Mitsubishi L200 Test – Arbeitstier mit Manieren

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Wenn die DEKRA den Mitsubishi L200 zum Firmenauto des Jahres 2016 kürt, bezeugt dies schon allein die Beliebtheit des Pick-up in fünfter Generation.

Der L200 zählt auf dem Pick-up Markt als Urgestein, denn bereits seit 1978 begeistert er Offroadfans und Zweckfahrzeugbesitzer mit seiner Vielseitigkeit und Zuverlässigkeit.

Die aktuelle, seit 2015 erhältliche Version stand uns als Doppelkabinenausführung für einen ausführlichen Test zur Verfügung. Der nachfolgende Erfahrungsbericht zeigt die Details.

 

Exterieur – Zweckmäßigkeit und Design gut gemixt

Man sieht es dem Mitsubishi sogleich an, dass er hauptsächlich für einen Einsatz der gröberen Sorte geschaffen ist. Doch deswegen erscheint er keineswegs grobschlächtig, nein, er zeigt sich vielmehr gut aussehend – wie ein drahtiger Bauarbeiter im feinen Zwirn. Business casual mit Arbeitsstiefeln sozusagen. Die Farbe Granitbraun-Metallic stand unserem Testfahrzeug sehr gut.

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Angepasst – die Lackierung zeigte sich dem Lichtverhältnis entsprechend unterschiedlich.

 

Dabei trägt er die aktuelle und unverwechselbare Designsprache von Mitsubishi Motors, was dessen Zugehörigkeit von Anbeginn enttarnt.

Mit einem chromblitzenden Kühlergrill und rahmenlos integrierten Scheinwerfern neigt sich die hohe Frontpartie selbstbewusst maskulin in den Fahrtwind. Das LED-Tagfahrlicht unterstreicht den modernen Gesamteindruck des Pick-ups.

 

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Unverwechselbare Optik – der L200 kann seine Herkunft wahrlich nicht verleugnen.

 

Der hochbeinige Auftritt sorgt im Zusammenspiel mit den mächtigen Radhäusern sowie den Flankenschutzrohren in Chrom für die eindeutige Botschaft „Ich kann auch offroad!“ – was man ihm optisch auch sofort und uneingeschränkt zugestehen will.

Die Doppelkabine wirkt großvolumig, ohne plump zu wirken und ergibt gemeinsam mit der Ladefläche eine harmonisch anmutende Seitenlinie. Die übergehenden Kantenführungen zwischen Kabine und Bordwänden tragen einen anmaßenden Anteil daran.

 

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Well done – die Seitenlinie darf als gut gelungen gelten.

 

Dank eines deutlichen Überhangs am Heck, bietet der L200 trotz Doppelkabine genügend Ladefläche für jedweden Einsatz. Eine pflegeleichte Beplankung dieser Ladefläche mit geriffelten rostfreien Blechen erlaubt eine Nutzung, welche nicht unbedingt Samthandschuhe voraussetzt.

Die nicht verschließbare Bordwand-Heckklappe ermöglicht den Zugang zur am Testfahrzeug offenen Ladefläche. Zusätzlich kann man dank im Stoßfänger eingelassener Trittstufe die Ladefläche einfach ersteigen. Die Heckklappe lässt sich allerdings aufgrund dieses Stoßfängers nur bis 90 Grad öffnen.

 

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Aufstieg – die Trittrohre helfen beim Erklimmen des Fahrgastraumes.

 

Allein die Tatsache, dass man sowohl die starre Hinterachse samt Differenzial, als auch die dazugehörigen Blattfederelemente unverdeckt erkennen kann, zaubert Pick-up- und Offroadfans bei Blickkontakt sofort ein Grinsen aufs Gesicht. So gehört sich das für einen waschechten Pick-up.

 

Interieur – Vorschlaghammer mit Ledergriff und Zierelementen

Der Mitsubishi L200 ist der Beweis, dass man auf dem Weg zur Baustelle oder in den Wald nicht im Geringsten auf Komfort verzichten muss. Im Rahmen des Möglichen – versteht sich. Doch dieser Rahmen wurde im L200 augenscheinlich großzügig gesteckt.

Wer glaubt, der japanische Pick-up ähnelt innen eher einem pragmatischen Lastwagen, der wird ganz schnell eines Besseren belehrt.

 

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Nutzfahrzeug? Nicht von innen erkennbar. Das Interieur ist ganz „PKW-like“

 

Alle Sitzelemente verwöhnen die Allerwertesten der Insassen mit Volllederbezügen und beheizen diese zusätzlich auf den Vordersitzen in zwei Stufen. Das Leder wirkt schick und dennoch strapazierfähig, was dem vorgesehenen Einsatz sicherlich zuträglich sein dürfte.

Auch an Seitenhalt mangelt es nicht, was sicher der Fahrsicherheit auf unbefestigten Pisten in die Karten spielt. Perforierte Sitzinnenflächen wirken erfreulicherweise übermäßiger Transpiration entgegen.

 

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Einladend – reichlich Platz und bequeme Bestuhlung zeichnen den getesteten L200 aus.

 

Das Cockpit selbst unterscheidet sich nicht wirklich von dem eines herkömmlichen PKW. Alles wirkt gut sortiert, die Materialanmutung und -Verarbeitung geht absolut in Ordnung. Selbst ein 6,1-Zoll großer Touchscreen befindet sich mittig im Armaturenträger – in der Modellvariante ‚TOP‘ gehört er zur Serienausstattung.

Das Multifunktionslederlenkrad mit den großen Schaltwippen in Aluminium trägt sogar eine sportive Note in den Innenraum des L200.

 

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Handgerecht – das Lederlenkrad vermittelt ebenfalls PKW-Gene.

 

Die Platzverhältnisse sind auf allen Plätzen sehr gut und der Einstieg gelingt durch Erklimmen der erhöhten Plätze problemlos. Zusammenfassend taugt der L200 in jedem Fall als echter Fünfsitzer und bietet auch auf längeren Strecken genügend Platzreserven.

Für Gepäck ist in der Kabine dann freilich kein Platz. Doch die Ladefläche bietet genügend Raum für allerlei an Ladung – in der offenen Variante ist dies allerdings allen Witterungsbedingungen schutzlos ausgeliefert. Doch Mitsubishi besitzt ein umfangreiches Sortiment an Zubehör, zu der beispielsweise eine Laderaumabdeckung oder gar ein festes Hardtop gehört. Letzteres gibt es in verschiedenen Versionen, mit weiteren Merkmalen wie einer Dachreling oder Ausstellfenstern und vieles mehr.

 

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Aufladend – Sieht gut aus und ist unempfindlich; die verkleidete Ladefläche.

 

Die Rundumsicht des Pick-ups ist nur an Front und Heck eingeschränkt, wobei am Heck die optionale Heckkamera gute Dienste beim Rangieren leistet. Die senkrecht vertikale Heckscheibe bietet zudem ausgezeichnete Sicht auf die Ladefläche. Die der dynamischen Linienführung gesponserte, nach unten in die Fensterseite auslaufende C-Säule sorgt allerdings für eine Vergrößerung des toten Winkels – deutlich wird diese vor allem beim notwendigen Schulterblick vor dem Abbiegen oder Überholen.

 

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Knick in der Optik – die in die C-Säule aufsteigende Blechlinie raubt die Sicht beim Schulterblick.

 

 

Motorisierung und Fahreigenschaften – Arbeitstier auf Rädern

Im getesteten L200 werkelte ein 2.4-Liter Dieselvierzylinder in Verbindung mit einem Automatikgetriebe.

Nach dem Start zeigte der Dieselantrieb sich akustisch zwar vernehmbar, jedoch nicht unangenehm und störend. Sein Verbrennungsprinzip konnte man aber ohne Zweifel sofort feststellen. Auffällig war eine schwankende Leerlaufdrehzahl, welche nach einigen Sekunden bei 650 Umdrehungen plötzlich knapp über 1.000 Touren anstieg, um nach einigen weiteren Sekunden dann wieder abzufallen. Dies setzte sich die gesamte Zeit immerzu fort. Dieser Umstand war etwas irritierend, da es hierfür kein offenkundiger Grund wie beispielsweise eine zugeschaltete Klimaanlage gab.

 

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Nervös – im Leerlauf tänzelte die Drehzahl des Dieselaggregats unruhig hin und her.

 

Die Leistungswerte des Dieselmotors sind eigentlich vielversprechend, da 180 PS und 420 Newtonmeter maximales Drehmoment nicht unbedingt von einer schwachen Natur deuten. Doch das Leistungsspektrum des Motors wurde leider durch das Automatikgetriebe oftmals verwaschen. Dazu kommt ein spürbares Turboloch beim Anfahren.

Die teilweise fast schwammig anmutende Kraftübertragung der fünstufigen Automatik, erstickte die kleinste Anwandlung von Dynamik bereits im Keim. Das Getriebe fühlte sich an, wie aus Zeiten der 80er oder Anfang der 90er, mit der damals charakteristischen Wandlerträgheit. Schade, der Motor hätte da einen dynamischeren Partner verdient. Einzig im untersetzten Geländemodus hat diese Automatik ihre Vorteile, da sie die Kraft ‚weich‘ gut dosierbar weitergibt.

 

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Wandler total – benötigt Zeit, um die Kraft weiterzuleiten.

 

Doch wer selten im schweren Gelände unterwegs ist, für den gilt: Ohne die manuelle Sechsgang-Schaltgetriebevariante getestet zu haben, sind wir uns einig, dass diese mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die bessere Alternative für die meisten Fahrsituationen ist.

Eine Start/Stopp-Funktion kann die Variante mit Automatikgetriebe obendrein nicht vorweisen. Diese ist ausschließlich Versionen mit Schaltgetriebe vorbehalten.

 

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Achsverschränkung XXL – dank Blattfedern hinten, erreicht der L200 hier Bestwerte.

 

Ungeachtet dessen lässt der Diesel seine Kraft nach dieser kleinen Ewigkeit an Übertragungsträgheit auf alle vier Räder los, wobei es dann endlich vorwärtsgeht. Der Motor ist ab 2.000 Touren klar zu vernehmen, wird aber bereits ab 100 km/h von den Fahrtwindgeräuschen übertrumpft. Alles in allem kann man die Geräuschkulisse für einen Pick-up ruhigen Gewissens gelten lassen.

Das Fahrverhalten war für einen Pick-up darüber hinaus erstaunlich handlich. Es fühlte sich immer an, als führe man ein Auto, welches eine gute Nummer kleiner wäre. Durch die leichtgängige Lenkung konnte man den Mitsubishi mit wenig Kraftaufwand über alle Art von Pisten manövrieren. Kehrseite dieser Medaille, ist die damit heraufbeschworene Gefühllosigkeit der Lenkung und durchgehend fehlende Rückmeldung zur Fahrbahn – ganz gleich ob on- oder offroad.

 

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Für alle Fälle – die Kraftverteilung kann fast jede Verteiloption erfüllen.

 

Die vorteilhafte Manövrierfähigkeit abseits von mittels Asphalt oder Beton befestigten Fahrbahnen lässt sich der L200 dagegen nicht vom Brot klauen, wo der L200 eine erstaunliche Wendigkeit an den Tag legte. Der laut Herstellerangabe in seiner Klasse beste – und damit kleinste – Wendekreisdurchmesser ermöglicht selbst schwierige Rangierarbeiten in engen Platzverhältnissen.

Die erhöhte Sitzposition überzeugt mit einer großzügigen Übersicht und sorgt für einen fast erhabenen Fahreindruck.

 

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Über den Dingen – im L200 sitzt man erhöht und erntet eine gute Sicht.

 

Aufgrund der bauartbedingten Höhe des L200, spielt starker Wind eine bedeutsamere Rolle beim Fahrverhalten, als bei einem aerodynamisch perfektionierten Fahrzeug. Diese Windempfindlichkeit bemerkt man bei böigen Stärken von mehr als der Stufe sechs ab ungefähr 110 km/h. Aber all diese Dinge sind auch nicht Hauptaktionsgebiet des L200.

Pudelwohl fühlt sich der L200 erst mit Zuladung beziehungsweise Anhängelast in anspruchsvollem Terrain.

Hier spielt der Pick-up ein ganzes Portfolio an Trümpfen aus. Der in diesem Modell verwendete Leiterrahmen beschert dem Mitsubishi eine spürbar höhere Verwindungssteifigkeit – gleichgültig, welcher Beladungszustand aktuell vorherrscht – als der Vorgänger.

 

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Mag es grob – der L200 in seinem Element.

 

Besonders interessant dürften für alle Zugmaschineninteressenten die vielfältigen Optionen beim Anhängerbetrieb sein. Neben der mit 3,1 Tonnen anerkennenswerten Anhängelast, bietet das Zubehörprogramm von Mitsubishi eine umfangreiche Auswahl an Zugvorrichtungen, selbst für spezielle und gesteigerte Anforderungen. Dadurch befördert sich der L200 zum Zugpferd per excellence.

Lässt zudem die Haftung des Untergrunds zu wünschen übrig, kann man diese mittels Drehregler in der Mittelkonsole für das ‚Super Select 4WD-II‘ wiederherstellen. Hierbei kann man während der Fahrt und bis zu einer Geschwindigkeit von 100 km/h zwischen Hinter- oder Allradantrieb wechseln.

Zusätzlich existiert auch eine Geländeuntersetzung für besonders anspruchsvolle Passagen. Das Allradsystem konnte in unserem Test durchgehend überzeugen.  Das Viskodifferenzial bietet in schwierigen Situationen eine ausgezeichnete Kraftverteilung und sichert dadurch fast immer für ausreichend Traktion. Was wir allerdings nicht verstehen, ist die Tatsache, dass es ein komplett sperrbares Differenzial für die Hinterachse, nicht für Modelle mit permanentem Allradantrieb gibt. Warum?

 

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Gut sichtbar: Starrachse mit Differenzial; letzteres leider hier nicht sperrbar.

 

Die einzelnen Fahrstufen bewirken folgende Antriebskonzepte:

  • 2H – die Vorderachse ist entkoppelt, es herrscht reiner Heckantrieb
  • 4H – permanenter Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse durch Viskokupplung
  • 4HLC – die Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse ist bei 50/50 fest eingestellt.
  • 4LLC – zusätzlich zur Mittendifferenzialsperre ist die Geländeuntersetzung aktiv

Wenn es nass werden sollte, schafft der L200 das Durchfahren bis zu einer Wassertiefe von 60 Zentimetern.

Die Verbrauchsdisziplin absolviert der Pick-up in starker Abhängigkeit vom Einsatzszenario. Wir haben an der Stelle zum Vergleich der Herstellerangaben mit einem bis auf den Fahrer leeren L200 getestet.

Der angegebene Durchschnitt im Drittelmix von 7,5 Litern, haben wir nicht erreicht. Bei stark defensiver Fahrweise, mit Verzicht auf jede Art von Beschleunigungsattacke und höheren Geschwindigkeitsbereichen, erreichten wir 8,8 Liter auf 100 Kilometer. Dies ist freilich nur auf solchen Strecken möglich, wo kein starker Verkehr herrscht und man durch diese Schleicherei nicht ständig zwangsläufig zum Hindernis wird. Ist dies also realistisch? Wohl kaum.

Bleibt man bei der alltäglichen Fahrweise und mimt dabei nicht ständig den Nico Rosberg, erreicht man Verbrauchswerte zwischen 10,5 und 12 Litern. Bei voller Zuladung und im Anhängebetrieb kann man mit einem Aufschlag von bis zu fünf Litern rechnen. Ebenso stieg der Verbrauchswert im Gelände auf reichlich 16 Liter an.

 

Assistenz und Sicherheit

Das Hauptaugenmerk an Assistenz liegt beim L200 auch da, wofür er geschaffen wurde. So verfügt der Japaner serienmäßig über eine Gespannstabilisierung, womit ein Aufschaukeln und Schleudern im Anhängerbetrieb unterbunden wird.

Zudem erleichtern eine Bergan- und Abfahrhilfe im Steigungs- oder Gefällefall das Manövrieren mit dem Mitsubishi.

Ein Spurhalteassistent warnt optisch und akustisch beim Abkommen von der Fahrspur.

 

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Wie in einem Porsche – Startknopf auf der linken Seite.

 

Das optionale, im Testfahrzeug serienmäßige Bi-Xenonlicht konnte nur zum Teil überzeugen. Beim Abblendlicht resultieren die emittierenden Gasentladungen in einem hellen, gleichmäßig verteilten und ausreichend großen Lichtkegel – eine gute Ausleuchtung.

 

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Das Tagfahrlicht verleiht dem L200 ein modernen Touch…

 

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Das Xenonlicht überzeugt als Abblendlicht – als Fernlicht kann es das nicht ganz.

 

Das Fernlicht enttäuscht hingegen mit einer zu schwachen Erweiterungseffekt. Die Reichweite wird gegenüber dem Abblendlicht nur mäßig erhöht. Vor allem bei schlechter Sicht, wie Nieselregen und dazu Licht schluckendem grauen Fahrbahnbelag, wurde dieses Defizit deutlich.

Parksensoren sucht man am L200 vergeblich. Vor allem am nur ertastbaren Frontabschluss vermisst man beim Parken und Rangieren sehr schnell diese kleinen Helfer. Am Heck verhindert die am Topmodell serienmäßige Rückfahrkamera unfreiwillige Kontakte zur Umgebung – hier fehlen die Sensoren nicht so dringlich wie vorn.

 

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Gutes Hilfsmittel – die Rückfahrkamera in der Heckklappe.

 

Ebenfalls vermisst haben wir einen Totwinkelassistenten, vor allem, weil der totel Winkel bei der Ausführung ‚Doppelkabine‘ aufgrund der nach unten sich verbreiternden C-Säulen recht groß ausfällt.

Die Ausführung mit Doppelkabine verfügt über insgesamt sieben Airbags, davon auch ein Knieairbag für den Fahrer.

Beim EURO NCAP Crashtest erhielt der aktuelle Mitsubishi L200 mit Doppelkabine ein Vier-Sterne-Ergebnis.

 

Ausstattung und Komfort – Erwartungen übertroffen

Ein Pick-up gilt in aller Regel und in erster Linie mehr als Nutzfahrzeug als alles andere. Doch mit dem L200 in der ‚TOP‘-Variante und Doppelkabinenausführung bestätigt ein Ausnahmefall die Regel.

Denn dieser Pick-up muss sich ausstattungstechnisch keinesfalls verstecken. Neben einer Sitzheizung für die Vordersitze sorgt eine Zweizonen-Klimaautomatik für wohltemperiertes Ambiente. Die Lederausstattung, schlüsselloses Zugangssystem, Tempomat, Klavierlackdekor und Aluminiumschaltwippen sorgen für den ersten ‚Wow‘-Effekt.

 

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Sportwagenoptik – die Schaltwippen sehen gut aus, besitzen aber eher Show- als Nutzeffekt.

 

Als zentrale Bedieneinheit dient der mittige Touchscreen. Auch wenn die Menüführung des Infotainmentsystems sich etwas hakelig erweist, ermöglicht es doch dieselbe Vielfalt an Möglichkeiten, wie gut ausgestattete PKWs.

Hierüber wird auch das Navigationssystem ‚Multi Communication System‘ organisiert, welches angenehm klingend und mit für Mitsubishi-Modelle typischer Betonung, die akustische Zielführung betreibt. Die Rechenleistung ist gut und generierte auch bei Neuberechnung der Route keine auffallend längeren Ladezeiten.

 

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Macht was sie soll – Navigationssystem mit der stets fragenden Stimmbetonung.

 

Eine Bluetooth-Schnittstelle ist vorhanden, widersetzte sich anfangs jedoch hartnäckig – wie in anderen Mitsubishi-Modellen bereits beobachtet – einer Verbindung und lies diese insgesamt sehr umständlich konfigurieren. Eben mal schnell ein neues Smartphone koppeln gestaltet sich dabei schnell zu einer Sisyphusarbeit.

Das Soundsystem klingt ganz passabel, ist aber natürlich nicht vergleichbar mit einem Rockfort Fosgate System, welches im L200 leider nicht lieferbar ist. Dennoch kann das in der ‚TOP‘-Version erhältliche DAB-Radio ein Grundbedürfnis an Hörgenuss erfüllen. Zur Erinnerung sei nach einmal darauf hingewiesen: Wir sprechen hier von einem Pick-up, bei dem primär der Nutzungsfaktor im Vordergrund steht.

 

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Open Sesame: hinter dem Display verstecken sich CD-Laufwerk und SD-Slots.

 

Das mittig im Kombiinstrument befindliche Multiinfodisplay wird exotischerweise über ein Druckstäbchen direkt im Kombiinstrument – auch noch vom Lenkradkranz verdeckt – bedient. Darüber kann man zwischen den einzelnen Anzeigeoptionen wechseln. Da wir auch andere Mitsubishi-Modelle testeten, wussten wir um diese ungewöhnliche Bedienart, was uns wiederum den Suchaufwand ersparte.

 

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Reset-Knopf? Fehlanzeige. Damit bedient man das Multiinfo-Display.

 

Ebenso exotisch fanden wir die Bedienung der Scheinwerferreinigung mittels Druckknopf an der Spitze des Blinkerhebels. Wenn man es weiß ist es in Ordnung, doch bis dahin gelingt einem bei der Suche nach dem Bedienungselement für den Bordcomputer relativ schnell eine Fehlbedienung.

 

Zubehör – Der L200 neu definiert

Bei der Konfiguration eines Mitsubishi L200 hat man zusätzlich zur Karosserie- und Ausstattungsvariante eine riesige Auswahl an Zubehör.

Neben poliertem Frontbügel oder Überrollschutzbügel gibt es diverse Laderaumabdeckungen – optional abschließbar, als Soft- oder Hardcover oder gleich als vollwertiges in Wagenfarbe lackiertes Hardtop mit Fenster.

Auch Seilwinden in zwei verschiedenen Ausführungen mit bis zu 4,1 Tonnen Zugkraft gehören zur Zubehörliste des L200.

Doch dessen nicht genug, rundet ein umfangreiches Portfolio an Spezialaufbauten das Individualitätspaket ab. Die Möglichkeiten reichen dabei vom Dreiseitenkipper, über Schneepflug und Streusalzeinheit bis zum Tankaufbau zum Transport von Flüssigkeiten und vieles mehr. Hier legt man dem interessierten Kunden nahe, den Handelspartner zu kontaktieren, mit dem man dann gemeinsam eine entsprechend gewünschte Lösung findet.

 

Varianten und Preise

Ein L200 steht in zwei verschiedenen Kabinenausführungen zur Verfügung. Die ‚Club Cab‘ Variante besitzt eine kleinere Kabine mit einer Art Notsitze in der zweiten Reihe. Es gibt keine vollwertigen Türen, sondern sich nach hinten öffnende Türerweiterungen – nur bedienbar, solange die vorderen Türen geöffnet sind. Bei dieser Variante liegt der Fokus klar auf der nutzbaren Ladefläche, welche mit 1,85 Metern Länge fast 30 Zentimeter mehr Raum zur Verfügung stellt als sein Pendant mit Doppelkabine.

 

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In der Doppelkabine finden bis zu fünf Personen ausreichend Platz.

 

Beide Kabinenvarianten werden in mehreren Ausstattungslinien angeboten. Der ‚Club Cab‘ in drei, die Doppelkabine aktuell in sechs Ausstattungslinien.

Die Basis bildet für beide Varianten – wie soll es anders sein, das Paket ‚BASIS‘. Die Preise beginnen hier bei 22.290 Euro, für die Doppelkabinenausführung ab 24.490 Euro, welche neben der größeren Kabine auch eine bereits umfangreichere Ausstattung aufweist.

Als ‚BASIS mit Extrapaket‘ erhält man für 1.000 Euro Aufpreis ein Audiosystem und elektrische Fensterheber.

Das Paket ‚PLUS‘ stellt beim ‚Club Cab‘ die höchste Ausstattungsvariante dar und ist ab 28.890 Euro zu haben. Die ‚Doppelkabine‘ ruft genau 1.000 Euro mehr auf. In diesem Paket enthalten sind unter anderem die Rückfahrkamera, Trittbretter, Privacy-Verglasung, 6.1-Zoll Touchscreen und verbreiterte Kotflügel.

Für die ‚Doppelkabine‘ gilt als nächste Stufe die ‚Diamant Edition‘ als aktuelle Sonderserie ab 33.390 Euro. Hier erhält man weitere Ausstattungsoptionen wie spezielle 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, ein Foliendesign in Matt-Schwarz, eine Kotflügelverbreiterung in XL, einen mattschwarzen Kühlergrill und eine Laderaumbeschichtung.

Die Ausstattungslinie ‚TOP‘ gilt, wie der Name es bereits verrät, als Topvariante und steht ab 34.490 Euro beim Händler.

 

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Die am Testfahrzeug montierten 17-Zoll-Räder sind nicht das Ende der Fahnenstange.

 

Diese wird momentan noch durch das Sondermodell ‚Diamant Edition +‘ überflügelt, welche die ‚TOP‘ Version noch um die benannten Merkmale der ‚Diamant Edition‘ ergänzen. Dieses Sondermodell ruft mindestens 39.790 Euro auf.

Als Motorisierung für den L200 steht ein 2.4-Liter Turbodiesel in zwei Leistungsstufen zur Verfügung. Der Einstieg stellt der 2.4-DI-D dar, leistet 154 PS und besitzt ein maximales Drehmoment von 380 Newtonmeter. Dieser ist nur in Verbindung mit der Ausstattungsvariante ‚BASIS‘ erhältlich. Demzufolge kann der 181 PS starke 2.4-DI-D+ nur mit den anderen Varianten kombiniert werden.

Das Automatikgetriebe ist ausschließlich mit der Doppelkabine und dem 2.4-DI-D+ Motor kombinierbar.

Für die Farbgebung des L200 hat man insgesamt neun verschiedene Lackfarbtöne zur Auswahl – teilweise abhängig von der gewählten Ausstattungslinie. Schmunzeln mussten wir beim Slogan des Herstellers im L200-Prospekt, indem er fragt: „Welche Farbe möchten Sie schön dreckig machen?“

 

Was sagen die Kunden?

Der überwiegende Teil der L200-Fahrer ist mit dem aktuellen Modell zufrieden. Sowohl seine Optik als auch die Zuverlässigkeit im Einsatz werden oft gelobt. Einig ist man sich jedoch auch, dass die Bedienung des Infotainment-Systems mit Radio, Navigationssystem und Telefonfunktion sehr umständlich geraten ist und teilweise für deutlichen Frust sorgt.

 

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Hat nicht nur uns geärgert – die mitunter verworrene Bedienlogik.

 

Gelegentlich wird von erhöhtem Verschleiß an Lederlenkrädern berichtet, bei denen man bereits nach kurzer Zeit deutliche Abnutzungsspuren erkennen kann. Die Blattfedern verursachen bei manchen Besitzern mitunter – konstruktionsbedingt – Geräusche, welche durch entsprechende Behandlung und Pflegemittel jedoch wieder abgestellt werden können.

Der Allradantrieb erntet besonderes Lob, gilt als ausgereift und anderen Systemen weit überlegen. Ebenso oft wie gern wird der L200 als Zugmaschine im Anhängerbetrieb genutzt und hält dort eine nicht unbeträchtlich große Fangemeinde in seinem Bann.

Diese Zusammenfassung bezieht sich ausschließlich auf den aktuellen Mitsubishi L200 der fünften Generation und ist wie immer als nicht repräsentative Stimmungsanalyse in deutschsprachigen Netzwerken zu verstehen. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Fazit – Pick me up, Scotty. Solider Raumtransporter

Wer einen Mitsubishi L200 ordert, macht dies im Großteil der Fälle nicht, um diesen als Familienauto zu nutzen. Er ist und bleibt ein Arbeitstier, der durch seine vielfältigen Ausbaumöglichkeiten zum Allrounder für ein breites Spektrum an Einsatzbereichen prädestiniert wird.

Nichtsdestotrotz ist es Mitsubishi gelungen, dem L200 in neuester Generation eine große Portion Straßenqualität zu verschreiben. Sowohl Fahrkomfort als auch Ausstattung kursieren auf einem für einen Pick-up hohem Niveau.

 

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Ab in den Wald – nur einer der vielen bevorzugten Einsatzgebiete des L200.

 

Gegenüber dem Wettbewerb besitzt der Japaner einen ausgefeilten, aus jahrzehntelanger Erfahrung im Pick-up-Bereich basierenden Allradantrieb, der ihm einen entscheidenden Vorteil zur Konkurrenz, in seinen vielen und facettenreichen Einsatzgebieten verschafft.

Auch wenn das Multimediasystem und einige Bedienelemente als nicht auf dem Stand der Zeit oder logisch angeordnet gelten mögen und die Gratwanderung der Kraftverteilung der Automatik zugunsten des Geländeeinsatzes und zum Nachteil im Straßenbetrieb ausfällt, bleibt der L200 in seiner Charakteristik transparent und ehrlich.

Obendrein bietet der L200 ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und sammelt auch durch diesen – mit Sicherheit nicht wenig gewichtigen – Aspekt weitere Sympathiepunkte.

Genau dieses Sammelsorium an Punkten scheint seine Interessenten in den Bann zu ziehen und letztendlich auch zu überzeugen. Berechtigterweise, wie wir meinen.

 

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Der Macher – als Pick-up weiß der L200 seine Zielgruppe oftmals zu begeistern.

 

 

Text / Fotos: NewCarz

 

 

 

Konkurrenz:
VW Amarok, Ford Ranger, Nissan Navara, Toyota Hilux

 

 

Technische Daten: Mitsubishi L200 2.4 DI-D+ 4WD Automatik Doppelkabine

Länge x Breite x Höhe (m): 5,29 x 1,82 (2,16 mit Außenspiegel) x 1,78

Motor: Vierzylinder Commonrail-Turbodiesel mit Ladeluftkühlung

Leistung: 133 kW (180 PS) bei 3.500 rpm

Hubraum: 2.442 ccm

Max. Drehmoment: 430 Nm bei 2.500 rpm

Getriebe: 5-Stufen-Automatik mit Lenkrad-Schaltwippen

Antrieb: permanenter Allrad / Vorderachsantrieb abschaltbar

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 7,5 L/100 km

Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 8,8 L/100 km

CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 196 g/km

Abgasnorm: Euro 6

Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,8 Sekunden

Leergewicht: 2.027 kg

Wendekreis: 11,8 m

Wattiefe: 60 cm

Steigfähigkeit: 70°

Böschungswinkel: v/h 30/22°

Rampenwinkel: 24°

Kippwinkel: 45°

Abmessung Ladefläche (mm): 1520 x 1.470 (zwischen Radkästen 1.085) x 475

Höhe Ladekante: 85 cm

Max. Zuladung: 883 – 896 kg

Max. Anhängelast gebremst: 3.100 kg

Max. Stützlast: 125 kg

Kraftstofftank: 75 Liter

Neupreis des Testwagens: 36.980 Euro (laut Konfigurator)

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