Das Renault Kadjar Facelift verkörpert die erste Modellpflege für das Kompakt-SUV, welche letztes Jahr stattfand und der wir uns in diesem Fahrbericht einmal widmen möchten.
Dabei gab es neben optischer Retuschen auch weitere Anpassungen bezüglich Technik und Ergonomie. Um diese en detail unter die Lupe nehmen zu können, fuhren wir den überarbeiteten Kadjar als 1.5 dCi AWD in der Bose-Edition.
- Exterieur und Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort und Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur und Interieur – (Make-)Up and Down
Außen halten sich die Modifikationen des Renault Kadjar Facelift sehr zurück und neben dem etwas dominanter in Erscheinung tretenden Frontgrill und dem Tagfahrlicht, welches nun auch ganz modern die Aufgabe der Blinker übernimmt, fällt noch die geänderte Frontschürze ins Auge.
Diese inkludiert nun einen eleganteren Unterfahrschutz und die runden Nebelleuchten mussten schicken LED-Spots weichen, welche im Diamant-Design dem Franzosen ausgesprochen gut stehen.
In der Seitenansicht erkennt man das Facelift an der kleinen Haifischflossen-Antenne – das Stabmodell ist hiermit passé. Die neue Heckschürze bringt mehr Eleganz in den Fahrzeugabschluss, indem die Reflektoren samt Nebelschlussleuchte weitaus flacher und dadurch deutlich integrierter wirken. Der Unterfahrschutz zeigt sich weniger massiv, unterstreicht nunmehr die elegante Grundcharakteristik des Renault Kadjar.
Im Innenraum erkennt man die Modellpflege sofort am größeren, besser ablesbaren Zentralbildschirm, unter dem die Klimaautomatik nun die dazugehörigen Anzeigen direkt in den haptisch sehr ansprechenden Drehreglern trägt. Neu im Interieur ist auch eine bessere Materialwertigkeit. Eine Ambientebeleuchtung ist jetzt dabei und im Fond gibt’s auch zusätzliche Lüftungsdüsen, um den Komfort weiter zu erhöhen.
Auch neu ist die längs verstellbare Armauflage vorne und die überarbeiteten Sitze, zu denen wir später detaillierter kommen. Das Raumangebot bleibt unverändert auf einem guten Niveau, auch das überdurchschnittliche Fassungsvermögen des Kofferraums blieb unangetastet.
Motor und Fahreigenschaften – Bleibende (Dreh-)Momente
In unserem Testwagen werkelte mit dem dCi 150 die stärkste Motorisierung, die im Renault Kadjar Facelift zu haben ist. Ein 1.7-Liter Turbodiesel leistet 150 PS und kräftige 340 Newtonmeter maximales Drehmoment. Diese stehen bereits ab 1.750 Toren bereit und schieben das SUV spürbar an.
Dadurch wirkt der Franzose in vielen Situationen bestens motorisiert und dank des gut abgestuften Schaltgetriebes kann man diesen Vortrieb jederzeit sauber verteilen. Die Schaltwege sind etwas lang, dafür rasten die Gänge sauber ein. Anders, als die EDC-Doppelkupplungsautomatik in diversen anderen Modellen für eine Anfahrschwäche sorgt, bleibt diese hier aus. Übrigens ist der große Diesel ausschließlich als Schalter im Angebot.
Das Fahrwerk blieb unangetastet und verwöhnt die Insassen mit einer komfortbetonten Abstimmung. Diese blieb selbst bei den in der Bose-Version serienmäßigen 19-Zöllern ungemindert bestehen. Die Lenkung blieb ihrer leichtgängigen Art treu und auch weiterhin moderat in ihrem Feedback.
In Summe erwies sich der Renault Kadjar mit dem großen Diesel als deutlich temperamentvoller und eignet sich dadurch auch spürbar besser für längere Strecken.
Was er allerdings nicht mag – und hier macht er keine Ausnahme zu seinen Diesel-Pendants – sind hohe Drehzahlen. Geht es in die Nähe von 4.000 Touren, klingt der Commonrail gequält und wirkt eher zugeschnürt statt lebendig. Die Kraftentfaltung findet in erster Linie in darunterliegenden Umdrehungen statt, wobei von der ausgeprägten Drehmomentkurve profitiert wird.
Durch seinen Allradantrieb behält der Franzose fast durchgängig die volle Traktion. Nur beim forcierten Anfahren kommt es mitunter vor, dass die Vorderräder kurz die ASR-Lampe zum Aufleuchten animieren, bevor die Haldex-Kupplung den erkannten Gripverlust gemeldet bekommt und den Kraftschluss zur Hinterachse herstellt.
Zusätzlich zum automatisch agierenden Allrad kann der Antrieb per Drehregler in der Mittelkonsole auf 2WD – als Frontantrieb – oder in der Lock-Funktion dauerhaft auf Allrad eingestellt werden. Dadurch kann das SUV auch ins leichte Gelände, wo er auch mithilfe seiner großzügigen Bodenfreiheit eine gute Figur abgibt.
Auch eine Berganfahrhilfe gibt es, doch die war im Test viel zu früh aktiv – selbst bei leichtestem Gefälle – und bremst zudem das Fahrzeug viel zu stark. Dadurch muss man das SUV beim Anfahren richtiggehend aus der Bremsung herausreißen. Vergisst man dies, kann der Kadjar sogar abgewürgt werden.
Eine echte Schwäche am Renault Kadjar Facelift ist sein träges Start-Stopp-System. Insgesamt vier Mal passierte es im Test, dass man direkt nachdem man zum Stillstand kam, gleich wieder weitermusste – wie beispielsweise an einer Ampel, die gerade auf Grün wechselt. Doch genau beim Erreichen des Stillstands erstirbt der Motor direkt mit dem ersten Lupfen der Kupplung und als Ergebnis steht man mit eingekuppeltem Gang und abgewürgtem Motor da.
Jetzt heißt es Kupplung erneut betätigen und warten, bis der Motor anspringt. Dafür vergeht dann mehr als eine Sekunde, bevor dies soweit ist. Aus unserer Sicht ist das Start-Stopp-System daher nicht immer nutzbar.
Verbrauchstechnisch liegt die Topmotorisierung erwartungsgemäß über den schwächeren Selbstzündern. Doch mit exakt einem Liter mehr im Drittelmix-Durchschnitt, ist der Konsum an Leichtöl bei 7,8 Litern auf 100 Kilometer dennoch akzeptabel. Im ECO-Modus betrieben, kann man mit etwas Anstrengung den Kadjar auch mit knapp unter sieben Litern bewegen.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit
Die dem Testfahrzeug vergönnte Bose-Edition verinnerlicht die Top-Ausstattungsstufe und geizt daher nicht mit Annehmlichkeiten für das Renault Kadjar Facelift. Erfreulich ist der Umstand, dass der überarbeitete Kadjar optional oder in höheren Ausstattungen nun auch Apple CarPlay und Android Auto anbietet, wodurch die Konnektivität spürbar erweitert wurde.
Die akustische Routenführung des Navigationssystems klingt gleichgültig, ob man die weibliche oder männliche Stimme auswählt, sehr synthetisch. Das Stottern vor einem Kreisverkehr gibt es hier aber nicht mehr.
Dafür nervt die geschwindigkeitsabhängige Lautstärkeanpassung, die so stark die Lautstärke variiert, dass die manuelle Anpassung nahezu immerfort stattfinden muss, sofern man innerstädtisch immer wieder zwischen langsamen und schnellen Passagen wechselt. Und das schlimmste daran: Man kann diese Funktion nicht einstellen. Wer bitte denkt sich denn so ein Hindernis aus?
Die Pure Vision LED Scheinwerfer bleiben in der Topversion ein Bestandteil der Serienausstattung und gehören mit ihrer Helligkeit, der homogenen Ausleuchtung und der im Fernlichtmodus tollen Reichweite immer noch zu den weit über dem Durchschnitt tangierenden Leuchtmitteln in Fahrzeugen.
Erfreulich ist, dass diese Voll-LED-Scheinwerfer – wenn auch gegen Aufpreis – nun auch in den anderen Ausstattungslinien verfügbar sind.
Die bequemen Sitze – und dies ist ein echter Vorteil auf langen Strecken – besitzen jetzt eine verbesserte Polsterung und verstellbare Beinauflagen. Dadurch lassen sie eine noch variablere Einstellung auf die jeweiligen Bedürfnisse zu.
Dank Handsfree Keycard genanntem schlüssellosen Zugangssystem kann das Fahrzeug per Knopf an den vorderen Türen entriegelt werden. Das Verschließen klappt ebenso via Knopf, oder ganz in Renault-Manier automatisch beim Entfernen vom Fahrzeug.
Neben einem Parkassistenten, der den Renault Kadjar im Test fast perfekt in die jeweilige Lücke brachte, erlaubt eine Rückfahrkamera das Ganze im Auge zu behalten. Leider ist das gelieferte Bild auf dem Bildschirm recht klein. Ein weiterer Nachteil ist die große Verschmutzungsanfälligkeit der Kameralinse. Da reichen bereits 20 Kilometer Autobahn im Winter und das Bild ist nur noch schemenhaft zu erkennen.
Das Bose-Soundsystem mit seinen acht Lautsprechern spielt klanglich im oberen Mittelfeld. Da haben wir allerdings schon besseres gehört – auch als Bose-Lösung. Nichtsdestotrotz ist der Klang gut, mit leichten Abstrichen in den Mitten und einem zu unserem Erstaunen schnell schwächelnden Tieftonbereich. Dafür spielt der Klirrfaktor fast bis zum Lautstärkemaximum keine Rolle.
Varianten und Preise für das Renault Kadjar Facelift
Der aktuelle Kadjar, der übrigens der direkte Bruder vom Nissan Qashqai ist, allerdings etwas länger ausfällt, wird in vier Ausstattungen angeboten:
- LIFE – Als Basisausstattung beginnt der Einstieg zum Kadjar bei 23.390 Euro – das sind 3.400 Euro mehr, als der Kadjar bei seiner Einführung vor fünf Jahren kostete. Dafür gibt es unter anderem eine Klimaanlage, MP3-fähiges Radio mit CD-Laufwerk, Bluetooth-Freisprechanlage und einen Tempomaten serienmäßig.
- LIMITED – Eine Stufe darüber gibt es on top 17-Zoll-Räder, ein schlüsselloses Zugangssystem, 2-Zonen-Klimaautomatik, Licht- und Regensensor und elektrisch klappbare Außenspiegel ab 26.590 Euro.
- LIMITED Deluxe bietet obendrein noch eine Verkehrszeichenerkennung, einen Spurhaltewarner, R-Link 2 inklusive Navi mit dem 7-Zoll-Screen, Parksensoren ringsum plus Rückfahrkamera, und Sitzheizungen vorne ab 28.580 Euro.
- Die Bose Edition wechselt ab 31.190 Euro den Besitzer und wartet zusätzlich mit 19-Zoll-Rädern, Android Auto plus Apple CarPlay, Voll-LED-Scheinwerfern, einem Bose-Soundsystem mit acht Lautsprechern und vielem mehr auf.
Motorisiert wird der Kadjar durch vier Motorisierungen, bestehend aus jeweils zwei Benzinern und Dieseln mit 140 und 160 PS bei den Benziner sowie 115 und 150 PS bei den Selbstzündern. Bis auf den größten Diesel können alle Antriebe optional auch mit einem 7-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe EDC kombiniert werden.
Fazit – Légère brise pour SUV
Resümierend können wir feststellen, dass diese sanfte Modellpflege dem Kadjar gutsteht. Wenn auch die optischen Anpassungen mit Zurückhaltung, eher an eine sanfte Brise erinnernd durchgeführt wurden, konnten in puncto Ergonomie und Motorisierung erkennbare Fortschritte festgestellt werden. Andererseits gibt es immer noch einige Kritikpunkte, die nicht sein müssen, da sie mit Sicherheit recht einfach abgestellt werden können.
Dennoch, so aufgehübscht und zudem auch technologisch aktualisiert, kann der Renault Kadjar weiterhin im wohl am breitesten aufgestellten SUV-Segment mitschwimmen. Dabei sticht er jedoch nicht hervor und hat es weiterhin nicht einfach gegen seine Mitstreiter, die in den meisten Belangen nicht weniger attraktiv sind.
Unterm Strich bleibt der Kadjar ein ausgewogenes und sympathisches Paket, das man gut ausgestattet zwar nicht als Schnäppchen erhält, aber damit ein optisch immer noch das gewissse Quäntchen Chic verströmende SUV besitzt, mit dem man sicher und komfortabel auch auf allen Vieren unterwegs ist.
So findet er neben seinen Fans sicherlich auch Zuspruch unter Leuten und Familien, die neben der SUV-typisch hohen Sitzposition und dem damit einhergehenden Sicherheitsgefühl auch das Design und den hier gebotenen Platz und den Komfort zu schätzen wissen.
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Renault Kadjar 1.5dCi AWD
- Farbe: DeZir Rot Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,49 x 1,84 (2,06 mit Außenspiegel) x 1,61
- Radstand (mm): 2.646
- Antrieb: Reihenvierzylinder Commonrail Turbodiesel
- Leistung: 110 kW (150 PS) bei 4.000 rpm
- Hubraum: 1.749 ccm
- Max. Drehmoment: 340 Nm bei 1.750 rpm
- Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
- Antrieb: Allrad
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 5,7 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,8 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 138 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-TEMP-EVAP-ISC
- Höchstgeschwindigkeit: 198 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,0 Sekunden
- Wendekreis (m): 10,7
- Max. Bodenfreiheit (mm): 200
- Böschungswinkel (vorn/hinten): 18°/28°
- Leergewicht (kg): 1.602
- Zuladung (kg): 433
- Kofferraumvolumen (l): 473 bis 1.478
- Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12 % (kg): 750/1.800
- Stützlast (kg): 72
- Dachlast (kg): 72
- Kraftstofftank (l): 55
- AdBlue-Tank (l): 14
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: ca. 38.030 Euro (Einstiegspreis ab 23.390 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
wenn ich unter dieses Auto schaue und ich bedenke das es fast ein neues Auto ist, kommt mir das Grauen. So vergammelt sieht es jetzt schon aus. (Baugruppe Nissan-Japaner) die halten wohl nichts von Rostvorsorge und wertigen Materialien im Untergrund. Meine Freundin besitzt eine Nissan Qashqai J11 und der produziert auf dem Garagen Boden Rostpfützen, schon nach dem 2.Jahr.
Mein Renault Laguna von 2011 sieht ungelogen heute noch unten drunter besser aus als die heute produzierten Renaults mit Nissan Baugruppen nach dem ersten 2 Jahren.