Bereits 14 Jahre gibt es den Dacia Sandero Stepway, der seit letztem Jahr in nunmehr dritter Generation als Preisbrecher der Konkurrenz das Fürchten lehrt.
Als Stepway verkörpert der Sandero zumindest optisch den Soft-Offroader, der mit erhöhter Bodenfreiheit und typischer Geländeaffinität in Form von angedeuteten Unterfahrschutzmaßnahmen sowie der Rundum-Beplankung einen Großteil der Sandero-Kunden besonders anspricht.
Unser Testwagen fuhr als „Essential“ – das ist die Einstiegsversion – in der tiefgründigen Farbe Iron-Blau auf unseren Hof.
- Die Außenansicht
- Die Innenansicht
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Außenansicht – Frischer und dynamischer denn je
Optisch hat sich der Dacia Sandero Stepway enorm gemausert und zeigt sich in dritter Generation überraschend dynamisch für einen Dacia. Die aktuelle Generation nutzt nun auch die CMF-Plattform des Renault-Konzerns, welche auch dem Captur oder dem neuen Clio als solche dient.
Ein bisschen kann man hierdurch Ähnlichkeiten insbesondere zum Captur erkennen, dem der Sandero vor allem um die „Hüften“ nahekommt. Für ein bisschen Furore sorgte bei erster Inaugenscheinnahme vor allem die deutlich flacher gezeichnete Front des Dacia.
Der ansprechende Frontgrill wird von ebenso flachen LED-Scheinwerfern flankiert, deren Lichtsignatur im Y-Design eine erstaunliche Ähnlichkeit mit denen eines Supersportwagens besitzt. Doch dabei handelt es sich wahrlich nicht um einen plumpen Kopierversuch, sondern vielmehr um eine gekonnte Neuinterpretation, die man als absolut gelungen bezeichnen darf.
Beim Blick auf die Seitenansicht des Fahrzeugs fällt sogleich die mit 40 Millimetern nicht unbedingt kleine Anhebung der Karosserie gegenüber des herkömmlichen Sanderos auf. Auch die um zehn Zentimeter gewachsene Länge des Sanderos sieht man dem Auto an. Gefällig zeigt sich der ausgeprägte Hüftbereich ab der C-Säule, wodurch der Sandero eine gewisse muskulöse Ausstrahlung erhält.
Am Heck erwarten den Betrachter weit in die Seiten ragende Heckleuchten, welche die dynamische Y-Signatur der Frontscheinwerfer wieder aufnehmen. Aufgrund der Außenpositionierung ebendieser Rückleuchten wird das Heck optisch breiter und zusammen mit dem angedeuteten Unterfahrschutz gelang den Dacia-Designern ein gelungener Abschluss.
Innenansicht – Moderner und wertiger denn je
Was am Außenkleid des Dacia Sandero Stepway begann, wird auch im Interieur fortgesetzt, das eine signifikante Modernisierung erfuhr. Deutlich mehr Strukturierung und der häufigere Einsatz von Softtouch-Oberflächen lassen das Erscheinungsbild in Summe wertiger ausfallen.
Besonders cool fanden wir die mit kupferfarbenen Akzenten versehenen Luftaustrittsdüsen, welche sogleich Erinnerungen an Modelle von Cupra erweckten und gemeinsam mit kupfernen Kontrastnähten für eine ordentliche Prise Pfiffigkeit sorgten.
Die Sitze besitzen ebenfalls diese Nähte und deren Polsterung schmeichelte bei der Sitzprobe dem gesamten Sitzapparat. Hübscher Eyecatcher: Der Modellname wurde per Flockdruck auf die Sitzlehnen gebracht.
Der Fahrer hält ein Vierspeichen-Lenkrad in den Händen, welches sich als ausreichend dick und haptisch in Ordnung offenbarte. Angenehm empfanden wir zudem, dass der Zentralbildschirm sich leicht dem Fahrer zuneigt, wodurch ein sicheres Ablesen gewährleistet werden kann.
Die Platzverhältnisse sind für einen Kleinwagen gut bemessen, man hat vor allem vorne ordentlich Raum zur Entfaltung. Doch auch im Fond gibt es gegenüber dem Vorgänger ordentlich Zuwachs, was sich auch an den vier Zentimetern mehr Beinfreiheit eindeutig bemessen lässt.
Der gewachsene Kofferraum liegt mit seinen 328 Litern dennoch unter den anderen Protagonisten des Fahrzeugsegments, wie einem Clio (340 Liter) oder einem Polo (351 Liter). Dem Citroen C3 mit seinen 300 Litern kann er dagegen Paroli bieten. Die Ladekante ist außerdem nicht mehr ganz so ausgeprägt wie beim Vorgänger.
Motor und Fahreigenschaften – Vital und komfortorientiert
Als Antrieb fungierte in unserem Testwagen ein Dreizylinder-Turbobenziner mit einem Liter Hubraum, der 90 PS und 160 Newtonmeter als maximales Drehmoment leistet. Der sogenannte TCe 90 macht akustisch mit dem typischen Dreizylinderklang auf sich aufmerksam. Der raue und bei höheren Drehzahlen heiser klingende Motorsound ist klar vernehmbar, aber nicht störend.
Die Kraftübertragung übernimmt eine 6-Gang-Handschaltung mit einer sehr leichtgängigen Schaltgasse, die vielleicht eine Spur exakter hätte sein dürfen. Dennoch passt der Schleifpunkt der Kupplung sehr gut und man sortiert die Gänge im Grunde problemlos.
Die 90 PS sorgen im Sandero für einen adäquaten Vortrieb, der dank des ab gut 2.000 Touren verfügbaren Maximaldrehmoments auch zum untertourigen Fahren verleitet. Die zwölf Sekunden für den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h fühlen sich subjektiv schneller an. Reichlich 170 km/h schafft der hochbeinige Sandero maximal und schwimmt so problemlos im alltäglichen Verkehr auch auf den Autobahnen der Republik mit. Lediglich die ab rund 120 km/h stetig wachsenden Windgeräusche veranlassen den Fahrer meist zu Tempi, die kaum höher als die Richtgeschwindigkeit betragen.
Das Fahrwerk wurde gründlich überarbeitet und federt deutlich komfortabler als es noch beim Vorgänger der Fall war. Gleichzeitig konnte man Wank- und Nickbewegungen weiter minimieren – selbst bei vehementen Bremsmanövern war hier keine Nervosität im Fahrwerk zu provozieren. Die Bremsen selbst arbeiteten souverän, die Dosierung dieser war einfach und im Bedarfsfall packten sie auch deftig zu.
Die Lenkung erwies sich als sehr leichtgängig, in Neutralstellung etwas zu diffus, lieferte aber ansonsten jederzeit gut Feedback.
Das Verbrauchsverhalten zeigte sich wie folgt: Im Drittelmix ermittelten wir einen Gesamtdurchschnitt von 6,9 Litern auf 100 Kilometer. Das ist kein Spitzenwert, geht aber noch in Ordnung. Erstaunlich war der Vollgastest über die nächtliche Autobahn. Selbst nach mehreren hundert Kilometern stand der Durchschnittsverbrauch bei 9,2 Litern. Weiterhin reduzierte sich der Benzinkonsum auf der Sparrunde auf nur 4,1 Liter pro 100 gefahrenen Kilometern.
Ausstattung, Komfort, Technik
Da es sich bei der „Essential“ praktisch um die Einstiegsversion handelt, ist das Ausstattungsvolumen für den Dacia Sandero Stepway bereits hier beachtlich. Neben der serienmäßigen Dachreling besitzt der Crossover tatsächlich auch LED-Scheinwerfer als Grundausstattung. Diese zwar nur für das Abblendlicht, doch der Lichtkegel ist hell, weitreichend und erstaunlich fleckenfrei.
Das Fernlicht wird über Halogenlicht realisiert, dessen gelblicher Farbton für eine ungewohnte Lichtfärbung vor dem Auto sorgt. Die ohnehin überdurchschnittliche Reichweite des LED-Lichts wird dadurch dennoch sichtbar erhöht, wie die Bilder zeigen.
Ebenfalls serienmäßig sind in dieser Version eine Notruf-Funktion sowie ein Notfall-Bremsassistent, den wir aber glücklicherweise nicht testen mussten. Dieser funktioniert übrigens mittels Radarsensor und das exklusiv für diesen Assistenten. Ab Werk gibt’s einen konventionellen Tempomaten ohne Abstandsautomatik, obwohl es besagten Radarsensor an Bord gibt. Der Fahrersitz ist wie das Lenkrad höhenverstellbar. Längsverstellung gibt es für das Lenkrad erst in der Ausstattung „Komfort“.
Für lediglich 250 Euro Aufpreis gibt es dann das Multimedia-System mit 8-Zoll-Zentralbildschirm, DAB+ Radio mit vier Lautsprechern sowie Android Auto respektive Apple CarPlay. Beides wird per USB-Anschlusskabel verbundenem Mobilgerät mit dem System vereint und ermöglich dadurch die bekannte und sehr zuverlässige Navigation mit Echtzeitdaten für Dinge wie Staus oder Straßensperrungen sowie auf Wunsch mit Satellitenkartenmaterial. Dazu gibt’s Sprachsteuerung via „Hey Google“ oder „Siri“ – man vermisst im Grunde absolut nichts mehr.
Die manuelle Klimaanlage wird allerspätestens im Sommer interessant, kostet 700 Euro extra und hält auch im Winter die Scheiben innen zuverlässig beschlagfrei.
Varianten und Preise des Dacia Sandero Stepway
Den Sandero im Outdoor-Look bietet Dacia in zwei Versionen an:
- Essential – Die Basisversion mit der guten Ausstattung, wie im vorherigen Kapitel beleuchtet, startet bei 13.050 Euro.
- Komfort – Noch mehr fürs Geld gibt es hier ab 14.050 Euro, denn sowohl manuelle Klimaanlage als auch eine 2-Wege-Lenkradverstellung plus das Multimediasystem mit 8-Zoll-Screen, elektrische Fensterheber hinten und vieles mehr ist hier ab Werk dabei.
Als Antriebe stehen zwei Motorisierungen bereit: Der hier getestete TCe 90 wird durch einen TCe 100 ECO-G ergänzt. Bei diesem wird der Dreizylinder durch LPG angetrieben und leistet als Autogasversion 101 PS. Der Aufpreis für den stärkeren LPG-Antrieb beträgt moderate 300 Euro.
Alle Sandero Stepway besitzen Frontantrieb und Handschaltung, nur die Variante „Komfort“ wird in Kombination mit dem TCe 90 auch mit einer stufenlosen Automatik CVT angeboten. Der Aufpreis hierfür beträgt 1.100 Euro.
Die Optionen für den Sandero sind allesamt preislich sehr attraktiv. So kostet beispielsweise ein Navigationssystem inklusive TMC nur 250 Euro Aufpreis und die Klimaautomatik kostet 300 Euro. Für 550 Euro erhält man ein Komfort Plus Paket, welches unter anderem neben einem schlüssellosen Zugangssytem auch eine erhöhte Mittelkonsole plus Staufach sowie eine elektrische Parkbremse enthält.
Legt man alle Pakete und Optionen in den Warenkorb, kostet der Sandero Stepway als „volle Hütte“ nur 17.950 Euro und dabei muss man weder auf Sitzheizungen vorne, noch auf Parksensoren ringsum, eine Rückfahrkamera, einen Totwinkelwarner, eine Metallic-Lackierung oder glanzgedrehte Leichtmetallräder im 16-Zoll-Format verzichten.
Fazit – Sandero Stepway ist und bleibt Preis-Leistungssieger
Der neue Dacia Sandero Stepway konnte im Test mit modernem Look und einem stimmigen Gesamtpaket überzeugen, das preislich immer noch unschlagbar ist. Er ist nun ein vollwertiger Crossover mit einer signifikant verbesserten Wertigkeit. Seine kleinen Schwachstellen wurden mit dem Generationswechsel fast vollständig ausgemerzt. Das Gebotene ist wirklich anerkennenswert – vor allem beim Blick auf die Kosten in Bezug auf Anschaffung und Unterhalt.
Mehr Auto fürs Geld bekommt man höchstens auf dem Gebrauchtwagenmarkt, nicht aber bei einem Neuwagen; noch dazu einem so gelungen aufgefrischten Modell. Hinzu kommen die sehr günstigen Optionen, zu denen auch eine Garantieerweiterung auf sechs Jahre gehört.
Auch der neue Sandero dürfte eine sehr rosige Zukunft haben. Besonders ausgeprägten Sparfüchsen empfehlen wir einen Blick auf den Sandero mit LPG-Antrieb.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- moderne Optik
- hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis
- gutmütiges Fahrverhalten
Contra:
Technische Daten: Dacia Sandero Stepway TCe 90 Essential
- Farbe: Iron Blau Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,10 x 1,85 (2,01 mit Außenspiegeln) x 154
- Radstand (mm): 2.604
- Antrieb: Dreizylinder Turbobenziner mit OPF
- Hybridart: –
- Leistung: 67 kW (90 PS) bei 4.600 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 160 bei 2.100 rpm
- Hubraum: 999 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltgetriebe
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 5,0 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,9 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 126 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 172 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 12,0
- Bodenfreiheit (mm): 201
- Wendekreis (m): 10,4
- Kofferraumvolumen (l): 328 bis 1.108
- Leergewicht (kg): 1.152
- Zuladung (kg): 426
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 585/1.100
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 80
- Tankinhalt (l): 50
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 13.090 Euro (Basispreis: 13.050 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.