Erst in diesem Jahr ist der Dacia Jogger auf den Markt gekommen und dabei ersetzt er nicht nur einen Vorgänger, sondern gleich derer drei.
Neben dem Dacia Dokker und dem Logan MCV wird auch der Lodgy durch den Jogger abgelöst. Eine hehre Aufgabe, will man meinen.
Inwieweit dies von Erfolg gekrönt ist, klärt dieser Fahrbericht. Zu unseren Testfahrten stand uns ein Dacia Jogger in der Ausführung „Extreme“ in der Außenfarbe Terracotta-Braun zur Verfügung.
- Das Exterieur des Dacia Jogger
- Der Innenraum
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Etwas zwischen Schlechtwege-Kombi und Van
Mit dem Jogger ist Dacia ein wirklich toller Wurf gelungen. Die Fahrzeugfront blickt mit dem flach verlaufenden Grill und nahtlos angrenzenden Scheinwerfern sehr freundlich drein. Die mittlerweile Dacia-typische Y-Lichtsignatur ist hier markant ausgeprägt und eine auffällig konturierte Motorhaube übernimmt direkt darüber die Linienführung der Karosserie.
Die Kotflügel wurden weit ausgestellt, wodurch die Seitanansicht einen Dynamik-Bonus erhält. Eine Kunststoffbeplankung ringsum an Schwellern und Radläufen weckt Allterrain-Gefühle und die Führung der C-Säule erinnert ziemlich gut an den Hofmeister-Knick von BMW-Fahrzeugen.
Das Heck des Dacia weckt eine weitere Erinnerung, doch diesmal an skandinavische Fahrzeugmodelle. Die Rückleuchten des Jogger reichen weit in die Dachholme – das kannte man so bislang nur von Volvo-Modellen. Die Y-Signatur findet sich auch hier angedeutet und den Rest hat man sehr clean gehalten, was das Auto eine gewissen Ruhe ausstrahlen lässt.
Interieur – Schick ohne Schicki Micki
Im Inneren des Dacia Jogger erwarten die Augen des Betrachters neben viel – übrigens nicht billig erscheinenden – Kunststoff auch hübsch mit Stoff verkleidete Areale. Dazu gibt es einige Umrahmungen in Alu- oder Chromoptik, wie am Schalthebel, am griffigen Vierspeichen-Lenkrad oder an den äußeren Lüftungsdüsen in der Instrumententafel. Bei der Instrumententafel stand der neue Sandero quasi eins zu eins Pate.

Die Sitze wurden zudem mit zweifarbigen Nähten kontrastiert und die Polsterung geht für ein Auto dieser Preisklasse mehr als in Ordnung. Hand aufs Herz: In diesem Innenraum erinnert so gut wie nichts mehr an die pragmatischen Anfänge der Marke, bei denen das Interieur nur das Notwendigste bot, um seine Insassen von A nach B zu bugsieren.
Hier nun ist mit dem Jogger praktisch ein neues Kapitel aufgeschlagen worden. Das Auto ist material- und verarbeitungstechnisch zwar immer noch ein Stück von deutschen Herstellern entfernt, doch der Abstand wurde sichtlich verringert.
Das Platzangebot ist vorne sehr gut, auf der dreisitzigen zweiten Reihe reisen zwei Erwachsene ebenso sehr bequem und besonders überraschend war das Platzangebot auf den beiden Sitzen der dritten Reihe. Platz sechs und sieben können nämlich problemlos auch von Erwachsenen benutzt werden, ohne dass diese sich dabei mit ihren Knien die Ohren zuhalten müssten – ganz im Gegenteil.
In dieser Klasse ist dieses Platzareal in dritter Reihe ausgesprochen üppig. Am Ende muss man dafür woanders Kompromisse eingehen – das versteht sich von selbst. In diesem Fall ist es beim Kofferraum so, dass er nur noch 160 Liter fassen kann, wenn alle sieben Plätze genutzt werden sollen. Doch der Kofferraum bietet in der Konfiguration als 5-Sitzer opulente 607 Liter und als 2-Sitzer mit komplett umgeklappten Sitzen ein riesiges Volumen von beachtlichen 1.819 Litern.
Mit dem, was der Jogger bisher bieten konnte, hat er schon mal den Lodgy und den Logan MCV ersetzen können. Da die Sitze des Jogger auch einfach ausgebaut werden können, darf man ihn wohl auch als adäquaten Ersatz für den verflossenen Hochdachkombi Dokker führen.
Motor und Fahreigenschaften – Sicher und sparsam
Im getesteten Jogger werkelte ein 1.0-Liter-Dreizylindermotor. Der Turbobenziner leistet 110 PS sowie 200 Newtonmeter maximales Drehmoment. Bei diesem Motor handelt es sich aktuell um den stärksten Antrieb für den Dacia Jogger und dieser wird stets mit einem 6-Gang-Handschaltgetriebe kombiniert.

Der Motor hängt gut am Gas und die Schaltung bietet gut zu treffende Schaltgassen bei etwas langen Schaltwegen. Der Schleifpunkt der Kupplung ist sauber erkennbar und so ist das Bewegen des Minivans selbst für Führerschein-Neulinge sehr einfach.
Die 110 PS reichen locker aus, um den Mini-Van auch flott zu bewegen. Langeweile kommt da nicht wirklich auf. Etwas über 180 km/h reichen auch aus, um auf Fernreisen auf der Autobahn gelassen mit dem Strom mitschwimmen zu können.

Die Lenkung ist leichtgängig, aber eine bisschen gefühllos. Das Fahrwerk wurde etwas straff abgestimmt, wodurch kurze Stöße und Absätze recht deutlich bis ins Wageninnere vermeldet werden. Auch wippt der Jogger bei langen Wellen gern ein wenig mit seinem „Hintern“ nach. Nichts, was sich unsicher anfühlt, aber trotz einer ansonsten guten Ausgewogenheit ist der Weißheit letzter Schuss hier noch nicht zu hören.
Eine vorbildliche Kür lieferte dagegen das Bremssystem ab. Perfekt dosierbar und erstaunlich kraftvoll, brachten sie den Dacia jederzeit sicher und ohne Schwächeln zum Stehen.

Trotz seiner Größe erreichte der Dacia Jogger bei der Verbrauchsermittlung mit durchschnittlich 6,1 Litern auf 100 Kilometer einen sehr guten Wert. Noch sparsamer zeigte sich der Rumäne dann auf unserer Sparrunde, auf der ihm nur vorbildliche 3,6 Liter genügten.
Ausstattung, Komfort, Technik im Dacia Jogger
Als „Extreme“ besaß unser Testwagen die zweithöchste Ausstattungsstufe, die aktuell neben einem schlüssellosen Zugang inklusive Annäherungssensor auch eine Klimaautomatik und das Multimediasystem mit 8-Zoll-Zentralbildschirm beinhaltet.
Dank Smartphone-Integration kann man Android Auto und Apple CarPlay problemlos nutzen, was im Test reibungslos vonstatten ging. Das bordeigene Navi kostet in dieser Ausstattung lediglich 250 Euro Aufpreis und überzeugte im Praxistest mit einer guten Routenführung sowie einer übersichtlichen Kartendarstellung.

Die LED-Scheinwerfer verteilen mittels Freiformreflektoren das Abblendlicht auf die Fahrbahn. Das gelingt mit guter Homogenität, angenehmer Helligkeit und sehr guter Reichweite. Das Fernlicht wird mittels Halogentechnik sichergestellt. Dessen obsolet wirkendes gelbliches Licht geht im LED-Lichtkegel fast unter. Nur durch die höhere Reichweite ist der Nutzwert erkennbar.

Die Sitzheizungen der Vordersitze erwärmen die Flächen zügig und ordentlich. Eine intervallartige Funktion ist aber spürbar und diese stört bei längerem Einsatz dieser Heizungen mitunter etwas. Dennoch sind die 200 Euro extra hier gut angelegtes Geld.

Auch empfehlenswert ist das City-Paket für 600 Euro, zu dem die sehr praktische, weil erhöhte Mittelkonsole inklusive elektronischer Parkbremse genauso gehört wie auch ein zuverlässig arbeitender Totwinkelwarner und zusätzliche Parksensoren an der Fahrzeugfront.
Varianten und Preise des Dacia Jogger
Ein Dacia ist bekannterweise günstig. Das bleibt auch beim Jogger so, denn der Einstieg beginnt bei vergleichsweise unschlagbaren 16.100 Euro. Das ist zwar mit einem Plus von rund 3.000 Euro deutlich mehr als noch vor wenigen Monaten zum Debüt des Dacia Jogger, allerdings ist auch dieser Preis noch konkurrenzlos günstig.
Zudem wird der Minivan in vier Ausstattungslinien angeboten:
- Essential ab 16.100 Euro
- Expression ab 17.900 Euro
- Extreme ab 18.900 Euro
- Extreme Plus ab 19.950 Euro
Wer den Jogger statt 5-Sitzer lieber als 7-Sitzer bevorzugt, zahlt einen Aufpreis von 900 Euro. Als Antrieb stehen zurzeit zwei Dreizylinder zur Verfügung; einmal der hier getestete TCe 110 als Benziner und ein TCe 100 ECO-G als Autogasantrieb.

Nächstes Jahr folgt ein Hybridantrieb mit Vierzylinder Benziner plus E-Motor als E-Tech 140 mit 140 PS Systemleistung und ein weiterer Benziner mit 90 PS ist ebenfalls geplant.
Wer die Topausstattung wählt, kann zusätzlich nur noch eine Sonderfarbe für maximal 650 Euro auswählen, denn alles andere ist bereits serienmäßig an Bord. Darüber hinaus gibt es dann nur noch einiges an Zubehör, bei dem es unter anderem auch ungewöhnliche Dinge wie eine Kaffeemaschine für 183 Euro gibt.
Fazit – Die 3-in-1-Lösung heißt Dacia Jogger
Zusammenfassend kann mit Fug und Recht gesagt werden, dass der Jogger in der Tat eine souveräne Ablösung für gleich drei Dacia-Modelle darstellt. Er vereint alle Vorzüge eines Dokker, eines Logan MCV und eines Lodgy in einem Mini-Van, der auch als Kombi mit Schlechtwege-Ambitionen durchgehen darf.

Fakt ist, dass der Jogger so modern und ansprechend wie aktuell kein zweites Dacia-Modell erscheint und mit einem gut sortierten Sortiment an Ausstattungen auch für mehr Annehmlichkeiten sorgt als seine drei Vorgänger zusammen. Nur die überschaubare Auswahl an Assistenzsystemen könnte man dem Rumänen ankreiden, doch das ist dann auch das Einzige, was wir uns als Kritik abringen lassen.

So viel Auto für ein derart überschaubares Budget ist einzigartig und attraktiv zugleich. Mehr Auto bekommt man weltweit nirgendwo beim Erwerb eines serienmäßigen Fahrzeugs in dieser Klasse. Aus all diesen Gründen verheißen wir dem Jogger eine sehr erfolgreiche Zukunft.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- modernes Design
- großzügiges Platzangebot
- überaus faire Aufpreispolitik
- hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis
- sicheres unaufgeregtes Fahrverhalten
- sparsame Antriebe
Contra:
Renault Kangoo
Technische Daten: Dacia Jogger TCe 110 Extreme
- Farbe: Terracotta Braun Metallic
- Fahrzeugklasse: Van / Kompaktklasse
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,55 x 1,78 x 1,63
- Radstand (mm): 2.898
- Antrieb: Dreizylinder-Ottomotor mit Turbolader und OPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 81 kW (110 PS) bei 5.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 200 bei 2.900 bis 3.500 rpm
- Hubraum: 999
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltung
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,7 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,1 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 129 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 183 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 11,2
- Wendekreis (m): 11,4
- Bodenfreiheit (mm): 200
- Kofferraumvolumen 5-Sitzer/7-Sitzer/maximal (l): 607/160/1.807
- Leergewicht (kg): 1.280
- Zuladung (kg): 582
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 640/1.200
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 80
- Tankinhalt (l): 50
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 19.840 Euro (Basispreis: 16.110 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.