Bereits aus einiger Entfernung war der nahende VW T-Roc R vernehmbar, der zu einem Test zu uns fand und dabei einen überaus dominanten Auftritt hinlegte.
Dass ein T-Roc das Zeug zum Rocken hat, bestätigte bereits ein Test der konventionelle Version des Kompakt-SUV – doch was hier auf unser Testgelände grummelte, scheint es noch um einiges ausgeprägter hinter den Ohren zu haben. Das vernahm man nicht nur als akustisches Palaver, sondern erblickte die eklatanten Unterscheidungsfaktoren auch anhand diverser Elemente optischer Natur. Der Fahrbericht.
- Interieur und Exterieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Technik und Alltag
- Preis des VW T-Roc R
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur und Interieur – Das „R“ R-leben
Abgrenzung und Extravaganz – beides beherrscht dieser VW augenscheinlich sehr gut. In Summe wirkt der T-Roc so, als hätte er einige Jahre strenges Fitnesstraining hinter sich. Das Lapiz Blue des Testwagens ist ein tiefer, sehr ehrlich wirkender Blauton, der bestens zum T-Roc R passt und in Kombination mit dem schwarzen Dach für ein hervorragend dynamisches Finish sorgt.
Beginnend mit den exklusiv für das R-Modell vorbehaltenen dreiteiligen Tagfahrlichtern an der Front, die anders als die LED-Trapeze am herkömmlichen T-Roc hier für eine vollkommen andere Charakteristik sorgen.
Auch hier übernehmen diese die Aufgabe des Blinklichts. Hinzu kommen deutlich größere Lufteinlässe, die dem SUV einige seiner Rundungen berauben und das obligatorische R-Emblem im Frontgrill – Spätestens jetzt sollte der Anblick im Rückspiegel des Vordermanns Anlass geben, um die linke Fahrspur zu räumen.
In der Seitenansicht bleibt der T-Roc als ebendieser erkennbar, zeigt aber auch in dieser Perspektive mittels optional erhältlichen 19-Zoll-Rädern – im Testwagen mit südafrikanischem Esprit in der Namensgebung „Pretoria“ – und den dahinter hervorblitzenden R-Bremssätteln seine Sonderstellung.
Nochmnals deutlicher wird der optische Anspruch auf Respekt durch dominante Endrohre am Heck. Gleich vier an der Zahl zeugen von der erstarkten Motorisierung des Kompakt-SUVs. Die Akrapovic-Anlage ist aber längst nicht nur optisch eine extrovertierte Erscheinung, doch dazu kommen wir später noch.
Sportlich setzt sich die R-Philosophie auch im Interieur fort, in dem zuerst die sehr ansehnlichen wie auch erstaunlich bequemen Sportsitze ins Auge fallen. Das R-Lenkrad schmeichelt ebenso sowohl Augen als auch Fahrerhänden in großzügiger Art und Weise.
Dekoreinlagen in Lapiz Blue greifen die Farbe des Außenkleides auf, was im Test auf Zustimmung, aber auch Stirnfalten stieß. Hier entscheidet wie so oft der Geschmack. Eine andere Frage als der des Geschmacks ist allerdings der Einsatz der Materialien. Hier findet man auffällig viel an optisch preiswert erscheinendem Kunststoff, was uns in solche einem Auto nicht gefallen wollte.
Insbesondere der Armaturenträger, auf dem nicht unbedingt selten der Blick der Insassen fällt, sollte unserer Meinung nach aus wertiger erscheinenden Materialien gestaltet werden. Nicht zuletzt auch deshalb, weil man wie hier bei einem Preis von mindestens 45.000 Euro längst nicht mehr im Bereich der Schnäppchen unterwegs ist.
Das Platzangebot ist unverändert typisch VW T-Roc und bietet genügend Raum für ein SUV der Kompaktklasse. Auch wenn er leistungstechnisch nicht ganz dem Cupra Ateca ABT das Wasser reichen kann, bietet der Spanier – zugegeben, eine Fahrzeugklasse höher angesiedelt – dazu auch mehr Platz und mehr Komfort. Dafür benötigt das kompakte SUV aus Wolfsburg weniger Raum in engen städtischen Gefilden und stellt eine deutlich sprudelndere Quelle des Fahrspaßes dar und das nicht allein aufgrund besserer Beschleunigungswerte. Dazu kommen wir im nächsten Kapitel.
Motor & Fahreigenschaften – Ein Buchstabe für den Unterschied
Was zur Hölle?! Das Ding ist ja ein Teufel auf Rädern!
Wir zitieren hier nur einen Eintrag von vielen dieser Art im Testbordbuch und können versichern, es ist längst nicht der Emotionalste. Doch wir möchten diesen Fahrbericht natürlich nicht ausschließlich mit Zitaten füllen, aber das, was der VW T-Roc mit dem „R“ im Namen auf die Beine – oder besser auf die Räder stellt, ist durchaus beeindruckend und generiert entsprechend diese Aussagen.
Achtung, wir spoilern jetzt: Der Motor? Heißblütig, kraftvoll, bitterböse. Das Fahrwerk? Kompromisslos, hart, konsequent. Also mal im Klartext: Beim R-Modell beginnt der Fahrspaß beim Betätigen des Startknopfs und hört erst wieder auf, wenn dieser nochmals betätigt wurde – zum Ende der jeweiligen Fahrt. Punkt. Basta.
Detaillierter ausgeführt, stellt sich das wie folgt dar: Der 2.0-Liter Vierzylinder – ein TSI – erwacht mit frotzelndem und brabbelndem Sound dank der fast schon unflätig vorlauten Akrapovic-Abgasanlage, sodass sich bei akustisch in Reichweite befindlichen Mitbürgern mit Hang zur automobilen Sportlichkeit ohne Umschweife ein Überschuss an Endorphinen einstellt. Die Abgasanlage kostet stattlich 3.800 Euro und ist nach unserer Einschätzung für all jene Pflicht, die zu den Fahremotionen auch immer die passende akustische Untermalung wünschen.
Wir zählen uns hier dazu und empfehlen daher diese nicht unbedingt günstige Option, um einem Vierzylinder den maximal möglichen emotionalen Sound zu entlocken. Zumal man dem Brüllbüffel per Klappensteuerung auch das vierrohrige „Maul verbieten“ kann.
Zunächst schließt die Klappensteuerung die vorlaute Kundgebung der Viertakt-Arbeitsweise automatisch wieder und wir akzeptieren dies fürs erste, rufen uns die Öltemperatur auf die digitale Cockpitanzeige und fahren den Sport-SUV zunächst warm.
Was uns dabei sofort auffällt, ist das enorm straffe Fahrwerk, das so gut wie nichts mehr mit dem konventionellen T-Roc gemein hat. Überaus hartnäckig widerstehen die stählern erscheinenden Dämpfer jeder Querfuge und lassen diese kaum gefiltert in den Innenraum vordringen. Doch dafür ist die ungemein direkte Gangart des SUVs bis ins Detail spürbar. Alles wirkt noch kompakter, straffer und direkter. Die Lenkung filetiert den anvisierten Kurs sauber aus dem Asphalt und etwaige Wank- und Nickbewegungen existieren nur in miniaturisierten, ja homöopathischen Mengen und auch nur in der Nähe des Grenzbereichs.
Nach rund zehn Kilometern haben wir mehr als 90 Grad Öltemperatur und wir rufen das Fahrprogramm „Race“ auf. Die Klappen der Akrapovic schalten sofort auf Durchzug, was deutlich vernehmbar auch im Innenraum ein entsprechendes akustisches Spektakulum aufführt. Die 300 Pferdestärken verwandeln jetzt das SUV in eine Art Hot Hatch und der Fahrer verfällt binnen ein oder zwei Wimpernschlägen in einen hormongesteuerten Trackrausch.
Wie vom Tansanischen Teufel in die Hacken gebissen, so sprintet der VW T-Roc R davon, erlöst nach 4,8 Sekunden die Stoppuhr mit Erreichen der 100-km/h-Marke und bleibt ungehemmt beim Vorschub, als gäbe es kein Morgen. Nutzt man die Launch-Control, fühlt sich dieser Sprint subjektiv noch schneller an, als der Chronometer dies belegt.
Alles ist auf Krawall gebürstet und du fährst wie in einer Art Tunnel.
Ja, es ist definitiv berauschend, was der temperamentvolle T-Roc als R abliefert. Die ultraschnellen Gangwechsel des Doppelkupplungsgetriebes werden bei Volllast mit einem infernalen Wums aus den Endrohren begleitet. Geht man vom Gas, liefern ebendiese vier Endungen ein Stakkato an Fehlzündungen und rotzig zeternder grimmiger Knurrgesänge – Hallo Gänsehaut. Bis 250 km/h rennt dieser in Blau gekleidete Teufel so mühelos, dass die elektronische Fessel fast überraschend das SUV an die Leine legt – Der T-Roc R ist hier abgeregelt, wenngleich noch mehr drin wäre.
Kein Fahrbericht dieser Art ohne eine kleine Anekdote: Als ein Golf 7 GTI auf der freien Autobahn freiwillig die linke Spur freimachte, um uns im T-Roc R vorbeizulassen und wir aber direkt im Anschluss wegen einem ausscherenden LKW abbremsen mussten, überholte uns wenig später ebendieser GTI mit offensichtlichem Vollgas und blieb längere Zeit bei Höchstgeschwindigkeit. Uns gelang es mühelos, ihm zu folgen, ohne dauerhaft Vollgas zu fahren. Er war offenbar erschüttert, dass er von einem T-Roc überholt wurde und nahm diesen Umstand wohl persönlich…
Eine Eigenart des DSG fiel uns auf. Dieses schaltete selbst im Race-Modus nicht selten etwas zu früh in den nächsten Gang, wodurch wir oft dazu angeregt wurden, stattdessen lieber die Paddels am Lenkrad für den Gangwechsel zu nutzen, um das gesamte Drehzahlband des Direkteinspritzers ausreizen zu können.
Die Lenkung wird im Race-Modus noch mehr auf Direktheit getrimmt, „skalpelliert“ jetzt jede Kurve und lässt den Fahrer schnell mal vergessen, dass er am Steuer eines SUV sitzt. Na gut, ein Golf R ist fahrwerkstechnisch natürlich noch dynamischer, aber das ist ohne Zweifel ein Vergleich zwischen Äpfel und Birnen.
Im besseren, weil passenderen Vergleich mit dem kürzlich getesteten Cupra Ateca ABT ist der T-Roc R subjektiv der deutlich agilere, frechere und vor allem emotionalere. Das alles, obwohl der ABT-Cupra leistungstechnisch klar stärker ist. Im T-Roc R regiert noch mehr Motorsport-Flair und entführt den Fahrer und die Insassen auf einen wahrhaft leidenschaftlichen Trip, der noch besser das Race-Feeling unterstreichen kann.
Glücklicherweise ist das Bremsverhalten der R-Bremse mindestens genauso souverän, wie das Leistungspotenzial des Volkswagens selbst. Mit erstklassigen Verzögerungswerten und guter Dosierbarkeit macht auch die Negativbeschleunigung im gefahrenen VW jederzeit eine Menge Spaß.
Beim Thema Verbrauch machte der VW T-Roc R eine dem Einsatzzweck zugehörige Figur. Aufgrund seines geringen Gewichts hat der potente Motor zwar etwas weniger zu schleppen als in größeren SUVs und so schaffte es das Derivat im Drittelmix unseres Tests auf zehn Liter auf 100 Kilometer. Die Sparrunde glänzte es sogar mit nur 6,7 Litern, verlangt dafür aber einen akribisch sensitiven Gasfuß, der in der Lage sein sollte, den Turbodruck möglichst bei nahe null zu halten. Vollgasorgien straft der Feuerteufel dafür aber mit über 15 Litern und mehr.
Ausstattung, Technik und Alltag
Als R besitzt der T-Roc ab Werk aus eine gut sortierte Ausstattung. Dennoch ist die Optionsliste lang, unverschämt lang, wie wir finden und dass man hier immer noch Aufpreise für beispielsweise DAB+ für 245 Euro oder eine Dachreling für 230 Euro sowie für schlüsselloses Zugangssystem für 390 Euro zahlen muss, finden wir etwas befremdlich. Auch die elektrische Heckklappe oder ein Fernlichtassistent sind auch hier immer noch aufpreispflichtig.
Dafür gibt es in puncto Bedienbarkeit und beim Menüaufbau nichts zu meckern. Ein tolles Digital Cockpit sowie ein großes Zentraldisplay, für welche man zu keinem Zeitpunkt ein Benutzerhandbuch benötigt, überzeugen uns im Test. Einzig, dass die Navigationskarte entweder im Cockpit oder auf dem Zentralbildschirm angezeigt werden kann, ist uns als kleines Manko aufgefallen. Beides zeitgleich ist hier nicht möglich.
Stattdessen punkten auch hier die sehr guten LED-Scheinwerfer und bringen derart viel Licht auf die Fahrbahn, dass die aufgrund der R-Schürze fehlenden Nebelleuchten – welche mit ihren altbackenem Halogenlicht hier eh noch weniger passen würden – nicht mal bei entsprechend schlechter Sicht auffallen. Alle weiteren Gimmicks entsprechen denen des konventionellen T-Roc.
Der Preis für den VW T-Roc R
Der Einstieg in die R-Welt liegt mittlerweile bei 45.200 Euro. 18-Zoll-Räder, LED-Scheinwerfer, Privacyverglasung, eine einfarbige Ambientebeleuchtung, Sportsitze, Alu-Pedale die Zweizonen-Klimaautomatik sowie das Active Info Display sind ab Werk an Bord. Alles andere kostet extra, also auch das sehr empfehlenswerte DCC Fahrwerk für 1.045 Euro mit seinen verschiedenen Fahrmodi – im Testwagen war es an Bord.
Beim getesteten T-Roc R gab‘s zusätzlich noch die zweifarbige Karosserie für 1.100 Euro, die hübschen 19-Zoll-Räder für 820 Euro, die Akrapovic-Abgasanlage, Beats-Audio, und viele weitere Dinge, die den Endpreis auf stolze 56.525 Euro summierten. Wir haben uns mal dem Konfigurator gewidmet und alle Optionen, außer Garantieverlängerungen und Zubehör hinzugefügt. Am Ende standen 61.766 Euro als Kaufpreis. Sicherlich kein Schnäppchen für ein Kompakt-SUV. Für diesen Preis bekommt man nämlich auch einen voll ausgestatteten Camaro und behält dabei auch noch nicht unerheblich viel an Spritgeld.
Fazit – Preisintensiver Fahrspaßgarant
Der VW T-Roc R zeigte sich im Test als potentes Kompakt-SUV mit austrainiertem Waschbrettbauch, das sich performancetechnisch kaum von jemandem die Butter vom Brot nehmen lässt und bei Bedarf für Fahrspaß im Überfluss sorgen kann. Wirkliche Schwächen leistete er sich nicht, abgesehen vom Preis.
Nun stellt sich die Frage nach der Zielgruppe des herrlich bösen T-Roc. Wir sind uns sicher, dass hier ehemalige GTI-Fahrer zuschlagen könnten, wie auch leistungsbegeisterte Väter kleinerer Familien. Und schaut man noch einmal genauer auf den Preis, sind es rund 13.000 Euro, die zwischen dem 150-PS-Diesel und dem R liegen – bei ungefähr gleicher Ausstattung.
Was obendrein bleibt, sind die kompakten Abmessungen des T-Roc R. Besonders in engen urbanen Bereichen wirkt sein Hauptkonkurrent – der Cupra Ateca – um einiges größer und wuchtiger, wenn er zeitgleich auch mehr Platz bietet. Alternativ stünde noch ein Audi SQ2 bereit, um das Premium-Segment abzudecken.
Wir sind uns aber sicher, dass der T-Roc einen sicherlich überschaubaren, aber dabei in jeder Hinsicht performanceorientierten Kundenkreis für sich gewinnen wird.
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: VW T-Roc R 2.0 TSI 4Motion DSG
- Farbe: Lapiz Blue / Metallic Schwarz
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,24 x 1,82 (1,99 mit Außenspiegel) x 1,56
- Radstand (mm): 2.590
- Antrieb: Vierzylinder Benzinmotor mit Direkteinspritzung, Abgasturbolader und OPF
- Leistung: 221 kW (300 PS) bei 5.300 bis 6.500 rpm
- Max. Drehmoment: 400 Nm bei 2.000 bis 5.200 rpm
- Hubraum: 1.984 ccm
- Getriebe: 7-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe DSG
- Antrieb: Allrad 4Motion
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 8,5 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 10,0 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 192 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-TEMP-EVAP-ISC
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,8 Sekunden
- Wendekreis (m): 11,1
- Leergewicht (kg): 1.575
- Zuladung (kg): 495
- Kofferraumvolumen (l): 392 bis 1.237
- Kraftstofftank (l): 55
- Anhängelast ungebremst/gebremst 12% in kg: 750/1.700
- Stützlast (kg): 80
- Dachlast (kg): 75
- Kraftstoffart: Super Plus 98 Oktan
- Neupreis des Testwagens: ca. 56.252 Euro (Basispreis VW T-Roc R ab ca. 45.200 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.