…sollte man aufhören, sagt ein Sprichwort, welches bei diesem Peugeot 508 SW Facelift Diesel zur Anwendung kommen kann.
Denn das Ende des Dieselantriebes ist für diesen Kombi erreicht und mit letztem Monat schlug die Glocke ein letztes Mal für den Selbstzünder.
Wir finden das sehr schade und die Frage nach dem „Warum“ beantworten wir mit diesem Autotest.
Im Fokus stand dafür der Peugeot 508 SW Facelift Diesel in der Ausstattung „Allure“ – eine von zwei erhältlichen Varianten. Die auffällige Farbgebung heißt Metallic Elexir Rot und passt aus Sicht der Redaktion hervorragend zum Franzosen.
Das Wichtigste im Überblick
- Solide Fahrleistungen bei sehr geringem Verbrauch ermöglichen zudem sehr hohe Reichweiten.
- Optisch überaus gelungener Kombi mit hohem Wiedererkennungswert.
- Der Diesel ist wie auch der reine Benziner ab sofort nicht mehr erhältlich.
- Exterieur & Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur und Interieur – Behutsam aber zielgenau
Das Facelift für den Mittelklassekombi fiel insgesamt gesehen zwar überschaubar aus, aber das Make-up entfaltet dennoch zielsicher seine Wirkung. Das zeigt bereits die neue Lichtsignatur an der Front als auffälligste Neuerung. Statt Säbelzähnen zieren nun jeweils drei LED-Krallen die neuen, sehr flach gehaltenen Matrix-LED-Scheinwerfer.
Der Frontgrill nimmt nun die gesamte Fahrzeugfront in Beschlag und lässt den Franzosen um einiges aggressiver wirken. Während die Seitenpartie weiterhin eine anbiederungswürdige Kombi-Silhouette offeriert, zeigt das Heck neue LED-Rückleuchten in 3D-Optik, während das Löwenlogo den Versalien des Markennamens Platz machen musste.
Im Innenraum ist das Facelift am einfachsten am nun fehlenden Joystick als Wählhebel für die Automatik zu erkennen. Stattdessen gibt es nun auch im Mittelklassemodell der Löwenmarke den Schieberegler auf der neugestalteten Mittelkonsole, die nach vorne leicht ansteigt. Die Automatik wird nun via „Shift by Wire“ angesteuert.
Die grafische Darstellung des digitalen Cockpits wurde geändert und das Infotainment deutlich modernisiert. Eine neue Materialauswahl soll die Wertigkeit nochmals erhöhen und beim Platzangebot bleibt alles wie gehabt. Die Sitzpositionen sind sehr tief, was dem Zu- und Ausstieg mitunter etwas Badewannenmentalität abgewinnt.
Der Kofferraum kann 530 Liter fassen und die serienmäßig zweigeteilt klappbaren Rücksitze erweitern das Volumen auf knapp 1.800 Liter. Damit hat dieser Kombi zwar nicht das größte Platzangebot, gehört aber ins gute Mittelfeld.
Antrieb und Fahreigenschaften – Rudolfs stolzes Erbe
Wir möchten gleich zu Beginn nochmals darauf hinweisen: Dieser Diesel wird nicht mehr gebaut. Doch was dem Klimafetisch frönenden Weltverbesserer vielleicht zum „Hurra“ animiert, wird Eingeweihte eher zum Nachdenken oder zum Kopfschütteln bewegen.
Denn er kann es nach wie vor wie kaum ein anderer: Als 1.5-Liter-Turbodiesel mit 131 PS und 300 Newtonmetern maximales Drehmoment, kann dieser Motor vor allem eines: für effizienten Vortrieb und immense Reichweiten sorgen.
Die 8-Gang-Automatik – eine Handschaltung wurde bei diesem Motor bereits vor vier Jahren aus dem Programm gestrichen – wechselt die Gänge in perfekter Abstimmung und macht den Vortrieb zu einer komfortablen und niemals hektischen Angelegenheit.
Dank des hohen und zeitig einsetzenden Drehmoments gelingen Zwischenspurts mit Euphorie und Nachdruck. Die 11,4 Sekunden als Zeitrahmen für den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 wirken subjektiv kürzer. Die 208 km/h sind mit einem kleinen Anlauf erreicht, aber am wohlsten fühlt sich der Kombi zwischen 120 bis ungefähr 180 km/h an.
Das knackig abgestimmte Fahrwerk lässt den Peugeot auch bei Höchstgeschwindigkeit ruhig auf der Straße liegen und die Lenkung schafft dank präziser Rückmeldung Vertrauen. Ebenso vertrauensvoll arbeitete die Bremsanlage, die fein dosierbar auch harten Einsatz ohne Nachlasseffekte verdauen kann.
Beim Blick auf die Verbrauchswerte zeigte auch dieser Motor die sukzessiven Bemühungen, einen Verbrenner weiterhin zu optimieren – mit Erfolg, wie die nachfolgenden Ergebnisse belegen. Der im Drittelmix ermittelte Durchschnittswert sank auf 5,3 Liter pro 100 Kilometer, was eine Einsparung zum Testmodell vor zwei Jahren von einem halben Liter ausmacht.
Ebenso deutlich ist der Vergleich beim Durchfahren der Sparrunde. Mit lediglich 3,6 Litern fuhr der Diesel erneut einen Topwert ein und dank dieser Knausrigkeit war es auch kein Wunder, dass die Reichweitenanzeige nach dem Volltanken immer vierstellige Werte vorhersagte.
Ausstattung, Komfort, Technik
Als „Allure“ besaß unser Testwagen die Basisausstattung, die aber nicht unbedingt eine solche Bezeichnung verdient hat. Denn die wichtigsten Dinge sind bereits serienmäßig an Bord, wozu auch Matrix-LED-Scheinwerfer gehören, deren Lichtkegel in puncto Helligkeit und Homogenität sich als sehr gut erwiesen.
Die Ausblendfunktion anderer Verkehrsteilnehmer erfolgte schnell und sicher, wenn dies auch recht grob erfolgt und sich zwischen den ausgeblendeten Verkehrsteilnehmern und den beleuchteten Flächen sichtbare Dunkelbereiche bilden. Dennoch sind diese neuen Scheinwerfer ein klares Upgrade zu den vorherigen Lösungen.
Außerdem befinden sich bei dieser Ausstattung eine Privacy-Verglasung, eine 180-Grad-Rückfahrkamera mit deutlich höherer Auflösung als beim Vorfaceliftmodell und das neue i-Connect Advanced Infotainment serienmäßig an Bord des Kombis.
Das Assistance-Paket für 1.350 Euro erweitert die 180- auf eine 360-Grad Rundumsicht und dank sanft regulierendem Abstandstempomat zieht eine gehörige Portion Fahrkomfort in den Kombi. Weiterhin in diesem Paket ist ein Spurpositionierungsassistent mit mitunter zu eifrigem Drang das Auto in der Fahrspur zu halten, eine im Test tadellos arbeitende kabellose Ladestation und eine Alarmanlage.
Für weitere überschaubare 400 Euro kann die Heckklappe dank dem Easy Access Paket elektrisch und auch per Fußsensor bedient werden. Als empfehlenswertes Upgrade sehen wir zudem das Komfortpaket für 350 Euro, denn dadurch gibt es vorne Sitze mit AGR-Zertifikat und entsprechend hervorragender Ergonomie plus elektrischer Sitzverstellung und dreistufigen, sehr schnellen und nicht mehr so schwächlichen Sitzheizungen.
Varianten und Preise für das Peugeot 508 SW Facelift
Wir hatten es bereits angesprochen; der Diesel und auch der reine Benziner verschwinden aus dem Antriebsportfolio und es bleiben ausschließlich zwei Plug-in Hybridantriebe mit jeweils 180 und 225 PS Systemleistung.
Der Preis beginnt beim PHEV 180 bei 53.200 Euro und 54.700 Euro beim PHEV 225 – beide in der „Allure“-Ausstattung. Als „GT“ – die zweite der beiden verfügbaren Ausstattungen – startet der kleinere Hybrid bei 55.600 Euro und der größere bei 57.100 Euro.
Zum Vergleich: Der hier getestete Diesel startete ab 51.250 Euro und war somit der günstigere Kombi, der zudem die größte Reichweite und den geringsten Verbrauch hatte, sofern der Plug-in Hybrid nicht aller 100 Kilometer an eine Ladestation gebracht wird.
Fazit – Die Besten sterben jung
Das Facelift hat aus dem ohnehin bildschönen Kombi nochmals eine ordentliche Portion Beauty, Eleganz und Dynamik herausgekitzelt und somit bleibt der Franzose aus unserer Sicht weiterhin einer der schönsten Kombis weltweit.
Dazu segnete Peugeot ihre 5er-Reihe nicht nur mit dieser tollen Optik, sondern sorgten auch mit einigen technischen Upgrades für eine zielgenaue Modernisierung, die das Auto mit der Löwenmarke wieder, beziehungsweise weiterhin vorne mitspielen lässt.
Bedauerlich finden wir dagegen den ersatzlosen Wegfall der reinen Verbrenner und hier ganz besonders den des Diesels. Denn dieser hat wiederholt gezeigt, dass ein Selbstzünder auch heute noch mit einer überzeugenden Sparsamkeit und der damit einhergehenden immensen Reichweite umfassend überzeugen kann. Sein kraftvoller Antritt verhindert zudem erfolgreich jedweden Eindruck von einer Untermotorisierung. Für Vielfahrer war das unbestreitbar die erste Wahl.
Doch Emissionsvorschriften und Flottenverbräuche fordern eben auch hier ihren Tribut, den man nicht immer in Gänze nachvollziehen kann. So sterben mitunter die Besten jung – zu jung, wie wir uns zumindest einig sind. Restbestände des Diesels finden sich aktuell durchaus noch bei diversen Vertragshändlern. Eine individuelle Konfiguration ist aber nicht mehr möglich.
Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- bildschöne, nochmals geschärfte Optik
- gutes Durchzugsvermögen dank viel Drehmoment
- sanft und stets passend schaltende 8-Gang-Automatik
- extrem sparsam
- sehr hohe Reichweite
- überwiegend zuverlässige Assistenzsysteme
Contra:
- durch tiefe Sitzposition etwas beschwerlicher Zu- und Ausstieg
- nur noch zwei PHEV-Antriebe im Portfolio
Konkurrenz: BMW 3er Touring, Volvo V60, Audi A4 Avant, Mazda6 Kombi, Mercedes C-Klasse T-Modell, Skoda Octavia Combi, Genesis G70 Shooting Brake
Technische Daten: Peugeot 508 SW 1.5 BlueHDi 130 Allure
- Farbe: Elexir Rot Metallic
- Fahrzeugklasse: Mittelklasse / Kombi
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,78 x 1,86 (2,08 mit Außenspiegeln) x 1,42
- Radstand (mm): 2.793
- Antrieb: Reihenvierzylinder-Turbodiesel mit DPF und SCR-Kat
- Hybridart: –
- Hubraum (ccm): 1.499
- max. Leistung: 96 kW (131 PS) bei 3.750 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 300 bei 1.750 rpm
- Getriebe: 5-Gang-Automatik
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,3 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,3 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 135 g/km
- Abgasnorm (WLTP): 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 208 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 11,4
- Wendekreis (m): 10,8
- max. Bodenfreiheit (mm): k. A.
- Kofferraumvolumen (l): 530 bis 1.780
- Leergewicht (kg): 1588
- Zuladung (kg): 462
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/1.450
- max. Stützlast (kg): 70
- max. Dachlast (kg): 80
- Tankgröße (l): 55
- AdBlue Tank (l): 17
- Kraftstoffart: DieselNeupreis des Testwagens: 54.370 Euro (ehem. Basispreis Blue HDi: 51.250 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.