Infiniti Q30 Test – Mehr Ausstattung für den Kompakten

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Nicht einmal drei Jahre sind vergangen seit der Einführung des Infiniti Q30, da erfährt das Modell der Kompaktklasse ein erstes, wenn auch dezentes Update.

Doch es ist auch gleichzeitig das letzte. Die Produktion des Q30 wird eingestellt.

Echte Neuerungen gibt es nicht, doch ausstattungstechnisch hat sich einiges getan und neben neuen Ausstattungsvarianten gibt es nun diverse Dinge bereits in der Basisversion serienmäßig, für die man vorab noch ein Optionskreuz tätigen musste.

Der Infiniti Q30 ist in Deutschland das erfolgreichste Modell der Premium-Marke von Nissan. Doch die Verkaufszahlen in Europa entsprechen nicht den Erwartungen von Infiniti, wodurch sich die Premium-Marke kürzlich entschieden hat, sowohl den Q30 als auch das SUV-Pendant QX30 vom westeuropäischen Markt gänzlich zurückzuziehen. Dieser bedauernswerte Schritt wird ab 2020 erfolgen. Bis dahin bereichern diese attraktiven Fahrzeuge noch das Segment.

Wir fuhren den Infiniti Q30 als 1.6 DCT mit 156 PS und einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.

 

Exterieur – Don’t touch a running system

Die Optik des Infiniti Q30 wurde im Rahmen der Modellpflege nicht angerührt, was aus unserer Sicht auch nicht notwendig gewesen wäre. Denn der Kompakte sieht mit seiner kurvigen Linienführung nach wie vor zeitlos elegant aus und sammelt allein durch seine hübsche Erscheinung viele Sympathiepunkte vorab.

 

Infiniti Q30 2019 Front
Alles wie gehabt – Der Q30 bleibt bis zum Schluss seinem zeitlos eleganten Design treu.

 

Auch die Verwandschaft zur A-Klasse von Mercedes-Benz ist spätestens auf den zweiten Blick sichtbar. Das schadet aber weder dem Gesamteindruck, noch läuft man Gefahr einer Verwechslung – dafür sind die Unterschiede dann doch eklatant genug.

In jedem Falle kann man mit Sicherheit sagen, dass dem Q30 als Kompaktwagen ein echter Exotenstatus innewohnt, mit dem man sich hervorragend gegen den Mainstream abgrenzen kann.

 

Interieur – Schick und hochwertig

Und dies gilt auch für den zweiten und dritten Blick auf die inneren Werte des Japaners. Der Infiniti Q30 ist tadellos verarbeitet und die Materialauswahl erfolgte offensichtlich mit hohen Ansprüchen. Dadurch weht immer eine Brise Luxus mit durch das Interieur des Kompaktwagens und macht Infiniti zu dem, was es sein will und soll – eine Premiummarke.

 

Infiniti Q30 2019 Armaturen
Tolle Materialauswahl und tadellose Verarbeitung – Dafür steht jeder Infiniti, auch der Q30.

 

Das Raumgefühl ist durchschnittlich anzusehen, für nicht allzu große Personen jedoch in jeder Hinsicht in Ordnung. Die Sitze erweisen sich vor allem vorne als sehr bequem und lassen sich schnell in die gewünschte Position bringen. Die Rundumsicht leidet etwas unter den breiten C-Säulen und der Kofferraum erfüllt mit seinen 430 Litern das Gro der alltäglichen Bedürfnisse an ein Ladeabteil der Kompaktklasse.

 

Infiniti Q30 2019 Sitzverstellung
Benz-DNA – Die Sitzeinstellung in den Türen verrät die Verwandschaft zu Mercedes.

 

 

Motor & Fahreigenschaften – Fleißiges Bienchen

Der 1.6t DCT besitzt einen aufgeladenen Reihenvierzylinder Benzinmotor mit 156 PS und 250 Newtonmetern maximales Drehmoment, welche bereits bei niedrigen 1.250 Umdrehungen pro Minute anliegen. Dadurch wirkt der Antrieb in den meisten Lebenslagen kraftvoller, als es die Werte auf geduldigem Papier erklären.

 

Infiniti Q30 2019 Motorraum
Mit der Drehmomentkurve eines Diesels packt der Benziner kraftvoll zu.

 

Dazu schaltet das Doppelkupplungsgetriebe die sieben Fahrstufen vollkommen ohne Ruckeln und Stottern in äußerst komfortabler Manier. Insbesondere im Fahrmodi Eco schaltet dieses DSG sehr zeitig in den nächsthöheren Gang und sorgt dadurch für eine omnipräsente Laufruhe, dass man fast vergessen möchte, einen Vierzylinder zu fahren. Nur im Sportmodus strafft ein geschärftes Kennfeld den Charakter des Kompakten und mit zackiger Gasannahme dreht er die Gänge weiter, aber nicht vollends aus. Dies gelingt nur im dritten, manuellen Modus per Schaltpaddles am Lenkrad.

 

Infiniti Q30 2019 Wahlhebel DCI
Wirkt spacig – Der Wahlhebel des Doppelkupplungsgetriebes im Infiniti Q30.

 

Das Fahrwerk ist eindeutig komfortabel ausgelegt, federt über die meisten Unzulänglichkeiten zuverlässig hinweg und forciert das stilvolle Reisen ungemein. Das heißt, man neigt kaum dazu, diesen Infiniti Q30 zu Höchstleistungen zu fordern. Man genießt vielmehr seine angenehme, extrem ruhige Laufkultur, erfreut sich einer extrem leichtgängigen Lenkung und frönt dem Cruisen auch gern über längere Strecken. Dabei wirkt der Q30 bei Fahrer und Insassen auch immer eine Fahrzeugklasse höher und ähnelt eher einer gut austarierten Mittelklasselimousine als einem Kompaktwagen.

Wagt man sich in den Grenzbereich, bleibt der Q30 bis zu diesem gelassen neutral und schiebt erst am Ende über die Vorderräder, was das ESP jedoch bereits im Aufkeimen mittels Leistungsregulierung unterbindet. Wenn man es eilig hat, benötigt der Kompaktwagen aus dem Stand nur 8,9 Sekunden bis Tempo 100 und erreicht seine Höchstgeschwindigkeit bei 215 km/h. Unser Testwagen zeigte optimistische 230 km/h an, was die GPS-Prüfung allerdings Lügen strafte und „echte“ 218 km/h daraus machte.

 

Infiniti Q30 2019 Fahrmodi
Drei Fahrmodi, die eigentlich zwei sind. „Manual“ erlaubt die dauerhafte Gangwahl per Paddles.

 

Der Verbrauch ist bei derartigen Hochleistungsfahrten allerdings auch deutlich über dem, was man bei einem 1.6-Liter Ottomotor erwarten würde. Unter ständiger Volllast kratzten wir an der 12-Liter-Marke. Im Gesamtdurchschnitt fiel der Verbrauch dann auf immer noch stattliche zehn Liter. Wer nur den Ecomodus nutzt und gemächlich übers Land schleicht, erreicht mit entsprechender Zurückhaltung auch Werte mit einer sieben vor dem Komma.

 

Infiniti Q30 2019 Tankdeckel
Mindestens Superbenzin verlangt der 1.6t und verträgt auch E10.

 

Die Herstellerangabe von 6,6 Litern unterboten wir auf unserer Spar-Verbrauchsrunde mit etwas Mühe, blieben meist ein Zehntel darüber und erreichten erst 6,4 Liter, nachdem wir Beifahrer und Testgepäck aus dem Auto verbannten und der Tank nur noch zu einem Viertel gefüllt war.

 

Ausstattung, Preise und Sicherheit des Infiniti Q30

Das größte Änderungspotenzial im Rahmen des Facelifts sah Infiniti eindeutig in der Anpassung der Ausstattungslinien. Beim Basismodell „Pure“ des Infiniti Q30 gehören nun bereits ein Frontkollisions-Warnsystem, eine Lichtautomatik, das Multifunktionslenkrad und LED-Tagfahrlicht zur Serienausstattung. Der Einstiegspreis stieg dabei um 700 Euro auf nun 24.900 Euro.

Weitere zwei Level: Luxe und Sport, ergänzen das Ausstattungsangebot. Diese beiden Level können mit einem sogenannten „Tech“-Paket noch deutlich üppiger ausgestattet werden. Dieses Tech-Paket beinhaltet neben DAB+ und einem Tempomaten auch ein Navigationssystem sowie einen Totwinkel-Assistenten, LED-Scheinwerfer, Parkassistenten, Volllederausstattung und ein Bose-Soundsystem – um nur einige Features zu nennen.

 

Infiniti Q30 2019 Steuerung Infotainment
Dem i-Drive nachempfunden: Die Steuereinheit in der Mittelkonsole fürs Infotainment.

 

Als Luxe verlangt Infiniti für den Q30 ab 27.200 Euro, mit Tech-Paket sind es 38.900 Euro. Der Q30 Sport startet ab 32.650 Euro und als Sport Tech werden 41.150 Euro fällig. Die Motorenpalette bleibt unverändert wie beim Vorfacelift.

Das Bedienkonzept des Infiniti Q30 wirkt mittlerweile ein kleines bisschen in die Jahre gekommen und benötigt auch ein bisschen Lernaufwand, bis man die teilweise etwas umständliche Menüführung verinnerlicht hat. Dies stellten wir auch im Test des Vorfacelift-Modells fest, welches technisch unverändert auch im aktuellen Testwagen diese Ergebnisse lieferte.

 

Infiniti Q30 2019 Scheibenwischerbedienung
Ungewohnt – Die Scheibenwischerbedienung am Blinkerhebel ist gewöhnungsbedürftig.

 

Ebenfalls aufgefallen sind wieder zwei Details, eines davon negativ, das andere positiv. Erstgenannter Aspekt ist wieder die Anordnung der Scheibenwischerfunktion am Blinkerhebel. Vor allem Neulinge suchen hier anfangs die Bedienung der Scheibenwischer einige Zeit – bei Dunkelheit ist dieses Unterfangen meist gar vergeblich.

 

Infiniti Q30 2019 Nebelleuchten
Auch mit LED-Technik: Die Nebelleuchten am Infiniti Q30.

 

Der zweite Aspekt ist dafür umso erfreulicher, denn die LED-Scheinwerfer konnten auch in diesem Praxistest vollends überzeugen. Die Ausleuchtung, Helligkeit und Homogenität lassen keinen Raum für Kritik und überzeugten unter allen – auch äußerst widrigen – Bedingungen. Nur der Fernlichtassistent könnte mitunter eine Spur schneller reagieren. Manchmal war er einfach zu spät und der dadurch geblendete Gegenverkehr quittierte dies wiederum mit Lichthupen.

 

Fazit – Komfortabler Individualist

Eins vorweg: Wir finden es sehr schade, dass der Infiniti Q30 vom europäischen Markt verschwindet. Auch wenn man es nachvollziehen kann, denn bei gut 500 verkauften Q30 im letzten Jahr in Deutschland ist es klar, dass dies die Erwartungen nicht erfüllen kann. Doch es liegt mit Sicherheit nicht an den Autos, auch nicht im Falle des Infiniti Q30.

Denn hierbei handelt es sich um ein ausgereiftes, überaus komfortables Auto der Kompaktklasse. Vielmehr sind es mutmaßlich eher konversative Werte wie Markentreue oder Traditionsverhalten, die insbesondere hierzulande immer noch die Scheu oder gar Abneigung vor anderen Automobilen nähren. Wie auch dieser Test zeigte: Völlig unbegründet.

 

Infiniti Q30 2019 Seite
Komfort und ein Hauch Oberklasseflair gepaart mit der Portion Extravaganz: Infiniti Q30.

 

Der Benziner mit seinen 156 PS erweist sich als souveräne Motorisierung, die in der Praxis stärker wirkt, als es die Werte vorgeben. Der Verbrauch ist etwas hoch, wer sparsamer unterwegs sein möchte, kann dies mit dem ebenfalls von uns getesteten Diesel mit Leichtigkeit bewerkstelligen. Die beiden Topmotorisierungen sind übrigens sogar mit Allradantrieb zu bekommen, der bei vielen der Wettbewerber in diesem Segment nicht angeboten wird.

Die Mercedes-Gene sind deutlich spürbar, doch die Eigenständigkeit des Q30 ist absolut souverän und zeichnet ihn als Individualisten und zeitgleich als Exoten aus. Mitte dieses Jahres wird die Produktion eingestellt und ab 2020 ist der Q30 nicht mehr als Neuwagen käuflich zu erwerben. Wer den Kauf in Erwägung zieht, muss sich um die Wartung und um Ersatzteile nicht sorgen. Dies wird weiterhin von Nissan übernommen.

 

Infiniti Q30 2019 Heck
Wird bald noch rarer zu sehen sein. Der Q30 ist nicht mehr bestellbar.

 

Wir können den Q30 all denen empfehlen, die einen Kompaktwagen suchen, der sich durch Zuverlässigkeit, Eigenständigkeit sowie einen ausgeprägten Komfortfaktor absetzen kann und dank einer klar strukturierten Ausstattungspalette so gut wie jedem Anspruch gerecht werden dürfte.

 

Text / Fotos: NewCarz

Kamera: Canon EOS 6D

 

 

 

 

Technische Daten: Infiniti Q30 1.6t DCT

Farbe: Magnetic Red

Länge x Breite x Höhe (m): 4,43 x 1,81 x 1,48

Radstand in mm: 2.700

Antrieb: Vierzylinder Ottomotor mit Abgasturbolader

Leistung: 115 kW (156 PS) bei 5.300 rpm

Hubraum: 1.595 ccm

Max. Drehmoment: 250 Nm von 1.250 bis 4.000 rpm

Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe

Antrieb: Front

Verbrauch kombiniert (WLTP-Norm): 6,6 L/100 km

Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 10,0 L/100 km

CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 151 g/km

Abgasnorm: Euro 6d-Temp

Höchstgeschwindigkeit: 215 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,9 sec

Leergewicht: 1.542 kg

Kofferraumvolumen in Liter: 430 (1.598 bei umgeklappten Rückenlehnen)

Anhängelast maximal: 1.400 kg

Kraftstofftank: 50 Liter

Kraftstoffart: Benzin ab 95 Oktan

Neupreis des Testwagens: 40.990 Euro (Basispreis ab 24.900 Euro)

 

 

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