.
Ein Blick die Seite zeigt dann die Silhouette einer kompakten Limousine. Wieder ein Alleinstellungsmerkmal, denn die Konkurrenz setzt hier fast ausschließlich auf kompakte 5-Türer á la Golf GTI Clubsport. Der einzige, wirklich vergleichbare Konkurrent ist hier der Hyundai i30 N Fastback. Bei genauerem Hinschauen entdeckt der kundige Betrachter dann, dass die Bremsscheiben nun nicht mehr gelocht sind. Dennoch sollen diese laut Honda besonders belastbar sein und für noch bessere Verzögerungswerte sorgen.
Am Heck angekommen, gibts auch beim Facelift die dreiteilige Abgasanlage sowie den großen Flügel, den man entweder liebt oder hasst. Was für die einen ein viel zu prolliger Auftritt ist, sorgt bei den anderen für ein feines Schmunzeln. Im Übrigen wurden auch hier die neuen, lackierten Leisten integriert, die wir bereits bei der Front entdeckten.
Im Innenraum geht es weiterhin farbenfroh zu. Genau genommen bleibt es beim dominierenden Rot, welches die Sitze ziert und auch in Form eines schicken Ambientelichts sowie im Lenkrad zur Schau gestellt wird. Apropos Lenkrad: Dieses wartet nun mit neuem Alcantara-Bezug auf und liegt bestens in den Händen.
Ansonsten gibt es einen neuen Schalthebel, der mit seiner Tropfenform noch besser die rechte Hand umschmeichelt und zudem kürzere Schaltwege offeriert. Nach wie vor ist dieses wichtige Verbindungsstück zwischen Mensch und Maschine aus Metall gefräst.
Der Rest des Interieurs bleibt derweil unangetastet – was sicherlich keine schlechte Idee war. Die Sitze sind vorn äußerst bequem und bieten mehr als ausreichend Seitenhalt. Selbst mehrere hundert Kilometer am Stück vergehen wie im Flug, was den Type R zum universell einsetzbaren Begleiter macht. Leider müssen Fahrer und Beifahrer nach wie vor ohne Sitzheizung und -belüftung auskommen – hier hat die Konkurrenz mehr zu bieten.
Im Fond wird es ebenfalls nicht zu knapp und wenn die Gäste hier nicht jenseits der 1,85 Meter groß sind, dürften sich diese auch nicht beschweren. Der Kofferraum offeriert 420 Liter in Standardkonfiguration, was bereits als überdurchschnittlicher Wert gelten darf. Werden die Rücksitzlehnen umgeklappt, stehen maximal 786 Liter bereit.
Motor & Fahreigenschaften
Angetrieben wird das Honda Civic Type R Facelift von dem altbekannten 2,0 Liter großen Vierzylinder Turbobenziner, der unveränderte 320 PS generiert. Das maximale Drehmoment liegt bei 400 Newtonmetern. Von Null auf 100 km/h geht es in 5,8 Sekunden, Schluss mit Vortrieb ist erst bei 272 Stundenkilometern.
Kommen wir zunächst zu den Änderungen gegenüber dem Vorfacelift. Denn sowohl Lenkung als auch Fahrwerk erhielten ein Update, um den Fahrkomfort zu maximieren. Die Änderungen im Fahrwerk fallen schnell auf, denn im Comfort-Modus ist der Japaner eine ganze Spur flauschiger, ohne dabei seinen Ursprung zu vernachlässigen. Soll heißen, Schlaglöcher und andere Fahrbahnunzulänglichkeiten werden besser geschluckt und dennoch hat man stets das Gefühl, einen Sportwagen zu bewegen.
Das ändert sich sofort, wenn man in den Sportmodus – insgesamt stehen drei Modi zur Wahl – wechselt. Dann knurrt der Type R grimmiger, die Lenkung wird straffer und die Dämpfer erhärten spürbar. Insgesamt ist dieser Modus sicherlich der am besten zum Type R passende Modus, was auch erklärt, warum das Fahrzeug nach jedem Neustart immer wieder in diesen Modus zurück wechselt.
Der „+R“-Modus ist nun von Anfang an spürbar, zeigt sich nochmals bissiger, was Lenkung, Gasannahme und Sound angeht. Letzterer ist allerdings gar nicht mal so toll, wie man denken mag. Das Honda Civic Type R Facelift ist akustisch relativ zurückhaltend, was man im Innenraum allerdings nicht merkt, denn in den beiden „scharfen“ Modi wird über die Lautsprecher der Motorsound künstlich „optimiert“. Kann man machen, muss man aber nicht.
Auf den ersten Kilometern verhält sich der Type R relativ handzahm und wir gewinnen schnell den Eindruck, dass das Fahrzeug auch dauerhaft problemlos im Verkehr bewegt werden kann. Wem Schalten Spaß macht, der wird hier ohnehin seine helle Freude haben. Das Getriebe ist super abgestimmt, die Schaltwege ultra kurz und der Schleifpunkt der Kupplung selbst für Fahranfänger – denen wir den Type R allerdings nicht anraten – leicht zu finden.
Auf der Landstraße fördert der Japaner schnell sein Potential zutage. Insbesondere kurvenreiche Passagen durcheilt das Fahrzeug mit einem derart hohen Grip-Niveau, dass man meinen könnte, alle vier Räder würden angetrieben werden. Selbst im Grenzbereich bleibt das Fahrzeug sehr gut beherrschbar, was für einen Power-Fronttriebler nicht selbstverständlich ist. Auch das Anbremsen vor Kurven passiert blitzschnell und wird das Gaspedal schon vor dem Scheitelpunkt durchgetreten, korrigiert der Honda in Eigenregie den Fahrfehler.
Auf der Autobahn zeigen sich dann die Unterschiede zum Vorfacelift abermals. Insbesondere im Hochgeschwindigkeitsbereich bleibt die Lenkung nun wesentlich ruhiger – von Nervosität ist hier keine Spur mehr. Und auch das Bremsverhalten ist nach mehreren Bremsungen aus Tempi jenseits der 200 Sachen gefühlt noch ein wenig souveräner. Bis Tempo 284 ging unser Tacho – das GPS zeigte hier echte 278 km/h an.
Der Verbrauch des Honda Civic Facelift Type R belief sich im Drittelmix auf 9,2 Liter pro 100 gefahrener Kilometer. Allerdings haben wir dabei auch das ein oder andere Mal das Potential abgerufen. Da der Honda stets im Sportmodus startet, haben wir für unsere Messung auch ebendiesen Modus gewählt. Den Normverbrauch von 8,5 Litern erreicht man im Comfort-Modus derweil problemlos. Wer dem Type R auf nächtlicher Autobahn die Sporen gibt, erntet 16,4 Liter als Ergebnis und die Sparrunde durchlief unser Testwagen mit 6,8 Litern Super.
Technik & Assistenz im Honda Civic Type R Facelift
In Sachen Ausstattung hat das Honda Civic Type R Facelift als GT bereits nahezu „volle Hütte“. Der rund 42.000 Euro teure Japaner rollt bereits ab Werk mit Voll-LED-Scheinwerfern, einer Klimaautomatik, Keyless und weiteren Features zum Kunden. Nachfolgend geben wir einen kurzen Überblick über die Highlights im gelifteten Type R.
Beginnen wir mit dem Infotainment, welches per se das tut, was es soll, aber spätestens beim Blick auf die Konkurrenz etwas in die Jahre gekommen scheint. Das ist für Tech-Freaks sicherlich ein Drama, für die meisten anderen – insbesondere die, die den Type R des Fahrens wegen erstehen – sicherlich verschmerzbar.
Wieder einmal prima war das Soundsystem, das zwar keiner bekannten Marke angehört, allerdings in Sachen Ausgewogenheit durchaus mit Pendants á la JBL, Beats und Konsorten mithalten kann. Die kabellose Ladestation konnte im Test Smartphones fast vollständig ohne Aussetzer aufladen, was wir sehr begrüßt haben.
Die Voll-LED-Scheinwerfer sind immer dabei und konnten im Test auf breiter Front überzeugen – was bei einem Fahrzeug, das über 270 Sachen schnell fährt, auch unabdingbar ist. Sowohl in Sachen Reichweite als auch Helligkeit gab es hier keinerlei Kritik. Lediglich die Homogenität könnte im äußeren Bereich des Lichtkegels etwas mehr ausgeprägt sein, doch das ist wieder das bekannte Jammern auf hohem Niveau.
Dank Keyless kann der Fahrzeugschlüssel in der Tasche bleiben und im urbanen Raum sehr sinnvoll sind die elektrisch anklappbaren Außenspiegel.
Ein Lob verdient zudem die zugfrei arbeitende 2-Zonen-Klimaautomatik. Leider gibt es – wie bereits angesprochen – keine Sitzheizung und -belüftung und auch keine Lenkradheizung.
Fazit zum Honda Civic Type R Facelift
Mit dem Honda Civic Type R Facelift wurde der schnelle Japaner in Nuancen verfeinert, was ihn attraktiver denn je macht. Im Vergleich zu seiner Konkurrenz hinkt er zwar technisch nicht unwesentlich hinterher. Doch spätestens beim Fahren lehrt er die Konkurrenz das Fürchten, ist er doch nach wie vor einer der ehrlichsten, direktesten und auf Wunsch puristischsten Kompaktsportler.
Diesen Legendenstatus gibt er nicht ab – und muss es auch nicht. Seine Fans scheren sich nicht um Digital-Cockpits und laptopgroße Bildschirme im Innenraum – sie wollen fahren. Und genau das beherrscht der Japaner wie kaum ein anderer in seinem Segment.
Wir sind uns sicher, dass die letzten Modelle des Type R, der sicherlich demnächst durch das neue Modell abgelöst wird, allesamt einen glücklichen Besitzer finden werden.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Pro und Contra
Pro:
- polarisierende Optik
- umfangreiche Ausstattung (als GT)
- sehr gute Fahreigenschaften
Contra:
- in die Jahre gekommenes Infotainment
- künstlicher Sound im Innenraum
Technische Daten: Honda Civic Type R GT Facelift
- Farbe: Boost Blue
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,56 x 1,88 x 1,44
- Radstand (mm): 2.699
- Motor: Vierzylinder-Reihenmotor mit Turboaufladung
- Leistung: 235 kW (320 PS)
- Hubraum: 1.996 ccm
- Max. Drehmoment: 400 Nm
- Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
- Antrieb: Frontantrieb
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 8,5 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 9,2 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 193 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d
- Höchstgeschwindigkeit: 272 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,8 Sekunden
- Leergewicht (kg): 1.433
- Kofferraumvolumen (l): 420 – 786
- Kraftstoffart: Super E10
- Neupreis des Testwagens: ca. 43.450 Euro (Grundpreis Civic Type R: 41.990 Euro)
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.