Renault Koleos Dauertest – Der 100.000 Kilometer-Dauertestlauf
19.02.2018 – km-Stand 3.404 | Panoramadach zerplatzt
Es geschah ohne Vorwarnung, dafür mit einer umso stärkeren Vehemenz, dass man definitiv länger als fünf Minuten benötigte, um sich von diesem Schreck zu erholen.
Bei diesem Bericht handelt es sich um einen Sonderbeitrag, der sich ausschließlich diesem unvorhergesehenen Problem widmet. Da wir bisher noch keine konkrete Aussage von Renault erhielten, haben wir uns entschieden, den Bericht zunächst so zu veröffentlichen. Die Geschehnisse liegen ja nun bereits einen Monat zurück.
Der Hergang
Es passierte während einer Autobahnfahrt, nur wenige Minuten nach einem Tankstopp. Die Witterung war trocken bei minus ein Grad Celsius – kein Wind. Die Strecke war frei, es ging geradeaus. Kein anderes Fahrzeug war im Umkreis von mindestens 300 Meter vor, neben oder hinter uns und wir fuhren mit dem Renault Koleos exakt 140 km/h und überließen dem Tempomaten das Halten der Geschwindigkeit. Es gab weder Brücken, noch direkt angrenzenden Baumbestand in der Nähe. Die Autobahn wechselte gerade von zwei auf drei Spuren.
Beim Durchfahren einer – fast nicht spürbaren – Querfuge passierte es: Ein peitschender Knall, als würde man eine Pistole abfeuern, gefolgt von kratzenden und schleifenden Geräuschen sowie plötzlichem Druckabfall und kaltem Wind, ließ die Insassen fast zu Tode erschrecken! Man benötigte zunächst einige Wimpernschläge, um zu registrieren, was da gerade überhaupt geschehen ist: Das Renault Koleos Panoramadach ist ohne erkennbaren Grund mit lautem Knall zerborsten.
Glücklicherweise befand sich der Sonnenschutz im geschlossenen Zustand, sodass keine Glassplitter in den Innenraum gelangten. Nicht auszudenken, wenn sich dieser Schutz im geöffneten Zustand befunden und auf den Rücksitzen Kinder gesessen hätten!
Was passierte weiter?
Schreck lass nach! Nach Aktivierung der Warnblinkanlage und kurzem Sammeln setzten wir die Fahrt bis zur nächsten Autobahnabfahrt mit geringer Geschindigkeit fort, um zunächst die Autobahn zur Gefährdungsminimierung zu verlassen.
Währenddessen kontaktierten wir telefonisch den Renault-Vertragshändler, dessen Standort sich glücklicherweise nur wenige Kilometer entfernt befand. Wir meldeten die Panne plus Ursache – das zerbrochene Renault Koleos Panoramadach und sprachen kurz ab, dass eine langsame Weiterfahrt aus eigener Kraft bis zum Vertragshändler im Rahmen des Möglichen sei.
Später, nachdem der Renault Koleos längst in der Vertragswerkstatt stand und wir uns im Büro bei einem Kaffee vom Schrecken erholt hatten, erhielten wir noch einen Anruf und die Information vom Renault-Händler, dass das Dach durch die Glassplitter des geplatzten Glasdachs diverse Lackschäden aufweist und deshalb nachlackiert werden muss.
Kein Wunder – obwohl es sich um Sicherheitsglas handelt, entwickeln Glassplitter des geplatzten Panoramadaches bei 140 km/h und dem damit einhergehenden Fahrtwind durchaus ein beachtliches Eigenleben. Dank kinetischer Energie schafften es wohl einige der Glassplitter, im Lack entsprechend ihrer Flugbahn dauerhafte Spuren zu hinterlassen.
Eine Fertigung des Panoramadaches aus Verbundglas wäre aus unserer Sicht der Sicherheit um einiges zuträglicher und würde zumindest verhindern, dass sich einzelne Splitter oder ganze Flächen aus dem Glasdach lösen und unkontrolliert umherfliegen.
Im Übrigen prüft Renault aktuell noch, ob es sich um einen Garantiefall handelt. Wir warten hier noch auf eine Entscheidung, ließen den Koleos jedoch vorab reparieren – der Dauertest muss ja weitergehen.
Wir gehen auch davon aus, dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Garantiefall handeln dürfte. Einen Steinschlag schließen wir kategorisch aus, da es keine Fahrzeuge in der Nähe gab und sich auch keine Brücke auf dem Fahrtweg befand, von dem ein Fremdkörper gefallen oder geworfen worden sein könnte.
Die Ursache?
Schwer zu sagen! Es könnte ein Materialfehler sein, es könnte ein Spannungsriss oder eine ungenaue Passung gewesen sein. In der Renault-Vertragswerkstatt wurden auch keine Hinweise für einen Steinschlag gefunden, was seitens Renault gleich zu Beginn als Ursache prognostiziert wurde – ohne nähere Informationen zum Hergang vorliegen zu haben. Dies fanden wir ein wenig verwundernd.
Wir haben daher zur Thematik recherchiert und sind dabei unter anderem auf folgenden Fall gestoßen, der sich vor gut 10 Jahren ereignete, bei es sich zwar um einen Renault Grand Espace handelte, aber das Eintreten des Schadens erstaunlich genau dem unsrigen glich, das Szenario jedoch weniger glimpflich abging. Die Diskussion lässt sich hier weiter verfolgen.
Der damit einhergehende Medienrummel war damals übrigens enorm. Umso unverständlicher finden wir die Aussage von Renault, dass sie trotz Beweismangel an einem Steinschlag festhielten. Erwartet uns dieselbe Vorgehensweise?
Bei weiteren Recherchen stellten wir auch fest, dass auch bei anderen Herstellern ähnliche Vorfälle mit geborstenen Glasdächern immer mal wieder vorkommen. Von Einzelfällen zu sprechen, halten wir an dieser Stelle allerdings nicht mehr für angebracht.
Wir möchten auch keine weiteren Mutmaßungen anstellen, aber: Ob nun aus Kostengründen oder Materialfehler oder anderen Gründen verursacht: Beim Thema Sicherheit sollte niemals gespart werden und den Gründen eines solchen Schadens akribisch auf den Grund gegangen werden, um so etwas zukünftig ausschließen oder zumindest minimieren zu können.
Wir bleiben dran und berichten natürlich sofort über die Entscheidung von Renault und auch alle weiteren Entwicklungen zur Thematik zerstörtes Panoramaglasdach.
Text/Bilder: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
4 thoughts on “Renault Koleos Panoramadach zerplatzt – Schreck lass nach”