Sein Rallyedebüt feierte das 79er VW Käfer Cabrio bereits 2018 auf der Sachsen Classic – 2019 geht das Cabriolet nun mit NewCarz bei der zehnten OCC Küstentrophy 2019 in Travemünde an den Start.
Unsere Impressionen vom Rallye-Wochenende und dem Open Air-Event im überaus beliebten und vielfach bestaunten Cabriolet lassen wir in diesem Bericht Revue passieren, ohne Ihnen einen kleinen Blick in die Geschichte des Kulturguts „Käfer“ vorzuenthalten.
Drei Tage voller Highlights bei der OCC Küstentrophy
Zum Jubiläum der OCC Küstentrophy finden sich insgesamt 28 verschiedene Automarken und 120 Teams mit ihren Oldtimern im Brügmanngarten Travemünde zusammen um ein herrlich-sonniges Wochenende voller Benzingespräche, spannender Werteprüfungen und attraktiven Routen zu erleben.

Nach der Anreise am Donnerstag inklusive Besuch des großzügigen Spa-Bereiches im Fünfsterne Haus A-Rosa Travemünde vertieften sich am Abend bei einem Flying Buffet und kühlen Getränken zahlreiche Teams in das detaillierte Roadbook. Im Fokus steht, die Finessen des Kurses und insbesondere die Wertungsprüfungen einzustudieren. Konzentriert werden Teilabschnitte skizziert, die Durchschnittsgeschwindigkeiten errechnet und diese fachmännisch auf Klebezettel notiert, welche in der Prüfung dem Fahrer als Merkstütze und Leitlinie dienen.

In den Zeitprüfungen trennt sich dann die Spreu vom Weizen – Sekundenbruchteile entscheiden über die Platzierungen. Dabei sind die Prüfungen oftmals bei den Highlights der Tour integriert und finden beispielsweise auf dem weitläufigen Gelände von denkmalgeschützten Herrenhäusern wie dem Gut Gaarz statt. So wird den PS-Enthusiasten und kulturbegeisterten Rallyeteilnehmern eine Symbiose aus Sport und Sightseeing geboten.
Erster Rallyetag – Ostseerunde, traditionelle Gutshöfe & Kurven
Zu den Rallye-Highlights entlang der ostholsteinischen Küstenlandschaft gehören der Weißendorfer Strand, der quirlige Fjordhafen in Neustadt und natürlich der Grömitzer Yachthafen. Dazu kommen die sehr kurvenreichen und schmalen Landstraßen, welche die Konzentration des Oldtimer-Piloten fordern und enormen Fahrspaß generieren.

Zur Mittagszeit legen wir in den stilvollen Räumen des Herrenhauses Gut Helmstorf eine Mittagsrast ein und genießen den Anblick des Treibens auf dem Hofplatz, wo die wertvollen Old- und Youngtimer dem Auge viel Labsal offerieren.

Im Anschluss führt unsere Route durch die Holsteinische Schweiz zurück nach Travemünde, wo wir in einer Tiefgarage unsere letzte, besonders knifflige Prüfung mit dem vielversprechenden Titel „Moments in the Dark“ absolvieren. Zum Ausklang des Tages genießen die Teams bei Livemusik auf dem Gelände des Park Fermé ein Dinner und einen Spaziergang entlang der Ostseepromenade während die untergehende Sonne den Abendhimmel in ihre kraftvollen Farben hüllt.
Zweiter Rallyetag im Zeichen von Schlössern und Seen
Nach einer Fährenfahrt passieren wir am Samstag im VW Käfer Cabriolet altehrwürdige mecklenburgische Alleen, fahren entlang idyllischer Seen und halten auf den prachtvollen Höfen herrschaftlicher Schlösser. Der erste Stop ist das neobarocke Schloss Hasenwinkel, wo eine Variation herrlicher Fotos vor historischer Kulisse entsteht – eine schöne Erinnerung an ein ganz besonderes Wochenende.

Das nächste Highlight ist das Schloss Kaarz, welches dem Betrachter eine attraktive Symbiose vieler Architekturstile offeriert. Bei herrlichem Wetter versammeln sich im Anschluss alle Teams der OCC Küstentrophy zur Mittagsrast auf dem Platz vor dem Schloss Ludwigslust, das den treffenden Titel „mecklenburgisches Versailles“ trägt – ein einzigartiges Ensemble aus dem Schloss, einem Park und der umgebenden Stadtanlage.

Next Stop sind das 1720 erbaute Schloss Dreilützow, welches mit einem englischen Landschaftspark aufwartet. Über Land geht es zurück bis nach Lüneburg, wo wir mittels Fähre übersetzen und unseren Weg bis zur Zieleinfahrt fortführen. Den Finalabend lassen wir im Hotel A-Rosa bei einem Dinner am Außenpool ausklingen und feiern die Sieger der OCC Küstentrophy gebührend.

Zurück bleibt die Erinnerung an den kernig-blubbernden Motorsound des Boxers, die Bilder der sich im Lack spiegelnden Fassaden hochherrschaftlicher Schlösser und die spannenden Gespräche mit faszinierten Käfer-Fans bei den Stopps und auf dem Gelände des Brügmanngartens in Travemünde. Was macht die so deutlich spürbare „Faszination Käfer“ aus?
Die charmante Silhouette – Rekordzahlen, Design & Kult seit 1972
Unser Gefährte, ein aufwendig restauriertes US-Modell, sorgt in seinem Dress mit dem Titel „Viperngrün Metallic“ für ordentlich Aufsehen und sammelt bei Besuchern und Zaungästen der Tour kräftig Sympathiepunkte. Schließlich steht der Ur-Käfer als Konstruktion von F. Porsche ab 1946 für die Demokratisierung von der Mobilität in Deutschland und repräsentiert somit ein Stück Kulturgeschichte.

Wo man auch entlangfährt, wird gewunken und gegrüßt, Menschentrauben versammeln sich, um die Special Features des Cabriolets von Karmann zu bestaunen und in vielen Fällen auch in Erinnerungen an ihre Vergangenheit mit dem Wolfsburger zu schwelgen. Vor allem die älteren Generationen verbinden oftmals eine Geschichte mit dem Käfer – schnell ist das Eis gebrochen und man kommt ins Gespräch, was ein jedes Rallyeerlebnis prägt und abrundet.
Der „Rekordhalter Käfer“ bestieg ab 1972 das Siegertreppchen als meistverkauftes Automobil der Welt und behielt seinen Titel bis der VW Golf übernahm. In Deutschland endete die Produktion des als unverwüstlich berühmt gewordenen Käfers 1978. Erst 2003 fuhr der Letzte seiner Art in Südamerika vom Band – über 21 Millionen Exemplare wurden gebaut.
30 Jahre Open Air-Feeling – VW Käfer 1303 Cabriolet
Die letzte Ausbaustufe und somit auch das Ende der 31-jährigen Ära des Käfer-Cabrios repräsentiert das Modell 1303, welches uns für die Rallye zur Verfügung stand. Das Osnabrücker Unternehmen Karmann entwickelte seinerzeit die Mechanik für das Klappverdeck womit die Cabriofertigung revolutioniert wurde.

Unser VW Käfer Cabrio verfügt über einen 50 PS generierenden, luftgekühlten Vierzylinder-Boxermotor mit 1,6 Litern Hubraum. Übersetzt wird mittels Viergangschaltung, wobei besonders das Herunterschalten eine wahre Freude für Fans eines gepflegten, kernigen Boxersounds darstellt. Gehüllt in sonor- blubbernden und bollernden Motorklang offenbart sich die dezente Ambivalenz des optisch überaus knuffigen Käfers, welcher seine recht engen Verwandtschaftsverhältnisse mit der sportlichen und klangstarken Sportwagenriege gerne unter Beweis stellt.

Wer Motorsound liebt, greift schließlich besonders gerne auf die offenen Varianten der automobilen Zunft zurück. Eine Gemeinsamkeit, die der Käfer mit einer Vielzahl anderer edler Automobile am Anfang des Starterfelds teilt, ist die Tatsache, dass es sich um Cabriolets handelt.
Historie fürs Museum und die Straße – Unschätzbare Werte und echte Raritäten
Unser VW Käfer Cabriolet mit der Startnummer 103 absolviert die 511 Kilometer der Rallye zusammen mit dem Lufthansa-Bus T1 aus dem Baujahr 1965 sowie einem rassigen VW Puma GTS, welcher aus dem Jahr 1979 stammt. Das Dreier-Team von Volkswagen Classic repräsentiert ein eher junges Baujahr, denn die ersten und ältesten Starter sind wahre Raritäten von unschätzbarem Wert.

Mit dem Baujahr 1927 ist ein Rolls-Royce Phantom I Dual Cowl der dienstälteste Oldtimer der OCC Küstentrophy und in dieser Form einer der letzten seiner Art.Dazu kommen Cabrio-Schätze wie der Aston Martin Lagonda LG45 Repide von 1936 sowie der ebenso offen fahrende Horch 930V aus dem Jahre 1937 – dessen Team wir an dieser Stelle für den Gesamtsieg der Jubiläums-Rallye gratulieren!

Mit dem Oldtimer im Norden und dem Beetle im Süden
Im VW Beetle startete NewCarz bei der Edelweiß Classic vom 28. bis 30. Juni 2019, einer Benefiz-Rallye, deren Erlös Menschen mit Behinderung zugutekommt. Wir zelebrieren mit dem Start im Volkswagen Beetle die Erfolgsgeschichte des VW Käfers und seines modernen Nachfolgers, dessen Produktion 2019 eingestellt wird.
Die Tour führt durch das Berchtesgadener Land, das angrenzende Salzburger Land und den Chiemgau, wobei der Blick auf die 2.500 Meter hohe Bergkulisse ein emotionales Highlight zum Abschied einer Ära darstellt. Mit dem Käfer schrieb VW Geschichte – es bleibt spannend, wie das Unternehmen die automobile Zukunft skizzieren wird.
Text: NewCarz / Fotos: NewCarz/OCC
Technische Daten: Volkswagen 1303 Cabriolet
Baujahr: 1979
Motor: Vierzylinder-Boxermotor, luftgekühlt
Leistung: 37 kW (50 PS)
Hubraum: 1.584 ccm
Getriebe: Viergang-Schaltgetriebe
Höchstgeschwindigkeit: 127 km/h
Leergewicht: 940 kg
Ich finde es toll, dass ältere Fahrzeuge immer mehr geschätzt und entsprechend „am Leben gehalten“ werden.
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag.
Ps: der Lufthansa Bulli wäre auch mein Favorit 🙂
Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen