Im letzten Jahr vorgestellt und auf den Markt gebracht, bereichert der Kia XCeed als frisches Crossover-SUV die Straßen und stellt sich hier als am stärksten motorisiertes Exemplar unseren Testszenarien.
Gegenüber dem Kia Ceed, mit dem sich unser heutiger Testkandidat eine Fahrzeugbasis teilt, erhielt der XCeed als Karosseriekleid eine gefällige Mischung aus SUV, Coupe und Kompaktwagen. Wir fuhren den Koreaner mit dem 1.6 T-GDi, der mit 204 PS stärksten erhältlichen Motorisierung für dieses Modell. Fahrbericht.
Exterieur – Ein Asiat mitten in Europa
Der Kia XCeed lässt sich schon auf den ersten Blick als Kia erkennen, zeigt die typische Tigernase und die ebenso typischen vier LED-Punkte pro Scheinwerfer als Tagfahrlicht. Hübsche Details überall machen die Ansicht des Crossover-SUV aus jedem Blickwinkel interessant und zeigen auch bei diesem Modell, dass es für Europa designt wurde. Das Orange Fusion Metallic des Testwagens verleiht dem Crossover Coupé zudem eine bemerkenswert temperamentvolle Note.
Die leicht erhöhte Karosserie vermittelt gemeinsam mit einer leichten Offroad-Optik zeitgemäße Frische. Seitlich betrachtet, offeriert der Crossover eine interessante Silhouette – die man irgendwo zwischen Kompaktem und SUV ansiedelt. Eine Nuance Coupé dazu und schon lässt sich der XCeed nicht mehr sofort in Kategorien einordnen.
Am Heck des Koreaners gibt es neu gestaltete Rückleuchten mit eigener Signatur und kein Schnickschnack stört achtern den sauber geführten Abschluss, an dem ein Mix aus Unterfahrschutz, Diffusor und Endrohrblenden das Highlight darstellt. Der Modellname prangt derweil in Majuskeln dick am Heckdeckel und besagte Endrohrblenden geben ihren Job nur vor, so sind sie ihrem Namen treu – sie blenden und stellen sich als Attrappen heraus.
Interieur – Immer mit der Ruhe
Im Innenraum des XCeed empfängt die Zusteigenden ein aufgeräumter Innenraum, der wenig Fragen aufwirft und dadurch eine gewisse Ruhe ausstrahlt. Eine gut sortierte Struktur lässt den Fahrer sich sofort zurechtfinden.
Das Lenkrad schmiegt sich mit weichem Leder angenehm an die Fahrerhände, könnte aber gern etwas dicker gepolstert sein. Die Sitze wurden dagegen bequem gepolstert und versprechen dadurch Langstreckentauglichkeit. Der Seitenhalt könnte hier vielleicht eine Idee ausgeprägter sein, auch wenn die Sitzkonturierung insgesamt als gelungen gesehen werden darf.
Auf der zweiten Sitzreihe gibt es ebenfalls viel Platz. Größentechnisch spielt der XCeed subjektiv in der Liga vom Ceed SW. Der Kofferraum ist wenig überraschend gut dimensioniert, dabei größer als beim klassischen Ceed und bietet eine Menge Variabilität.
Das digitale Cockpit sowie der zentrale Bildschirm lassen sich bestens ablesen, gleichgültig, welche Lichtverhältnisse und Sonneneinstrahlungen herrschen.
Motor und Fahreigenschaften – Serienmäßig mit Elan
Den Vierzylinder Turbobenziner kennen wir bereits aus dem ProCeed GT und wie auch in diesem Sportkombi hängt der 1.6 Liter mit seinen 204 PS gut am Gas, ist aber im XCeed weniger sportlich ausgerichtet als im ProCeed.
Bedauerlicherweise generiert das durchweg sanft schaltende Doppelkupplungsgetriebe eine deutliche Anfahrschwäche, was in Summe das Temperament des Motors zusätzlich etwas dämpft. Dennoch geht es – sobald diese Gedenksekunde überwunden ist – ordentlich voran und der Crossover spurtet ambitioniert von dannen.
Wie auch die anderen Ceed-Varianten wird der XCeed ausschließlich als Fronttriebler angeboten. Allein aus diesem Grund sind ausgweitete Offroad-Touren nicht sein Metier. Dafür schleppt er weniger Gewicht mit sich herum und für den typischen, meist urbanen Einsatzbereich genügt der Frontantrieb sowieso vollkommen.
In 7,5 Sekunden hat der XCeed die 100-km/h-Marke geknackt und spurtet weiter bis maximal 220 km/h. Dabei bleibt der Vortrieb bis rund 180 Stundenkilometer spürbar und zügig, erst darüber wird es etwas gedehnter.
Für Hybridversionen und alle Modelle mit dem Doppelkupplungsgetriebe DCT7 – also auch für diesen Testwagen – gibt es ein Drive Mode Select, welches durch verschiedene Fahrmodi den gewünschten Fahrstil unterstreichen kann.
Die grundsätzliche Abstimmung vom Fahrwerk wurde angenehm straff ausgelegt, besitzt dabei genügend Restkomfort, um die Passagiere plus Fahrer auf schlechten Fahrbahnbelägen nicht zu stressen. Auf langen Strecken fällt der XCeed durch seine unkomplizierte Gelassenheit auf, er tut einfach das, was er soll und spult dabei völlig unbeeindruckt Kilometer für Kilometer ab – und das auch problemlos stundenlang.
Die Lenkung ist dem Auto angemessen – direkt, zwar nicht ultrapräzise, aber stets mit genug Rückmeldung, um das SUV sicher ums Eck zu manövrieren. Das Einlenkverhalten ist dem des Ceed ähnlich. Das heißt, der XCeed mag durchaus Kurven, muss nicht hindurchgequält werden, sondern absolviert diese mit einer angenehmen Leichtfüßigkeit.
Thema Verbrauch: Im Drittelmix konsumierte der Kia XCeed 7,8 Liter auf 100 Kilometer. Bei sportlicher Fahrweise schnellen die Werte auch in den zweistelligen Bereich. Auf unserer Sparrunde benötigte der starke Vierzylinder 6,3 Liter auf 100 Kilometer als erreichten Minimalwert.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit des Kia XCeed
Als Spirit erhielt unser Testwagen die dritthöchste Ausstattungsstufe und bot diverse Ausstattungsoptionen.
Die neue Topversion des Infotainments offeriert einen 10.25 Zoll großen Touchscreen mit intuitiver Menüstruktur, die sich weitestgehend selbsterklärend darstellte. Apple CarPlay und Android Auto sind hier einfach und schnell praktizierbar, im Test funktionierte beides reibungslos.
Hinzu kommt eine trotz großer Informationsdichte sehr übersichtlich gestaltete Zielführung des Navigationssystems, welches dank UVO-Online-Dienste auch genaue Echtzeit-Informationen des Verkehrsgeschehens berücksichtigte.
Der DAB+ Empfang erwies sich als sehr gut und das JBL Soundsystem entpuppte sich klangtechnisch viel ausgewogener als so manches Pendant der direkten Wettbewerber wie beispielsweise von Bose oder Beats Audio. Aus Sicht der Redaktion ist dieses eine echte Empfehlung für Musikfans.
All dies, also der große Touchscreen, das JBL und das Navigationssystem mit den hilfreichen UVO-Funktionen sind Bestandteil des Navigationspakets für rund 1.355 Euro extra.
Der serienmäßige Frontkollisionswarner des Kia XCeed erkennt auch Fahrräder und der adaptive Tempomat ACC machte dank der Stopp-and-Go-Funktion auch im Stau eine gute Figur.
Die Lenkradheizung arbeitet wie die Sitzheizung schnell und gleichmäßig, ohne dabei etwaige Stellen auszulassen.
Von der Sportabgasanlage bekommt man akustisch nicht viel mit. Dies ist womöglich eine besondere Form von koreanischer Zurückhaltung. Beim Verriegeln über das schlüssellose System legt der XCeed brav die Außenspiegel an.
Dieses Feature ist gemeinsam mit Sitzheizungen für die beiden äußeren Rücksitze, dem Spurwechselassistenten und dem Totwinkelwarner, welcher auch als Querverkehrswarner beim Rückwärtsfahren fungiert, plus der sensorgesteuerten Heckklappe – diese reagiert auf Annäherung des Autoschlüssels – und der bestens funktionierenden induktiven Ladestation Bestandteil des Xclusive Pakets für rund 1.550 Euro.
Die Voll-LED-Scheinwerfer gehören zur Serienausstattung in der Ausstatungslinie Spirit und offerieren eine gute Ausleuchtung, welche allerdings etwas homogener und heller ausfallen könnte. Die Leuchtweite geht indes in Ordnung und in Summe positioniert sich das Scheinwerferlicht im guten Mittelfeld der Fahrzeugklasse.
Die Rückfahrkamera hilft enorm beim Rangieren, denn durch das massive Heck mit seinen doch recht ausgeprägten C-Säulen leidet die Sicht nach hinten ein wenig.
Varianten und Preise des Kia XCeed
Wer das hübsche Crossover Coupé sein Eigen nennen möchte, muss mindestens 20.850 Euro ausgeben, so viel verlangt Kia für die Einstiegsversion Edition 7.
Weitere Ausstattungen sind in aufsteigender Reihenfolge Vision, JBL Sound Edition, die hier getestete Spirit, Xdition und die Platinum Edition. Die letztgenannte, höchste Ausstattungsvariante in Kombination mit dem teuersten Antrieb – dem 136-PS-Diesel plus DCT – und voll ausgeschöpfter Ausstattungsliste, bleibt im Preis ohne Zubehör bei immer noch recht überschaubaren rund 38.300 Euro.
Als Antriebe stehen alle Motoren der Ceed-Palette zur Auswahl, mit Ausnahme der 99-PS-Version des 1.0-Liter Dreizylinders. Die Leistungsrange aus drei Benzinern, einem Plug-in-Hybrid und zwei Dieseln verläuft somit von 120 PS bis zu 204 PS.
Fazit – Zum X-ten Mal ein Ceed
Mit dem Kia XCeed ist das Ceed-Quartett komplett und nunmehr gibt es wohl für jeden Geschmack das passende Kompaktmodell. Während sich Ceed und Ceed SW eher an eine pragmatische Klientel richten, zeigt der ProCeed, wie schick ein Shooting Brake in der Kompaktklasse ausfallen kann.
Der XCeed hingegen ist an keine feste Zielgruppe gebunden. Er spielt den extrovertierten Protagonisten, welcher einen hohen Nutzfaktor mit Lifestyle-Attitüden kombiniert und das alles im topmodernen, aktuell voll im Trend liegenden Crossover-Dress darbietet.
Ob es die Topmotorisierung sein muss, dazu möchten wir uns abschließend nicht festlegen, so ist dies stark abhängig von den Befindlichkeiten des potenziellen XCeed-Fahrers. Wer es gerne knackig agil mag, kommt mit dem 204-PS-Aggregat in jedem Fall auf seine Kosten.
Durch die breite Palette an Antriebsversionen dürften auch die beiden Diesel sowie der PHEV eine breit aufgestellte Zielgruppe ansprechen. Da unser Testwagen aber auch nicht mit ausufernden Trinkgewohnheiten auffällt und der Gesamtpreis die 35.000 Euro nicht mal ankratzt, bleibt als einziges Manko nur die Anfahrschwäche, die im Alltag einen kleinen Schatten auf das ansonsten strahlende Modell wirft.
Ob das sonst serienmäßige 6-Gang-Schaltgetriebe die bessere Wahl wäre, können wir aufgrund des noch fehlenden Vergleichs nicht beurteilen. Was aber in jedem Fall auch für den Kia XCeed gilt, ist die 7-Jahre-Kia-Garantie, was nach wie vor als konkurrenzlos auf dem Markt gelten darf.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Kia XCeed 1.6 T-GDi 7DCT Spirit
- Farbe: Orange Fusion Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,40 x 1,83 (2,04 mit Außenspiegel) x 1,50
- Radstand (mm): 2.650
- Antrieb: Vierzylinder Reihenmotor mit Abgasturbolader und OPF
- Leistung: 150 kW (204 PS) bei 5.500 rpm
- max. Drehmoment: 265 Nm bei 1.500 bis 4.500 rpm
- Hubraum: 1.591 ccm
- Getriebe: 7-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 6,5 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,8 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 148 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d
- Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 7,5 Sekunden
- Wendekreis (m): 10,6
- Leergewicht (kg): 1.417
- Zuladung (kg): 463
- Kofferraum (l): 426 bis 1.378
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 600/1.410
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 80
- Kraftstofftank (l): 50
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 33.006,40 Euro (Einstiegspreis ab 20.850 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
ich würde mir den x ceed mit einem 2 l-motor und ca. 250 ps sofort bestellen. die fahrleistungen sind mit 204 ps etwas zu schwach. desweiteren stört mich die anfahrschwäche, die habe ich momentan auch bei meinem mercedes gla. warum gibt es den x ceed nicht als gt oder gt-line mit sportlichen attributen wie alle anderen von kia angebotenen modellen?