Der Neunelfer gilt als die Ikone der Sportwagen, eine perfekte Verknüpfung aus Tradition und Performance, was unser Erstkontakt mit dem Porsche 992 als 911 Carrera S der neuesten Generation bestätigen soll.
Ein gutes halbes Jahr nach der ersten Ankündigung, hatten wir nun Gelegenheit, den Porsche 992 – so die Modellbezeichnung der achten Generation des 911 – auf einer ersten Ausfahrt zu testen.
Exterieur – Alles bleibt anders
Hurra, es ist ein 911er! Und zwar mit jeder Kante, jeder Sicke und jedem Zentimeter seines Äußeren. Auch die achte Generation des 911 trägt ihre Ur-Gene so ungeniert wie selbstbewusst zur Schau. Glücklicherweise, muss man anmerken. Denn Stilbrüche taten dem Elfer noch nie gut. Man denke an die Scheinwerfer im Spiegelei-Design am Modell 996.
Am Porsche 992 ist alles so, wie man es sich von einem Porsche 911 Carrera wünscht. Die Scheinwerfer im rundlichen, unverkennbaren, stets freundlichen Antlitz, die typischen vorderen Kotflügel, welche stehend die flache vordere Haube flankieren, das keilartige Fließheck und das breite Heck mit der durchgehenden Heckleuchtenleiste. All dies macht den Porsche 911 aus und trotz gleicher Länge und Radstand, ist er etwas breiter als sein Vorgänger geworden, was auch optisch sogleich präsent ist.
Der automatische Heckspoiler wurde deutlich größer, besitzt nun 45 Prozent mehr Fläche zum Vorgänger. Das sieht man aber nur, wenn er ausgefahren ist, denn sonst gliedert er sich nahtlos in den wohlgeformten Hintern des Porsche. Ab 90 km/h fährt der Spoiler dann in erster Stufe aus – das nennt Porsche die Eco-Position. Ab Tempo 150 fährt er dann steiler aus und sorgt für den dann stärker gewünschten Abtrieb.
Auch automatisch ausfahrend: Die Türgriffe am neuen Porsche 911 Carrera. Das ist zwar hübsch anzuschauen, aber unnütz.
Interieur – Treue zu Bewährtem
Auch im Innenraum bleibt vieles so, wie man es kennt. Vom mittig platzierten Drehzahlmesser neben ansonsten digital dargestellten Rundinstrumenten im Cockpit bis zum Motorstart mit einem etwas filigran wirkenden Drehschalter links vom Lenkrad – man fühlt sich sofort vertraut mit dem Neuen.
Das horizontal gestreckte Cockpit des Porsche 992 kommt wieder voll und ganz im Stile der 911er aus vier Jahrzehnten daher. Von den Sechzigern bis zum Ende der Neunziger war diese horizontale Ausprägung Teil der Designsprache eines jeden Porsche 911.
Die Sitzanordnung bleibt bei 2+2 wobei die hinteren Plätze eher als Notlösung zu sehen sind. Vorne nimmt es sich gewohnt komfortabel Platz und man genießt bereits im Stand einen hervorragenden Seitenhalt.
Motor und Fahreigenschaften – Fühl dich frei
Im gefahrenen Porsche 992 als 911 Carrera S werkelt ein 3.0-Liter Sechszylinder-Boxermotor mit Bi-Turboaufladung. Der leistet 450 PS und maximal 530 Newtonmeter, die bereits ab 2.300 Touren anliegen. Und ja, er klingt mit Ottopartikelfilter anders als seine Vorgänger. Sicherlich nicht schlechter, aber eben anders. Das kann Freunde der traditionellen Bollermanieren nicht stören, denn das kann dieser hier auch im entsprechenden Fahrmodus.
Besonders im Sport- oder Sport-Plus-Programm rotzelt und bollert er so herrlich bei jedem Lastwechsel, dass man dem gerne lauscht. Ab 4.000 Touren schreit er und wird wie gewohnt am Ende der Drehzahlstange – immerhin jenseits der 7.000 – röhrig heiser. Alles gutbekannte und gefallende Manieren. Dennoch ist er insgesamt etwas leiser und nicht mehr so bassig in seinem Motorensound. Unser Testwagen besaß übrigens den Klappenauspuff.
Die Gasannahme ist dagegen so zackig, wie der Stechschritt einer Paradekompanie und im Modell 992 spürt man bei niedrigen Drehzahlen deutlich mehr Punch als beim Vorgänger – den überarbeiteten Turboladern sei dank. Auch seine Willigkeit, bis in den roten Drehzahlereich zu eilen, fühlt sich nun leichter an, irgendwie freier. Herrlich leichtfüßig wirkt der Porsche 992, leichtfüßiger als der Vorgänger, was verblüfft, denn schlussendlich hat der neue einen guten Zentner mehr Gewicht auf den Rippen. Er macht in jeder Gangart jede Menge Spaß.
Der neue Porsche 911 hat nun die Mischbereifung aus den GT-Neunelfern übernommen. 20 Zoll vorne und 21 Zoll hinten, inklusive mehr Spurweite sorgen für mehr Traktion – und das zeigt der 992 auch in der Praxis. Der Grenzbereich liegt höher als beim 991 und löst bei Erreichen desselbigen ganz und gar Porsche-typisch zuerst Übersteuerung aus, gefolgt fast verzögerungsfrei von Übersteuern.
Das heißt, erst schiebt der 992 kurz über die Vorderräder und holt dann mit Elan das Heck nach. Hier greift dann das ESP ein, aber spät genug, um kleine Driftwinkel aufrecht erhalten zu können. Übertreibt man dann doch, passiert es so schnell, dass man es registriert, wenn der Eingriff auch schon wieder vorbei ist. Man hat nach der automatisierten Korrektur sofort wieder Vortrieb zur Verfügung, was den Fahrspaß durchgängig erhalten lässt. Klasse!
Ebenso erstklassig arbeitet die Vierradlenkung, die noch direkter und präziser wirkt als beim Vorgänger. Dass sie dabei etwas mehr Kraftaufwand bedarf, finden wir zu einem Sportwagen auch noch besser passend.
Das 8-Gang-DSG arbeitet in allen Fahrprogrammen äußerst präzise und scheint die Zukunft voraussagen zu können. Denn zu keinem Zeitpunkt während unserer Testfahrt kam der Eindruck zustande, einen anderen Gang gewählt haben zu wollen. Typisch auch hier, gibt man dem Elfer die Sporen, hält die Elektronik eine Zeit lang die Drehzahlen im besonders vitalen Bereich.
Doch selbstredend versuchten wir uns auch an den Schaltpaddels und erfreuten uns an einer verzögerungsfreien Umsetzung aller Befehle. Übrigens ist dies die einzige Art der manuellen Bedienung des Getriebes. Am Wahlhebel gibt es keine Möglichkeit des Gangwechsels mehr, was uns etwas verwundert hatte.
Muss man über die Bremsen an einem Porsche sprechen? Im Grunde nicht – tun wir aber dennoch. Denn im getesteten Modell überzeugte auch dieses System mit einer hervorragenden Dosiermöglichkeit und brachialer Verzögerung, auch unter Höchstleistung. Fading? Absolute Fehlanzeige.
Über Verbräuche im Rahmen eines Erstkontakts zu sprechen ist aus unserer Sicht nicht fair. Dazu reicht die Testzeit einfach nicht aus, um eine valide Aussage treffen zu können. Dies wird aber nachgeholt, sobald wir einen entsprechenden Testzeitraum für einen ausführlichen Fahrbericht zur Verfügung haben – im Sommer ist das der Fall.
Ausstattungshighlights des Porsche 992
Außen entdeckt man die neuen LED-Matrix-Scheinwerfer am entsprechenden Schriftzug in der Lichteinheit. Das LED-Tagfahrlicht in Form von vier stabähnlichen Leuchtelementen fällt dabei sofort ins Auge. Die Leistungen der Scheinwerferanlage werden wir in einem ausführlichen Fahrbericht testen.
Das Cockpit des Porsche 992 besitzt fünf separierte, digitalisierte Rundinstrumente, die allerdings – je nach Größe und Sitzposition des Fahrers – teilweise schwer einsehbar sind. Der gut zehn Zoll große Zentralbildschirm besitzt eine gestochen scharfe Auflösung und gliedert sich wunderschön in die flachgehaltene Struktur der Instrumententafel ein.
Eine der größten Neuerungen ist der Nässe-Detektor, der nasse Fahrbahnen erkennt und den Wechsel in den Wet-Mode vorschlägt, in dem der neue Porsche 911 zurückhaltender mit Leistung und Drehmomenten umgeht sowie die Grenzen für die ESP-Regularien heruntersetzt.
Fazit – Ein Porsche 911 wie aus dem Lehrbuch
Um es mit der Ausgangsfrage auf den Punkt bringen zu können: Ist der neue 911 der beste aller Zeiten? Das ist nach Aussage von Porsche bei jedem neuen Modell des Neunelfers der Fall. Nun möchten wir uns im Rahmen dieses Erstkontakts vom Porsche 992 gerne anschließen.
Noch nie zuvor war der Porsche 911 so sportlich und alltagstauglich zugleich. Ein ausgeklügeltes Fahrwerk, exakte und blitzschnelle Unterstützung durch modernste Elektronik und ein kräftiger, drehwilliger Motor machen den Porsche 911 des Modells 992 zum Spitzenreiter der Elfer-Reihe.
Text / Fotos: NewCarz
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
Das übliche BLABLA aus Pressetexten… Hat der Autor je einen 911 gesehen. 😉 Also einen „Echten“ kein Grossserienauto.
Das neue Ding ist fett und wird immer Mehr zum Luxusgolf. Nix mit DNA und Timemachine. Die exorbitante Preisexplosion spricht eine ebenso klare Sprache, hier wird nur zugelangt.
Und ? Wozu baue ich einen Elfer, wenn ich später als Hersteller das Modell mit dem Seifendesign des Taikan kannibalisiere ?
Der 992 ist schon eine souveräne Entwicklung und er „hat es in sich und außer sich“. Schade nur, daß es den 385 PSer nicht als Schalter gibt. Mit Klappenauspuff und im sportplus Modus röhrt und sprotzelt er schon schön vor sich hin. Ich mag es, wenn der Arsch kommt und fange ihn lieber selbst ein, statt Technik zu nutzen.
Die Preispolitik ist allerdings schon nervend. Das Basismodell ist heute (Stand: 27.4.2023) komplett bis Mai 2024 ausverkauft. Porsche macht auch keinerlei entsprechende Kaufverträge und redet sich damit raus, daß Mitte 23 ein FL käme und man nicht wisse und blabla – vielleicht ein neues Felgendesign usw. und sicher sei nur ein weiterer Preissprung von etwa 6%. Da das aber eher nicht genau belkannt sei, gebe es keine Verträge für Käufer – derzeit. Es sei denn, man entschlösse sich einen GT3 oder einen GT3 RS zu ordern, womit der Kunden dann in Preisregionen von 175000 oder 245000 landet.
Zu aller Dresistigkeit schlägt das PZ mir als Barzahler vor, mindens 30000 zu finanzieren, damit – warum wohl? Als Kaufmann weiß ich, weil der Brief dann bei einer Bank liegt und das Auto nicht weiterverkauft werden kann. Porsche will den Zweitmarkt gern selbst übernehmen, verlangt eine Mindesthaltedauer von 6 Monaten, weil die Typen längst wissen, daß ein 992 im PZ gekauft, draußen schon mehr Kohle bringt, als drinnen gelegt wurde. So muß das im Osten gewesen sein, wo alte Autos mehr als neue Autos kosteten. So ganz miesepetrig ist es ohnehin nicht, denn der Cayman edition 1 mit Koffere (Alu) bingt innerhalb eines Jahres mindestens 20000 zusätzlch mehr als noch 2020. Wer dann einen steuerlichen Substanzwert verkauft ist blöd oder Kommunist oder Beides.