Moment, auch AWD versus FWD wäre in diesem Nissan X-Trail Vergleich eine passende Überschrift, denn wer den Benziner wählt, schränkt die Auswahl auf den Frontantrieb ein.
Dadurch vergleichen wir in diesem Vergleichstest also nicht allein die beiden neuen Motoren mit den unterschiedlichen Verbrennungsprinzipien, sondern auch die Kraftübertragung. Doch von vorne.
Unterschiede Exterieur und Interieur – Wer suchet, der nichts findet
Zumindest gilt dies für den äußeren Bereich der beiden SUVs. Denn ohne Typenschild am Nissan gibt er nirgendwo einen Hinweis, um welche Motorisierung oder welche Kraftverteilung es sich beim jeweiligen Modell handelt.
Die beiden X-Trail gleichen sich, wie „ein Ei, dem anderen“. DIG-T oder dCi? Allrad oder Frontantrieb? Selbst der Blick unter die Heckschürze kann nicht mit sofortiger Gewissheit erkennen lassen, um welche Version es sich jeweils handelt.
Anders sieht es dagegen im Innenraum aus, denn hier finden sich zwar kleine, aber dennoch klare Unterschiede. Da wäre einmal der Drehregler in der Mittelkonsole, der beim AWD-Modell die Auswahl zwischen Front- oder Allradantrieb sowie einer zusätzlichen Längsspere im Allradantrieb ermöglicht. Diese Stelle bleibt beim Benziner leer, beziehungsweise wird durch zusätzliche Ablagen versehen.
Im Kombiinstrument gibt es im AWD-Modell eine Echtzeit-Anzeige der Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Alles andere bleibt auch hier unberührt, denn Ausstattungsmerkmale, wie ein Panoramaglasdach sind zwar Unterschiede zwischen den Testwagen, doch sind diese durch die unterschiedliche Ausstattung bedingt und können in beiden Modellen geordert werden.
Das Platzangebot ist in beiden Modellen sehr großzügig. Einige Dinge, wie der große Spalt zwischen den geteilt umklappbaren Rückenlehnen im Fond ist auch weiterhin in beiden Modellen zu finden.
Bei den Sitzbezügen konnte der Selbstzünder mit AWD in der höchsten Ausbaustufe „TEKNA“ Leder vorweisen, wohingegen beim X-Trail mit Benziner eine Stoffkombination eingesetzt wurde. Das Leder wirkt zwar edler und lässt sich mit Sicherheit auch besser pflegen und reinigen, doch einen eklatanten Vorteil besitzen Stoffbezüge: Jeder Sitz mit Sitzheizung versehen, wird deutlich schneller erwärmt, sodass die Insassen hier viel eher die wohlige Wärme dieser Ausstattungsoption genießen können.
Nissan X-Trail Vergleich – Motor und Fahreigenschaften
Beide Motoren sind das Hauptmerkmal der letzten Modellpflege und lösen ihre Vorgänger ersatzlos ab. Leistungstechnisch liegen die beiden Antriebe, welche wir auch im Falle des Nissan Qashqai verglichen hatten, nicht allzu weit auseinander:
Der Benziner ist ein 1.3-Liter Vierzylinder mit Abgasturbolader, der 160 PS und 270 Newtonmeter ab niedrigen 1.800 Touren generiert. Im Test hatte man nie den Eindruck, einen Motor mit nur 1.3 Litern Hubraum zu fahren. Es war erstaunlich, wie lebendig sich der Benziner auch bei dieser Fahrzeuggröße gab und bereits kurz über Leerlaufdrehzahlen für spürbaren Vortrieb sorgte. Das zackige Ansprechverhalten ist ein weiterer Pluspunkt.
Der Dieselmotor holt aus gut 1.7 Litern Hubraum 150 PS – zehn weniger als der Benziner – und stemmt kraftvolle 340 Newtonmeter auf die Kurbelwelle des Vierzylinders. Auch diese stehen bereits bei niedrigen 1.750 Umdrehungen pro Minute bereit. Das Ansprechverhalten wird durch eine Anfahrschwäche getrübt, hier wirkt der Benziner klar agiler. Ist diese überwunden, legt sich der Selbstzünder allerdings ordentlich ins Zeug.
Die jeweils sehr leichtgängige Lenkung und das Fahrwerk der beiden X-Trail unterscheiden sich, wenn überhaupt, nur marginal, was im Alltag auch vernachlässigbar ist. Durch ein nicht zu straffes Setup mit genügend Komfortreserven, die auch auf längeren Strecken nicht zu gering ausfielen, zeigten beide SUV eine angenehme Ausgewogenheit. Die Bremssysteme verzögerten in beiden Nissan sehr gut und zeigten zudem ein feines Dosiervermögen.
Die Kraftübertragung – Schaltgetriebe vs. DCT
Ein weiterer Unterschied der beiden Modelle betrifft die Kraftübertragung. In der Dieselvariante dCi schaltet man sechs Gänge per Hand, im Benziner übernimmt ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Stufen diesen Part. Während man im dCi die benannte Anfahrschwäche per Kupplungspedal und dosiertem Gasbefehl kompensieren muss und danach eine gute Abstufung der Gänge vorfindet, zeigt der Benziner eine Tugend, die nicht unbedingt angenehm ist. Ein Hauch zu viel Gas beim Anfahren und der X-Trail springt regelrecht nach vorne, was äußerst unharmonisch wirkte.
Auch verliert der Benziner durch seinen Frontantrieb hierdurch schnell mal die Traktion – je nach Zustand der Fahrbahn mal stärker, mal weniger ausgeprägt. Vor allem bei nasser oder rutschiger Fahrbahn neigten die Vorderräder entsprechend stark zum Durchdrehen.
Die Schaltvorgänge des Doppelkupplungsgetriebes zeigten sich ansonsten zwar auch nicht so sanft, wie die einer Wandlerautomatik, doch waren sie akzeptabel und zur Leistungscharakteristik des Benzinmotors gut passend. Nur das angesprochene Anfahren und der Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsstufe sowie umgekehrt, lässt den Nissan X-Trail mit DCT zum Rodeopferd mutieren.
Nissan X-Trail Vergleich – Die Fahrleistungen
Die 100 km/h aus dem Stand erreichen die beiden Nissan SUV mit einer knappen Sekunde Unterschied. Der Schnellere ist der Diesel mit 10,7 Sekunden. Der Benziner benötigt 0,8 Sekunden mehr und ist nach 11,5 Sekunden bei Tempo 100 angelangt.
Dafür ist der Benziner geringfügig schneller, um genau zu sein, sind es exakt fünf Stundenkilometer. Bei angegebenen 198 km/h erreichten wir im Test sogar 201 km/h. Der X-Trail mit dCi garantiert auf dem Papier 194 km/h, lief laut GPS ebenfalls ein bisschen schneller, nämlich 196 km/h.
Allradantrieb oder Frontantrieb
Es gibt sicher kaum Zweifler, dass bereits ohne einen Nissan X-Trail Vergleich der Unterschied auf der Hand liegen dürfte. Doch da wir nun mal mit beiden unterwegs waren, haben wir die wichtigsten Punkte zusammengefasst. Als AWD ist der Nissan X-Trail zum einen in der Lage, bei schwierigen Straßenverhältnissen ein deutlich sichereres Fahrverhalten zu ermöglichen und zum anderen, anspruchsvollere Geländepassagen als der Fronttriebler bewältigen zu können.
Dank einer zusätzlichen Längssperre bleibt die Traktion auch auf schlammig-rutschigem Terrain erhalten. Hier fährt er dem Benziner mit Frontantrieb in jedem Fall davon. Doch sollte man es auch nicht mit Allrad übertreiben, denn aufgrund fehlender Untersetzung und Quersperren ist im anspruchsvollen Offroadbereich ganz schnell „Ende Gelände“.
Wer nicht vor hat, den X-Trail häufiger ins Off zu fahren, kann auch gut mit dem FWD des Benziners leben. Dieser eignet sich auch idealerweise für Einsatzgebiete im urbanen Bereich, wo man in Grunde nie über Traktionsdefizite nachdenken muss.
Zudem besitzt der Frontantrieb der Benzinvariante einen nicht zu verachtenden Gewichtsvorteil, der sich wiederum auf den Kraftstoffverbrauch auswirkt.
Nissan X-Trail Vergleichstest – Der Verbrauch
Hier zeigte der Benziner einen erstaunlich zurückhaltenden Durst, der dem Diesel nicht übermäßig nachstand. Im Praxistest konnten wir im Nissan X-Trail Vergleich den Benziner mit 6,8 Litern auf 100 Kilometer fahren, was exakt der Herstellerangabe entsprach. Der Diesel genehmigte sich bei dieser Verbrauchsermittlung auf einer identischen Route und Fahrweise nur 300 Milliliter weniger. Das Mehrgewicht des Motors und des Allradsystems forderten hier deren Tribut ein.
Im Drittelmix – also eine Testfahrt zu je einem Drittel Stadt, Überland und Autobahn – lag der Diesel mit 6,8 Litern ebenfalls nur 0,3 Liter unter dem Benziner, der mit 7,1 Litern einen hervorragenden Wert erreichte.
Wer jetzt vermutet, dass sich das Blatt bei einer Vollgasfahrt wendet, irrt sich. Hierbei fuhren wir auf einem knapp 100 Kilometer langen und freigegebenen Stück Autobahn in den Nachtstunden Verbräuche heraus, die man im Alltag eher nie erreicht. Der Benziner konsumierte bei Dauervollgas 13,8 Liter wohingegen der Diesel bei 15,5 Litern auf 100 Kilometer lag.
Der Preisvergleich
Nicht unerheblich ist natürlich der Preis als Kaufargument für den jeweiligen Nissan X-Trail. Der ausschließlich mit FWD und Doppelkupplungsgetriebe angebotene Benziner ist in der Basisausstattung „VISIA“ nicht erhältlich, sondern startet erst in der nächsthöheren Ausstattungslinie „ACENTA“ für 31.760 Euro.
Wer ein Allradmodell möchte, erhält dieses ausschließlich als Diesel und muss ebenfalls auf die „ACENTA“ zurückgreifen. Hier beginnt der Preis bei 34.710 Euro. Also kostet AWD in derselben Ausstattungsstufe exakt 2.950 Euro mehr. Ersetzt man das Schaltgetriebe noch durch die stufenlose Automatik, werden 36.610 Euro fällig.
Wer übrigens Frontantrieb bevorzugt, aber keinen Benziner möchte, hat Glück. Denn anders als beim Benziner, erhält man den Dieselmotor auch in Kombination mit FWD. Mit manuellem Schaltgetriebe startet dieser bei 29.400 Euro als Basismodell „VISIA“.
Weitere Ausstattungsvarianten sind nach „VISIA“ aufsteigend „ACENTA“, „N-CONNECTA“, „N-WAY“ und „TEKNA“.
Fazit – Wer die Wahl hat, hat die Qual
Zusammenfassend gibt es in diesem Nissan X-Trail Vergleich keinen Gewinner, aber auch keinen Verlierer. Am Ende entscheidet allein der Einsatzzweck des X-Trail, welches der beiden Nissan in die Gunst des geneigten Interessenten fällt. Verbrauchstechnisch und auch in puncto Leistung liegen beide getesteten SUV nahezu gleichauf.
Der Allrad-Vorteil spielt all denen in die Karten, die des Öfteren abseits der befestigten Straßen unterwegs sein möchten oder müssen. Der Benziner ist dagegen etwas leichter und prädestiniert sich dadurch sowie aufgrund etwaiger Unsicherheiten in puncto Dieselfahrverbote für urbane Einsatzbereiche.
Ankreiden kann man dem zwar deutlich leiser laufenden Benziner die ruppige Art des Doppelkupplungsgetriebes, was am Ende den Diesel zu unserem Redaktionsfavoriten machte, der eine etwas kultiviertere Fahrweise ermöglichte und insgesamt dadurch souveräner wirkte. Dafür kritisieren wir den hohen Verbrauch des Selbstzünders bei Volllast. Doch das war es auch schon. So haben beide Versionen ihre Daseinsberechtigung und dürften durch ihre Unterschiede auch eine breite Zielgruppe abdecken, die letztendlich vor der Qual der Wahl steht.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten im Vergleich:
X-Trail 1.3 DIG-T FWD | X-Trail 1.7 dCi AWD | |
Leistung | 160 PS bei 5.000 rpm | 150 PS bei 3.500 rpm |
Drehmoment | 270 Nm bei 1.800 rpm | 340 Nm bei 1.750 rpm |
0 – 100 km/h | 11,5 sec | 10,7 sec |
Höchstgeschwindigkeit | 198 km/h | 194 km/h |
Gewicht | 1.627 kg | 1.829 kg |
Zuladung | 620 kg | 421 kg |
Anhängelast | 750 – 1.500 kg | 750 – 2.000 kg |
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.