Auch wenn man bei Isuzu D-Max eher an einen TV-Sender denken mag – es ist tatsächlich ein Pick-up der in hiesigen Gefilden bislang unter dem Radar verschwand.
Warum eigentlich? Schließlich spielt der Japaner in der Liga von Amarok, Mitsubishi L200, Toyota Hilux oder dem alsbald auslaufenden Nissan Navara mit – mittlerweile in dritter Generation.
Dieser Frage werden wir in diesem Fahrbericht nachgehen, zu dessen Zweck wir den D-Max in der höchsten Ausstattungsstufe, dem V-Cross gefahren haben.
- Außenansicht
- Innenraum und Ladefläche
- Motor und Fahreigenschaften
- Assistent & Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Die Außenansicht – Optisch modern und robust
In Sachen Design muss sich der D-Max wahrlich nicht vor seiner Konkurrenz verstecken. Insbesondere die Fahrzeugfront zeigt grimmig dreinblickende LED-Scheinwerfer, die optisch einen üppig dimensionierten Kühlergrill in Schach halten. Dazu gesellen sich separierte Nebelleuchten und Blinker sowie eine hoch abschließende Motorhaube – die Dynamik wird damit entsprechend unterstrichen.
Seitlich in Augenschein genommen, gibt’s eine klassische Pick-up-Silhouette, dessen Proportionen sehr angenehm ausfallen. Der massive Überrollbügel direkt hinter der Kabine sorgt derweil für eine brachiale Optik. Die Bodenfreiheit ist außerdem sofort ersichtlich und an der Bordwand gibt’s einen entsprechenden 4×4-Schriftzug inklusive eines Hinweises auf eine Sperrmöglichkeit des Differenzials.
Am Fahrzeugende angekommen, lässt es sich der D-Max nicht nehmen, auf der Heckklappe seinen Markennamen zur Schau zu stellen und so für Klarheit zu sorgen, um was es sich bei diesem Pick-up handelt.
Die Laderaumabdeckung in Form eines Rollos ist optional gegen Aufpreis dabei und die vertikalen Heckleuchten wurden dreidimensional designt, leuchten bei Blinklicht und Nebelschlusslicht noch mit Glühlampentechnik.
Der Innenraum des Isuzu D-Max – Geordnet und gesittet
Im Innenraum des D-Max geht es sehr aufgeräumt zu. Selbst Neulinge finden sich hier ohne sich bildende Stirnfalten schnell zurecht.
Das Lenkrad liegt gut in den Händen, wenngleich es gerne eine Spur dicker ausfallen könnte. So, wie es in anderen Pick-ups dieser Klasse oft der Fall ist.
Die klassische Tachoeinheit ist zwar in Zeiten der Digitalisierung obsolet erscheinend, doch lässt sie sich bestens ablesen. Das kleine Multifunktionsdisplay dazwischen zeigt zudem fast alle relevanten Informationen. Wieso fast? Weil dieses Fahrzeug anfangs aus für uns unerklärlichen Gründen keine Restreichweitenanzeige zu besitzen schien.
Erst ein Blick in die Bedienungsanleitung hat den entscheidenden Hinweis geliefert. Da diese Einstellung recht gut versteckt ist, haben wir uns entschieden, das kleine Tutorial in Bildform zu zeigen.:
Der Zentralbildschirm ist für ein Nutzfahrzeug überraschend groß dimensioniert, besaß aber kein Navigationssystem. Dafür funktionierten Apple CarPlay sowie Android Auto einwandfrei und machten ein integriertes Navi damit überflüssig.
Die Klimaeinheit sitzt eine Etage tiefer und lässt sich auch während der Fahrt gut bedienen. Das gilt auch für den Allrad-Regler, der prominent direkt darunter platziert wurde.
Die Sitze sind relativ bequem und selbst zu viert erreicht man im D-Max angenehm auch entfernte Ziele. Das liegt unter anderem auch daran, dass überall in der Double Cab großzügige Platzverhältnisse herrschen.
Die Ladefläche bietet mit ihren 1,57 Metern Länge und 1,53 Meter maximaler Breite mehr als genügend Platz für eine EU-Palette und das maximale Ladegewicht von knapp einer Tonne erhöht den Einsatzhorizont nochmals beträchtlich.
Motor und Fahreigenschaften – Raues Herz, solides Fahrwerk
Beim Motor im D-Max handelt es sich um einen 1,9 Liter großen Vierzylinder-Turbodiesel mit 163 PS und maximal 360 Newtonmetern Drehmoment. Dieser Selbstzünder ist hier das einzig verfügbare Antriebsaggregat. Dafür ist er eine Eigenentwicklung, die schon seit 2017 den Pick-Ups der Marke den Vortrieb ermöglicht.
Besonders ist der Umstand, dass der Vierzylinder mit recht wenig Hubraumvolumen aufwartet. Beim Blick auf das Leergewicht sowie Zuladung und Anhängelast, waren wir zunächst nicht sicher, ob der hubraumschwache Selbstzünder dies adäquat hinbekommt.
Bereits beim Anlassen verrät der kalte Motor ungeniert seine Antriebsart. Er nagelt und knurrt munter vor sich hin und macht nun wirklich keinen Hehl um sein Diesel-Dasein. Das ändert sich zwar im warmen Zustand etwas, doch vor allem im Teillastbereich bleibt der Selbstzünder ein echtes Nageleisen. Dagegen bleibt er kurioserweise bei höheren Tempi – insbesondere auf der Autobahn, also bei entsprechendem Leistungsabruf – recht ruhig.
Auf den ersten Kilometern zeigt sich der Diesel als ungeahnt dynamisch und kein bisschen träge – im Gegenteil. Teilweise möchte man sogar meinen, dass er wesentlich flinker agiert als seine Mittbewerber mit zwei Litern und mehr Hubraum.
Die Automatik wechselt ihre sechs Stufen passenderweise stets exakt und trotz einer typischen Wandlerträgheit schnell genug, um nicht als Spaßverderber zu gelten.
Typisch Nutzfahrzeug ist zudem das Fahrwerk mit seinen Blattfedern an der Hinterachse. Der D-Max poltert unbeladen ordentlich über alle Verwerfungen, sodass die Insassen hier schon gut einstecken müssen. Das ändert sich sofort mit entsprechender Beladung, dann federt der Pick-Up recht kommod und zeigt sogar komfortorientierte Federungsqualitäten.
Das Fahrzeug blieb selbst jenseits der Richtgeschwindigkeit sehr stabil und ruhig. Bis zu 180 km/h sind möglich, am wohlsten fühlt es sich um die 150 km/h an. Beschleunigungswerte gibt Isuzu nicht an, doch wir wollten es wissen und fuhren den Standardsprint von null auf 100 km/h in 12,9 Sekunden als Bestzeit.
Die Lenkung wirkt in Neutralstellung etwas diffus, könnte gern mehr Rückmeldung liefern. Dafür bleibt sie leichtgängig und erleichtert dadurch beispielsweise das Rangieren beim Parken oder im Gelände ungemein.
Wenngleich der Wendekreis recht hoch ist, lässt sich der D-Max dennoch gut manövrieren. Die Bremsen besitzen eine gute Bremsleistung, lassen sich aber etwas grobkörnig dosieren. Das können andere wie beispielsweise der Amarok besser.
Der Isuzu D-Max ist ein echter Geländegänger, besitzt neben Allradantrieb und Untersetzung auch eine Differenzialsperre für die Hinterachse. Die Überhänge sind kurz, was große Böschungswinkel ermöglicht. Bis zu 80 Zentimeter tiefe (stehende) Gewässer kann der Pick-up ebenso durchfahren. Einziger Spaßverderber ist der große Radstand, durch den der Rampenwinkel kräftig geschmälert wird.
Verbrauchstechnisch ist der D-Max kein Engel, aber auch kein echter Teufel. Im Drittelmix verabschiedeten sich je 100 gefahrenen Kilometern genau 10,4 Liter – das sind 0,8 Liter mehr als die Werksangabe verspricht. Maximal verbrutzelten wir bei Vollgas auf der nächtlichen Autobahn 12,8 Liter auf dieser Strecke.
Überraschend sparwillig zeigte sich der Turbodiesel dann auf der Sparrunde, auf der wir den Verbrauch auf sehr gute 6,4 Liter pro 100 Kilometer reduzieren konnten.
Ausstattung, Komfort, Technik
Als V-Cross besaß der getestete D-Max die höchstmögliche Ausstattungsstufe und konnte ab Werk eine umfassende Ausstattung vorweisen, zu der fest installierte Trittbretter, ein Abstandstempomat, der im Test zuverlässig und komfortorientiert sanft arbeitete, eine gut auflösende Rückfahrkamera und Infotainment samt 9-Zoll-Bildschirm plus den Konnektivitätslösungen Apple CarPlay und Android Auto gehören.
Des Weiteren zählen zum Ausstattungsumfang eine 2-Zonen-Klimaautomatik, ein Keyless-Zugangssystem, sehr gute LED-Scheinwerfer, die in Sachen Homogenität und Helligkeit keine Wünsche offenlassen und ein Soundsystem mit acht Lautsprechern und echtem CD-Laufwerk, dessen Klang für ein Nicht-Markensystem vollkommen okay ist. Der Radioempfang gehört derweil eher zu den weniger zuverlässigen Systemen und sorgte sowohl im FM-Bereich als auch beim Digitalradio für viele Aussetzer.
Die Lederbezüge gehören ebenso zum Ausstattungsrepertoire wie auch die Sitzheizungen für die Vordersitze, die allerdings ruhig etwas mehr Power besitzen könnten. Es dauert teilweise über 20 Minuten, bis die Wärme an Hintern und Rücken spürbar wird – das dauert einfach zu lange.
Der Innenspiegel blendet automatisch ab und beim Verriegeln werden die Außenspiegel elektrisch angeklappt – sehr gut in beengten Parkzonen.
Bei den Assistenten überzeugte die fehlerfrei arbeitende Verkehrszeichenerkennung, der Spurhalteassistent hatte dagegen immer eine Portion zu viel Engagement am Start. Der Querverkehrswarner übersah während der Testfahrten keinen Verkehrsteilnehmer beim Ausparken und ein Frontkollisionsassistent plus eine Multikollisionsbremse haben wir lieber nicht ausprobiert.
Varianten und Preise des Isuzu D-Max
Den Pick-up gibt es in drei Kabinenausführungen: Single Cab für zwei Personen, Space Cab für vier Personen mit zwei Türen und Double Cab für fünf Personen und mit vier vollwertigen Türen. Letztgenannter Version widmen wir uns hier und diese gibt es in vier Ausstattungen:
- L – Die Basisversion startet ab 36.500 Euro und besitzt bereits elektrisch verstellbare und beheizbare Außenspiegel, Verkehrszeichenerkennung, Berganfahrhilfe, Bergabfahrhilfe, Abstandstempomat, DAB+, manuelle Klimaanlage und vieles mehr.
- LS – Für mindestens 38.650 Euro gibt es diese Version, die serienmäßig in top die Außenspiegel anklappen kann sowie Nebelleuchten, Lichtsensor, Müdigkeitswarner und Sitzheizungen vorn mitbringt – um nur einige Dinge zu benennen.
- LSE – Die Vizevariante beginnt bei 45.500 Euro und bietet zusätzlich sechs Lautsprecher, ein 7-Zoll-Infotainment, 2-Zonen-Klimatronik, Lüftungsdüsen für den Fondbereich, Bi-LED-Scheinwerfer, LED-Nebelleuchten, Ledersitze und vieles mehr.
- V-Cross – Das Flaggschiff startet ab 50.150 Euro und bringt eine Vollausstattung mit, die nur noch durch die Außenfarbe ergänzt werden kann.
Als Antrieb dient ausschließlich der hier gefahrene 1.9-Liter Turbodiesel und die Kraftübertragung übernimmt entweder eine 6-Gang-Handschaltung oder die empfehlenswerte 6-Gang-Automatik für rund 2.400 Euro Aufpreis. Der Isuzu D-Max besitzt grundsätzlich Allradantrieb – mit einer Ausnahme: Als Single Cab in der Basisversion ist er auch als Hecktriebler ab 30.750 Euro erhältlich.
Fazit – Der Alleskönner mit Raritätenstatus
Zusammenfassend zeigte sich der Isuzu D-Max im Test als Allround-Pick-Up ohne Allüren, dafür mit einer gesunden Arbeitsmoral und auch jeder Menge Annehmlichkeiten. Dass der Isuzu in erster Linie ein Arbeitstier ist, steht außer Frage. Doch auch seine vielfältigen Eigenschaften sorgen dafür, dass vom Kleingärtner bis zum mittelständischen Handwerker und auch Freizeitaktivisten sowie Automobilisten mit transportbedürftigem Hobby praktisch jeder auf seine Kosten kommt.
Da er recht selten im Straßenbild auftaucht, besitzt er zudem einen Raritätenstatus, der ihn für Individualisten besonders interessant macht. Ein Underdog schlechthin, der eindeutig mehr Aufmerksamkeit verdient hat.
Seine Geländeaffinität ist ausgeprägt und seine Fahreigenschaften auf befestigter Straße zugleich überraschend gut. Mit 3,5 Tonnen Zuggewicht und ein maximalem Gespanngewicht von gigantischen sechs Tonnen gilt er als ausgewachsenes Lastentier.
Als V-Cross steht er zudem optisch appetitlich dar und kann sich in einer farbenfrohen Lackierung besonders gut in Szene setzen. Mit rund 53.000 Euro ist er dann jedoch auch kein Schnäppchen mehr. Am Ende des Tages sollte der D-Max dennoch als interessante Alternative für alle gelten, die ein Fahrzeug mit robusten Einsatzmöglichkeiten und Ladefläche suchen. Er könnte für den ein oder anderen sogar als Geheimtipp gehandelt werden.
Kamera: Canon EOS 250D
Pro und Contra
Pro:
- hohes Zuggewicht und Gespanngewicht
- gute Geländeeigenschaften
- zuverlässige Assistenzsysteme
- als V-Cross umfangreiche Ausstattung
- 5-Jahres-Garantie
Contra:
Toyota Hilux, VW Amarok, Mitsubishi L200, SsangYong Musso, Nissan Navara (bis 2022), Ford Ranger
Technische Daten: Isuzu D-Max V-Cross
- Farbe: Sapphire Blue Metallic
- Fahrzeugklasse: Utility Pick-up
- Länge x Breite x Höhe (m): 5,27 x 1,87 x 1,79
- Radstand (mm): 3.125
- Antrieb: Vierzylinder Commonrail Turbodiesel mit DPF und SCR-Kat
- Hybridart: –
- max. Leistung: 120 kW (163 PS) bei 3.600 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 360 bei 2.000 bis 2.500 rpm
- Hubraum: 1.898 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Automatik
- Antriebsart: Allrad mit Untersetzung und Hinterachssperrdifferenzial
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 9,2 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 10,4 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 241 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 9,8
- Wendekreis (m): 13
- max. Bodenfreiheit (mm): 250
- Böschungswinkel vorn/hinten: 30,5°/24,2°
- Rampenwinkel: 22,9°
- max. Wattiefe (mm): 800
- Ladefläche Länge/Breite/Höhe (mm): 1.570/1.530/490
- Leergewicht (kg): 2.105
- Zuladung (kg): 995
- Anhängelast ungebremst/gebremst/Gesamtzuggewicht (kg): 750/3.500/6.000
- max. Stützlast (kg): 245
- max. Dachlast (kg): 100
- Tankinhalt (l): 76
- AdBlue-Tank (l): 13
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 53.083,10 Euro (Basispreis Double Cab: 36.500 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.