SUVs gibt es viele. In Großstädten sieht man sie wie Sand am Meer. Von der Mini- bis zur Supersized-Variante ist schlicht alles vertreten.
Gibt es also einen Grund, ausgerechnet die noch recht junge vierte Generation des Japaners bei einer etwaigen Kaufüberlegung miteinzubeziehen? Oh ja, den gibt es. Und zwar nicht nur einen.
Wir haben den Lexus RX 200t über Stock und Stein gescheucht und verraten in diesem Bericht, weshalb der messerscharf geschnittene Japaner eine echte Alternative darstellt.
Exterieur – Inspiriert von einem Katana-Schwert
Der fällt auf! Das sind die ersten Gedanken, die uns durch den Kopf schießen, als wir den Lexus RX 200t in Empfang nehmen.

Die wohl markanteste Änderung im Vergleich zum Vorgänger ist der überproportional große Diabolo-Kühlergrill, welcher von einer breiten Chromleiste umrahmt wird. Angepasst an die scharfe Designlinie sind die Voll-LED-Scheinwerfer samt L-förmigem Tagfahrlicht. Eine Etage darunter sitzen in breit geschnittenen Kiemen die Nebelleuchten und das Abbiegelicht in separaten Einheiten. Die japanische Art des Unterfahrschutzes wirkt an der Front wie eine hoch angesiedelte Spoilerlippe, schmiegt sich aber an die dezente Rundumbeplankung an.
Erst von der Seite betrachtet, fällt dem Betrachter die Höhe des SUV auf. Mit knapp 1,70 ist der Lexus RX 200t zwar nicht der Größte seiner Klasse, dennoch wird eine allgegenwärtige Präsenz vermittelt.

Die Designlinie macht im Übrigen auch bei Außenspiegeln und Türgriffen keinen Halt. Beinahe vorsichtig berührt man Letzteren, ist er optisch doch wesentlich scharfkantiger als die Haptik wiedergibt. Besonders interessant ist zudem die C-Säule des Lexus. Sie setzt die Fensterpartie nahtlos fort und sorgt so für den Eindruck, das Dach sei freischwebend.

Dieser Eindruck setzt sich auch am Heck fort, wo die flach verbaute Heckscheibe von einem Dachkantenspoiler samt integrierter dritter Bremsleuchte überragt wird. Die zweiflutige Abgasanlage sowie der bereits angesprochene Unterfahrschutz bescheinigen ihm auch in letzter Instanz sein Dasein als geländegängiges Vehikel.

Die Rückleuchten setzen die L-förmige Charakteristik der Frontscheinwerfer fort. Statt runden Leuchten setzen die Japaner auf eckige Exemplare, welche dem Fahrzeug auch bei Nacht einen hohen Wiedererkennungswert verleiht.
Besonders diabolisch wirkt das Heck bei eingeschalteter Nebelschlussleuchte. Je drei rote LEDs pro Seite lassen den Hintermann bei dichtem Nebel wissen, dass er besser Abstand halten sollte.

Interieur – Feine Haptik, schöne Details
Einmal im RX Platz genommen, möchte man dieses Fahrzeug so schnell nicht wieder verlassen; die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Die bequemen Sitze laden schlicht zum Verweilen ein, sorgen dank Sitzheizung und -belüftung für ein komfortables Reisen. Dieser Eindruck besteht bereits ohne mit dem Fahrzeug auch nur einen Meter gefahren zu sein. Dem zuträglich ist zudem die hohe Sitzposition, welche SUV-Fahrer allesamt zu schätzen wissen.
Vor uns prangt das Lexus-Logo unübersehbar auf dem griffigen, teilperforierten Lenkrad, welches freundlicherweise nicht mit Knöpfen überladen ist.

Oben auf der Mittelkonsole prangt der 12,3 Zoll große Monitor und steht damit sinnbildlich – wie auch die Insassen des Lexus – über den Dingen. Darüber hinaus glänzt er mit guter Ablesbarkeit auch bei starker Sonneneinstrahlung – ein klares Plus für den Japaner.
Ein weiteres Indiz für die Liebe zum Detail ist die analoge Uhr im Zentrum des Cockpits. Umgeben von vielem technischen Tamtam versprüht sie einen Hauch Klassik – das steht dem RX gut zu Gesicht.

Direkt darunter befindet sich die Einheit zum Bedienen der Klimaanlage, der Rest wird über diverse Menüs und Untermenüs gesteuert, was aufgrund der ungewöhnlichen Bedienung zu Beginn eine gewisse Übung erfordert und ein nicht zu verachtendes Maß Geduld vom Fahrer abverlangt.
Ansonsten gibt es links vom Lenkrad ein kleines Tastenfeld, mit welchem die maßgeblichsten Funktionen mit einem Knopfdruck gesteuert werden. So kann beispielsweise das Head-Up-Display ein- beziehungsweise ausgeschaltet werden.

Zugegen, das Indigo Rot im Inneren des großen SUV ist Geschmacksache und muss nicht jedem gefallen. Dennoch hat es einen gewissen Charme und harmoniert darüber hinaus mit der grauen Außenlackierung.
Technik & Assistenz – Kommunikativ, aber nie aufdringlich
Der Lexus RX 200t ist schon von Hause aus nicht gerade mager ausgestattet. Wählt der Kunde die F-Sport Version, so erhält er eine umso üppigere Serienausstattung. Unter anderem sind hier Heckklappe und Sitze elektrisch, eine Rückfahrkamera und eine adaptive Geschwindigkeitsregelung sorgen für ein hohes Maß an Sicherheit und die Fahrwerksverstellung sorgt auf Wunsch für komfortables oder sehr sportliches Fahren.

Gesteuert wird das Infotainment des Lexus RX 200t von einem einer Computermouse ähnlichem Softtouch-Joystick, welcher Teil des Human Machine Interface (HMI) Bedienkonzeptes ist und zu Beginn doch etwas Geduld vom Fahrer abverlangt. Wir empfehlen an dieser Stelle ausdrücklich, dass die Bedienung zu Anfang aus Sicherheitsgründen ausschließlich im Stand erfolgen sollte.

Das in unserem Testwagen verbaute Soundsystem aus dem Hause Mark Levinson sorgte zunächst für etwas Ernüchterung. Der etwas dumpfe Klang lies uns jedoch keine Ruhe und so haben wir uns bis ins Klangmenü vorgearbeitet und hier schließlich nachgebessert. Was dann an Akustik auf uns zukam, versetzte uns in tiefes Staunen. Für eine Autoanlage untypisch, wartet das Levinson-System mit kinoartigem Raumklang auf, den wir so bis dato noch in keinem Fahrzeug erfahren hatten.
Dumpfes Grollen der Bässe und klaren Höhen liefern sich ein Zusammenspiel, das seinesgleichen sucht. Dennoch finden wir, dass eine solche Musikanlage grundsätzlich eher für Filme als für Musik geeignet ist. Somit ist es schade, dass das Potential dieses Klangwunders wohl nur selten vollumfänglich ausgereizt wird.

Die rasiermesserscharfen Voll-LED-Scheinwerfer überzeugten im Praxistest in jeder Hinsicht. Nicht zuletzt der hohen Anbauhöhe geschuldet, wartet das Abblendlicht mit einem sehr weitreichenden Lichtkegel auf, der sich auch in der Breite nicht vor seiner LED-Konkurrenz verstecken muss. Zudem gesellt sich zu den Scheinwerfern ein LED-Band mit 18 Dioden, welcher bei Betätigen des Blinkers der Reihe nach aufleuchten und ein sogenanntes Lauflicht erzeugen.
Motor & Fahreindrücke – Für den Alltag ausreichend
Angetrieben wird der Lexus RX 200t von einem 2,0 Liter großen Turbo-Benziner.
Auch bei aller Quirligkeit wirkt der RX bei Geschwindigkeiten jenseits der 150 km/h etwas angestrengt. Kritiker würden nun behaupten, dass mit einem solch großen Gefährt hohe Geschwindigkeiten ohnehin nur den Stresspegel des Fahrers erhöhen.

Doch dem ist ganz und gar nicht so. Auch langgezogene Autobahnkurven bei Höchstgeschwindigkeit nimmt der Lexus quasi mit Links. Aufschaukeln? Fehlanzeige. Feuchte Hände? Nicht den Hauch. Die Spurtreue, die der große Japaner an den Tag legt, ist definitiv eines seiner Talente, welches ihn als uneingeschränkt langstreckentauglich klassifiziert.

Im Vergleich zum großen Bruder, dem Lexus RX 450h, fehlt es ihm schlicht an Leistung in den oberen Geschwindigkeitsbereichen. Für den Alltag ist die Motorisierung jedoch völlig ausreichend. Kurze Überholmanöver sind insbesondere im Fahrprogramm Sport beziehungsweise Sport+ ein Kinderspiel.
Zurück in der Stadt erweist sich der Lexus als verhältnismäßig „citytauglich“. Trotz seines bulligen Äußeren und seiner nicht zu verachtenden Länge von 4,89 können auch weniger versierte Fahrer das große SUV – nicht zuletzt dank der vielen Kameras – auch in knapp bemessene Parklücken manövrieren.

Allenfalls in Parkhäusern sollte darauf geachtet werden, dass man den hohen Bordsteinen nicht allzu nahe kommt. Die Felgen werden es danken.
Fazit – Polarisierender Konkurrent
Hybrid oder nicht Hybrid, das ist hier wohl die wichtigste Frage. Der Lexus RX 200t eignet sich aus unserer Sicht am ehesten für diejenigen Personen, die eher kürzere Strecken absolvieren beziehungsweise deren Gesamtfahrleistung pro Jahr nicht höher als 15.000 Kilometer ausfällt.
Sie liegen darüber? Kein Problem, dann sollten Sie jedoch über den RX 450h nachdenken. Dieser wartet dann mit einem 3,5 Liter großen V6 plus E-Motoreinheit auf.

Insgesamt überzeugt der Lexus RX 200t als eine stimmige Einheit zum fairen Preis. Sein polarisierendes Design sorgt hin und wieder für verwunderte Blicke, achtet man in erster Linie nur auf die scharfkantige Front, kurz bevor das schöne Blechkleid leise säuselnd an einem vorbeizieht. Seine üppige Ausstattung und sein hervorragendes Fahrwerk sind nur einige der Aspekte, welche ihn im Vergleich zum Vorgänger um einige Plätze nach oben heben. Zudem verkörpert der große Japaner in seiner vierten Generation einen ernstzunehmenden Konkurrenten zu den renommierten Premium-SUVs.
Text/Fotos: NewCarz
Kamera/Objektiv: Canon EOS 7D Mark II / Canon EF 35mm 1:1,4 L USM
Technische Daten: Lexus RX 200t AWD F-Sport
Länge x Breite x Höhe (m): 4,89 x 1,90 x 1,69
Motor: Reihen-Vierzylinder-Turbo-Motor
Leistung: 175 KW (238 PS)
Hubraum: 1.998 ccm
Max. Drehmoment: 350 Nm
Getriebe: 6-Stufen-Automatikgetriebe
Antrieb: Allradantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 7,9 L/100 km
CO2-Emissionen: 184 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,5 Sekunden
Leergewicht: 2.070 kg
Kofferraumvolumen: 553 – 1.626 l
Kraftstofftank: ca. 72 Liter

Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
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