Audi RS Q8 Test – Der Raptor aus Ingolstadt

Audi RS Q8
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Als vor rund vier Jahren der Audi RS Q8 als die ultimative Speerspitze der Ingolstädter SUV-Baureihen auf den Markt kam, war dies wenig verwundernd, denn dessen Fahrzeugbasis war und ist seit einiger Zeit konzernweit im Einsatz.

Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Flaggschiff der Oberklasse-SUVs aus Ingolstadt ankündigte. Leider wurde der Berserker bereits im letzten Jahr wieder eingestellt und seither durch den elektrischen Audi Q8 e-tron ersetzt.

Er ist also in zweierlei Hinsicht ein wahrer Raptor: Einmal, weil er so unglaublich agil und bissig wirkt und zum anderen, weil er wie sein Namensgeber mittlerweile ausgestorben ist.

Die Gesellschaft um den RS Q8 ist dennoch auch heute so prominent wie auch leistungsgewaltig: Porsche Cayenne Coupe, Lamborghini Urus oder Bentley Bentayga und einige andere nutzen dank Zugehörigkeit zum Volkswagenkonzern die gleiche Plattform.

Zeit also, auch dem verflossenen T-Rex mit den vier Ringen an seiner Front noch einmal genau unter die Haube zu schauen. Unser Testprotagonist wurde in einem Florettsilber Metallic gehalten, was eher Grau erscheint und dem Power-SUV dystopisch wirkende Züge kredenzt. Feuer frei für 600 Pferde aus acht Zylindern – Fahrbericht!


Exterieur – Vorsicht, bissig!

Holla, die Waldfee! Als RS macht das SUV doch noch einmal deutlich stärker auf dicke Hose als der herkömmliche Q8. Er ist sichtlich breiter, stimuliert die Iris seiner Betrachter mit tiefschwarzer Front, die aus einem massiven Singleframe-Grill und einer Frontschürze besteht, welche ihre Lufteinlässe als 1:1-Kopie aus den Nüstern von Godzilla (Pardon, Nissan) kopiert zu haben scheint. Unachtsam ballspielende Kinder sollten vorsichtig sein, denn dieses Biest könnte das Spielutensil, so die Suggestion, direkt über diese Öffnungen vertilgen. Das Ganze wird mit viel Carbon-Dekor gekonnt umspielt.

Seitlich in Augenschein genommen, wartet das SUV-Coupé mit 23-Zoll-Rädern auf, die an diesem Auto nicht einmal besonders groß erscheinen, so muskulös wirkt die Formgebung mit ihrem wunderschönen Coupé-Touch. Ein perfekt in Szene gesetzter Dachspoiler beendet die Dachlinie und am Heck brüstet sich der bissige Berserker mit einem massiven Diffusor aus Carbon.

Ovale Endrohrblenden sind bei einem RS-Modell von Audi Pflicht, jedoch wurden die echten Endrohre etwas lieblos, weil gut sichtbar in diese Endungen integriert. Das fanden wir schade, denn so wird dem kraftvollen Eindruck ebensolcher Endungen ein großes Stück gestohlen.

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Interieur – Rennatmosphäre trifft Premium

Die inneren Werte des Audi RS Q8 definieren sich in erster Linie durch ein fast überschwängliches Platzangebot und den Einsatz durchgängig edler und hochwertiger Materialien, von denen vor allem das Carbon für eine große Portion Sportlichkeit sorgt.

Selbstredend frönt man einer regelrechten RS-Logomania und diese erinnern die Insassen permanent an den Sonderstatus dieses Performance-SUVs. Die Verarbeitung lässt an keinem einzigen Punkt zu wünschen übrig und etwaige Zweifel an der oberen Premium-Zugehörigkeit verpuffen bereits beim Öffnen der Türen durch damit einhergehende olfaktorische Einflussnahme mittels würziger Nuancen aus Leder und ja, es duftet irgendwie nach Sportwagen. Wie wir uns das erklären? Können wir nicht. Es duftet nach Leistung und Power. Punkt.

Etwas wenige Ablagemöglichkeiten fielen uns auf. Doch dies ist wahrscheinlich darin begründet, dass die sportiven Eigenschaften dieses Autos besser nicht durch umherfliegende Utensilien aus nicht abschließbaren oder verdeckbaren Ablagen getrübt werden sollen.

Und der Kofferraum? Nun, 605 Liter sind enorm, damit kann er Wettbewerber wie die BMW X6 mit seinen 580 Litern klar in den Schatten stellen. Voll ausgereizt schluckt das Ladeabteil des Audi RS Q8 bis zu 1.755 Liter. Genug, um damit auch zum Möbelhaus oder Baumarkt zu donnern.

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Motor und Fahreigenschaften – Vorsicht, Zündung!

Wir sind uns sicher, nicht erklären zu müssen, dass der RS Q8 zur exponierten Gattung der Power-SUVs gehörte. Der 4.0-Liter-V8 generierte dank zwei Turbolader fulminante 600 PS sowie bärenstarke 800 Newtonmeter maximales Drehmoment. Die Mildhybrid-Unterstützung ist mehr Alibi als echter Support für den Achtender.

Urgewalt in acht Teilen – Der V8 mit zwei Turboladern lässt die 2,4 Tonnen Leergewicht verpuffen.

Das serienmäßige Allradsystem quattro verteilt diese Urgewalten gekonnt auf alle vier Räder. Der Motor setzt von Anbeginn mächtig auf Vortrieb. Erbarmungslos drückt er die Insassen in die Lehnen und die verstärkte 8-Gang-Automatik wechselt die Gänge an Perfektion grenzender Passgenauigkeit.

Dank Klappenauspuff kann dieser Audi von brabbelnd grimmig bis zu donnerndem V8-Inferno so ziemlich alles, was sich Fans von V8-Sounds so wünschen könnten – Gänsehaut inklusive!

Sportgeist im Detail – Auch der Wählhebel der Automatik wurde mit Alcantara veredelt.

Sehr gefallen hat uns die extrem breite Aufspreizung der Fahrcharakteristik durch die verschiedenen Fahrmodi. Im Comfort-Modus geht es fast gemach zur Sache. Da muss dem Gaspedal schon ordentlich Druck zugefügt werden, bis die ersten Schreckschüsse den Pferdestall mit 600 Bewohnern in Aufregung versetzen. Feindosierung? Check!

Überaus giftig gibt sich der Berserker im Dynamic-Modus oder in den beiden frei konfigurierbaren RS-Modi. Ist einer dieser aktiv, reagiert der RS Q8 extrem bissig auf jeden noch so kleinen Gasbefehl und setzt ihn unverzüglich in erbarmungslosen Vortrieb um. Die Automatik wechselt derweil die Gänge mit Schmackes und ultraschnell, sodass nur 3,5 Sekunden – ja, wir haben nachgemessen – nach dem Start aus dem Stand die Tempo-100-Marke fällt. Drei Zehntelsekunden schneller als Audi vorgibt!

Dabei fühlt sich der immerhin 2,4 Tonnen schwere Bolide so leichtfüßig an, dass der subjektive Eindruck eher von deutlich unter zwei Tonnen ausgeht. Das verdankt der Audi auch einer ganzen Armada an technischen Helfern. Dazu gehören ein erstklassig agierender Wankausgleich, eine Vierradlenkung sowie eine extra für das RS-Modell gestraffte Luftfederung, die das Niveau über 90 Millimeter variieren kann.

Gepaart mit einer überaus exakt arbeitenden Lenkung und der brachialen Keramik-Bremsanlage mit exorbitanten 440 Millimetern Durchmesser an der Vorderachse, fährt sich dieses Auto tatsächlich eher wie eine gut abgestimmte Sportlimousine als ein Fullsize-SUV. Da hat Audi tolle Arbeit geleistet und es ist ein Fakt, dass SUVs mit einer derartigen Fahrcharakteristik weltweit an einer Hand abgezählt werden können.

Sportbremse Audi RS
Die Brachialität der Keramikbremse ist in jeder Hinsicht mehr als beeindruckend.

Der Verbrauch dieses Berserkers ist natürlich nicht der eines Prius oder Ähnliches, das sollte einleuchtend sein. Dennoch waren wir überrascht, wie groß die Range ist, je nachdem, wie das Power-SUV bewegt wird. Der im Drittelmix erhobene Durchschnitt betrug 14,1 Liter auf 100 Kilometer. Wer den Boliden sachte und vorausschauend bewegt, kann aber ohne Mühe auch mit einstelligen Werten glänzen. Unsere Sparrunde durchfuhren wir mit einem Resultat von 8,5 Litern – das ist beachtenswert.

Sparrunde Verbrauch Audi RS Q8
Ein derartig geringes Ergebnis auf der Sparrunde haben wir bei einem 600-PS-Boliden so nicht erwartet.

Achten sollte der Pilot auch auf die Tankanzeige, wenn er mit permanentem Bleifuß über die freie Bahn donnert. Denn dann leeren sich die immerhin 85 Liter Tankvolumen im „Worst Case“ innerhalb von 230 Kilometern. Das entspricht einem Durchschnitt von 37,8 Litern. Gut, das ist praktisch kaum zu realisieren, denn selbst nachts ist es nicht möglich, eine solche Strecke mit Tempo 300 und mehr zu bewältigen. 305 km/h anstatt der sonst üblichen 250 km/h fährt der Audi RS Q8 nämlich, wenn er mittels optional erhältlichem Paket freigeschaltet wurde. Laut Tacho war das Ende bei 308 km/h erreicht, wohingegen das GPS exakt 305 km/h vermeldete.

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Ausstattung, Komfort, Sicherheit im Audi RS Q8

Das ehemalige Flaggschiff der SUV-Riege aus Ingolstadt dürfte sich als fürstlich ausgestattet bezeichnen können, würde der Leser wohl vermuten. Doch weit geirrt. Es wäre kaum ein deutsches Premium-Produkt, wenn es nicht viele Optionen gegen Aufpreis gäbe.

Dazu gehören das Optik-Paket mit Carbon und schwarzen Anbauteilen für 3.300 Euro, die Akustikverglasung für weitere 500 Euro, das informationsreiche und bestens ablesbare Head-up Display für 1.390 Euro und selbst dass die Außenspiegel elektrisch verstellbar, beheizbar und anklappbar sind, lässt sich Audi mit 200 Euro bezahlen. Dazu kommen noch die Carbon-Spiegelgehäuse für weitere 690 Euro – nein, diese gehörten nicht zum eingangs erwähnten Optik-Paket. Das sehr gut klingende Bang & Olufsen Soundsystem für 1.150 Euro ist die zweithöchste Option; eine High-End-Variante bietet noch mehr Musikgenuss und kostet ein Vielfaches an Aufpreis zu dieser bereits wirklich guten Anlage.

Das 1.430 Euro teure Matrix-LED-Licht, welches im Test mit einer feingranularen Ausblendung anderer Verkehrsteilnehmer und homogenem Licht überzeugte, bringt für diesen Aufpreis LED-Rückleuchten mit. Der wunderschöne schwarze Alcantara-Dachhimmel verschlingt weitere 1.490 Euro. Ein erweitertes Assistenzpaket schlägt mit knapp 2.000 Euro zu Buche.

Wer jetzt glaubt, es reiche langsam, sollte noch das RS-Dynamikpaket plus berücksichtigen, welches unter anderem die Keramikbremsanlage und die Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung beinhaltet und gleich mal 13.600 Euro kostet. Dann noch die 23-Zoll-Räder für rund 2.300 Euro, die zugegeben einzigartigen Sportsitze mit Leder und roten Steppmustern inklusive Sitzbelüftung für 3.300 Euro und die klappengesteuerte RS-Abgasanlage für 1.400 Euro. Den ganzen Kleinkram möchten wir gar nicht benennen, doch der Aufpreis für Sonderausstattungen beträgt bei unserem Testwagen geschmeidige 45.000 Euro.

Positiv aufgefallen sind uns die vielen Assistenzsysteme durch ihre jeweils bemerkenswert exakte Hilfestellung und ihre lückenlose Zuverlässigkeit.

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Der Preis des Audi RS Q8

Der Basispreis für das Extrem-SUV lag bei 127.000 Euro. Aufpreislisten mit der Länge einer Steuererklärung eines Unternehmers mit zwei Gewerbe und drei Kindern mit zwei Frauen, pusht den Endpreis allerdings sehr schnell um mehrere Zehntausend Euro nach oben.

Audi RS Q8 schräg vorn links
Leider wird der RS Q8 nicht mehr angeboten und durch eine vollelektrische Version den Q8 e-tron ersetzt.

Mittlerweile ist der RS Q8 Geschichte und der Q8 e-tron fährt als Nachfolger grundsätzlich vollelektrisch. Dieser ist nicht mit dem hier gefahrenen RS Q8 vergleichbar, bietet als Topmodell „s-line e-tron 55“ mit seinen 300 kW aber sicher auch jede Menge Fahrspaß und Komfort. Dieser beginnt bei knapp 88.000 Euro.

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Fazit – Braucht man nicht, will man aber haben

Wir möchten nicht über Sinn oder Unsinn eines solchen Autos diskutieren, zumal der Audi RS Q8 mittlerweile ja auch nicht mehr als Neuwagen erhältlich ist. Dennoch sagen wir schade. Denn so ein Über-SUV war und ist eh selten anzutreffen und es ist ein Garant für deutsche Ingenieurskunst, die zeigt, was heutzutage technisch möglich ist, um so einen Trumm extrem performant bewegen zu können. Trotz seiner brachialen Power lässt sich dieses SUV auch vollkommen unaufgeregt und sicher durch alle alltäglichen Anforderungen bewegen. Diese Vielseitigkeit macht es unter anderem aus, auf ein SUV mit derartigen Renn-Genen zurückgreifen zu wollen.

Audi RS Q8 Frontbereich
Sicher, viele werden sagen, so ein Auto braucht es nicht. Das mag auch so sein, doch wer ihn einmal bewegt hat…

Es gibt nicht viele Fahrzeuge dieses Formats, die in der Lage sind, selbst gestandenen und echten Sportwagen davonzufahren und dennoch auch auf der Fahrt zum Möbelmarkt oder in den Familienurlaub eine glänzende Figur abzugeben. Ein Urus mag mehr Prestige besitzen und der Cayenne als höchste Ausbaustufe kann sich noch eine Spur exakter manövrieren lassen. Doch dafür war der Audi RS Q8 zumindest als Einstiegsmodell deutlich günstiger als seine Wettbewerber.

Audi RS Q8 schräg hinten links
…erliegt dem Virus „haben will“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits nach den ersten Sekunden.

Mit brachialer Leistung und einer Längs- und Querbeschleunigung inklusive Endorphin-Flatrate scheint eines sicher: So ein Auto braucht niemand, aber wer es einmal ausprobiert hat, will ihn haben. 

Text/Fotos: NewCarz

Kamera: Canon EOS 5D Mark III

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Pro & Contra

Pro:

  • exorbitante Fahrleistungen
  • extrem handliches Fahrgefühl für ein SUV
  • Rennsport-konforme Bremsanlage
  • sehr großzügige Platzverhältnisse

Contra:

  • bei artgerechter Fahrweise extrem hoher Verbrauch
  • unverschämte Aufpreisliste
  • Modell wurde mittlerweile eingestellt

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Konkurrenz: BMW X6 M, Mercedes AMG GLE Coupé, Porsche Cayenne Coupé

Technische Daten: Audi RS Q8

  • Farbe: Florettsilber Metallic
  • Fahrzeugklasse: obere Mittelklasse / SUV
  • Länge x Breite x Höhe (m): 5,01 x 2,00 (2,19 mit Außenspiegel) x 1,69
  • Radstand (mm): 2.998
  • Antrieb: V8-Ottomotor mit zwei Turbolader und OPF 
  • Hybridart: 48-Volt-Mildhybrid
  • max. Leistung: 441 kW (600 PS) bei 6.000 rpm
  • max. Drehmoment (Nm): 800 bei 2.200 bis 4.500 rpm
  • Hubraum: 3.996 ccm
  • Getriebe: 8-Gang-Automatik tiptronic
  • Antriebsart: Allrad permanent
  • Durchschnittsverbrauch (WLTP): 13,2 l/100 km
  • Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 14,1 l/100 km
  • CO2-Emissionen (Werksangabe): 300 g/km
  • Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (305 km/h mit RS-Paket)
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h Werksangabe/gemessen (sec): 3,8/3,5
  • Wendekreis (m): 13,3
  • max. Bodenfreiheit (mm): k. A.
  • Böschungswinkel vorne/hinten: 23,3°/24,3°
  • Rampenwinkel: k. A.
  • max. Kofferraumvolumen (l): 605 bis 1.755
  • Leergewicht (kg): 2.390
  • Zuladung (kg): 625
  • max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/3.500
  • max. Stützlast (kg): 140
  • max. Dachlast (kg): 100
  • Tankinhalt (l): 85
  • Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
  • Neupreis des Testwagens: 172.170 Euro (Basispreis zum Verkaufsende: 127.000 Euro)

 

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