Vier Jahre nach Einführung des tschechischen SUVs war das Skoda Karoq Facelift fällig, welches wir hier nach einem detaillierten Test näher beleuchten.
Nachdem wir den Vorgänger umfangreich und das Facelift in einem Erstkontakt betrachtet haben, gehen wir nun ins Detail bei diesem.
Wir fuhren für unseren Fahrbericht das Skoda Karoq Facelift in der Ausstattung „Style“ mit dem 150 PS starken Turbodiesel in einem tiefgründigen Lava-Blau.
- Der Karoq außen und innen
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur und Interieur – Schau genau hin
Wie bereits im Erstkontakt bemerkt, zeigt das SUV erst beim zweiten oder gar dritten Blick seine Veränderungen. Die flacher verlaufenden Scheinwerfer werden durch neue LED-Tagfahrlichter mit einer Abstufung akzentuiert, was gemeinsam mit dem prägnanter ausgeformten Frontgrill die wohl größte Modifikation des Karoq ausmacht.
Die seitlichen Proportionen des Tschechen blieben derweil unangetastet, während am Heck neue – ebenfalls flacher verlaufende – Rückleuchten und eine leicht abgeänderte Heckschürze als die sichtbaren Pflegemaßnahmen erkennbar werden. Allesamt leichte und gut passende Modernisierungen, die den ursprünglichen Charakter des SUVs unangetastet lassen.
Im Innenraum hat man bei Skoda mit Köpfchen der Digitalisierung gefrönt. Will heißen, dass man dabei nicht die Benutzerfreundlichkeit nicht in dem Maße vernachlässigt hat, wie es beispielsweise bei Volkswagen passiert war. Daher findet man auch nach der Modellpflege viele physische Bedienelemente, wie beispielsweise an der Klimabedieneinheit oder das Drehrad für die Lautstärke am neuen Multifunktionslenkrad.
Angepasst wurden im Rahmen des Facelifts außerdem das Ambientelicht, welches auch den neuen Zierleisten folgt. Typisch Skoda bleibt es bei den Platzverhältnissen, die für ein Kompakt-SUV großzügig ausfallen und auch großgewachsenen Personen genügend Freiraum bietet.
Bestätigen können wir dem aufgefrischten Karoq auch eine sehr gute Langstreckentauglichkeit, die nicht zuletzt durch die ergonomisch gut ausgeformten Sitze gesichert wurde. Neu sind die „Varioflex“-Sitze: Dabei handelt es sich um längs verstellbare und sogar ausbaubare Fondsitze, wodurch die Variabilität signifikant steigt.
Unser Testwagen besaß diese Ausstattung. Beim Kofferraum kann man weiterhin auf mindestens 521 Liter zugreifen und besagtes „Varioflex“ erweitert das Maximum des Laderaums um stattliche 180 Liter von 1.630 auf 1.810 Liter – in dieser Fahrzeugklasse darf dies als exorbitant gelten.
Motor und Fahreigenschaften – Solide auf allen Vieren
Als Herz schlug im Test-Karoq der 2.0-Liter-Turbodiesel mit 150 PS, dem zweitstärksten erhältlichen Antrieb für das Kompakt-SUV. Kombiniert wurde dieser hier mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG und dem Allradantrieb 4×4.
Was sofort auffiel, ist das Ausbleiben der erwarteten Gedenksekunde, die mittlerweile als charakteristisch für die DSGs aus dem VAG-Konzern gelten. Hier war diese aber – wenn überhaupt – nur marginal zu erahnen und die DSG-Automatik schaltete im Praxistest zügig und blieb auch bei Lastwechsel bei der Sache, ohne sich bei der Gangwahl übermäßig Zeit zu lassen – Bravo!
Beim Fahrwerks-Setup ließ man die Waage ein kleines bisschen in Richtung einer gesunden Straffheit tendieren. Doch der Fahrkomfort leidet deswegen nicht wirklich. Zumal – und das empfehlen wir als Ausstattungsoption generell – das adaptive Fahrwerk DCC mit seinen Fahrprogrammen die Fahrwerkscharakteristik spürbar variieren kann.
Im Sportmodus kann man das SUV auch zügig durch Kurven und Kehren manövrieren, ohne dabei Neigungs- und Wankmentalitäten der Karosserie erfahren zu müssen. Die Lenkung erwies sich zudem – ganz anders als im Erstkontakt – als präzise, leichtgängig und permanent bereitwillig Feedback vermeldend. Das liegt eventuell an der optionalen Progressivlenkung, die der Karoq im Erstkontakt nicht besaß.
Das generiert in Kombination mit dem leicht straffen Fahrwerk und dem soliden Vortrieb des Diesels eine nicht zu verachtende Portion Fahrspaß. Die 340 Newtonmeter maximales Drehmoment stehen bereits ab 1.750 Touren zur Verfügung und erlauben auch untertouriges Cruisen, ohne subjektiv wahrzunehmende Leistungsdefizite.
Dank Allradantrieb bringt das Skoda Karoq Facelift die Kraft auch souverän und sicher auf die Straße. Während unseres Testzeitraumes hatten wir auch winterliche Straßenverhältnisse, bei denen uns der Fahrmodus „Snow“ eine echte Offenbarung zuteilwerden ließ. Ist dieser aktiviert, fährt sich der Tscheche derart souverän über schneeglatte Pisten, dass man das Gefühl hatte, er verkrallt sich mit der Fahrbahn.
Ansonsten bleibt der Karoq leicht handelbar, erlaubt fahrtechnisch vieles und bleibt bis zum Erreichen des Grenzbereichs neutral. Erreicht man den Grenzbereich, schiebt er vorhersehbar über alle Viere und lässt sich sehr einfach wieder einfangen – sofern man diese in einem Fahrtraining gut erlernbaren Gegenmaßnahmen zum eigenen fahrerischen Repertoire zählen kann.
Verbrauchstechnisch bietet der Diesel eine sehr gute Basis zum sparsamen und effizienten Vorankommen. Im Drittelmix konsumierte unser Testwagen nur 6,1 Liter auf 100 Kilometer, wobei auch die eine oder andere Spurteinlage beispielsweise zum Überholen dabei war.
Noch effizienter zeigte sich der Tscheche auf unserer Sparrunde: Hier genügten dem Selbstzünder sogar nur 4,2 Liter. Offensichtlich ist der Motor noch einmal deutlich optimiert worden, denn im Vorfacelift waren die Verbräuche des 150-PS-Diesels noch deutlich höher. Lässt man die Zügel dagegen locker und drangsaliert das Gaspedal auf freier Bahn permanent, werden gut neun Liter pro 100 Kilometer Fahrstrecke verbrannt – das entspricht wiederum ungefähr den Werten des Vorfacelift-Modells.
Geblieben ist auch der etwas raue Lauf dieses Motors, den man im Grunde akustisch nie vergessen kann. Hier bleibt der Turbodiesel dem Credo aller selbstzündenden Reihenvierzylinder aus dem Hause Volkswagen treu.
Ausstattung, Komfort, Technik im Skoda Karoq Facelift
Unser Testwagen besaß mit der „Style“-Ausstattung den zweithöchsten Ausstattungslevel des SUVs. Neben einer 2-Zonen-Klimaautomatik, einer Privacy-Verglasung und dem Infotainmentsystem Bolero mit permanenter Onlineverbindung gehören auch Dinge wie das digitale Cockpit, ein beheizbares Lenkrad, Parksensoren ringsum mit Rückfahrkamera sowie 18-Zoll-Räder zum serienmäßigen Ausstattungsumfang.
Eine dritte Klimazone kostet 270 Euro extra und ist empfehlenswert, wenn man des Öfteren mit Passagieren im Fondbereich unterwegs ist. Das Infotainment „Columbus“ ist mit seinen knapp 1.300 Euro Aufpreis für den „Style“ zwar recht happig, bietet aber eine leichte Bedienbarkeit und eine Fülle an Annehmlichkeiten auf einem über zehn Zoll großen Zentralbildschirm, zu denen auch eine erstklassige Routenführung auf einer übersichtlichen Kartenansicht gehört.
Das größte Infotainment ist übrigens das Einzige, welches über keinen Drehregler für die Lautstärke verfügt. Eine Nummer kleiner, beim „Amundsen“ ist dies noch der Fall. Dieses kostet rund 600 Euro weniger, hat ein etwas kleineres Zentraldisplay und die Routenführung per Karte ist entweder auf diesem oder im digitalen Cockpit anzeigbar. Beides gleichzeitig funktioniert nur beim „Columbus“.
Noch empfehlenswerter ist das 1.610 Euro teure Licht & Sicht-Paket, in dem nicht nur das mehrfarbige Ambientelicht und LED-Nebelscheinwerfer mit Abbiegelicht-Funktion beinhaltet sind, sondern vor allem ein erstklassiges Matrix-LED-Licht. Dieses bietet eine hervorragende Helligkeit und Reichweite, die man selbst in höheren Fahrzeugkategorien nicht überall in dieser Intensität finden kann. Auch die Ausblendautomatik darf als überaus zuverlässig und sehr schnell gelten.
Sämtliche Assistenzsysteme im Skoda Karoq Facelift arbeiteten störungsfrei und zuverlässig. Hervorzuheben wäre hier unter anderem das Park Paket Plus mit seiner gestochen scharfen 360-Grad-Rundumsicht und einem Parkassistenten, der im Praxistest sehr zielsicher Parklücken findet und diese selbstständig mit dem Karoq befüllt.
Variante und Preise des Skoda Karoq Facelift
Aus den ursprünglich zwei Ausstattungslinien wurden mittlerweile fünf und als Motorisierungen werden ebenso fünf Leistungsklassen angeboten.
Die Basisausstattung ACTIVE, ermöglicht ab 26.320 Euro den Start in die Karoq-Welt.
Die weiteren Ausstattungen sind AMBITION ab 28.510 Euro, TOUR startet bei 30.410 Euro gefolgt von STYLE für mindestens 33.640 Euro und die Top-Variante SPORTLINE startet ab 36.650 Euro.
Als Motoren setzt man auf drei Benziner, einen 115 PS starken 1.0-Liter-Turbobenziner TSI, einen 1.5-Liter-TSI mit 150 PS sowie einen 2.0-Liter-TSI mit 190 PS, der wiederum nur der SPORTLINE vorbehalten bleibt. Als Diesel steht ein 2.0-Liter mit wahlweise 115 PS oder 150 PS bereit. Alle Motoren sind Reihenvierzylinder mit Ausnahme des 1.0-Liter TSI, bei dem es sich um einen Dreizylinder handelt. Die beiden stärksten Aggregate werden mit dem Allradantrieb kombiniert. Hybridtechnik ist weiterhin nicht im Angebot.
Fazit – Skoda Karoq Facelift: ein fein retuschiertes SUV
Das Skoda Karoq Facelift gefiel nicht allein durch seine dezenten, aber wirkungsvollen optischen Retuschen, sondern besonders durch die vielen technischen Updates. Diese inneren Werte machten das Kompakt-SUV zu einem echten Überzeugungstäter.
Neben einem großzügigen Platzangebot und den vielen typisch „simply clever“-Details bot der Tscheche eine ausgewogene und dynamische Fahrcharakteristik bei zugleich zurückhaltenden Verbräuchen des Diesels. Dieser wurde, wie auch das Doppelkupplungsgetriebe, spürbar optimiert und eignet sich besonders für Vielfahrer.
Ein exzellentes und in dieser Fahrzeugklasse erstklassiges Matrix-Licht und die überaus praktischen „Varioflex“-Sitze machen das Gesamtpaket dann nahezu perfekt. Der Einstiegspreis blieb derweil fast unverändert, und dass man für die Top-Ausstattungsdetails etwas mehr zahlen muss, sollte einleuchten. Unterm Strich bleibt der Karoq für alle, die ein durchdachtes, sehr ansehnliches und technisch topaktuelles Kompakt-SUV suchen, weiterhin mit dem Prädikat „begehrenswert“ gekennzeichnet.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- sparsamer Diesel
- ausgeglichenes, neutrales Fahrverhalten
- souveräner Allradantrieb
- mit das beste Matrix-LED-Licht der Fahrzeugklasse
- großzügige Platzverhältnisse
Contra:
Technische Daten: Skoda Karoq 2.0 TDI Style 4×4 DSG
- Farbe: Lava-Blau Metallic
- Fahrzeugklasse: Kompaktklasse / SUV
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,39 x 1,84 (2,03 mit Außenspiegel) x 1,60
- Radstand (mm): 2.638
- Antrieb: Reihenvierzylinder Commonrail-Turbodiesel mit SCR-Kat und DPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 110 kW (150 PS) bei 3.500 bis 4.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 340 bei 1.750 bis 3.000 rpm
- Hubraum: 1.968
- Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik DSG
- Antriebsart: Allrad 4×4
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,6 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,1 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 146 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 204 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 8,7
- Wendekreis (m): 10,9
- Bodenfreiheit (mm): 176
- Böschungswinkel vorn/hinten: 18,3°/19,4°
- Kofferraumvolumen max. (l): 521 bis 1.810 (mit Varioflex)
- Leergewicht (kg): 1.607
- Zuladung (kg): 572
- Anhängelast ungebremst/gebremst 12 % (kg): 750/2.100
- Stützlast (kg): 90
- Dachlast (kg): 75
- Tankinhalt (l): 55
- AdBlue (l): 14,5
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 51.009 Euro (Basispreis: 26.320 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.