Seit 1954 wurde der gleichnamige Vorgänger gebaut, der einen Meilenstein in der Geschichte von Alfa Romeo darstellte. Zwei obenliegende Nockenwellen sorgten damals für technischen Fortschritt, wie man ihn nur aus dem Rennsport kannte. Kaum zu glauben, dass es sich um das erste Fahrzeug der Modellpalette handelte, dass in Großreihe produziert werden sollte. Heute stehen wir vor der italienischen Diva namens Giulietta, die mittlerweile in dritter Generation gebaut wird. Was sie ausmacht, gibt es im nachstehenden Fahrbericht.
Von außen ganz die Italienerin
Spätestens der dreieckförmige Scudetto-Kühlergrill gepaart mit dem rechtssitzenden Kennzeichen machen die Giulietta emotionsgeladen und unverkennbar. Runde, weiche Linien machen sie aus und lassen sie mit rund 4,35 Metern Länge auch ziemlich kompakt wirken. So kompakt, dass die hinteren Türen beinahe schon untergehen, die in der C-Säule sitzen und innenliegende Griffe haben. Und auch die LED-Scheinwerfer beweisen, dass man in Turin zeitgemäßes Design drauf hat, ohne an der DNA zu rütteln.
Mit ihren sportlichen Kurven weiß die Giulietta zu polarisieren: Von den Meisten wird das Design äußerst positiv aufgenommen und weiß mit seinem italienischen Charme zu überzeugen. Leider birgt dieses auch teilweise Nachteile: so fiel im Test die kleine Rückscheibe auf, die das Einparken teilweise erschwerte. Hier gilt die ganz klare Empfehlung, eine Einparkhilfe zu bestellen.
Der Innenraum: Stilvoll, wie eine Tasse Espresso
Nur das feinste Leder, der edle Klavierlack und das gebürstete Aluminium sind gut genug für die Giulietta. Leider ist nicht alles Gold, was glänzt: der Schalthebel ist leider nur lackiertes Plastik und besteht nicht aus Aluminium. Das sorgt während der Fahrt leider häufiger dafür, dass man sich verschaltet, da der Hebel aus der Hand rutscht. Ein Ausrutscher, denn der Rest des Innenraums lässt das italienische Temperament kochen. Selten sieht man eine so aufgeräumte Armaturentafel, die stark horizontal ausgerichtet ist und damit eine Mittelkonsole gänzlich überflüssig macht. Diese beinhaltet Wippschalter, die eine Hommage an den Rennsport darstellen sollen.
Kultiviertes Aggregat sorgt für vernünftige Fahrweise
Durch den 1.6 JTDM wird jeder Raser zum Spritsparfuchs. Einen NEFZ-Verbrauch von 5,5 Liter/100km (innerorts) hätten wir im Test beinahe erreicht und lagen bei rund 5,9 Litern. Dies ist mitnichten der Fahrweise geschuldet: die italienische Dame verleitet einfach nicht zum Rasen. Spätestens ab 4000 U/min meldet sich der Selbstzünder zu Wort und gibt dem Fahrer unmissverständlich zu wissen: ich bin kein Sportwagen! Hier liegt es nun am Fahrer, die Leistung von 105 PS (77 kW) und 320 Nm Drehmoment voll abzurufen.
Vom Cruiser zum Sportler
Dieser Umstand kann jedoch schnell beseitigt werden. Mit dem Betätigen des DNA-Schalters von „N“ wie normal auf „D“ wie dynamisch, lernt man das zweite Gesicht der Giulietta kennen. Direktere Lenkung, strafferes Fahrwerk und eine bessere Gasannahme sind die Antwort. Somit treibt der MultiJet-Diesel die rund 1,4 Tonnen in 11,3 Sekunden von 0-100 km/h; leider ist bei 185 km/h Schluss. Im Test punktet die Giulietta weniger mit ihrer Beschleunigung – viel beeindruckender ist das sauber abgestimmte Fahrwerk, der Verbrauch und die Verarbeitung.
[h3]Kurz notiert[/h3]
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[toggle_item title =“Das sagen die Nachbarn“] Alles zwischen „nette Glubschaugen“ und „chices Design“ fiel im Dialog. [/toggle_item]
[toggle_item title =“Das bleibt“] Der italienische Temprament und die Gelassenheit. [/toggle_item]
[toggle_item title =“Das ist ihre Konkurrenz“] Volkswagen Golf, Seat Leon, Audi A3, Mercedes-Benz A-Klasse und BMW 1er [/toggle_item]
[toggle_item title =“Das begeistert“] Der sparsame Motor, die bequemen Rücksitze, das sauber abgestimmte Fahrwerk und das Design. [/toggle_item]
[toggle_item title =“Das muss verbessert werden“] Der Schaltknauf, der geringe Abstand zwischen den Pedalen, die kleine Heckscheibe und die kleinen Ablagen. [/toggle_item]
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Fazit
Bei der Motorauswahl sollte auf jeden Fall berücksichtigt werden, dass es sich bei diesem Auto eher um ein Langstreckenfahrzeug handelt. Hier können ohne Probleme 4 Erwachsene (durch das geräumige Fond) eine längere Strecke absolvieren, ohne einen hohen Kraftstoffverbrauch oder Rückenschmerzen zu beklagen. In der Stadt fehlt es ihm zum Teil am Durchzug: hier sollte man lieber zum 2.0 Diesel mit 170 PS greifen.
Mit dem Grundpreis von 21.650€ liegt die Giulietta im preislichen Mittelfeld bei der Konkurrenz. Überzeugen kann sie vor allem mit der tollen Verarbeitung, dem geringen Verbrauch und dem Design. (mb/ncz)
Einige Kollegen sind die Giulietta ebenfalls gefahren. Jan kennt die Giulietta bestens seit mehreren Generationen und erklärt, woran sie ihn erinnert. Zu seinem Fahrbericht geht es hier entlang. Sebastian fuhr das besagte 2.0 JTDM-Aggregat und beschäftigt sich mit der Frage, ob die italienische Diva auch etwas für Jungs ist. Hier gibt es seinen ausführlichen Fahrbericht; zu der Fahrdynamik der Giulietta gibt es hier mehr. Jens fuhr eine Automatik-Variante mit der 1.4 Liter Maschine: seinen Fahrbericht gibt es hier. Unseren Fahrbericht zum MiTo gibt es hier.
Länge x Breite x Höhe (m): 4,35 x 1,80 x 1,47
Motor: Vierzylinder-Diesel, 1,6 l Hubraum, Multiair-System, Turbolader, Direkteinspritzung
Leistung: 125 kW / 105 PS bei 4000 U/min
Max. Drehmoment: 320 Nm bei 1500 U/min
Durchschnittsverbrauch (nach EU-Norm): 4,4 Liter
CO2-Emissionen: 114g/km (Euro 5)
Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 11,3 Sek.
Leergewicht/Zuladung: 1385 kg / 430 kg
Kofferraum: 350 – 1045 Liter
Räder / Reifen: 7 J x 16 LM / 205/55 R 16
Max. Anhängelast: 1300 kg
Basispreis: 21 650 Euro
Bilder: Mikhail Bievetskiy / Canon 5D Mark III / 24-70 ƒ2.8
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