Er bereichert als Cabriolet schon einige Jahre unseren Dauertest-Pool, nun wird es Zeit das Chevrolet Camaro Coupé einem Test zu unterziehen.
Im Rahmen eines Einzeltest wurde uns ein Camaro Coupé mit 6,2-Liter-V8 und manuellem Getreibe zur Verfügung gestellt. Ebenfalls an Bord: die optionalen Recaro Performance-Schalensitze. Fahrbericht!
Roter Trendsetter
Das Chevrolet Camaro Coupé präsentierte sich uns in knallrot – genau genommen heißt diese Lackfarbe „Red Hot“. Und mit „Hot“ wird nicht zu viel versprochen. Das feuerrote Coupé fällt vor allem durch die kontrastierenden Elemente in Schwarz auf. Auch die 20-Zoll-Felgen sind in mattem Schwarz lackiert und sorgen für einen markanten Auftritt.
Die Seitenpartie offeriert die Silhouette eines klassischen Coupés, wie es Fans dieser zweitürigen Gattung lieben. Die lange Motorhaube ist typisch Pony Car und das nach hinten gerade auslaufende Heck unterstreicht die gewollt heroischen Proportionen abermals.
Am Heck angekommen, erwartet den Betrachter ein in Wagenfarbe lackierter Heckspoiler sowie eine vierflutige Abgasanlage – ganz analog zum Cabriolet.
Im Inneren sind die Parallelen zu unserem Dauertest ebenfalls vollumfänglich gegeben. Einzig die optionalen Recaro Performance-Schalensitze, welche in unserem roten Coupé verbaut sind, unterscheiden sich im Interieur vom offenen Camaro.
Diese sind ebenfalls ebenfalls beheizt und belüftet, warten jedoch mit einer strafferen Polsterung und mehr Seitenhalt auf und sind besonders Sportfahrern nahezulegen. Ob die hierfür aufgerufenen 1.900 Euro zwingend investiert werden müssen, ist jedem selbst überlassen. Wir können aus Erfahrung behaupten, dass auch die belederte Standard-Möblierung alles andere als unbequem ist, wie wir im Rahmen eines Dauertest-Berichtes bereits erörtert haben.
Das Gepäckabteil des Chevrolet Camaro Coupé fällt mit 257 Litern etwas größer aus. Das Cabriolet offeriert lediglich einen 208 Liter großen Laderaum.
Die hinteren Plätzen fallen auch beim geschlossenen Camaro erwartungsgemäß klein aus und eigenen sich vorrangig für Kinder. Im Übrigen lässt sich beim Coupé die gesamte Rückbank umklappen, sodass sich hierdurch eine fast sechseckige Durchlade ergibt. So können auch größere und sperrige Gegenständige im Heck verstaut werden, sofern sie denn in die Kofferraumöffnung hineinpassen.
Eine weitere Änderung betrifft den Schlüssel des Chevrolet Camaro Coupé. Diesem fehlen nämlich zwei Tasten – einmal zum Öffnen des Verdecks und einmal die Motor-Fernstart-Funktion. Das Fehlen letzterer resultiert aus dem Umstand, dass das Fahrzeug mit Schaltgetriebe ausgerüstet ist und einen Fernstart nur ermöglichen würde, wenn der Schalthebel in Neutralstellung steht. Aus nachvollziehbaren Gründen ist diese Funktion somit Automatik-Fahrzeugen vorbehalten.
Im Gegensatz zum Camaro Cabriolet, lassen sich beim Coupé die hinteren Scheiben nicht öffnen.
Fahreigenschaften des Chevrolet Camaro Coupé
Das Chevrolet Camaro Coupé wartete als Testfahrzeug mit einem signifikanten Unterschied zu unserem Dauertest-Camaro auf. Während unser Cabrio über ein Achtgang-Automatikgetriebe verfügt, rollte das Testfahrzeug mit manueller Sechsgang-Handschaltung vor.
Dieses verfügt analog zu beispielsweise der Corvette C7 oder der Corvette Z06 über ein sogenanntes Active Rev Match – eine automatische Drehzahlanpassung, die beim Herunterschalten automatisch Zwischengas gibt und die Drehzahl entsprechend anpasst. Auf diese Weise kann die volle Leistung sofort abgerufen werden. Die Motorbremse steht bei aktiviertem Rev Match nicht zur Verfügung.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das manuelle Getriebe den Fahrcharakter des Camaro noch weiter gen Sportlichkeit forciert. Das hohe Ausdrehen der Gänge ist eine helle Freude und man ist oftmals nicht dazu geneigt, ein niedriges Drehzahlniveau zu halten oder gar schaltfaul zu fahren. Wenngleich dies mit dem hubraumstarken Ami problemlos möglich ist.
Bei zusätzlich aktiviertem Rev Match ist jedes Herunterschalten untermalt von einer atemberaubenden Klangkulisse, wie wir sie auch von unserem Dauertester kennen und lieben.
Summa summarum ist es aus Sicht der Redaktion schwierig, eine Empfehlung bezüglich der Wahl des Getriebes auszusprechen. Sowohl Automatik als auch Schaltung erweisen sich als zum Camaro passend, wenngleich die Automatik aus unserer Sicht eine breitere Zielgruppe bedienen dürfte. Das Schaltgetriebe eignet sich vor allem für Puristen sowie Freunde von Handschaltern und bereichert das V8-Coupé um eine weitere sportliche Facette.
Im Gegensatz zum Cabriolet, welches bei 250 km/h abgeregelt ist, beträgt die Höchstgeschwindigkeit des Camaro Coupé 290 Stundenkilometer. In Rahmen unserer Testfahrten erreichte das V8-Coupé diese Geschwindigkeit recht zügig, der Tacho zeigte dabei maximal 300 km/h an. Im Übrigen lässt sich der Camaro auch bei Top Speed recht einfach fahren und zeigte keinerlei Allüren, was wir sehr begrüßt haben.
Erwartungsgemäß fielen die Windgeräusche deutlich geringer aus als beim offenen Pendant. Erst jenseits der 180 km/h treten Abroll- und Windgeräusche in den Vordergrund, doch selbst dann sind noch immer Gespräche mit dem Beifahrer in Zimmerlautstärke möglich.
Obwohl das Coupé bauartbedingt eine höhere Verwindungssteifigkeit als das Cabrio aufweist, können wir an dieser Stelle festhalten, dass dies nur sehr nahe am Grenzbereich deutlich wird. Selbst bei forcierter Fahrweise – insbesondere in Kurven – erwiesen sich Coupé und Cabrio als fast gleichauf.
Im Durchschnitt konsumierte das Chevrolet Camaro Coupé 13,2 Liter Super pro 100 Kilometer, was exakt 0,4 Liter überhalb der Werksangabe liegt. Unter Vollast kratzt das V8-Coupé durchaus auch mal an der 20-Liter-Marke, während wir auf unserer Verbrauchsrunde einen Wert von immerhin 9,3 Liter einfuhren.
An dieser Stelle seit erwähnt, dass der kombiniert angegebene Kraftstoffkonsum bei einem Coupé mit Automatikgetriebe rund 1,7 Liter pro 100 Kilometer weniger beträgt.
Fazit – Waschechtes Pony Car
Das Chevrolet Camaro Coupé erwies sich im Test durch und durch als treues Pony Car mit spektakulärer Klangkulisse und dem dramatisch-kernigen Charakter. Wer das Cabrio-Feeling nicht braucht oder möchte, erhält mit dem Coupé noch ein Stückchen mehr Ur-Gene und ein rundum gelungenes Fahrzeug, das schon lange nicht mehr mit den alten Vorurteilen in Bezug auf Verbrauch und Verarbeitung behelligt werden muss.
Darüber hinaus ist er auch im neuen Modelljahr preislich überaus attraktiv. Inklusive Optionen – in unserem Fall die Lackierung und die Recaro-Sitze – kommt unser Testwagen auf gerade einmal 52.800 Euro. Vergleicht man dies mit der hiesigen Konkurrenz, so dürfte und sollte das Pony Car auf jeden Fall in die engere Wahl vieler Sportwagen-Interessenten mit einbezogen werden.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Länge x Breite x Höhe (m): 4,78 x 1,90 x 1,34
Motor: Achtzylinder-V-Motor
Leistung: 333 kW (453 PS)
Hubraum: 6.162 ccm
Max. Drehmoment: 617 Nm
Getriebe: manuelles Sechsgang-Getriebe
Antrieb: Heckantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 12,8 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 13,2 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 292 g/km
Abgasnorm: Euro-6b
Höchstgeschwindigkeit: 290 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,6 Sekunden
Leergewicht: 1.659 kg
Kofferraumvolumen: 257 Liter
Kraftstofftank: ca. 72 Liter
Neupreis des Testwagens inklusive Sonderausstattung: ca. 52.800 Euro (Chevrolet Camaro Coupé V8 ab 50.100 Euro)
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.