Luxus im Überfluss – das soll der aktuelle Lexus LS 500 seinen künftigen Fahrern und Passagieren bieten.
Dabei blickt das Modell auf eine lange Historie zurück. Schon im Jahr 1989 begann die Geschichte der japanischen Luxuslimousine, die bis zur vierten Generation stets mit V8-Motor angeboten wurde.
Generation No. 5 hat hingegen mit dieser Tradition gebrochen, und wird fortan nur noch von sechs Zylindern befeuert. Wir haben den nicht hybriden Lexus LS 500 einem ausgiebigen Test unterzogen.
Wie sich die Luxuslimousine aus Fernost dabei schlägt und ob sie mit der etablierten, deutschen Konkurrenz mithalten kann, klärt der Fahrbericht.
Exterieur – Messerscharfes Entertainment
Von der noblen Toyota-Tochter ist man es fast schon gewöhnt und dennoch fasziniert es immer wieder: Das messerscharfe Design hielt auch beim neuen LS Einzug und so erwartet den Betrachter eine auf 5,24 Meter gestreckte Limousine mit vielen Ecken, Kanten und Knicken.

Die Front verfügt über einen riesigen Diabolo-Kühlergrill, den wir bereits unter anderem aus dem Prestige-SUV RX 450h kennen. Flankiert wird dieser von zwei üppig dimensionierten Lufteinlässen, die das Fahrzeug optisch noch weiter in die Breite ziehen.

Besonders spannend sind die Voll-LED-Scheinwerfer des Lexus LS 500. Selbige sind nicht nur ultra schmal und rasiermesserscharf gezeichnet, sondern offerieren auch ein sehr markantes, blitzartiges LED-Tagfahrlicht, welches sich über drei schmale Streifen in den Hauptscheinwerfer erstreckt.

Seitlich betrachtet, fällt neben dem üppigen Radstand – dieser beträgt 3,13 Meter – auch die nach hinten abfallende Dachlinie auf, die dem Fahrzeug einen leichten GT-Charakter verleiht. Die 20-Zoll-Räder wirken am großen Japaner keinesfalls protzig, sondern fügen sich harmonisch in die Seitenpartie ein.

Das Heck des Japaners behält den Chic einer klassischen Limousine bei, kommt aber dennoch keinesfalls bieder daher. Dosierte Rundungen treffen auf kantige Rückleuchten, die mit einer Chromspange verbunden werden. Dazu gesellen sich trapezförmige Endrohrblenden und viel mehr gibt es nicht zu bestaunen. Ein Marken- und Modellschriftzug wurde derweil auf dem Heckdeckel platziert und wird um einen etwas abseits positionierten „AWD“ Schriftzug ergänzt.
Interieur – Mit Liebe zum Detail
Erst im Inneren des Lexus LS 500 kommt die gesamte Ingenieurskunst zum Tragen. Der erste Grundgedanke basiert auf Omotenashi, der japanischen Gastfreundschaft. Diese genoss bei der Entwicklung des LS oberste Priorität und so hebt sich das Fahrzeug nach dem Öffnen der Tür erst einmal ein Stück an, um Fahrer und Passagieren den Einstieg zu erleichtern.

Einmal Platz genommen, fährt das Gurtschloss dem Fahrer ein Stück weit entgegen, um etwaige Verrenkungen beim Anschnallen auszuschließen. Der Blick des Fahrers fällt auf eine digitale Landschaft, die im Vergleich zur Konkurrenz jedoch weniger technisch-clean, sondern vielmehr wohnlich-gemütlich ausfällt.

Extrem breite Sitze offerieren Personen jeder Körpergröße – und -fülle – eine angenehme Sitzposition, welche durch die 28-fache Verstellmöglichkeit maximiert wird. Selbstredend ist das Gestühl beheizt und belüftet, wartet darüber hinaus mit mannigfaltigen Massagefunktionen auf.
Das hochgebaute Cockpit ist Lexus-typisch mit zwei „Hörnern“ ausgestattet, mit denen links das ESP und rechts die Fahrmodi bedient werden. Das bordeauxrote Leder schafft ein entspanntes Ambiente und unterstreicht die eingangs erwähnte Omotenashi-Maxime.

Das Lederlenkrad ist angenehm dick gepolstert und verfügt über diverse Tasten zur Bedienung des Infotainments und einiger Assistenzsysteme. Die dahinter befindlichen Schaltwippen sind angenehm integriert und wurden im Test – soviel können wir schon einmal verraten – gern genutzt.
Die Mittelkonsole des Lexus LS 500 fällt sehr breit aus und beherbergt ein 12,3 Zoll großen Zentralbildschirm, der recht weit nach hinten versetzt verbaut wurde. Der Vorteil ist hier die gute Ablesbarkeit auch bei direkter Sonneneinstrahlung. Nachteilig könnte man hingegen die fehlende Touchfunktion ankreiden, die man jedoch nicht zwingend benötigt.

In besserer Reichweite sitzt indes die physische Bedieneinheit für die Klimaautomatik. Sehr zu unserer Freude gibt es im großen Japaner auch einen manuellen Drehregler für die Lautstärke.
Einen Stock tiefer sitzt der Automatikwählhebel in Form eines Schubhebels, dahinten liegt das bereits aus anderen Modellen bekannte Touchpad zur Bedienung des Infotainments.

So richtig spannend wird es jedoch erst im Fond des Lexus LS 500. Hier herrschen derart fürstliche Platzverhältnisse, dass der japanische Hersteller erst gar keine Langversion mehr herausbringt. In Anbetracht der Gesamtlänge von knapp 5,24 Meter ist das aus Sicht der Redaktion auch nicht nötig.
Der Einstieg gelingt recht einfach durch die großen hinteren Türen, Platz genommen wird auf loungeartigem Gestühl, welches natürlich beheizt und belüftet wird und mit einer Vielzahl an Massageprogrammen aufwartet.

Über ein Tablet in der Mittelkonsole werden alle Multimedia- und Komfortfunktionen gesteuert – so etwas kennen wir beispielsweise als Touch Command aus dem BMW 7er.
Das Multimedia-System im Fond besteht aus zwei Bildschirmen an den vorderen Kopfstützen sowie zahlreicher Möglichkeiten, Filme wiederzugeben.

Besonders spannend: Bei Dunkelheit erkennen die Zusteigenden die indirekte Ambientebeleuchtung in den Türverkleidungen, die unweigerlich an japanische Papier-Laternen erinnern.
Das Stichwort heißt Takumi – Handwerkskunst made in Japan. So wurden die Stoffe, mit denen die Türverkleidungen bezogen sind, in stundenlanger Handarbeit gefertigt und weisen den aus Fernost bekannten Origami-Stil auf. Hinzu kommen spezielle Holzfurniere und gebrochenes Kiriko-Glas, welches je nach Lichteinfall eine von hunderten Facetten zeigt. Auf den Betrachter wirkt dies wie kleinste Diamanten, die das Licht brechen.

Diese extreme Detailverliebtheit ist ein Alleinstellungsmerkmal des Lexus LS 500, seine hiesige Konkurrenz hat den Fokus derweil auf andere Annehmlichkeiten gesetzt. Ob und inwiefern hier der europäische Geschmack getroffen wird, können wir nur erahnen. In jedem Falls darf diese Art japanischer Luxus als willkommene Abwechslung im Segment gelten.
Der Kofferraum des Lexus LS 500 offeriert ein Ladevolumen von 480 Litern und liegt damit ein wenig unterhalb der deutschen Konkurrenz.
Motor & Fahreigenschaften – Ein halbes Dutzend
Den Antrieb im Lexus LS 500 übernimmt ein 3,5 Liter großer V6-Motor mit einer Leistung von 417 PS. Das maximale Drehmoment beträgt 600 Newtonmeter, die Kraftverwaltung übernimmt ab Werk eine 10-Gang-Automatik.
Zusammen mit dem LS 500h, der aus einem 3,5-Liter-V6 plus E-Motor 359 PS Systemleistung generiert, sind dies die einzigen beiden in Europa verfügbaren Antriebe.

Die Charakteristik des LS ist durch und durch auf Komfort getrimmt, was schon auf den ersten Metern auffällt. Der Sechszylinder läuft überaus ruhig und kann für das Gros an Kunden sicherlich den Verzicht eines V8-Antriebs weitestgehend kompensieren. In urbanen Gefilden fällt die schiere Länge der Limousine zwar auf, doch lässt sich der Japaner sehr leichtfüßig dirigieren.

Lediglich beim Einparken bedarf es eines guten Einschätzungsvermögens oder einfach einer entsprechenden Eingewöhnung. Dank zahlreicher Kameras gelingt dies bei einer ausreichend großen Lücke auch problemlos.
Die Luftfederung zeigt sich besonders bei schlechten Fahrbahnzuständen von ihrer Schokoladenseite und gibt kaum etwas hiervon an die Passagiere weiter. In Summe erreicht der Lexus LS 500 sogar beinahe den Komfort einer Mercedes-Benz S-Klasse, die an dieser Stelle nur durch ihre noch bessere Ausgewogenheit glänzt.

Die adaptiven Dämpfer arbeiten sehr manierlich und geben im Sportmodus dem Fahrer sogar etwas Spielraum zum dynamischen Fahren. Doch schnell wird klar, dass allzu sportliche Behandlungen schlicht nicht zum Fahrzeug und dessen Dimensionen passen, weshalb unserer Redakteure nahezu alle recht zügig wieder auf Komfort umstellten.
Möchte man den LS zackig durch Kurven bewegen, wird dem Fahrer erst spät das Gewicht vor Augen gehalten. Recht artig durchzieht er enge Kehren, der Allradantrieb sorgt für stets gegebene Traktion und erst im Grenzbereich greift das ESP sanft, aber bestimmt ein, um etwaiges Untersteuern zu vermeiden.

Wir wechseln auf die Autobahn, die – und das macht eine Luxuslimousine schließlich aus – als bevorzugtes Metier des Lexus gelten darf. Selbst jenseits von 150 Stundenkilometern bleibt es sehr ruhig im Innenraum, eine extrem gute Dämmung erhält der Kunde hier serienmäßig.
Gleiches gilt für die überaus sanft schaltende 10-Gang-Automatik, die im Test nahezu unmerklich ihre Arbeit verrichtete. Während unserer Testfahrten kam zu keiner Zeit der Wunsch auf, die vielen Stufen manuell verwalten zu wollen.

Hin und wieder sollte man jedoch einen Blick auf den Tacho werfen, denn so souverän wie der Lexus LS 500 dahingleitet, verliert man Schnell das Gefühl für die gefahrene Geschwindigkeit. Sollte es doch einmal zu schnell werden, garantieren derweil sehr gute Bremsen für vernünftige Verzögerungswerte.

Übrigens: Die F-Sport-Version des LS offeriert noch üppiger dimensionierte Bremsen.
Insgesamt halten wir fest, dass der Lexus LS 500 mit seinen Gesamteigenschaften durchaus mit der hiesigen Konkurrenz mithalten kann. Lediglich das überschaubare Motorenangebot könnte den ein oder anderen Interessenten verstimmen.

Im Durchschnitt konsumierte der Lexus LS 500 in unserem Test 10,8 Liter Super. Unsere Sparrunde absolvierte der große Koreaner mit 7,9 Litern, während sportliche Fahrweisen durchaus mit Werten zwischen 13 und 14 Litern quittiert werden.
Technik & Assistenz – Auf Augenhöhe
Dass der Lexus LS 500 auf Augenhöhe mit der deutschen Luxus-Konkurrenz ist, zeigt bereits ein bloßer Blick auf die ellenlange Ausstattungsliste. Mit Ausnahme der Basisversion, warten alle LS-Modelle mit nahezu Vollausstattung auf, die außer einer Handvoll Ausstattungsoptionen beziehungsweise -paketen keine Wünsche offen lässt.

In diesem Kapitel behandeln wir die relevantesten Ausstattungen und solche, die man bei Mitbewerbern teilweise vergeblich sucht.

Das Infotainment des Lexus LS 500 wartet mit einem 12,3 Zoll großen Zentralbildschirm auf, der hauptsächlich über ein Touchpad gesteuert wird. Hinzu kommen eine Handvoll Schnellwahltasten, die das jeweilige Untermenü aufrufen. Insgesamt erweist sich die Bedienung als anfangs komplex und erfordert Eingewöhnung. Ist man mit dem System vertraut, gelingt die Bedienung meist auf Anhieb.

In unserem Testwagen sorgte ein Mark Levinson 3D Surround Referenz-Soundsystem mit 23 Lautsprechern für akustische Untermalung. Die Anlage verdient zurecht den Namenszusatz „Referenz“ und beschallt den Innenraum mit bestmöglichem Klang. Dabei reicht das System sogar beinahe an das Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound System aus dem BMW 7er heran.

Noch spannender wird es dann auf den hinteren Plätzen. Neben den exotischen Materialien, die den Komfort maximieren sollen, bietet Lexus seinen Kunden ein Multimedia-System für die Fondpassagiere an. Zwei Bildschirme lassen die Zeit im Japaner wie im Fluge vergehen, während die Sitze über sieben Shiatsu Massageprogramme verfügen.

Hierbei werden gezielt bestimmte Körperpartien stimuliert und mittels zweier Heizfelder im Schulter- und Rückenbereich erwärmt.
Die Klimaautomatik umfasst vier Zonen und ermittelt unter Zuhilfenahme eines Infrarot-Matrixsensors die Körpertemperatur der Passagiere und stellt die Lüftung so bedarfsgerecht zur Verfügung.

Auf der Habenseite der Assistenten offeriert Lexus eine ganze Armada an unterstützenden Systemen, von denen wir nachfolgend die relevantesten behandeln.
So wartet der Lexus LS 500 mit einer Fußgängererkennung auf, die dank aktivem Lenkassistenten diese nun nicht mehr nur erkennt, sondern – sofern eine Kollision unvermeidlich scheint – auch autonom ausweicht.

Der Spurhalteassistent hat ebenfalls dazugelernt und erkennt nicht mehr nur Fahrbahnmarkierungen, sondern auch Oberflächen, sodass bei Abkommen von der Fahrbahn auf Grasnarben oder Bordsteine entsprechend eingegriffen und das Fahrzeug zurück auf Kurs gelenkt wird.
Die Verkehrszeichenerkennung leistete sich während unseres gesamten Tests keine Fehlinterpretationen und wird sowohl im Cockpit als auch im Head-Up-Display angezeigt.

Apropos Head-Up-Display: Dieses bietet ein extrem breites Darstellungsfeld und hält ebenfalls problemlos mit der Konkurrenz – wie beispielsweise dem des BMW 7er oder der Mercedes-Benz S-Klasse mit.

Ergänzt wird das Potpourri unter anderem durch Querverkehrswarner vorne und hinten samt Parkbremsunterstützung und einer 360-Grad-Kamera, die auch bei Nacht ein vernünftiges Bild anzeigt.

Widmen wir uns abschließend der Beleuchtungseinrichtung im Lexus LS 500. Serienmäßig sorgen hier Voll-LED-Scheinwerfer für beste Sicht, die – außer in der Basisversion – auch mit Matrix-Funktion aufwarten. Besonders spannend ist der zweiachsige adaptive Fernlichtassistent, welcher das Scheinwerferlicht auf zwei Ebenen steuern kann.

In der Praxis macht sich dies nur bei genauem Hinschauen bemerkbar. Ansonsten liefern die Scheinwerfer ein homogenes und weitreichendes Lichtbild. Die gezielte Aussparung anderer Verkehrsteilnehmer funktionierte sehr flüssig, niemand sah sich gezwungen, uns mittels Lichthupe zu ermahnen.
Fazit zum Lexus LS 500 – Der Underdog
Abschließend ziehen wir ein Resümee zu einem Fahrzeug, welches sich den Platz in der Riege der Luxuslimousine wohl verdient hat, jedoch noch immer als Underdog gilt.

Der Lexus LS 500 ist somit eine Rarität auf deutschen Straßen, was ihn für eine extrovertierte und gleichermaßen luxusorientierte Klientel durchaus reizvoll erscheinen lassen dürfte. Technisch auf höchstem Niveau und optisch ein Statement, konnten wir im Rahmen unseres Tests kaum Schwachstellen aufdecken.

Wer sich in das recht diffizile Infotainment einfuchsen kann und wen die schmale Motorenpalette nicht abschreckt, der sollte unbedingt einen genauen Blick auf die Luxuslimousine aus Japan werfen.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Lexus LS 500 Luxury Line
- Farbe: Titaniumweiss
- Länge x Breite x Höhe (m): 5,24 x 1,90 x 1,46
- Radstand (mm): 3.125
- Motor: Sechszylinder-V-Motor mit Bi-Turboaufladung
- Leistung: 307 kW (417 PS)
- Hubraum: 3.445 ccm
- Max. Drehmoment: 600 Nm
- Getriebe: 10-Stufen-Automatikgetriebe
- Antrieb: Allradantrieb
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 9,8 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 10,8 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 223 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,9 Sekunden
- Leergewicht (kg): 2.385
- Wendekreis (m): 12,0
- Kraftstofftank Benzin (l): 82
- Kraftstoffart: Super (ROZ 95)
- Neupreis des Testwagens: ca. 140.450 Euro (Grundpreis LS 500: 98.000 Euro)

Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.