Der Mazda2 Hybrid ist die vierte Generation des japanischen Kleinwagens und dieser hat sogar einen waschechten Zwillingsbruder.
Will heißen, dass es den Mazda2 baugleich auch als Toyota Yaris gibt. Die Unterschiede beschränken sich tatsächlich auf die Marken- und Modellplaketten.
Damit die Verwirrung komplett ist, gibt es den Mazda2 in zwei Versionen: einmal als Doppelgänger des Yaris, also als vierte Generation und andererseits als klassischen Mazda2 mit Mildhybrid – die dritte Generation wird nämlich weiterhin mit konventionellen Antrieben inklusive Mildhybridtechnik gebaut.
Unser Testwagen fuhr in einer sogenannten Multi-Tone Lackierung namens Lush Blue/Weiß und als „Select“ ausgestattet auf unser Testgelände.
- Die Optik des Zwillingsbruders
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Die Optik – Von hinten wie von vorne
Nein, nicht wie A.N.N.A. aus dem ehemaligen Hit von Freundeskreis, sondern wie ein aktueller Yaris. Würde man die Embleme weglassen, wäre das Ratespiel nach der Fahrzeugmarke oder dem Modellnamen ein schier unlösbares Unterfangen.
Gebaut wird sowohl der Yaris als auch der Mazda2 Hybrid in Frankreich – das spart Entwicklungskosten bei Mazda und vereinfacht die Fertigung für beide Hersteller.
Genauso – welch Überraschung – setzen sich die Analogien im Innenraum des Kleinwagens fort. Dadurch bietet auch der Mazda vier Türen für einen bequemen Zustieg und für diese Fahrzeugklasse vernünftige Platzverhältnisse. Selbst beim Kofferraum bleibt das Volumen mit 286 Litern identisch zu dem des Yaris.
Antrieb und Fahreigenschaften – Noch einmal „Da Capo“
Unter der Haube des Mazda2 Hybrid gibt es ebenso keinerlei Überraschungen. Es handelt sich um eine 1:1 Kopie des Hybridantriebs aus dem Toyota. Ein 1.5-Liter-Dreizylinder wird von einem Elektromotor unterstützt. Das Vollhybridsystem liefert gemeinsam 116 PS und der Benziner steuert als Saugmotor 120 Newtonmeter zu den 141 Newtonmetern des E-Antriebs bei.
Der Mazda2 Hybrid besitzt einen spürbaren Vorwärtsdrang, der nie den Eindruck einer Untermotorisierung aufkeimen lässt. Dem zuträglich ist sicherlich das Leergewicht von unter 1,2 Tonnen, was den Kleinwagen entsprechend leichtfüßig macht.
Ein Sportler ist er zugegebenermaßen zwar nicht, aber flott vorankommen ist für den Mazda nicht nur innerstädtisch kein Thema, sondern auch auf Landstraßen und sogar auf Autobahnen schwimmt er unangestrengt im Verkehr mit. Die stufenlose Automatik lässt den Benziner erstaunlich lange in unteren Drehzahlen und zitiert ihn erst bei vehementem Gasfuß in höhere Touren. Das geschieht weitaus seltener als erwartet.
Mit austariertem Fahrwerk kann man den Kleinwagen auch mal sportaffin in die nächste Kurve werfen, ohne dass dies zum unmöglichen Unterfangen mutieren würde. Der Mazda bleibt sehr lange neutral und setzt dank direkter Lenkung alle Lenkbefehle zackig und ohne Murren um.
Als Vollhybrid besitzt der Mazda2 keine externe Lademöglichkeit und bezieht die elektrische Energie ausschließlich aus der Bremsenergierückgewinnung sowie dem Benzinmotor. Eine EV-Taste ermöglicht sogar das rein elektrische Fahren. Doch allzu große Strecken schafft man damit nicht am Stück und auch der Akku sollte dafür gut geladen sein, was nach einer längeren Fahrt bergauf nicht der Fall sein dürfte.
Doch man kann nur staunen, wie oft der Hybrid immer wieder kurze Strecken rein elektrisch bewältigt. Das geschieht dabei durchgängig sehr harmonisch abgestimmt, sodass man kaum spürt, wenn sich Verbrenner und E-Motor abwechseln oder ergänzen. Typisch Toyota eben, und das in einem Mazda.
Entsprechend vorbildlich war auch das Verbrauchsverhalten des Mazda2 Hybrid, der im Test nur 3,8 Liter auf 100 Kilometer konsumierte. Dabei konnten wir einen um 0,2 Liter geringeren Verbrauch notieren, als die Werksangabe vorgibt.
Noch einen drauf setzte der Japaner auf unserer Sparrunde und bewältigte diese mit einem Durchschnitt von nur 2,8 Liter pro 100 Kilometer. Anfangs hatten einige Testfahrer aufgrund des kleinen 36-Liter-Tanks ein paar Stirnfalten gebildet. Doch diese Ergebnisse zeigen, dass man mit zurückhaltendem Gasfuß locker leicht über 1.000 Kilometer mit einer Tankfüllung schaffen kann.
Ausstattung, Komfort, Technik
Als „Select“ war unser Testwagen mit der besten Ausstattungsvariante gesegnet. Zu dieser gehören unter anderem ein weitreichendes und nahezu homogen ausleuchtendes LED-Scheinwerferlicht und ein für diese Fahrzeugklasse phänomenal sauber arbeitender Abstandstempomat.
Ein Infotainment mit einem 8-Zoll-Zentralbildschirm offerierte eine leicht von der Hand gehende Bedienung und mannigfaltige Infos zum Hybridsystem informieren den Fahrer umfassend über Energieflüsse, den Akkustand und einiges mehr.
Leider beinhaltet das Infotainmentsystem kein Navi, was aber nur auf den ersten Blick als Manko gilt. Denn dank der Konnektivitätslösungen Android Auto und Apple CarPlay ist eine ausführliche und absolut zuverlässige Routenführung via Zentralbildschirm kein Problem.
Außerdem an Bord waren ein Müdigkeitswarner, eine treffsichere Verkehrszeichenerkennung, ein leicht nervös agierender Spurhalteassistent sowie das eCall-Notrufsystem. Der Clou: Das Head-up Display wird direkt an die Frontscheibe projiziert und ist damit ein vollwertiges System – im Kleinwagensegment ist so etwas eher selten.
Variante und Preise des Mazda2 Hybrid
Wer jetzt vermutet, der Mazda2 Hybrid ist auch in diesem Kapitel mit dem Toyota Yaris gleichgeschaltet, irrt. Denn der Mazda ist ab 22.190 Euro in der Ausstattung „Pure“ zu haben und damit etwas teurer, kostet genauer gesagt 500 Euro mehr als der Toyota als Einstiegsmodell, bringt dafür aber etwas mehr an Ausstattung sowie ein zusätzliches Jahr Garantie mit – sechs anstatt fünf Jahre sind es beim Mazda.
Weitere Ausstattungen sind „Agile“ ab 24.990 Euro und „Select“ ab 28.190 Euro. Letztgenannte Variante bringt praktisch eine Vollausstattung mit, bei der man lediglich noch ein Panoramadach für 1.100 Euro und eine Sonderfarbe für knapp 1.000 Euro hinzubuchen kann.
Als Motorisierung gibt’s ausschließlich diesen Vollhybrid in Kombination mit dem CVT und Frontantrieb.
Fazit – Alles eine Frage des Geschmacks
Oder besser noch: eine Frage der Markenaffinität. Der Mazda2 Hybrid ist wie sein Zwillingsbruder ein flotter und sicherer Kleinwagen mit einem ausgereiften Vollhybridantrieb, der nicht nur extrem sparsam arbeitet, sondern den Japaner adäquat in Schwung hält.
Optisch ansprechend und mit zuverlässigen Assistenzsystemen sowie viel Komfort ausgestattet, dürfte er auch für eine jüngere Klientel interessant sein. Insbesondere für Fahranfänger kann der Kleinwagen als sicherer Begleiter in Frage kommen.
Ob es am Ende der Mazda oder der Toyota sein soll, bleibt in erster Linie eine Frage der persönlichen Vorlieben sowie eines marginal unterschiedlichen Preises oder eben die Laufzeit der Garantie. Manchmal kann man sich aber auch auf sein Bauchgefühl verlassen. Wir sind uns sicher, dass man mit keinem der beiden Kleinwagen einen Fehler macht.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- sehr effizienter Vollhybrid
- optisch ansprechendes Design
- gute Platzverhältnisse für einen Kleinwagen
- reichhaltige Ausstattung
- sehr gute Assistenzsysteme
Contra:
Technische Daten: Mazda2 Hybrid Select CVT
- Farbe: Lush-Blue Metallic/Weiß
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen
- Länge x Breite x Höhe (m): 3,94 x 1,75 (2,02 mit Außenspiegel) x 1,51
- Radstand (mm): 2.560
- Antrieb: Dreizylinder-Ottomotor mit OPF plus Elektromotor
- Hybridart: Vollhybrid
- Systemleistung: 85 kW (116 PS)
- max. Drehmoment (Nm) Benziner/E-Motor: 120/141
- Hubraum: 1.490
- Getriebe: stufenlose Automatik CVT
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 4,0 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 3,8 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 93 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 9,7
- Wendekreis (m): 10,4
- Bodenfreiheit (mm): 135
- Kofferraumvolumen max. (l): 286 bis 935
- Leergewicht (kg): 1.180
- Zuladung (kg): 435
- Anhängelast ungebremst/gebremst 12 % (kg): 450/450
- Stützlast (kg): 50
- Dachlast (kg): 50
- Tankinhalt (l): 36
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 30.280 (Basispreis: 22.190 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.