Nach unserem Erstkontakt mit dem Cupra Ateca, hatte das sportliche SUV bereits einen ordentlichen Stein bei uns im Brett.
Jetzt fand der temperamentvolle Spanier zu einem ausführlichen Test zu uns und musste im ultimativen Alltagstest noch einmal die Hosen herunterlassen.
Was dabei herauskam, verrät dieser Fahrbericht.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Evolutionäre Seat DNA
Aus der Ferne sieht der Betrachter des Cupra Ateca in erster Linie noch einen Seat, denn klar, der Ateca ist halt ein Ateca. Doch schon bei erster Annäherung fallen diverse Dinge auf, die dem herkömmlichen Seat niemals innewohnen. Das schicke neue Cupra-Logo ist dabei nur eines der kleineren Details.

Der Cupra-Schriftzug unten an der Frontschürze wurde genau wie die speziellen 19-Zoll-Felgen und natürlich das vierflutige Endrohrensemble am Heck von Betrachtern während unserer Testfahrten oftmals als „sexy“ oder „cool“ beschrieben.

Der Wow-Effekt fährt also stets mit, im Cupra Ateca. Und dennoch bleibt das SUV optisch im Rahmen, also auf dem Teppich und bedient keine großen Protz-Klischees. Und genau das macht ihn erst richtig interessant. Denn man kann dem Spanier durchaus unterstellen, ein böser Wolf im Schafspelz zu sein. Warum, klären wir später.

Interieur – Iberisches Sporttrikot
Der Innenraum des Cupra Ateca verwöhnt Augen und Ohren mit allerlei Raffinessen, die den Sportgeist in großer Fülle bedienen. Vor allem die Schalen-Sportsitze mit den Bezügen aus Alcantara inklusive Cupra-Logo und den Flanken aus einem Gewebe mit Carbon-Strukturen, haben es jedem Testfahrer sofort angetan.

Dieses Gestühl mit integrierten Kopfstützen kostet übrigens knapp 1.900 Euro extra. Auch das riesige Panoramadach für 1.130 Euro fand durchgehend positiven Anklang, da es die Atmosphäre im Innenraum heller und somit freundlicher erscheinen lässt.

Platztechnisch geht es – wie in einem Ateca zu erwarten – großzügig zu und man erhält auch auf der zweiten Sitzreihe genügend Raum zur Entfaltung. Alles passt und wurde exakt verarbeitet. Einzig der sonst so typischen Emotionen eines Spaniers, hätte man im Innenraum etwas mehr Beachtung zuteil lassen können. Zumindest optional wäre eine farblich intensivere Innenarchitektur wünschenswert, nach der uns vor allem Seat-Fahrer bei Inaugenscheinnahme des doch recht in Grau gehaltenen Interieurs fragten.
Absolute Alltagstauglichkeit verspricht auch das Gepäckabteil mit seinem bis zu 1.579 Litern Laderaumvolumen sowie fünf Sitzplätze mit Isofix-Vorrichtungen auf der zweiten Reihe – inklusive Top-Tether.
Motor & Fahreigenschaften – Feuer und Flamme
In diesem Kapitel liegt eindeutig die Kernkompetenz des Cupra Ateca. Der 2.0-Liter-TSI, der übrigens aus dem Golf GTI stammt und durch diverse Optimierungen hier 400 Newtonmeter und 300 PS an alle Viere leitet, hängt jederzeit hellwach am Gas und setzt jeden Befehl in puren Vortrieb um.

Die elektronische Regelung des 4Drive Allradantriebs spielt hier eine immens wichtige Rolle und die Abstimmung inklusive der Reaktionszeiten können sich sehen lassen. Es ist extrem schwierig, den Cupra Ateca zum Verlust der Contenance in Form von durchscharrenden Rädern zu bewegen. Blitzschnell verteilt das System die Kraft dahin, wo sie gebraucht wird.

Im Alltag ist dies vor allem bei widrigen Fahrbahnbedingungen, wie nasser Fahrbahn oder gar winterlichen Verhältnissen von Vorteil. Ist man performanceorientiert unterwegs, hilft der Allradantrieb auch signifikant beim Durcheilen von Kurven und Kehren. Hier verleugnet das SUV seinen Schwerpunkt zwar nicht gänzlich, doch das überwiegend stramm – dabei nicht unwirsch – abgestimmte Fahrwerk lässt sehr viel Freiraum in puncto Fliehkräfte.

Diverse Fahrmodi unterstreichen auch hier das ausgeprägte Allround-Verhalten des Cupra Ateca. Von der gemütlichen und doch zügigen Fernreise über den feurigen Einsatz durch Kurven und Senken bis hin zur Fahrt im Gelände – der Spanier beherrscht alles in ausgesprochen guter Manier. Selbst bei glatten Straßen greift ein Snow-Modus mit sensitiver Abstimmung dem Faher unter die Arme.
Diese Vielseitigkeit ist es auch, die dem SUV so viele Sympathiepunkte beschert und Bordbucheinträge wie diesen hier generierte:
Dieser Cupra ist gern Dr. Jekyll und auch Mr. Hyde sowie Gentleman oder eben Haudrauf, alles, was du willst. Klasse!

Auch das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe konnte im Alltagstest überzeugen. Exakte, immerzu passende Schaltvorgänge ließen keine Unstimmigkeiten aufkommen. Im forcierten Renneinsatz gefielen wiederholt – wie bereits beim Erstkontakt auf Mallorca – die ohne Zeitverzug schaltenden Schaltwippen am Lenkrad.
Die Höchstgeschwindigkeit des Cupra Ateca liegt bei 247 km/h. Bei uns schaffte das SUV laut Tacho 255 km/h. Es ist übrigens beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit der Spanier weit über die 200-km/h-Grenze schnellt und erst kurz vor Ende der Fahnenstange sich etwas mehr Zeit gönnt, um sein Maximum zu erreichen.

Ebenfalls beeindruckend ist die Launch Control im Fahrmodus „Cupra“. Laut der Herstellerangabe liegt die Bestzeit für den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h bei 5,2 Sekunden. Wir konnten dies sogar ohne Launch Control stets unterbieten – unser Rekord lag bei 5,0 Sekunden. Mit Launch Control verbesserte sich der katapultartige Start nochmals um einige Zehntel auf 4,8 Sekunden – was aus unserer Sicht überaus beeindruckend ist. An der Ampel lässt man so womöglich fast jeden stehen – was wir natürlich nicht ausprobiert haben – aus dem Alter sind wir schließlich heraus.

Der Sound des Cupra Ateca ist je nach Fahrmodus von hintergründig grummelnd, bis böse röhrend und im Lastwechsel herrlich rotzig bollernd. Die Aktuatoren der Klappenabgasanlage lassen sich übrigens nur über die einzelnen Fahrmodi beeinflussen. Eine separate Steuerung gibt es leider nicht.

Bei all der Lobeshudelei gibt es gar nichts zu meckern? Nun, vielleicht eine Kleinigkeit, die man im Alltagseinsatz aber wohl nie bemerken wird. Die optional für knapp 2.700 Euro zusätzlich erhältliche, sehr gut dosierbare Brembo-Bremsanlage hatte keinerlei Schwachpunkte im Test gezeigt. Nur die ABS-Steuerung zeigte im Einsatz auf abgesperrtem Terrain wiederholt einige Regelungsfehler, wodurch im absoluten Grenzbereich gerne mal ein Rad zum Blockieren neigte und dadurch wertvolle Rundenzeit in Rauch aufging.

Das gehört aber in die Kategorie „Hohe Rennstrecken-Kritik“ und dürfte selbst einigen Fahrern, die mal den Cupra auf der Nordschleife ausführen, nicht auffallen. Wir erwähnen es hier, weil es sonst in der Tat nichts zu meckern gab.
Außer vielleicht beim Verbrauch. Denn nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch im Praxistest mit allen alltäglichen Anforderungen, legte der Turbovierzylinder einen gesunden Appetit an den Tag.

Deutlich unter zehn Liter bewegt man den Cupra Ateca nur, wenn man gerne einem Toyota Carina der zweiten Generation hinterherzuckelt, den ein betagter Herr nur zum Apothekengang aus dem 20-jährigen Garagenschlaf erweckt hat. In dem Fall freut man sich über eine Acht vor dem Komma.
Sonst laufen im Drittelmix ungefähr zehn bis elf Liter durch die Brennräume. Wer es sehr sportlich mag, kassiert auch mal Verbräuche um die 16 Liter oder mehr.
Ausstattung, Komfort und Sicherheit
Um es in einem Satz zu schreiben: Dem Cupra Ateca mangelt es an nichts. Ein Navigationssystem Plus mit 8-Zoll-Bildschirm, eine Parkhilfe mit Kamera und Sensoren inklusive Parklenkassistent, ein volldigitales Kombiinstrument in 10.25 Zoll, Voll-LED-Scheinwerfer – die übrigens eine authentische Leistung zum Seat-Pendant vorweisen – das SEAT Drive Profile mit fünf Fahrmodi und Progressivlenkung sind nur einige der Highlights des SUV.
Der Sicherheit zuträglich ist der „Front Assist“ – ein Umfeld-Beobachtungssystem mit City-Notbremsassistenten sowie ein optionales, sehr empfehlenswertes, weil umfangreiches „Fahrerassistenzpaket V“. In diesem befinden sich ein Stau- und Notfallassistent, der Fernlichtassistent, ein Spurhalteassistent, eine Verkehrszeichenerkennung, die automatische Distanzregelung ACC bis 210 km/h, ein Toter Winkel Assistent und ein Ausparkassistent für insgesamt 975 Euro.

Die Allroundereigenschaften steigern sich zudem durch die elektrisch ausklappende Anhängevorrichtung, die für 820 Euro auf der Optionsliste steht.

Als akustisches Upgrade bietet man für den Cupra eine BeatsAudio-Soundanlage an. Hier bringen neun Lautsprecher über einen 12-Kanal-Verstärker die 340 Watt an die Ohren der Insassen. Im Test erwies sich das Klangbild als voluminös, warm mit ordentlichem Bass dank Woofer in der Reserveradmulde. Natürliche Mitten und saubere Höhen runden das Gebotene sauber ab – für 540 Euro eine klare Empfehlung, um dem Fahrspaß zusätzlich die je nach Geschmack passende akustische Note zu verleihen.
Varianten und Preise des Cupra Ateca
Der Preis für das athletische SUV, welches immer inklusive Allrad und dem 2.0 TSI mit 300 PS vorfährt, beginnt immer noch ab 42.850 Euro. Kreuzt man alle Optionen auf der Ausstattungsliste an, kommt man ohne Garantieverlängerung und Zubehör auf bis zu 54.000 Euro. Das Gesamtpaket ist für diesen Preis allerdings gewaltig.

Das Sondermodell „Special Edition“ ist weiterhin zum Jahresende angekündigt. Einen genauen Termin sowie Preise wurden noch nicht bekannt gegeben.
Fazit – Eierlegende Wollmilchsau mit Wolfsherz
Mit dem Cupra Ateca haben die Spanier ein SUV kreiert, dass dem sportiven Anspruch genauso gerecht wird, wie der umfassenden Alltagstauglichkeit. Gemessen an seiner Leistung und Ausstattung relativiert sich der zunächst selbstbewusst erscheinende Preis urplötzlich. Konkurrenten kosten gerne deutlich fünfstellige Beträge mehr, wenn man die Ausstattung angleichen möchte.

So gesehen ist dieses SUV genau das Richtige für den sportlich ambitionierten Familienvater, wie auch die emanzipierte Karrierefrau oder den Freizeitaktivisten mit Powerbedürfnis. Der Cupra Ateca kann alle Erwartungen in hohem Maße erfüllen und bleibt dabei erfreulich bodenständig. Ein Wolf im Schafspelz, oder eben die eierlegende Wollmilchsau mit dem Herzen eines Wolfs.
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Cupra Ateca 2.0 TSI 4Drive
Farbe: Velvet Rot
Länge x Breite x Höhe (m): 4,38 x 1,84 x 1,61
Radstand in mm: 2.631
Antrieb: Reihenvierzylinder Ottomotor mit Abgasturbolader und OPF
Leistung: 221 kW (300 PS) bei 5.300 rpm
Hubraum: 1.984 ccm
Max. Drehmoment: 400 Nm bei 2.000 rpm
Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG
Antrieb: Allrad 4Drive
Verbrauch kombiniert (WLTP- Norm): 8,3 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 10,1 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 198 g/km
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
Höchstgeschwindigkeit: 247 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,2 sec
Kofferraum: 485 bis 1.579 Liter
Leergewicht: 1.615 kg
Anhängelast ungebremst/gebremst: 750 kg / 2.100 kg
Stützlast: 80 kg
Dachlast: 75 kg
Wendekreis: 10,8 m
Kraftstofftank: 55 Liter
Kraftstoffart: Super Plus
Neupreis des Testwagens: 54.179 Euro (Einstiegspreis ab 42.850 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.