Mit dem VW Golf Alltrack gibt es den Wolfsburger Kombi auch wieder als offroad-affine Variante, die wir hier einem Test unterzogen haben.
Der Alltrack war seit jeher immer ein Variant, also ein Kombi – das bleibt auch bei der achten Generation des Wolfsburger Bestsellers so.
Als einziger Golf Kombi besitzt der Alltrack den 200 PS starken Turbodiesel, der sonst ausschließlich im GTD zum Einsatz kommt und auch nur im Alltrack mit dem Allradantrieb 4Motion kombiniert wird. Ein Alleinstellungsmerkmal, welches neugierig macht.
Da der Golf 8 abmessungstechnisch gegenüber dem Golf 7 zugelegt hat, wuchs entsprechend auch der Alltrack in seinen Dimensionen gegenüber seinem Vorgänger. Wir fuhren den leicht hochbeinigen Kombi in einem dezenten Mondsteingrau.
- Die Außenansicht
- Der Innenraum des Alltrack
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Das Exterieur des VW Golf 8 Alltrack
Auf den ersten flüchtigen Blick gleicht der Alltrack dem klassischen Golf Variant. Doch spätestens auf den zweiten Blick erkennt der aufmerksame Betrachter mehrere kleine Unterschiede, die sich unter anderem in Form von kleinen Plaketten an der Front, den Seiten und am Heck zeigen.

Die Fahrzeugfront trägt zudem eine leicht abgeänderte Schürze samt Beplankung – letztere verläuft übrigens ringsum, wie es bei Crossover-Kombis üblich ist. Mit dem 5-Punkt-Nebellicht, das wir unter anderem aus dem Golf GTI und dem Golf GTD kennen, besitzt der Alltrack ein cooles Design-Gimmick. Ein Unterfahrschutz für den Motor wird beim Alltrack übrigens serienmäßig verbaut.

Ein Blick auf die Seite des Fahrzeugs zeigt die um 15 Millimeter erhöhte Bodenfreiheit und die besagte Beplankung gibt ebenfalls Aufschluss über die Sonderstellung des Alltrack. Die 18-Zoll-Räder im „Mount Vernon“-Design rufen übrigens 490 Euro extra auf.
Am Heck bleibt der Alltrack – der streng genommen VW Golf Variant Alltrack heißen müsste, da es ihn nur als Kombi gibt – noch am zivilsten. Hier macht sich nur bei genauer Betrachtung der Unterschied zum konventionellen Bruder bemerkbar und ein 4Motion-Badge weist auf den Allradantrieb hin.
Interieur – Typisch Golf
Im Innenraum bleibt alles wie gehabt und das einzige Erkennungszeichen sind Alltrack-Schriftzüge im Lenkrad und auf den Sitzen im ansonsten gleichen Interieur wie dem eines klassischen Golf Variant.

Das heißt, Fahrer und Beifahrer lassen sich auf bequemen Plätzen nieder und auch im Fond herrschen vernünftige Platzverhältnisse – denn die Beinfreiheit des Kombis ist vier Zentimeter größer als im herkömmlichen Golf. Das klingt nach wenig, ist aber deutlich spürbar.
Die Analogie macht auch vor dem Kofferraum nicht Halt und das Angebot an Ladevolumen ist ordentlich. Wenngleich der Skoda Octavia Combi da noch eine Schippe drauflegt und wie immer den Platzhirschen in dieser Disziplin schlägt.
Motor und Fahreigenschaften – Power trifft Allrad
Wie bereits eingangs erwähnt, ist der Motor kein Unbekannter. Wir hatten das Vergnügen bereits im Golf GTD – dort jedoch mit Frontantrieb und es gibt im GTD auch keine Alternative.

Die Rede ist vom 2.0-Liter-Diesel mit 200 PS und 400 Newtonmetern maximales Drehmoment, der in puncto Leistungsentfaltung und Effizienz sehr viel zu bieten hat. Es gibt so gut wie nie den Eindruck, dass es an Leistung fehlt; der Turbodiesel liefert immer ab und hält den Kombi bei Bedarf ordentlich in Schwung. 230 km/h sind das Maximum und nach dem Startbefehl vergehen nur 7,1 Sekunden, bis Tempo 100 erreicht ist.

Beim Getriebe handelt es sich um ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und auch hier gibt es das bekannte DSG-Problem. Noch ein Wermutstropfen: Das DSG ist leider die einzig verfügbare Option der Kraftübertragung.
Dazu kommt, dass der Gangwechsel auch nicht so flott vonstatten geht, wie in einem GTD mit gleichem Motor. Wie sehr wir uns daher gewünscht haben, dass es dieses Auto mit einem Schaltgetriebe gäbe, können wir gar nicht oft genug betonen.

Schön finden wir, dass der Alltrack sich in erster Linie wie ein ganz normaler Golf fahren lässt. Dennoch hat das Fahrwerk eine kleine Überraschung in petto: Im Normal- oder Comfort-Modus federt der Alltrack bei Bodenwellen gerne mal deutlicher auf und ab, zeigt sich dabei aber längst nicht so wild wie ein Insignia Country Tourer, aber deutlich softer als beispielsweise ein Octavia Scout.
Wählt man dagegen den Fahrmodus „Sport“, sind diese Eigenschaften ad acta gelegt und man kann mit dem Alltrack auch zügig durch Kurven eilen. Eine derart signifikante Spreizung hatte bislang noch keiner der Test-Golfs an den Tag gelegt, wobei bei allen Derivaten die Spreizung zwischen den Fahrmodi spürbar war.

Die Progressivenkung ist leichtgängig und direkt abgestimmt, bei höheren Tempi erhärtet sie spürbar, was auf der Autobahn durchaus von Vorteil ist. Feedback liefert sie zu jeder Zeit. Daher empfehlen wir das Kreuz für die Progressivlenkung auf der Optionsliste für überschaubare 215 Euro zu setzen.

Das höhere Fahrwerk, die Kunststoffplanken ringsum und der 4Motion Allradantrieb suggerieren, dass dieser Kombi auch Offroad kann. Kann er aber nicht wirklich, sondern ist eher dafür gedacht, den einen oder anderen Wald- und Feldweg zu befahren, ohne gleich um sein heiliges Blechle fürchten zu müssen – vor allem im dem Untergrund nahekommenden Bereich. Ob Schotter, staubiger Feldweg oder derbes Kopfsteinpflaster – der Alltrack fühlt sich dabei so wohl wie auf Asphalt und fährt auch hier zu 100 Prozent wie ein echter Golf.

Den Verbrauch des VW Golf 8 Alltrack darf man durchaus als knausrig bezeichnen. Lediglich 6,1 Liter auf 100 Kilometer im Drittelmix – das ist für einen 200-PS-Kombi mehr als anerkennenswert.
Auf der Sparrunde wurde es nicht weniger spannend und wir schafften dabei tatsächlich eine Drei vor dem Komma. Chapeau, Volkswagen! Das Maximum bei Dauervollgas auf der freien Bahn gipfelte übrigens in durchaus verträglichen 10,3 Litern.
Ausstattung, Komfort, Technik
Auch hier gleicht der Alltrack seinen Golf-Geschwistern und wartet mit allem auf, was man derzeit erhalten kann – teilweise allerdings auch immer noch optional.

Das IQ-Light ist wie an allen Volkswagen-Derivaten auch im VW Golf 8 Alltrack eine Offenbarung und gleichauf mit den sehr guten Matrix-Scheinwerfern eines Skoda Octavia. Homogenität, Helligkeit und Reichweite sind vorzüglich, allerdings hätten wir uns bei solch einem Soft-Offroader eine Scheinwerfer-Reinigungsanlage gewünscht.
Das adaptive Fahrwerk DCC kostet zwar 1.045 Euro Aufpreis, die sollten jedoch auch investiert werden, denn erst dann lässt sich das Fahrverhalten – wie im Kapitel Motor und Fahreigenschaften beschrieben – signifikant den jeweiligen Umständen anpassen.

Die Rückfahrkamera erhöht den Komfort nicht nur beim Parken und Rangieren, sondern auch gern beim Rückwärtsfahren in der Semi-Wildnis deutscher Wälder und Flurstücken. Wer dies gerne zelebriert, sollte diese besser ordern.
Wer außerdem öfter mal mit mehr als zwei Personen unterwegs ist, kann den Fondgästen mit der 3-Zonen-Klimaautomatik einen großen Gefallen spendieren – der Kostenpunkt beträgt dafür 470 Euro.

Das beheizbare Lederlenkrad schlägt mit gerade einmal 150 Euro zu Buche und ist an kalten Tagen sehr angenehm. Diese arbeitet kraftvoll und schnell, was auch für die Sitzheizung gilt, die ebenfalls schnell und homogen heizt.
Das Soundsystem aus dem Hause Harman/Kardon mit neun Lautsprechern und 480 Watt Gesamtleistung haben wir schon mehrfach behandelt und auch im Alltrack macht dieses einen guten Job. Wer gern Musik im Auto konsumiert, sollte die 680 Euro Aufpreis bereithalten.

Für die elektrische Heckklappe werden noch einmal 520 Euro fällig. Aber: Wählt man diese Option, muss man zwangsweise das Keyless-System für 445 Euro und die Diebstahlwarnanlage für weitere 350 Euro dazu bestellen.
Bei einem Kombi ist eine elektrische Heckklappe allerdings eine sinnvolle Option und hier zudem sensorgesteuert. Wer mit vollen Händen aus dem Supermarkt kommend erstmals seinen Kofferraum mittels Fußschwenk geöffnet hat, wird die Investition womöglich sehr schnell gutheißen.

Das Navigationssystem Discover Pro kostet immerhin 1.455 Euro und ist per se auch ein gutes System. Unter Berücksichtigung der komplexen Bedienung haben hier aber die Modelle aus dem Hause Hyundai / Kia die Vormachtstellung. Premiumfahrzeuge wie beispielsweise der BMW 1er mal ausgenommen – die legen nämlich noch mal eine Schippe drauf.

Ein Ambientelicht gab es im Testwagen auch – bis zu 30 verschiedene Farbkombinationen sind damit möglich und sichern dadurch eine Atmosphäre, ganz nach dem jeweiligen Geschmack.
Der Preis des VW Golf Alltrack
Der VW Golf Alltrack kostet im aktuellen Modelljahr mindestens 43.458 Euro. Wer alle möglichen Optionen dazu bucht und Garantieverlängerungen sowie Zubehör dabei auslässt, erhält einen Eindruck, wie umfangreich die Aufpreispolitik auch bei diesem Fahrzeug betrieben wird: Dann sind nämlich rund 59.100 Euro fällig – das sind über 15.600 Euro für Extras. Oder eben ein gutes Drittel des Einstiegspreises, der hier fällig wird.

Fazit – Der Wald- und Wiesenkombi
Wald und Wiesenkombi klingt irgendwie abwertend? Oh nein, das ist aber nicht einmal ansatzweise so gemeint. Denn gerade weil sich der Alltrack auch auf leichten unbefestigten Untergründen wohlfühlt, kann er die Golf-Palette gekonnt abrunden und eine Lücke schließen.
Daher eignet sich der VW Golf 8 Alltrack für eine Klientel, die auch gelegentlich mal abseits der Asphaltadern unterwegs ist oder einfach in schneesicheren Regionen wohnt und den AWD-Bonus zu schätzen weiß. Mit dem großartigen Dieselmotor erwirbt man zudem einen überaus souveränen und zugleich enorm sparsamen Antrieb. Fahrspaß und Sparen – wer möchte das nicht in Kombination?

Zudem ist die Mixtur aus ebendiesem Motor und dem Allradantrieb ausschließlich dem VW Golf 8 Alltrack vorbehalten. Ein Alleinstellungsmerkmal, welches definitiv auch als Kaufargument zieht.
Mit gut 43.000 Euro als Einstiegspreis ist der Alltrack kein Schnäppchen und sicherlich werden die Kunden auch die Konkurrenzmodelle von Skoda und Co. begutachten. In Summe bleibt der Golf aber auch als Alltrack eben ein typischer Golf und fällt mit keinen bösen Überraschungen auf. Das sollte für seine Zielgruppe mehr als ausreichend sein.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- kraftvoller und zugleich sparsamer Diesel
- breitbandiges Adaptivfahrwerk
- sicheres und angenehmes Fahrgefühl
- dank Allrad sicheres Traktionsverhalten
Contra:
Technische Daten: VW Golf 8 Alltrack 2.0 TDI 4Motion
- Farbe: Mondsteingrau Metallic
- Fahrzeugklasse: Kompaktklasse / Kombi
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,64 x 1,80 (2,07 mit Außenspiegel) x 1,51
- Radstand (mm): 2.679
- Antrieb: Reihenvierzylinder Turbodiesel mit DPF und SCR-Kat
- Hybridart: –
- max. Leistung: 147 kW (200 PS) bei 3.600 bis 4.100 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 400 bei 1.750 bis 3.500 rpm
- Hubraum: 1.968
- Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungs-Automatik
- Antriebsart: Allrad 4Motion
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,6 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,1 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 148 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 229 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 7,1
- Wendekreis (m): 11,1
- Bodenfreiheit (mm): k.A.
- Kofferraumvolumen (l): 611 bis 1.624
- Leergewicht (kg): 1.616
- Zuladung (kg): 504
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/2.000
- max. Stützlast (kg): 80
- max. Dachlast (kg): 75
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 50.280 Euro (Basispreis: 43.458 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.