Seit gut einem Jahr gibt es nun auch einen Renault Clio Hybrid, der als E-Tech 140 die Antriebspalette des französischen Kleinwagens ergänzt.
In Kooperation mit Nissan und Mitsubishi hat Renault hier die symbiotische Antriebstechnik, welche unter anderem auch im neuen Captur als Plug-in-Version arbeitet, als Vollhybrid ohne externen Ladeanschluss ins Portfolio geholt.
Inwieweit sich der Verzicht auf die Plug-in Funktion auf die Effizienz und alle weiteren Kriterien auswirkt, klärt dieser Fahrbericht.
- Exterieur
- Der Innenraum des Renault Clio Hybrid
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Der Renault Clio Hybrid von außen
Das Außenkleid des Kleinwagens entspricht insgesamt der aktuellen, sich seit zwei Jahren auf dem Markt befindlichen fünften Generation des Clio. Auch als Hybrid zeigt sich der Renault flacher und etwas kürzer als sein Vorgänger.
Der Radstand wurde allerdings vergrößert und die Linienführung gelang den Designern deutlich markanter, wodurch der Franzose auch frischer und moderner erscheint. Ein selbstbewussterer und präsenter in Erscheinung tretender Auftritt also, der nicht zuletzt durch seine neugestalteten Scheinwerfer und die fesche Signatur des LED-Tagfahrlichts unterstrichen wird.
Die Hybridtechnik wird dabei nur durch entsprechende Embleme an den B-Säulen sowie an der Heckklappe verraten. Apropos Heck: Hier lassen die neugestalteten Heckleuchten den Clio optisch breiter wirken, wodurch er auch satter als sein Vorgänger auf der Straße steht.
Der Innenraum
Auch im Innenraum profitiert der Renault Clio Hybrid von dem letzten Generationenwechsel und zeigt sich anhand von wertigen Materialien und einer sehr guten Verarbeitung dieser von seiner besten Seite.
Ein großer, etwas aufgesetzt wirkender Zentralbildschirm sowie eine zum größten Teil digitale Cockpitanzeige zeigen zudem die fortschreitende Digitalisierung an. Die Instrumententafel erscheint aufgeräumt und sehr übersichtlich – man findet sich sofort zurecht.
Platztechnisch offenbart sich der Clio auf den bequemen Vordersitzen für einen Kleinwagen sehr großzügig und die nicht zu weiche, sondern angenehm konturierte Polsterung erlaubt auch längere Strecken am Stück, ohne sich Sorgen um Probleme mit dem Haltungsapparat machen zu müssen.
Im Fond ist es dagegen etwas enger und ab Körpergrößen von 1,75 Metern gibt es im Kopf- und Beinbereich einige Einschränkungen, die sich je nach Größe der Personen auf den Vordersitzen schnell vergrößern können. Gehört man nicht zu den hochgewachsenen Personen, sitzt es sich hingegen auf den Sitzen der zweiten Reihe ebenfalls recht angenehm.
Der Kofferraum des Clio in fünfter Generation gilt im direkten Vergleich zum Wettbewerb im Segment der Kleinwagen mit 340 Litern als einer der größten Gepäckräume. Im Fall des hier getesteten Renault Clio Hybrid muss man allerdings auf den doppelten Boden im Kofferraum verzichten, wodurch das Gesamtvolumen gegenüber dem konventionellen Modell um 86 Liter schrumpft.
Motor und Fahreigenschaften – Fix und knausrig
Als Antrieb werkelt im Renault Clio E-Tech 140 ein Konvolut aus einem Verbrennungsmotor und zwei Elektromotoren. Diese bestehen aus einem Vierzylinder Benzinmotor, der aus 1.6 Litern Hubraum ohne Turbo- oder Kompressoraufladung 91 PS generiert, sowie von einem E-Motor mit 49 PS und einem Riemenstartgenerator mit weiteren 20 PS unterstützt wird. Die Systemleistung beträgt insgesamt 140 PS sowie 205 Newtonmeter maximales Drehmoment.
Die Kraftübertragung übernimmt ein stufenloses Multimode-Getriebe und leitet die Kraft auf die Räder der Vorderachse weiter. Anders als bei vielen stufenlosen Automatikgetrieben gewohnt, bleibt der Verbrenner hier überwiegend in niedrigen Drehzahlbereichen aktiv und wird erst laut, wenn man die volle Leistung des Clio abruft.
Die Gasannahme erfolgt zackig und speziell beim Anfahren ohne zeitlichen Verzug – den E-Motoren sei Dank. Insgesamt wirkt der Hybridantrieb wach und kann insbesondere in urbanen Bereichen mit einer kraftvollen Leistungsabgabe überzeugen.
Doch auch wenn es mal schneller gehen soll, enttäuscht der Hybrid nicht und es war obendrein erstaunlich, wie oft der Kleinwagen rein elektrisch unterwegs war. Theoretisch klappt dies bis zu einer Geschwindigkeit von 75 km/h. Im Test war die Strecke, welche am Stück vollelektrisch zurückgelegt werden konnte, selten länger als einen Kilometer. Doch dafür schaltet das Hybridsystem zwischendurch immer wieder auf den vollelektrischen EV-Modus.
Die vom Hersteller versprochenen 80 Prozent rein elektrischer Fahrweise im städtischen Bereich sind dabei gar nicht so abwegig. Wir kamen im Schnitt auf etwa 70 Prozent und hatten dabei immer mal wieder Spaß beim Beschleunigen. Als vorbildlich bezeichnen kann man mit Fug und Recht das Zusammenspiel der Antriebskomponenten. Dies geschieht so harmonisch, dass ein Umschalten zwischen den Antriebsarten von den Insassen fast nie gespürt wird. Diese komfortable Note lässt sich auch beim Rekuperieren erkennen, was stets sehr harmonisch und niemals harsch vonstatten ging.
Da man hier die Plug-in-Funktion weggelassen hat, sparte man ein nicht unbedeutendes Maß an Gewicht, denn der hier verwendete Akku besaß eine Kapazität von lediglich 1,2 Kilowattstunden. Zudem war dieser in Windeseile per Bremsenergierückgewinnung wieder aufgeladen.
Das Fahrwerk selbst kann als auffällig straff abgestimmt beschrieben werden. Diese grundsätzliche Härte sorgt einerseits für eine sehr gediegene Straßenlage, bei der Wank- und Nickbewegungen auch bei schnellen Lastwechseln nahezu ausgeschlossen sind. Die andere Seite der Medaille sind dann recht ungefilterte Stöße von Querfugen und kurzen Verwerfungen bis in den Innenraum, was im Test durch Insassen als vereinzelt störend beschrieben wurde.
Dennoch ist der Fahrkomfort in adäquater Form gegeben und auch die Geräuschkulisse ist aufgrund einer guten Dämmung angenehm zurückhaltend. Die sehr leichtgängige Lenkung passt besser zum Einsatz in urbanen und suburbanen Gefilden, auf schnellen Etappen wie Autobahnen vermisst man hingegen etwas Rückmeldung.
Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 180 km/h erreicht – hier gibt es eine elektronische Begrenzung. Die Wohlfühlgeschwindigkeit liegt aber ein ganzes Stück darunter und da der Sprint aus dem Stand bei Tempo 100 nur knapp zehn Sekunden dauert, ist man in dieser Range jederzeit ausreichend motorisiert unterwegs.
Richtig interessant wird der Renault Clio Hybrid dann beim Blick auf den Verbrauch. Im Test blieb der Franzose im Drittelmix mit nur 4,1 Litern auf 100 Kilometer sehr zurückhaltend. Doch es geht noch mehr – beziehungsweise weniger: Auf der Sparrunde brillierte der Clio mit einem Durchschnitt von lediglich 2,8 Litern auf 100 Kilometer und zeigte damit, dass er auch ohne externe Lademöglichkeit ein überaus sparsamer Vollhybrid ist.
Ausstattung, Komfort, Technik
Im Fall unseres Testwagens handelte es sich um eine „Experience“-Ausstattung, die so nicht mehr angeboten wird. Sie ist in etwa vergleichbar mit der heutigen „Zen“-Ausstattung und kann serienmäßig unter anderem bereits ein digitales Cockpit, einen Spurhaltewarner und eine manuelle Klimaanlage vorweisen. Der Spurhaltewarner arbeitete recht genau, es gab kaum Fehler im Test.
Die ebenfalls serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfer emittieren über Freifeldreflektoren einen nahezu fleckenfreien und hellen Lichtkegel, der auch in puncto Reichweite überzeugen konnte. DAB+ gibt es ebenfalls serienmäßig und das NoName-Audiosystem ist klangtechnisch nicht von schlechten Eltern.
Das rund 1.470 Euro teure „Deluxe-Paket“ beinhaltet hier ein Online-Multimediasystem mit 7-Zoll-Zentralbildschirm inklusive Smartphone-Integration und Navigationssystem, abgedunkelte Verglasung ab der B-Säule, eine Klimaautomatik, 16-Zoll-Räder, ein schlüsselloses Zugangssystem und vieles mehr. Es wird allerdings nicht mehr angeboten und die Bestandteile wurden auf kleinere Pakete aufgeteilt, wodurch die individuelle Entscheidung zu den jeweiligen Optionen vereinfacht wird.
Empfehlenswert sind die zweistufigen Sitzheizungen für die Vordersitze für 300 Euro extra. Diese erwärmen Sitz- und Lehnflächen schnell und homogen. Der Notbremsassistent erkennt übrigens auch Fußgänger und ist serienmäßig an Bord des Clio Hybrid.
Varianten und Preise des Renault Clio Hybrid
Wer den flotten Kleinwagen als Vollhybrid E-Tech 140 fahren möchte, muss mindestens 22.800 Euro berappen. Für diesen Betrag erhält man den Clio als „Zen“-Ausstattung, die mit dem kleinsten 65-PS-Benziner bei 16.500 Euro startet.
Weitere verfügbare Ausstattungen für den E-Tech 140 sind „Intens“ ab 24.550 Euro und als „R.S. Line“ ab 26.050 Euro. Stattet man die höchste Ausstattungslinie mit allem aus, was die Optionsliste anbietet, kommt man auf einen Endpreis für den Clio Hybrid von 30.750 Euro.
Fazit – Sparfuchs mit Biss und ohne Dose
Mit dem Clio E-Tech 140 erhält man einen agil-flotten und dazu auch sehr effizienten Kleinwagen in einem immer noch frisch wirkenden Design. Durch den Verzicht auf eine Plug-in-Funktion stellt sich im Nachhinein kein Nachteil ein – im Gegenteil. Zum einen bringt der Clio dank nur einem kleinen Akku nicht zu viel auf die Waage und zum anderen ist man von keiner Ladeinfrastruktur abhängig. Damit liegen gleich zwei Vorteile auf der Hand.
Als Vollhybrid schafft der Franzose vor allem innerstädtisch einen großen Anteil der Gesamtfahrstrecke rein elektrisch und zeigt hier eine besonders bemerkenswerte Sparsamkeit. Sein sicheres Fahrverhalten und seine umfangreiche Ausstattung runden das Gesamtpaket ab und relativieren zumindest zum größten Teil den nicht unerheblichen Anschaffungspreis des kleinen Vollhybriden.
Pro und Contra
Pro:
- flotter und sparsamer Antrieb
- tolles LED-Licht
- sicheres Fahrverhalten
Contra:
- Federung straff abgestimmt
- gegenüber konventionellem Clio teuer
Text/Fotos: NewCarz
Technische Daten: Renault Clio E-Tech 140 Hybrid Experience
- Farbe: Black-Pearl-Schwarz Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,05 x 1,80 (1,99 mit Außenspiegeln) x 1,44
- Radstand (mm): 2.583
- Antrieb: Vierzylinder Ottomotor und zwei Elektromotoren
- Hybridart: Vollhybrid 230-Volt
- Systemleistung: 103 kW (140 PS)
- Max. Gesamtdrehmoment (Nm): 205
- Hubraum: 1.598 ccm
- Getriebe: stufenlose Automatik Multi Mode
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 3,6 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 4,1 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 96 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Höchstgeschwindigkeit elektrisch: 75 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,9 Sekunden
- Wendekreis (m): 10,5
- Bodenfreiheit (mm): 120
- Kofferraum (l): 254 bis 1.069
- Leergewicht (kg): 1.313
- Zuladung (kg): 445
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12% (kg): 655/900
- max. Stützlast (kg): 63
- max. Dachlast (kg): 80
- Tankinhalt (l): 39
- Hybrid-Akku: Lithium-Ionen mit 1,2 kWh
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 24.710,96 Euro (Basispreis Hybrid: 22.800 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.