Der Maxus T90 EV ist eine chinesische Automobilmarke, die wie auch SsangYong oder MG zum größten Automotive-Konzern Chinas SAIC Motors gehört.
Der Schwerpunkt dieser Marke liegt auf Nutzfahrzeugen, wobei vor einigen Jahren auch SUVs in das Sortiment aufgenommen wurden.
Diese erhalten das Kürzel „D“, wohingegen Pick-ups ein „T“ sowie Transporter ein „G“ als Nomenklatur erhielten. In unserem Erstkontakt fuhren wir den seit 2022 auf dem Markt bestehenden Maxus T90 als ersten vollelektrischen Pick-up der Marke, der nun auch in Deutschland erhältlich ist.
Die optische Erscheinung
Auf den ersten Blick wirkt der T90 EV wie ein klassischer Pick-Up. Vereinzelte Analogien zu ähnlichen Modellen (mit Verbrenner) wie dem Rexton von SsangYong, dem Navara von Nissan oder dem L200 von Mitsubishi sind dabei nicht von der Hand zu weisen.
Die Front zeigt sich im Fall des Maxus T90 EV jedoch etwas moderner, kommt mit einem riesigen Kühlergrill, der ein wenig an die Single Frame Versionen von Audi erinnert. Flankiert wird dieser von jeweils einer zweigeteilten Scheinwerfereinheit, die in der oberen Etage mit LED-Tagfahrlicht und Blinkern und weiter unten mit Abblend- und Fernlicht aufwartet; allerdings hier nur mit Halogenbestückung – dazu später mehr.
Die Seitenperspektive ändert nichts am ersten Eindruck; der T90 EV sieht aus wie ein konventioneller Pick-up ohne E-Indizien, aber mit typischen Proportionen. Dank der Doppelkabine kommen hier auch die Fondpassagiere gut unter.
Am Heck angekommen, wartet auf den Betrachter – analog zu vorne – ein überdimensionierter Markenschriftzug, der quasi von einem roten Band unterstrichen wird. Dieses rote Band suggeriert den Eindruck, es handele sich um ein Leuchtband, ist aber keines. Hinzu kommt der Hinweis auf SAIC Motor sowie der Modellname. Die Rückleuchten sind übrigens nur teilweise mit LED-Technik ausgestattet.
Doppelkabine und Ladefläche
Im Innenraum bleibt es nutzfahrzeugtypisch relativ nüchtern und kühl. Dass der T90 EV recht neu ist, spürt man am Infotainment, an dem nahezu alle physischen Bedienelemente wegrationalisiert wurden. Das Infotainment erfordert definitiv etwas Eingewöhnung, denn es ist von seinem Bedienkonzept und dessen Gesamtstruktur her mit keinem anderer Marken wirklich vergleichbar. Die Klimaanlage erhielt dafür eine separate Etage; gesteuert wird diese über Touch-Buttons.
Die Bedienung des Automatikgetriebes erfolgt über einen Drehschalter in der Mittelkonsole. Etwas irritierend: Es gibt kein „P“ – das heißt, man muss auf „N“ schalten und unbedingt (!) die Handbremse voll anziehen, ansonsten geht der Pick-up stiften.
Die Tachoeinheit wurde analog ausgeführt, während ein kleines, mittig platziertes Info-Display Aufschluss über relevante Dinge wie Verbrauch und Co. gibt. Insgesamt geht das Platzangebot vorn und hinten in Ordnung, der Seitenhalt ist auf den Plätzen wie auch bei anderen Fahrzeugen dieser Klasse natürlich nicht wirklich ausgeprägt.
Die Ladefläche ist mit den Abmessungen von 1.485 x 1.510 x 530 Millimetern relativ groß und kann bis zu 925 Kilogramm tragen. Dank Beschichtung dieser und der vielen Verzurrösen verringert sich die Gefahr des Verrutschens von Ladegut. An die Anhängerkupplung dürfen maximal 1.000 Kilogramm in Form eines gebremsten Anhängers. Das ist im Vergleich zu den Verbrennern wenig und für Interessenten mit Fokus auf Gespanneinsätze ein Grund zur Berücksichtigung.
Motor und Fahreigenschaften – Leise und gemach geht’s voran
Als Antrieb dient ein Elektromotor, der mit 177 PS und 310 Newtonmetern den Maxus T90 EV in Bewegung hält. Eine 89 kWh große Batterie speichert laut Hersteller Energie für im Durchschnitt 330 Kilometer beziehungsweise 471 Kilometer in der Stadt.
Das Aufladen geschieht entweder an der DC-Schnellladesäule, an der in 45 Minuten die Batterie von zehn auf 80 Prozent, oder über eine AC-Ladesäule mittels standardmäßigem 11-kW-Onboard-Loader in neun Stunden auf 100 Prozent geladen wird. Der Anschluss liegt linksseitig direkt hinter der Kabine und wird von einer wie aus Trompetenblech erscheinenden Klappe abgedeckt.
Es hat schon was Ungewohntes, einen Pick-up zu fahren und dabei weder einen Motor zu hören, noch diesen zu spüren. Allerdings war das bereits auf den ersten Metern gar nicht mal so unangenehm, denn es ging wirklich sehr, sehr ruhig voran.
Direkt aufgefallen ist die burschikose Charakteristik des Fahrzeugs. Denn wie es sich für einen Pick-up in dieser Klasse gehört, kommt er mit Blattfedern an der Hinterachse zum Händler, was sich auch hier nicht kaschieren und das Auto unbeladen auch gerne mal über kurze Bodenwellen poltern lässt.
Die Lenkung erwies sich als präzise genug, um auch in der Stadt gut klarzukommen, der Wendekreis geht subjektiv in Ordnung. Die Bremsen haben sich während unserer ersten Fahrten nichts zu Schulden kommen lassen, sie taten das, was sie sollen. Der Wechsel zwischen Bremsen und Rekuperieren ist meist nicht spürbar; nur vereinzelt ließ uns das Fahrzeug an ebendiesem Wechsel teilhaben.
Ebenfalls aufgefallen ist, dass hohe Geschwindigkeiten nicht das präferierte Metier des E-Pick-Ups sind. Bis Tempo 90 ist alles fein, darüber wird die Fahrt zum Abenteuer, was heißen will, dass deutliche Nick- und Wankbewegungen in Kurven spürbar werden. Die Lenkung zeigt sich in höheren Geschwindigkeiten wenig rückmeldefreundlich und der Energieverbrauch klettert immens nach oben. Also lieber piano, was aber auch gar nicht schlimm ist, denn bei 120 km/h ist eh Schluss mit Vortrieb.
Apropos Verbrauch: angegeben ist der Maxus T90 EV mit 26,8 kWh auf 100 Kilometer. Wir waren daher erstaunt, dass bei unserer ersten Runde lediglich 18,6 kWh als Durchschnittswert auf der Uhr standen.
Ausstattung und Technik des Maxus T90 EV
Hierzulande wird der Maxus T90 EV in nur einer Ausstattungslinie und mit nur einer Antriebsstärke und Batteriegröße angeboten. Derweil stehen vier Karosseriefarben zur Auswahl: Weiß, Schwarz, Grau und Blau.
Dafür gibt’s serienmäßig Kunstledersitze, das Infotainment samt DAB+, Apple CarPlay und QD-Link zum Spiegeln von Android-Geräten, elektrische Sitze, eine Klimaanlage, ein Notbremsassistent sowie eine Rückfahrkamera samt Parksensoren hinten.
Aufgefallen ist uns außerdem Folgendes: Bei unseren Testfahrten herrschten Temperaturen von über 30 Grad und die Klimaanlage konnte hier leider nicht mit Kühlleistung überzeugen. Nicht nur, dass die Bedienung bereits recht gewöhnungsbedürftig war, auch die Kühlleistung war alles andere als zufriedenstellend. Ob dies nur ein Ausreißer bei unserem Testfahrzeug war, können wir erst sagen, wenn wir das Modell zu einem späteren Zeitpunkt für einen umfangreichen Test ausfahren werden.
Gut und einfach zu bedienen ist dagegen das kleine Infodisplay in der Tachoeinheit. Dass der T90 EV tatsächlich nur Halogenscheinwerfer mit 55 Watt pro Lichteinheit (!) vorweisen kann, irritiert uns doch sehr. Immerhin könnte der Wechsel auf LED-Leuchten allein für den ein oder anderen Mehr-Kilometer sorgen, was bei einem elektrisch angetriebenen Fahrzeug doch mit die höchste Relevanz genießen sollte.
Keyless gibt’s in diesem Modell nicht, der Schlüssel muss ganz nach alter Schule ins Schloss. Gewöhnlich werden Pick-Ups als echte Nutztiere gehandelt. Mit einer Anhängelast von maximal einer Tonne ist die Nutzung als solches allerdings doch etwas eingeschränkt. Dazu kommt, dass Allradantrieb für den E-Pick-Up nicht erhältlich ist. Hinterradantrieb ist die einzige Option beim Maxus T90 EV.
Inwiefern mit dem chinesischen Pick-up ein Abstecher ins Gelände aussieht, können wir ebenfalls erst im Rahmen eines detaillierten Tests beantworten. Bei diesem Erstkontakt war hierfür leider keine Zeit.
Fazit – Sauber, leise und teuer
Mit dem Maxus T90 EV stellt SAIC den ersten elektrischen Serien-Pick-up in Deutschland vor, der in erster Linie für eine Klientel gedacht ist, die den Umstieg auf E-Mobilität im Nutzfahrzeugsektor holistisch angehen möchte. Als reiner Lifestyle-Pick-Up fehlt es dem Fahrzeug zwar nicht an optischem Charme, im Gesamtbild wirkt der Charakter allerdings etwas blass, denn für den harten Nutzfahrzeugeinsatz und schweres Gelände fehlt der Allradantrieb und die Anhängelast ist zu gering. Ausgedehnte Abenteuer-Touren werden durch die doch begrenzte Reichweite reglementiert.
Dafür gibt es eine Schnellladefunktion, eine solide Ausstattung und einen flüsterleisen Antrieb bereits ab Werk. Ein Grundpreis von knapp 65.500 Euro ist allerdings auch nicht von Pappe. Selbst nach Abzug des Umweltbonus von 4.500 Euro ist die Anschaffung noch alles andere als ein Schnäppchen. Zugute heißen darf man dem Pick-up die 5-Jahres-Garantie oder 100.000 Kilometer aufs Fahrzeug selbst sowie die 8-Jahre-Garantie beziehungsweise 160.000 Kilometer auf die Batterie. Geltend wird das gemacht, was zuerst eintritt: Laufleistung oder Laufzeit.
Text/Bilder: NewCarz
Kamera Canon EOS 6D