In Süd- und Lateinamerika ist der Ford EcoSport schon seit 15 Jahren ein Verkaufsschlager – Grund genug, das Mini-SUV auch in Europa zu etablieren.
Dieses Unterfangen begann vor vier Jahren. Seit der europäischen Einführung der zweiten Generation im Jahre 2014 haben sich die Verkaufszahlen in Deutschland während den ersten beiden Jahren jeweils fast verdoppelt. Dennoch bleiben die Absatzzahlen gegenüber Wettbewerbern deutlich zurück.
Durch das für das Modelljahr 2018 verordnete Facelift soll der Kleine aus Köln, der in Rumänien produziert wird, aufgefrischt und modernisiert auf erneute Käuferpirsch gehen und nun endlich die angestrebte Resonanz erreichen. Hat er das Zeug dazu? Wir testeten den aktuellen Ford EcoSport als ST-Line mit dem 1.0-Liter EcoBoost-Benziner.
- Exterieur
- Interieur
- Motorisierung und Fahreigenschaften
- Assistenz, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Facelift ohne Botox
Die markanteste Neuerung im Rahmen des Facelifts sticht sofort ins Auge: Der dominante Frontgrill im Hexagonformat gilt zeitgleich als Ticket in die CI-gerechte Ford-Welt und bringt das kleine SUV auf eine Designlinie mit seinen Modellgeschwistern.
Die Ähnlichkeit ist nun mehr als gegeben und wenn man das Antlitz eines Ford Kuga oder eines Ford Edge hinzuzitiert, weiß man nun auf Anhieb, dass vor uns das kleine Geschwisterchen der SUV-Riege steht. Eine Überzeichnung im Design bleibt aus und damit wirkt das Upgrade deutlich, aber nie übertrieben.
Es ist erstaunlich, wie allein dadurch der Ford EcoSport an optischem Größeneindruck gewinnt. Der nun deutlich bulliger wirkende Eindruck steht dem Mini-SUV ausgesprochen gut und lässt ihn viel mehr in besagte Sport-Utility-Riege rutschen. Damit hat er optisch seiner Konkurrenz eines voraus: Optisch massive Souveränität.
Typisch massiv sind auch die bei allen Ford-SUV zu findenden A- und C-Säulen, wodurch auch immer ein Hauch Van durch das Gesamtbild des betrachteten Objekts huscht – vor allem in der Seitenansicht.
Von hinten wirkt das Mini-SUV am ehesten „klein“ und hält so respektvoll Abstand zu seinen größeren Modellverwandten ersten Grades. Die Chromapplikationen in den Heckleuchten wirken aus unserer Sicht etwas deplatziert, aber dies scheint in erster Linie Geschmackssache zu sein.
Wer erstmals die Heckklappe öffnen möchte, wird zunächst erfolgloses Ertasten der Rückfahrkamera in Kauf nehmen – denn genau dort vermuten alle Nichtkenner des Modells die Heckklappenentriegelung. Diese verbirgt sich jedoch in der rechten Heckleuchte, wo man durch Anhebeln ebendieser Chromapplikation die seitlich öffnende Klappe öffnen kann.
Interieur – Fiesta-Vibes
Frischer Wind fegte im Rahmen der Modellauffrischung auch durch den Innenraum des Ford EcoSport. Fordkenner werden sofort feststellen, dass das Design auch hier absolut CI-konform gelang und dazu sehr stark an die Innenarchitektur des Ford Fiesta erinnert.
Der in unserem Testfahrzeug verbaute, optional erhältliche 8-Zoll-Touchscreen fällt als zentrales Bedien- und Infotainmentobjekt sofort ins Auge. Bei der Materialauswahl überließ Ford nichts dem Zufall und kombinierte wertige Ausrüstungsstoffe miteinander in zudem sehr guter Verarbeitung selbiger. Passungen, Spaltmaße – alles wurde ohne Fehler zusammengefügt. Das dank ST-Line unten abgeflachte Lenkrad sieht nicht nur sportlich aus, sondern gefällt auch durch seine Haptik auf Anhieb sehr gut.
Die mit berührungsfreundlichen Alcantara bezogenen Sitze mit Lederrand zeigen sich bequem mit etwas knapper Beinauflage und überschaubarem Seitenhalt. Dafür wurden sie so ergonomisch ausgeformt, dass auf der zweiten Sitzreihe mehr Beinfreiheit abfällt. Überhaupt war das Platzangebot auf der Rückbank überraschend großzügig. Selbst Personen über 1,80 sitzen hier ohne Platznot und bewahren diesen Eindruck selbst auf längeren Reisen.
In den Kofferraum passen 356 Liter bei Standardeinstellung. Neigt man die verstellbare Rücksitzbank maximal nach hinten, schrumpft das Volumen auf 325 Liter. Klappt man die Rückenlehnen um, erweitert man das Angebot auf 1.238 Liter mit einem nicht ganz ebenen Laderaumboden. Dieser als Honeycomb-Shelf gefertige Boden lässt sich übrigens auch als Trennwand nutzen oder in der Tiefe verstellen.
Die Laderaumabdeckung blieb nach dem Hochklappen in dieser Position und sehr schnell vergisst man diese wieder herunter zu klappen. Als Resultat schränkte das nun die Sicht nach hinten weiter ein, da sie in dieser Position über die Hälfte der Heckscheibe verdeckt.
Motor & Fahreigenschaften – vitaler Dreizylinder
Der Ford EcoSport ist ein Mini-SUV – soweit so gut. Dass dem hochbeinigen Vehikel ein Dreizylinder Beine machen soll, scheint auf den ersten Blick für hochgezogene Augenbrauen zu sorgen. Doch dieser vollkommen unbegründete Argwohn löst sich bereits nach den ersten Metern in heiße Luft auf.
Der kleine Turbobenziner reagiert agil und ohne Zeitverzug auf Gasbefehle und hängt erstaunlich gut am Gas. Dabei mimt er durchaus auch den Drehfreudigen und zeigt insgesamt leichtes Spiel mit dem EcoSport. Seine 140 PS spielt er dabei anerkennenswert aus und lässt zu keinem Zeitpunkt den Eindruck erwachen, man hätte dieses SUV untermotorisiert. Die 180 Newtonmeter maximales Drehmoment liegen bei 1.500 Touren sehr früh an und bleiben über ein breites Drehzahlband – nämlich bis zu 5.000 Umdrehungen pro Minute – durchgehend bestehen.
Unser Testfahrzeug besaß Frontantrieb, wie alle Modelle, außer beim starken Diesel, den man optional mit einem Allradantrieb kombinieren kann. Darauf gehen wir später genauer ein.
Was man aber bereits auch von den anderen SUVs aus dem Hause Ford bemerkt hat, ist das leicht behäbig wirkende Fahrgefühl, welches absolut nichts mit der Motorleistung zu tun hat. Man erhält immer den Eindruck, ein großes, ja größeres Auto zu bewegen. Sicherlich hat der optisch weit nach vorn gestreckte Platz zwischen Fahrer und Windschutzscheibe auch einen mitspielenden Faktor, dennoch bleibt dieses Fahrgefühl wie ein Fanal allgegenwärtig bestehen.
Dank der geringen Außenabmessungen prädestiniert sich der Ford EcoSport geradezu für den Einsatz in dichtstrukturierten Ballungsgebieten von Städten. Neben der besseren Übersicht dank erhöhter Sitzposition profitiert er durch ebendiese Maße bei der Suche um den heiß begehrten Parkraum.
Das manuelle Sechsganggetriebe erfreute im Test mit knackig einrastenden Gängen und moderaten Schaltwegen. Dazu passte die Übersetzung sehr gut zum quicklebendigen Dreizylinder mit seinem typisch rauen, aber sympathischen Klang. Im Innenraum vernimmt man allerdings wenig vom Werkeln der drei Brennkammern, denn bei der Dämmung wurde offensichtlich nicht gespart. Auch bei höheren Tempi hielt sich die Geräuschkulisse angenehm zurück.
Die mitunter träge reagierende Start-Stopp-Automatik konnte im Test nicht immer überzeugen, da sie im gegebenen Fall einfach zu spät reagierte.
Die Rundumsicht wird durch die massiv gestalteten A- und C-Säulen deutlich eingeschränkt. Die kleinen Fensterchen innerhalb dieser Säulen bewirken zudem keine Besserung dieses Umstands. Umso wichtiger erwiesen sich Parksensoren und Rückfahrkamera in ihrem Zusammenspiel, doch auch dazu später.
Der Verbrauch des Ford EcoSport belief sich während unseres Tests im Drittelmix bei ungefähr 7,5 Litern auf 100 Kilometer. Das ist für einen gerade einmal 1.0-Liter großen Dreizylinder recht viel, aber die zur Verfügung stehende Leistung dieses Turbobenziners relativiert dies wiederum ein wenig. Bei deutlicher Zurückhaltung mit dem Gasfuß sind aber auch Werte von gut sechs Litern möglich.
Assistenz, Komfort, Sicherheit
Erwartungsgemäß ließ sich Ford auch nicht beim kleinsten SUV des Hauses in Bezug auf Assistenzsysteme und Ausstattungsoptionen die Butter vom Brot stehlen.
Fangen wir beim Licht an. Die Xenonscheinwerfer konnten im Test mit einem exakten, gleichmäßigen Leuchtfeld überzeugen. Obwohl es sich um statische Scheinwerfer handelt, ohne Xenon-Fernlicht, Kurvenlicht oder andere adaptive Lichtregelungen, übertraf die Lichtausbeute unsere Erwartungen deutlich.
Die Lichtautomatik reagierte etwas spät, was jedoch bei kurzen Unterführungen und dergleichen schnell durchfahrenden Örtlichkeiten durchaus von Vorteil sein kann. Denn die Xenonbrenner müssen dadurch nicht für wenige Sekunden in Betrieb gehen und dadurch ihre Lebenszeit durch ungewünscht kurze Brennzeiten verkürzen.
Sehr schön ist hier auch, dass die Instrumentenbeleuchtungen – insbesondere des Touchscreens – einen autark arbeitenden Lichtsensor verwenden. Das heißt, bei manuell eingeschaltetem Hauptlicht am Tage, bleiben die Instrumente davon unberührt und somit ungedimmt.
Der große Bildschirm wartet mit übersichtlicher Darstellung und großen Bedienflächen auf und zeigt auch Schriftfelder – wie beispielsweise den Namen des jeweilig aktivierten Radiosenders – überdimensioniert groß an. Lesefehler sind somit ausgeschlossen.
Dementsprechend zeigte sich auch die Kartendarstellung des Navigationssystems in vorbildlich lesbarer Qualität und guter Übersichtlichkeit. Von POIs bis zu wichtigen Wegpunkten wie Tankstellen oder Abfahrten auf der Strecke ist alles möglich. Sehr schön: Die Routenführung via Pfeildarstellung ist auch über das zentrale Multiinfodisplay des Cockpitinstruments möglich.
Großes Lob verdient die Sprachsteuerung und erhielt dieses auch lückenlos von all unseren Redakteuren. Diese punktete mit einer überaus treffsicheren Verständlichkeit und sinnvollen Eingabetipps via Bildschirm.
Eine Überraschung – doch nicht im gewünschter Ausrichtung – war aus Sicht der Redaktion die Soundanlage von Bang & Olufsen. Zugegeben, die Erwartungshaltung war bei dieser Marke, die für höchste Ansprüche und höchste Qualität steht, entsprechend hoch, doch der Hörtest war umso mehr ernüchternd.
Es fehlte an Dynamik, an Struktur und an Klangtreue. Sehr dünne Höhen, verwaschene Mitten und ein fast komplett fehlender Tieftonbereich warfen durchweg fragende Blicke bei den Testern auf. Die Ergebnisse fielen bei allen möglichen und getesteten Musikquellen in dieser Art aus und auch die Aktivierung des Surroundklangs konnte keine Abhilfe schaffen. Schade.
Beobachtet: Nutzt man einen USB-Stick als Musikquelle und entriegelt das Fahrzeug und startet den Motor unverzüglich, erkennt das System diese Quelle erst nach mehreren Minuten und schaltet einfach auf Radiobetrieb um. Das ist ärgerlich und dieser Fehler konnte beliebig oft reproduziert werden.
Beim Rangieren und Parken helfen die Parksensoren und eine Rückfahrkamera zuverlässig. Trotz nicht allzu scharfer Darstellung wird sie ihrer Aufgabe absolut gerecht und erfreut auch bei Dunkelheit mit einem akzeptablen Bild.
Bei der zuverlässig arbeitenden Klimaautomatik hat man zusätzlich die Möglichkeit, die Lüfterarbeit in drei Stufen den eigenen Wünschen anzupassen. Somit sollte jeder seine bevorzugte Menge an Luftzufuhr finden. Sehr gefallen hat hier die Luftdüsenverteilung, die eine nahezu zugfreie Klimatisierung realisieren konnte.
Auch vor kalten Jahreszeiten muss man sich mit dem Ford EcoSport nicht fürchten, denn sowohl die Sitzheizung als auch die sehr gleichmäßig fungierende Lenkradheizung sorgen schnell und intensiv für entsprechende Aufwärmung.
Varianten und Preise des Ford EcoSport
Vier Ausstattungslevel plus aktuell einem Sondermodell stehen zur Verfügung. Dazu kann man sich – je nach entsprechend gewähltem Level – zwischen drei Benzin– und zwei Dieselantrieben entscheiden.
- Das Basismodell Trend steht ab 18.590 Euro bereit und besitzt serienmäßig beispielsweise Klimaanlage, LED-Tagfahrlicht, elektrische Fensterheber und einige andere Dinge mehr.
- Cool & Connect benennt Ford den nächsthöheren Level und stattet diese Version zusätzlich mit Tempomaten, hinteren Parksensoren und verschiebbarer Armuflage vorne aus – um nur einige Dinge zu nennen. Der Preis beginnt ab 19.990 Euro.
- Titanium beinhaltet zusätzlich eine Klimaautomatik, 16-Zoll-Leichtmetallräder und vieles mehr für mindestens 20.990 Euro.
- Als Topausstattunglevel gilt die ST-Line und erfreut seine Besitzer mit einer umfangreichen Serienausstattung und einer Optik mit besonders sportlicher Note. Die Preise beginnen bei 22.590 Euro.
Das aktuelle Sondermodell benennt der Hersteller ST-Line Iridium Schwarz und verleiht dem Mini-SUV eine zweifarbige Sonderlackierung in den Farbtönen Iridium Schwarz und Calypso-Orange. Ab 23.155 Euro steht dieses Modell beim Händler.
Als Motoren stehen folgende Aggregate bereit:
- Benziner: Ein 1.0-Liter Dreizylinder Turbomotor in drei Leistungsstufen von 100, 125 und 140 PS; alle mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe kombiniert. Nur die 125-PS-Variante kann wahlweise auch mit einer 6-Gang-Automatik kombiniert werden.
- Diesel: Ein 1.5-Liter EcoBlue Turbodiesel in zwei Leistungsstufen mit 100 und 125 PS – beide werden ausschließlich mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe kombiniert. Zudem ist der stärkere Diesel als einziger Motor mit dem Allradantrieb kombinierbar. Alle anderen Modelle werden mit dem Frontantrieb ausgestattet.
Das Topmodell kommt voll ausgestattet auf ungefähr 31.500 Euro.
Fazit – Mission erfolgreich
Teil eins der Mission darf jedenfalls schon einmal als erfüllt betrachtet werden: Der Ford EcoSport erwies sich im Test als robust-sportliche Alternative zu den etablierten Platzhirschen im Klein-SUV-Segment und zeigte sich dank Facelift technisch und optisch modern und zeitgemäß. Damit ist der Weg für Teil zwei frei: Generieren von Interessenten und damit potenziellen Käufern.
Sein raues und sympathisches Wesen prädestiniert ihn für diverse Einsatzzwecke und der Komfort bleibt zudem nicht auf der Strecke. Unkonventionell hebt sich der kleine Abenteurer dabei von seiner Konkurrenz ab und generiert mit seinem quirligen Motor ein nicht unbeträchtliches Maß an Fahrspaß. Sein Haupteinsatzgebiet könnte man gut und gerne dem urbanen Bereich zuordnen, doch das als alleinige Schublade stehen zu lassen, wäre weit untertrieben.
Die üppige Ausstattung und der optional erhältliche Allradantrieb prädestinieren ihn auch für Einsatzzwecke abseits gefüllter Verkehrsadern und machen ihn auch für eine junge, unternehmungslustige Klientel überaus interessant. Ebenso meistert man längere Reisen problemlos mit dem Mini-SUV und damit beweist der Ford EcoSport sein Allroundtalent mit Nachdruck.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Ford EcoSport ST-Line 1.0-EcoBoost 103 kW
Farbe: Canyon-Braun-Metallic
Länge x Breite x Höhe (m): 4,10 x 1,77 (2,06 mit Außenspiegeln) x 1,65
Radstand in mm: 2.519
Motor: Reihendreizylinder Turbobenzinmotor
Leistung: 103 kW (140 PS) bei 6.300 rpm
Hubraum: 998 ccm
Max. Drehmoment: 180 Nm bei 1.500 – 5.000 rpm
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe manuell
Antrieb: Front
Verbrauch kombiniert (NEFZ-Norm): 5,2 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,5 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 119 g/km
Abgasnorm: Euro 6d Temp
Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,8 Sekunden
Leergewicht: 1.205 kg
Laderaumvolumen: 325 Liter (1.238 Liter bei umgeklappten Rücksitzlehnen)
Kraftstofftank: 52 Liter
Neupreis des Testwagens: ca. 28.275 Euro (Einstiegspreis der Basisversion ab 18.590 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
4 thoughts on “Ford EcoSport Test – agil, smart, vielseitig”