Die Kompaktklasse ist ein hart umkämpftes Segment und der Seat Leon verwendet auch denselben modularen Querbaukasten wie der Platzhirsch Golf oder auch der Audi A3.
Nicht von ungefähr wird das C-Segment, oder eben die Kompaktklasse, im Volksmund gern auch als Golfklasse bezeichnet.
Seat bezeichnet den Leon als „Kompaktwagen, neu gedacht“. Wir machten uns zur Aufgabe, dies genauer zu erörtern. Unser Testwagen war ein Seat Leon in der Ausstattungsstufe XCELLENCE mit einem 2.0 TSI Benziner als Antrieb.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Ungeschminkte Dynamik
Ein Seat ist von Haus aus optisch ein Dynamiker
Diese Aussage hörten wir in der jüngeren Vergangenheit extrem oft, wenn es um den Vergleich eines Seats mit anderen Mitbewerbern ging. Und auch im Falle des Seat Leon scheint sich dies zu bewahrheiten. Die kanten- und sickenreiche Formgebung mit der unverkennbaren Front und den ernst dreinblickenden LED-Scheinwerfernn sowie die schwungvoll abfallende Dachkante mit dem kompakten Heckabschluss – alles wirkt wie aus einem Guss und harmonisiert miteinander.

Dadurch wohnt dem Leon eine Zeitlosigkeit inne, die neben Dynamik auch jede Menge Charakter verströmt. Zeitlos muss nicht langweilig sein – hier steht der Beweis. Trapez- und Dreiecksformen finden sich überall wieder. Von der Scheinwerfergestaltung über die Außenspiegelform bis zu den Heckleuchten. Und dennoch: Der Seat Leon bleibt dabei stets geerdet, buhlt nicht mit prahlerisch zur Schau gestellten Details, pflegt vielmehr das Understatement, ohne dabei unscheinbar zu wirken. Eine gekonnte Verknüpfung von Design und Funktion als Fundament für emotionale Akzente.

Darüber hinaus zeigte sich der Testwagen in einer interessanten Farbgebung namens Boheme Lila. Dieser Farbton ist ein Ergebnis aus Lila und Grün, welches bei diffusen Lichtverhältnissen nahezu wie ein sattes Schwarz wirkt. Bei schönem Wetter oder gar Sonnenschein hingegen, wechselt der Farbton zu einem klassischen Aubergine.

Streng genommen ist diese Lackfarbe das Ergebnis aus Magenta, gemischt mit dezentem Dunkelgrün. Dies ergibt einen raren Farbeffekt, den man meist nur durch teure Spezial-Folierungen erreichen kann. Am Seat Leon vermag Boheme Lila die vielen Details wie die LED-Lichtsignaturen vorn und hinten oder die hochgewachsene Gürtellinie gekonnt in Szene zu setzen.
Interieur – Huldige den Fahrer und dessen Passagiere
Am Einstieg begrüßen Einstiegsleisten mit dem XPERIENCE-Schriftzug die Passagiere und Fahrer, bevor ein aufgeräumter Innenraum eine Ruhe ausstrahlt, die so intensiv wirkt, dass man glaubt, diese fast zu fassen bekommen kann. Kein unnötiger Zierrat, keine exorbitanten Kontraste, dafür einheitliche, dunkle Farbtöne, die den Sinnen die Möglichkeit gibt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Vor allem der Fahrer erlebt dies durch einen klar auf ihn ausgerichteten Arbeitsplatz mit seinen diversen Elementen.

Dafür wären unter anderem das neue Virtual Cockpit und das Zentraldisplay für das Infotainmentsystem, wozu wir später noch kommen. Die Materialanmutung ist wertig, wenngleich sie auch nicht ganz an einen – gut ausgestatteten – Golf heranreicht. Billig wirkt das aber keinesfalls und in seiner Verarbeitung konnten wir gar keine Unterschiede zu – oftmals deutlich teureren Konkurrenten – ausmachen. Alles sitzt, passt, wackelt nicht und hat keine Luft.

Die Platzverhältnisse sind vorne sehr gut, hinten etwas eingeschränkt, wobei vor allem die hohe Gürtellinie das Raumgefühl zusätzlich subjektiv einschränkt. Die vorderen Sitze bieten viel Seitenhalt und die straffe, jedoch angenehme Polsterung ermöglichen auch längere Fahrten ohne Ermüdungserscheinungen. Das Lenkrad wirkt gut gepolstert und angenehm in der Hand liegend.
Die Rundumsicht leidet ebenso unter der dynamischen Linienführung, doch dafür gibt es ja diverse Helferlein. Der Kofferraum bietet mit 380 Liter ein für ein Kompaktklassemodell gutes Ladevolumen.
Motor & Fahreigenschaften – Verborgene Leidenschaft
Nein, man sieht es ihm einfach nicht an. Der kernige Vierzylinder schöpft aus zwei Litern Hubraum 190 PS und 320 Newtonmeter, die bereits ab 1.500 Touren zur Verfügung stehen. Dadurch bietet der TSI einen äußerst durchzugsstarken Charakter und sorgt unter allen Bedingungen für ordentlich Vortrieb, der zudem richtig Fahrspaß generiert.

In Kombination mit dem schnell schaltenden 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe fährt sich der Seat Leon leichtfüßig und wirkt dabei sehr handlich, insbesondere im städtischen Bereich erwies sich diese Eigenschaft oft als sehr vorteilhaft. In gut sieben Sekunden ist der Spurt aus dem Stand bis Tempo 100 abgehakt. Am Ende endet der Vortrieb erst bei 228 km/h, der Tacho des stürmischen Leons zeigte und dabei optimistische 243 km/h.

Dank verschiedener Fahrmodi des optionalen DCC lässt sich das Fahrverhalten zudem beeinflussen und zeigte sich – erwartungsgemäß – besonders sportiv und ambitioniert im Sportprogramm. Einmal aktiviert, wedelt der Seat Leon um Kurven, als würde er nichts anderes machen wollen. Straff, sehr neutral und mit einem exakten Einlenkverhalten punktete der Kompakte hier im Test mit Bestnoten.

Für das Always-On bietet sich das Individual-Fahrprogramm an, in dem man die verschiedenen Ansatzpunkte wie Lenkverhalten, Motorcharakteristik oder Dämpferhärte nach eigenem Geschmack einstellen kann.
Auch die Bremsen konnten im Test überzeugen. Diese besaßen neben einem exakten Druckpunkt auch eine jederzeit einfache Dosierbarkeit. Einzig negativ aufgefallen war hier, dass die Bremsanlage beim Betätigen mitunter sehr geräuschvoll zu Werke ging. Die dabei entstandenen Reibe- und Schleifgeräusche drangen gut vernehmbar bis in den Innenraum und störten dort die ansonsten omnipräsente Harmonie etwas.

Übrigens: Der Seat Leon wird oftmals vollkommen fehlinterpretiert. Das kleine, unscheinbare Doppelendrohr und keine Modellbezeichnungen ringsum bescherten ihm so manches Ignorieren anderer Verkehrsteilnehmer. Die in ihm lauernde Power sah man ihm zugegebenermaßen auch nicht an. Doch schnell wurde man eines Besseren belehrt, denn fährt der Löwe erst einmal seine Krallen aus den Pranken, spurtete er nicht wenigen dieser Ignoranten mit Leichtigkeit davon.

Im Kapitel Verbrauch ließ sich der Leon ebenfalls nicht lumpen – trotz seiner überdurchschnittlichen Leistungswerte. Im Drittelmix standen am Testende rund acht Liter pro 100 Kilometer auf der Rechnung. Wer ständig dem TSI sein ganzes Potenzial abfordert, dem wird dieses Gebaren mit ungefähr elf Litern quittiert. Echte Sparfüchse erreichen dagegen auch eine glatte Sieben vor dem Komma, bei optimalen Bedingungen vielleicht sogar einige wenige Zehntel darunter.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit
Seine Figur als Wolf im Schafspelz, was seine Fahrleistungen angeht, setzt der Seat Leon auch ausstattungstechnisch fort. Auf den ersten Blick sieht man gar nicht, was der Kompakte einem alles offenbaren kann.
Fangen wir mit dem 12.5 Zoll großen Virtual Cockpit an, das sich im Seat Leon in der Tat als erstklassig erweist. Vom Aufbau her wie das dem im Seat Tarraco gleichend, wirkt es auch hier erwachsener, kantiger, stylisher als das in einem Golf, Polo oder T-Roc. Es wurde optisch perfekt auf den Seat-Style abgestimmt und wirkt dadurch perfekt integriert. Ein HUD vermisst man an dieser Stelle zu keinem Zeitpunkt.

Die grafische Darstellung ist subjektiv sogar schärfer als das des Zentraldisplays. Auch die Buchstaben und Zahlen können auf Wunsch leicht kursiv und dadurch zu 100 Prozent zu einem Seat passend dargestellt werden. Der Clou: Die Navigationskarte kann man zeitgleich im Virtual Cockpit und im Zentraldisplay anzeigen lassen. In Summe ist das Seat Virtual Cockpit eine aus unserer Sicht sehr empfehlenswerte Option.

Der zentrale Bildschirm besitzt zwar keine Annäherungssensor, lässt sich dafür aber punktgenau per Touch bedienen. Hier findet auch die Wiedergabe des Echtzeitbildes der Rückfahrkamera stat, das auch bei Dunkelheit ausreichend Details wiedergibt und in Zusammenarbeit mit den Parksensoren ein sicheres Rangieren ermöglicht.
Eine Gedenksekunde bis zum Erscheinen des rückwärtigen Bildes nach Einlegen des Rückwärtsganges muss man allerdings einkalkulieren. Dafür bewahrt eine Kollisionsvermeidung die ungewollte Kaltverformung zuverlässig. Ignoriert man die Warnung der Parksensoren, greift der Seat Leon durch Bremsaktivierung mit Nachdruck ein.

Eine Sprachsteuerung leistete sich im Test keinerlei Schwächen und setzte gesprochene Anweisungen prompt und sicher um.
Das Beats-Soundsystem mit seinem ausgewogenen leicht bassbetonten Klang aus elf Lautsprechern mit 340 Watt Gesamtleistung gefiel im Test allen Redakteuren und morphte den Innenraum mit den ersten Takten zum Szene-Club oder zur Lifebühne. Dank Full-Link-Technologie mangelte es nie an Unterhaltung oder Informationen. Auch Alexa von Amazon zelebriert den internetbasierten Sprachservice an Bord, sofern man Androidgeräte nutzt und die Media Control App installiert hat.

Übrigens lassen sich entsprechend kompatible Mobilgeräte zuverlässig in der induktiven Ladestation wieder mit Energie auffüllen. Das Navigationssystem stellt Gebäude dreidimensional dar und berechnet Routen sehr schnell. Auch die Routenführung selbst erwies sich als zuverlässig. Ebenso zuverlässig und dazu stets dem Verkehrsfluss anpassend, arbeitete der Abstandstempomat, der vor allem auf Autobahnfahrten ein gern genutzter Assistent war.

Im Dunkeln ist gut munkeln? Im Innenraum ja, denn da gibt es Ambientelicht in acht Farbtönen, das in den vorderen Türverkleidungen leider endet. Schade, dass man dieses nicht auch in den Türverkleidungen hinten verbaut hat. Ohne Munkelei geht es dagegen im grellen Lichtschein der LED-Scheinwerfer zu. Eine saubere Lichtverteilung und ein weit reichendes Fernlicht nehmen jeder Nachtfahrt ihre Schrecken. Auch ein Fernlichtassistent war an Bord und bewies mit schneller Reaktionszeit seine Zuverlässigkeit mit Souveränität.
Weitere optionale Annehmlichkeiten, wie die trotz Ledersitzbezügen schnell erwärmende Sitzheizung oder das große Panoramaglasdach halten das Komfortzepter zuverlässig hoch. Schön wäre es gewesen, wenn man die Lichtdauer der Bring-me-Home-Funktion länger als die maximalen 30 Sekunden einstellen könnte. Mitunter ist dieser Zeitrahmen zu gering, um den Weg vom Auto bis zur nächsten Lichtquelle erreicht zu haben.

Die Geräuschkulisse im Innenrum ist moderat und wird am ehesten durch das immerzu emsig arbeitende Gebläse der Klimaautomatik gestört. Fahrtwind und Motorgeräusche bleiben dagegen meist im Hintergrund und treten nur bei Geschwindigkeiten ab nahe der 200 km/h in deutliche Wahrnehmungsbereiche.

Unser Testwagen hatte die manuelle Version der Heckklappe. Hier fiel auf, dass das Öffnen ein wenig Kraftaufwand bedarf, sonst bleibt die Klappe auf halbem Weg stehen und muss nochmals nach oben geschoben werden. Wer eine niedrige Decke in seiner Garage vorfindet, wird dies allerdings eher als Vorteil sehen.
Varianten und Preise des Seat Leon
Vier Ausstattungslevel stehen im Falle des Set Leon zur Verfügung.
- Reference heißt das Basismodell und kostet ab 18.780 Euro. Bluetooth mit Freisprecheinrichtung, eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorne und ein Bordcomputer sind hier unter anderem bereits an Bord.
- Style liegt eine Stufe darüber, kostet mindestens 21.550 Euro und beinhaltet serienmäßig zusätzlich beispielsweise 16-Zoll-Leichtmetallräder, Multifunktionslenkrad, Front-Assist, Tempomat und höhenverstellbare Vordersitze.
- XCELLENCE stellt eine der beiden höchsten Ausstattungslevel dar. Seat verlangt dafür ab 23.900 Euro und fügt zur Ausstattung unter anderem 17-Zoll-Räder, Keyless, 2-Zonen-Klimaautomatik, Spurhalteassistent, Sportsitze, Reifendruckkontrolle hinzu.
- FR ist der andere Top-Level, kostet ebenso mindestens 23.900 Euro diverse sportliche Applikationen und ein FR-Sportfahrwerk in Serie an.

Als Motoren stehen fünf Benziner und drei Diesel sowie ein Erdgasantrieb zur Verfügung.
Benzinmotoren:
- 1.0 TSI mit 86 PS oder 115 PS
- 1.5 TSI mit 130 PS
- 1.5 TSI mit 150 PS
- 2.0 TSI mit 190 PS
Dieselmotoren:
- 1.6 TDI mit 115 PS
- 2.0 TDI mit 150 PS
- 2.0 TDI mit 184 PS
Erdgasmotor:
- 1.5 TGI mit 130 PS
Wählt man den stärksten Diesel als teuerste Antriebsvariante in Kombination mit einer der Top-Level und konfiguriert alles aus der Liste in den Seat Leon, werden am Ende ohne Garantieverlängerung und Zubehör gut 40.000 Euro fällig. Wünsche bleiben dann aber so gesehen keine mehr offen.
Fazit – vielseitiger, temperamentvoller Löwe
Der spanische „Golf in sexy“ zeigt sich maskuliner und weniger androgyn als sein Konzernbruder aus Wolfsburg. Auch dynamisch fährt er optisch andere, stärkere Geschütze auf als sein Verwandter und Kontrahent. Den Spaniern gelang mit dem Leon ein ausgewogener Allrounder im Kompaktsegment, der mit viel Emotionen die Leidenschaft seiner Interessenten anspricht und bedient.

Der Seat Leon ist für alle da, weil seine Bedarfsdeckung so facettenreich ist, wie die changierenden Nuancen der Außenfarbe unseres Testwagens. Seine Ausstattungsmöglichkeiten lassen keine Wünsche offen und die Preisrange bieten für eine breite Masse genügend Ansatzpunkte, um mit dem Seat Leon eine Liaison einzugehen. Im Grunde also ein echter Volkswagen? Nicht wirklich, und das ist gut so.
Text / Fotos: NewCarz
Technische Daten: Seat Leon XCELLENCE 2.0 TSI
Farbe: Boheme Lila
Länge x Breite x Höhe (m): 4,28 x 1,82 x 1,46
Radstand in mm: 2.636
Antrieb: Reihenvierzylinder Benzinmotor mit Turbolader und Ottopartikelfilter
Leistung: 140 kW (190 PS) bei 5.000 rpm
Hubraum: 1.984 ccm
Max. Drehmoment: 320 Nm bei 1.500 rpm
Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG
Antrieb: Front
Verbrauch kombiniert (WLTP-Norm): 6,8 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 8,1 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 156 g/km
Abgasnorm: Euro 6d-Temp
Höchstgeschwindigkeit: 228 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 7,2 sec
Leergewicht: 1.344 kg
Anhängelast ungebremst/gebremst 12% in kg: 670/1.500
Stützlast: 80 kg
Dachlast: 75 kg
Laderaumvolumen: 380 Liter (1.210 Liter bei umgeklappten Rückenlehnen)
Kraftstofftank: 50 Liter
Kraftstoffart: Super Benzin 95 Oktan E5 oder E10
Neupreis des Testwagens: ca. 36.300 Euro (Basispreis Seat Leon ab 18.780 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
Hallo ich fahre ganz genau den Leon, alles gleich, gleicher Motor auch xcellence nur meiner ist mystery blau. Nach nun knapp 8000 Kilometern kann ich euren test komplett unterschreiben! Ich habe einen langzeit verbrauch von 8,2 liter und mein einziger nervräuber ist das schabende bremsgeräusch womit ich schon beim Händler war. Die sagen aber das sei so und würde kein Fehler sein. Da muss man wohl mit leben. Tolles auto und mein erster seat nach 2 mal Golf. Ich hab es nicht bereut und würde es genau so wiedermachen!