Was passiert, wenn man die Gene eines Kleinwagens mit einem Kompakt-SUV mischt, zeigt Suzuki mit seinem Crossover-Modell, welches von einem intelligenten Allradsystem profitiert. Der Suzuki SX4 S-Cross bei uns im Test.
Exterieur – Kompakt und praktisch
Seien wir ehrlich: Preisverdächtig ist der Suzuki SX4 S-Cross nun nicht wirklich. Dennoch wirkt sein Äußeres recht interessant, regt es einen doch in erster Instanz zum Nachdenken an. Worum handelt es sich bei diesem Fahrzeug denn konkret? Beruft man sich auf den Hersteller, so handelt es sich um ein Crossover-Modell, welches die Vorzüge eines Kleinwagens mit dem Platzangebot eines Kompakt-SUVs vereint. Das können wir an dieser Stelle eigentlich so stehen lassen.
Rein in Bezug auf die Optik strahlt der S-Cross dann doch noch einen Hauch Minivan-Flair aus, beginnend bei der knuffigen Front mit den großen Scheinwerfern und dem markentypischen Kühlergrill. Der erkennbare Unterfahrschutz zeigt hingegen, dass der in Ungarn gebaute Crossover auch abseits befestigter Straßen zurechtkommt.
Die Seitenansicht hebt dagegen eindeutig die SUV-Gene hervor – bequemes Einsteigen eingeschlossen. Hochbeinig und geradlinig stellt die Seitenpartie die Schokoladenseite des – übrigens rundum beplankten – Suzuki SX4 S-Cross dar. Bei genauem Hinsehen erkennt der Betrachter einmal mehr den bereits angesprochenen Unterfahrschutz – doch gar nicht so bieder. Ebenso wenig wie sich harmonisch einfügenden 17-Zoll-Leichtmetallräder im Bi-Color-Design.
Das Heck des S-Cross greift die Linienführung der Front wieder auf: große Rückleuchten und eine beplankte Stoßstange mit darunter befindlichem Unterfahrschutz zeugen zum einen von einer rustikalen Art, zum anderen von nicht gering zu schätzender Offroad-Kompetenz. Die drei in den Stoßfänger integrierten Reflektoren sowie die dritte Bremsleuchte in der Heckklappe verjüngen daneben die Heckansicht.
Interieur – Kein Grund zum Klagen
Auch wenn man auf den ersten Blick nicht zwingend überzeugt ist vom Innenraum des Suzuki SX4 S-Cross, so lässt ein zweiter und spätestens ein dritter Blick doch den ein oder anderen Aha-Effekt aufkommen.
Die Sitze könnten mit etwas mehr Seitenhalt dienen, bieten aber alles in allem einen angenehmen Sitzkomfort und verursachen auch nach mehreren Stunden Fahrt keine Rückenschmerzen. Die zweistufige Sitzheizung für die vorderen Plätze ist ab der Ausstattungslinie „Comfort“ serienmäßig dabei. Ebenso die Zweizonen-Klimaautomatik, deren Bedienung völlig selbsterklärend ist.
Auch auf der zweiten Reihe geht es recht kommod zu. Solange die Mitfahrer eine Körpergröße von 1,80 Meter nicht überschreiten, sind auch Reisen zu viert durchaus denkbar. Mit einem Kofferraumvolumen von 430 Litern ist der kleine Suzuki zwar kein Raumwunder par excellence, für den Wochenendtrip mit drei oder vier Personen reicht der Stauraum jedoch allemal. Und ist man mal zu zweit unterwegs, so lässt sich das Ladevolumen dank umlegbarer Rückbank auf 875 Liter erhöhen.
Das mit Leder bezogene Multifunktionslenkrad ist vergleichsweise schlank. Reine Geschmackssache, die Haptik geht jedenfalls vollkommen in Ordnung. Die Bedienung gestaltete sich sehr zu unserer Freude durchweg intuitiv, die Tasten sind klar zugeordnet – Überfrachtung? Fehlanzeige.
Technik und Assistenz – Von allem was dabei
Die „graue Maus“ entpuppt sich nach Aktivieren der Zündung doch zum kleinen Entertainment-Zwerg. Der mittig platzierte, sieben Zoll große Touchscreen begrüßt freundlich mit dem Markenlogo und erinnert unweigerlich an einen kleinen Tablet-PC – die obligatorischen Tasten drumherum eingeschlossen.
Der Ausgangsbildschirm ist viergeteilt, sodass mittels einer Berührung wahlweise auf das Audiomenü, die Navigation, das angeschlossene Smartphone oder das Telefonbuch zugegriffen werden kann. In der Praxis erweist sich dieser Aufteilung als durchaus sinnvoll, nach kurzer Eingewöhnungszeit bedarf es kaum noch des Blickes auf den Bildschirm.
Apropos Smartphone: Die Integration von iPhone und Co. verlief im Rahmen unseres Tests sowohl über MirrorLink als auch über Apple CarPlay durchweg reibungslos, die Sprachwiedergabe der Freisprecheinrichtung sucht sogar in dieser Fahrzeugklasse ihresgleichen.
Die Lautstärkeregelung kann wahlweise über die Tasten am Lenkrad oder über die berührungssensitive Leiste am linken Bildschirmrand vorgenommen werden. Verspielte Gemüter werden am „hoch- und runtersliden“ ihre helle Freude haben.
Lediglich das Soundsystem des kleinen Kompakten konnte uns nicht vollends überzeugen. Der Anlage fehlt es schlicht an Volumen, die Bässe verzerren bei höherer Lautstärke. Für den alltäglichen Betrieb ist sie jedoch vollkommen ausreichend. Insbesondere bei Verwendung des digitalen Radioempfangs DAB. Eine ausgesprochen klare Audiowiedergabe macht die Schwächen des Soundsystems rasch wieder wett.
Da wir bereits festgehalten haben, dass lange Strecken durchaus keine Hürde für den Suzuki SX4 S-Cross darstellen, darf natürlich eine Geschwindigkeitsregelanlage nicht fehlen. An Bord hat der kleine Crossover bereits serienmäßig einen Tempomaten samt Geschwindigkeitsbegrenzer. Der Sicherheit weiter zuträglich ist die radargestützte aktive Bremsunterstützung. Diese Form eines Frontkollisionswarnsystems überwacht permanent die Straße und leitet bei einem drohenden Auffahrunfall eigenständig eine Bremsung ein. Der Fahrer hat hier die Möglichkeit zwischen zwei Abständen zu wählen. Während die Auswahl „near“ erst relativ spät eingreift, erkennt die Einstellung „far“ bereits früh plötzlich abbremsende beziehungsweise stehende Fahrzeuge und andere Hindernisse und macht den Fahrer frühzeitig auf eine mögliche Gefahr hin.
Für freie Sicht nach hinten sorgt die optionale Rückfahrkamera, welche mit einer bemerkenswerten Auflösung überzeugt. Ergänzend hierzu erhält der Kunde Parksensoren vorne und hinten. Einmal eingeparkt lassen sich auf Knopfdruck die Außenspiegel anklappen. In so manchem Großstadtdschungel eine durchaus sinnvolle Ausstattungsoption.
Mindestens genauso sinnvoll ist das in unserem Testwagen verbaute Keyless Start System. Der Ver- beziehungsweise Entriegelung des Fahrzeugs erfolgt hier über einen Knopf auf der Fahrer- oder Beifahrerseite, sowie über die Heckklappe. Gestartet wird dann über einen Startknopf, der Schlüssel kann also getrost in der Jackentasche verstaut bleiben.
Für schlammiges Terrain nicht ohne Bedeutung: die Scheinwerferreinigungsanlage lässt sich über eine Taste links vom Lenkrad einzeln betätigen. So können die Bi-Xenon-Scheinwerfer stets mit ihrer ausgesprochen homogenen Lichtausbeute glänzen. Dank Licht- und Regensensor kann man das Aktivieren dann auch getrost dem S-Cross überlassen.
Allgrip – Der Name ist Programm
Da sich das Wetter während unseres Testzeitraumes durchgängig als sehr winterlich gestaltete, konnten wir den Allradantrieb des Suzuki SX4 S-Cross in vollem Umfang auf eine harte Probe stellen.
Der Suzuki SX4 S-Cross verfügt in Verbindung mit seinem Allgrip-Allradantrieb über vier verschiedene Fahrmodi. Zur Wahl stehen Auto, Snow, Sport und Lock.
Für den täglichen Einsatz empfehlen wir die Einstellung Auto. Hier werden in erster Linie die Vorderräder angetrieben, um eine möglichst hohe Effizienz zu erzielen. Droht jedoch ein Traktionsverlust, so schalten sich stufenlos und ohne merkliche Verzögerung die Hinterräder zu, um die Fahrstabilität zu gewährleisten. Dem sportlich ambitionierten Fahrer raten wir zum Sportmodus. Hier wird in Verbindung mit dem Handschalter das Leistungspotential stärker abgerufen, beim Automatikgetriebe werden die Gänge entsprechend länger ausgedreht.
Ist von vornherein klar, dass das zu befahrende Terrain anspruchsvoller erscheint – hierzu zählen beispielsweise auch herbstliche Landstraßen mit hohem Laubanteil – so sollte der Snowmodus gewählt werden. Im Infodisplay erscheint kurz die Meldung „Snow / Mud“, sodass der Fahrer um das aktuelle Fahrprofil weiß.
Einmal im tiefen Schnee festgefahren, erweist sich der Lockmodus als ausgesprochen hilfreich. Maximale Traktion steht hier im Vordergrund und wird durch die gezielte Drehmomentverteilung an die einzelnen Räder umgesetzt. Innerhalb weniger Sekunden ist der Suzuki befreit – pardon, hat sich selber befreit.
Fahreindrücke – Spritzig und sicher
Die Leistungsdaten scheinen auf den ersten Blick doch recht bodenständig. 120 PS generiert der Japaner aus seinem 1,6 Liter großen Turbodiesel. Das maximale Drehmoment des Vierzylinders beträgt beachtliche 320 Newtonmeter. Die 100 km/h Marke fällt zwar erst nach 13 Sekunden, dennoch überzeugt der Motor mit einer für einen Vierzylinder verblüffenden Elastizität insbesondere im Teillastbereich. Spontane Überholvorgänge auf der Landstraße lassen sich mühelos realisieren, sofern man sich nicht im sechsten Gang befindet. Dieser ist unserer Ansicht nach ausschließlich für das stressfreie Dahingleiten vor allem auf Autobahnen.
Belässt man es dann auch noch bei rund 150 km/h, so lassen sich mit dem Suzuki SX4 S-Cross (hör-)beschwerdefrei auch Strecken von mehreren hundert Kilometern absolvieren. Das Geräuschniveau bleibt dabei stets erträglich – ja, gar angenehm. Unterhaltungen mit dem Beifahrer bedürfen erst jenseits der 160 km/h einer angehobenen Stimme.
Die Königsdisziplin des kleinen Crossover ist definitiv sein Verbrauch. Auch wenn es mal zügiger vorwärtsgehen soll, so blieb der S-Cross in unserem Test stets unter sieben Litern. Im Drittelmix ergab sich bei uns ein Dieselkonsum von rund 5,3 Litern pro 100 Kilometer. Für ein Fahrzeug mit Allradantrieb ein vorzüglicher Wert.
Fazit – Der günstige Allrounder
Insgesamt überzeugt der Suzuki SX4 S-Cross durch seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und sein nahezu unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis, insbesondere in den Kapiteln Verbrauch und Unterhalt.
Vermeintliche Zielgruppen dürften vor allem junge Familien und Personen sein, denen ein praktisches und allroundtaugliches Fahrzeug wichtiger ist, als das Markenemblem auf der Motorhaube.
Mit einem Einstiegspreis von unter 20.000 Euro erhält der Kunde das benzingetriebene Basismodell in der „Club“ Ausstattung. Für den von uns getesteten Allrad-Selbstzünder werden mindestens 25.690 Euro fällig, die „Comfort+“ Version steht mit 29.590 Euro in der Preisliste. Das ist auf den ersten Blick vielleicht kein Schnäppchen. Jedoch punktet der kleine Crossover dafür mit einer absoluten Vollausstattung, sowie einer dreijährigen Neuwagengarantie, welche auf Wunsch um zwei weitere Jahre verlängert werden kann.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 7D Mark II
Technische Daten: Suzuki SX4 S-Cross 1.6 DDiS 4×4 limited+
Länge x Breite x Höhe (m): 4,30 x 1,77 x 1,58
Motor: Reihen-Vierzylinder-Turbo-Diesel
Leistung: 88 KW (120 PS)
Hubraum: 1.598 ccm
Max. Drehmoment: 320 Nm
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
Antrieb: Allrad
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 4,3 L/100 km
CO2-Emissionen: 113 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 13,0 Sekunden
Leergewicht: 1.380 kg
Kofferraumvolumen: 430 – 875 l (1.269 l max.)
Kraftstofftank: ca. 47 Liter
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
One thought on “Suzuki SX4 S-Cross Test – Der Biedermann, der nicht nur bieder kann”