Vor rund zweieinhalb Monaten feierte die sechste Generation des kleinen Bestsellers aus dem Hause Volkswagen seine Weltpremiere.
Nachdem wir bereits intensiv über das neue Active Info Display II berichtet haben, wird es nun Zeit für einen ersten Fahrbericht. Erstkontakt mit dem Mini-Golf!
Exterieur & Interieur – Junge, bist Du groß geworden!
Dieser Gedanke schoss uns bereits seinerzeit in Berlin durch den Kopf, als wir den neuen VW Polo zum ersten mal sahen.
Zweite Erkenntnis: Die Stupsnase ist weg. Dafür zieren neue LED-Tagfahrlichter im Wave-Design die Front, welche so spitz gezeichnet sind, dass sie unweigerlich an ein Messer mit Wellenschliff erinnern. Dazu passen die überarbeitete Frontschürze sowie die asymmetrisch designten Nebelleuchten, die das Gesicht des Kleinen dynamischer wirken lassen und ihn deutlich von seinen Modellgeschwistern unterscheiden.
Seitlich betrachtet nimmt der neue VW Polo im direkten Vergleich zu seinem Vorgänger eine geducktere Haltung ein. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er dank MQB-Bauweise flacher geworden ist, was eine Portion mehr Sportlichkeit inkludiert. Dank der sogenannten „Tornado-Linie“ – eine pfeilförmige Ausformung im Blech – sichert sich der Polo zudem eine Pole Position in der Riege der Kleinwagen.
Auf Wunsch sind die Felgen des Polo bis zu 17 Zoll groß. Dank neuer Designs sollte hier für jeden Geschmack etwas dabei sein – vom Pragmatiker bis zum Querdenker. Übrigens: Der neue VW Polo kommt ab sofort immer mit vier Türen.
Die C-Säule fällt derweil recht schmal aus, was die Rundumsicht erheblich verbessert. Von außen betrachtet, wirkt sie quasi „teilverglast“.
Am Heck kommen auf Wunsch erstmals lichtemittierende Dioden zum Einsatz, die der kantigen Linienführung keinen Abbruch tun und den oberen Teil der „Tornado-Linie“ – welche über den gesamten Heckdeckel verläuft – fortsetzen.
Im Innenraum setzt sich der Gedanke der MQB-Bauweise gekonnt fort. Der neue VW Polo ist nach wie vor ein Kleinwagen, beansprucht für sich aber eine neue Dimension. Es steht außer Frage, dass die Qualitätsanmutung im Interieur Benchmark-Feeling versprüht und auch so manch luxusaffinem Kunden ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte – entsprechend gesetzte Kreuze auf der Ausstattungsliste vorausgesetzt.
Platz genommen wird auf bequemem Gestühl mit Stoffbezug und ausreichend Seitenhalt. Hat der Kunde die Beats Edition gewählt, erwarten ihn Lederapplikationen auf Schulterebene und kleine Beats-Logos auf den Sitzlehnen.
Die Instrumententafel wurde ebenfalls von Grund auf neu gestaltet und geht nun einen horizontalen Weg. Der zunehmenden Digitalisierung geschuldet, wuchs das Display in der Top-Version auf glasüberbaute acht Zoll – serienmäßig sind es immerhin 6,5 Zoll.
Die Instrumente kommen in der Serie rein analog – stets dabei: eine in der Mitte befindliche Multifunktionsanzeige. Optional bietet VW für seinen Kleinen erstmals ein 11,7 Zoll großes Active Info Display an, welches sämtliche Inhalte digital darstellt. Der Fahrer kann hier über das Infotainment drei verschiedene Layouts vorkonfigurieren, zwischen denen dann über die View-Taste kinderleicht gewechselt werden kann. Sehr angenehm: Auf Wunsch kann sich der Fahrer die Navigationskarte als Vollbild anzeigen lassen.
Ebenfalls kann das Smartphone im neuen VW Polo induktiv geladen werden. Die dafür vorgesehene Ladeschale befindet sich in der Mittelkonsole.
Neben zahlreicher optionaler Assistenzsysteme, ist serienmäßig das höchst hilfreiche Umfeldbeobachtungssystem Front Assisi inklusive City-Notbremsfunktion und Fußgängererkennung dabei.
Der Kofferraum des kleinen Wolfsburger offeriert 351 Liter. Das entspricht einem Zuwachs von 71 Litern im Vergleich zum Vorgänger. Die Rückenlehnen lassen sich im Verhältnis 60:40 umklappen und bieten dem Kunden einen maximalen Stauraum von 1.125 Litern. Und auch an dieser Stelle fragen wir uns: Ist das noch Kleinwagen?
4,05 Meter – Darf er das?
Klammheimlich hat sich das Wolfsburger Kleintier in das Segment der Kompakten geschlichen. Nun stellt man sich die Frage: Darf er das?
Na klar, denn: Der aktuelle VW Golf misst insgesamt 4,26 Meter. Das sind zwar nur gut 20 Zentimeter mehr als sein kleiner Bruder, dennoch machen sich ebendiese vor allem im Innenraum bemerkbar. Die Platzverhältnisse des neuen Polo sind vorne auch für groß gewachsene Personen völlig ausreichend, hinten geht es derweil erwartungsgemäß recht eng zu. Wer also öfter mit mehr als zwei Personen unterwegs ist, sollte eher den Golf in Erwägung ziehen.
Das Gepäckabteil des VW Golf ist mit 380 respektive 1.270 Litern bei umgeklappter Rückbank nicht erheblich, aber doch ein wenig großzügiger geschnitten als beim Polo, der mit 351 beziehungsweise 1.125 Litern aufwartet.
Und wem der neue Polo bereits zu groß geraten ist, den lächelt schon liebevoll der VW up! an.
TSI vs. TDI vs. TGI – Benziner oder Diesel oder doch Erdgas?
Insgesamt startet der neue VW Polo mit drei Motorisierungen. Die Einliter-Dreizylinder-Aggregate leisten 65, 75 und 95 PS und sind allesamt mit einem Start-Stopp-System und einem Rekuperationsmodus ausgerüstet. Im Laufe der nächsten Monate kommen sechs weitere Motoren in den Konfigurator, die bis zu 200 PS im GTI leisten werden.
Der VW Polo 1.0 TSI
Zunächst widmeten wir uns dem 95 PS starken Benzinderivat aus der Polo-Familie. Der kernige Dreizylinder machte bereits auf den ersten Metern eine gute Figur und hing von Anfang an stets gut am Gas.
Ausgesprochen bemerkenswert ist die Laufruhe des kleinen Motors. Sind Fenster und Glasdach geschlossen, so dringen kaum nennenswerte Motorengeräusche in den Innenraum, was wir so nicht erwartet hätten. Erst ab Drehzahlen über 4.500 Umdrehungen pro Minute teilt der Einliter dumpf knurrend seine Arbeitsbereitschaft mit.
Dabei sind derart hohe Drehzahlen nicht die Regel. Falls gewünscht, kann man den neuen Polo herrlich schaltfaul fahren, das City-Cruisen beherrscht der Kleine wie ein junger Gott.
Und trotz wird gerne geschaltet. Das lang übersetzte Fünfgang-Getriebe macht in der Stadt Gang vier und fünf überflüssig, bereitet dem Fahrer aber höllisch Spaß.
Auf der Autobahn kommt der fünfte Gang dann entsprechend zur Geltung und sorgt für recht niedrige Drehzahlen bei höheren Geschwindigkeiten.
Auffällig ist das angenehm straffe Fahrwerk des Kleinen. Auch im Comfort-Modus des DCC erweist sich der neue VW Polo als echter Sportsfreund und scheut auch die Kurvenhatz nicht. Nach präzisem Einlenken in die Kurve, folgt das Herausbeschleunigen ab dem Scheitelpunkt und der kleine Wolfsburger macht alles mit und hat sichtlich Spaß an dem Unterfangen.
Im Sport-Modus des DCC wird neben Lenkung auch das Fahrwerk spürbar härter, wenngleich die Spreizung der einzelnen Fahrmodi hätte größer ausfallen können. Da jedoch vor allem eine junge, fahraktive Klientel angesprochen werden soll, geht das Setup in Ordnung.
Auch in Puncto Fahrstabilität lässt sich der Polo nicht die Butter vom Brot nehmen. Auch bei hohen Tempi kommt nie der Eindruck von Unsicherheit auf, auch ist ihm ein Aufschaukeln bei ruppigen Lastwechseln fremd. Seine Souveränität beeindruckt – und setzt Maßstäbe im Kleinwagensegment.
Zurück in der Stadt erleben wir erneut den urban-sportlichen Charakter des Polo in Kombination mit dem 1.0 TSI. Angenehm zurückhaltend ist zudem der Verbrauch: in unserem Testmittel flossen durchschnittlich 5,9 Liter Super durch die Brennräume.
Der VW Polo 1.6 TDI
Nachdem wir uns ausgiebig mit dem quirligen Dreizylinder befasst haben, steigen wir um auf den Diesel. Die Änderungen: Vierzylinder, 1,6 Liter Hubraum, aber ebenfalls 95 Pferdestärken.
Schon zu Beginn fällt das höhere Drehmoment auf, was den Polo TDI noch souveräner nach vorne treibt. Rein subjektiv wirkt der Diesel stärker als sein Pendant mit Ottomotor.
Der Hubraumvorteil macht sich vor allem auf der Autobahn bemerkbar. Hier schnurrt der Vierzylinder gemütlich vor sich hin, hält selbst im fünften Gang noch Reserven bereit und macht seiner dynamischen Optik alle Ehre.
So können wir dem VW Polo TDI am Ende des Tages eine besonders hohe Langstreckentauglichkeit attestieren, was für einen Kleinwagen arg untypisch ist. Sein längerer Radstand kommt ihm hier ebenso zu Gute, wie der geringe Verbrauch und die laufruhige Motor. All diejenigen, die den Polo vor allem auf längeren Strecken bewegen, sollten folglich den 1,6er Diesel in Erwägung ziehen.
Wie kommt er an, der neue Polo?
Um diese Frage zu klären, haben wir ein Experiment gewagt: Wir platzierten unseren weißen Polo Beats an drei verschiedenen Orten inmitten der Hamburger Innenstadt. Schräg gegenüber haben wir uns niedergelassen und die durch und durch unterschiedlichen Reaktionen der Menschen protokolliert.
Diese waren teils belustigend, teils erstaunlich. Während ein Großteil der Beobachter den neuen Polo als genau diesen identifizierten, gab es zwischendurch auch Leute, die freudig erregt riefen: „Schau mal, der neue Golf!“
Mit einem Lächeln auf den Lippen führten wir unsere Beobachtungen fort. Ein Pärchen mittleren Alters interessierte sich kurz darauf sehr intensiv für unseren Testwagen. Der Dialog war ebenfalls spannend. „Das ist doch kein Polo, der ist doch viel zu groß.“ „Doch, steht doch hinten dran, schau mal!“
Dann gab es wiederum eine Vielzahl an Personen, die kommentarlos die Lage beobachteten, keinen vermeintlichen Besitzer in unmittelbarer Nähe identifizierten und munter fröhlich drauflos fotografierten.
Insgesamt ergab unser Experiment, dass unser VW Polo Beats innerhalb von drei Stunden rund 92 mal intensiv begutachtet und von sage und schreibe 41 Personen fotografiert worden ist.
So lässt sich resümierend festhalten: Der neue VW Polo kommt gut an – und zieht die Blicke auf sich.
Fazit – Der City-Styler mit Mainstream-Potential
Insgesamt zeigt sich der neue VW Polo in unserem Erstkontakt als vorzügliches Stadtmobil mit dem Hang zur bodenständigen Ästhetik. Mit seinem ansprechenden Design sammelt er ebenso fleißig Punkte wie mit seinem durch und durch gutmütigen Charakter, der etwaige Fahrfehler gerne mal verzeiht.
Doch damit nicht genug, lassen sich auch längere Strecken problemlos absolvieren. Technisch ausgereift und mit hochmodernen Assistenzsystemen bestückt, setzt Volkswagen´s jüngster Spross die Messlatte für die Konkurrenz sehr hoch.
Technische Daten: VW Polo „Beats“ 1.0 TSI BMT 70 kW (95 PS)
Länge x Breite x Höhe (m): 4,05 x 1,75 x 1,46
Motor: Reihen-Dreizylinder-Ottomotor mit Turboaufladung
Leistung: 70 kW (95 PS)
Hubraum: 999 ccm
Max. Drehmoment: 175 Nm
Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe
Antrieb: Frontantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 4,5 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,9 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 103 g/km
Abgasnorm: Euro 6 W
Höchstgeschwindigkeit: 187 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,8 Sekunden
Leergewicht: 1.145 kg
Laderaumvolumen: 351 Liter (1.125 Liter bei umgeklappten Rückenlehnen)
Kraftstofftank: ca. 40 Liter
Neupreis: ca. 23.105 Euro (Grundpreis ab 12.975 Euro)
Text: NewCarz
Fotos: NewCarz / fotoworkx für NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
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