Der Bär aus Tschechien wird zum Pfadfinder ernannt und erhält als Modellbezeichnung selbigen on top: Skoda Kodiaq Scout.
Als SUV sollten die Einsatzmöglichkeiten soweit im Grunde klar sein, doch Skoda setzt noch einen drauf und bietet neben einer offroad-affinen Optik auch einige Ausstattungsdetails für einen fokussierteren Geländeeinsatz sowie diverse, serienmäßige Annehmlichkeiten gegenüber dem herkömmlichen Kodiaq.
Wir testeten den Skoda Kodiaq Scout als 2.0 TDI mit 190 PS und 4×4 Allradantrieb.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Rustikal beplankt
Er steht schon richtig satt da – groß, wuchtig, aber dabei stets auch mit einer Prise Eleganz auf seinen Betrachter wirkend. Auf der Autobahn kann dieses SUV dank massiver Erscheinung tatsächlich auch ein gewisses Überholimage vorweisen – man macht ihm Platz. Zugegeben, das konnte der herkömmliche Kodiaq bereits. Daher kommen wir nun zu den Modifikationen des Scouts.
Um die optische Abgrenzung deutlich werden zu lassen, erhielt der ohnehin sehr gefällig aussehende Kodiaq als Scout-Version diverse silberfarbene Stilmittel an seinem in Lava-Blau-Metallic lackierten Außenkleid. Da wären beispielsweise der dreiteilige Unterfahrschutz und der Rahmen des Kühlergrills an der modifizierten Front. Auch die Außenspiegelverkleidungen, die Dachreling und die Seitenfensterrahmen fungieren als silberfarbige Abgrenzungsmerkmale.
Die kantigen Radhäuser passen zum Skoda Kodiaq Scout irgendwie besser als zu einem VW Tiguan – zugegeben, das ist Geschmackssache, aber in Summe betrachtet wirken diese am Tschechen gefälliger. Spezielle, ausschließlich dem Scout vorbehaltene 19-Zoll-Räder, LED-Klarglasheckleuchten und ab der B-Säule getönte Scheiben gehören ebenso zum Ausstattungsportfolio des Kodiaq Scout.
Lesbare Erkennungszeichen zieren obendrein als Scout-Modellplaketten die vorderen Kotflügel. Verwechslung ist in dem Fall also ausgeschlossen.
Interieur – Auf dem Pfad geblieben
Auch im Innenraum findet sich ein solches Namensschild auf dem Deckel des oberen Handschuhfachs. Der Kodiaq besitzt gleich zwei Handschuhfächer, was wir als äußerst nützlich ansehen. Stauraum kann man immer gebrauchen. Ebenso, wie die Getränkehalter und die Ablagen für Kleinkram in der Mittelkonsole sowie die anderen markentypischen Merkmale, wie der Abfallbehälter in den Türablagen, die Smartphone-Halterungen an den Kopfstützen für die Fondpassagiere – ganz und gar Skoda eben.
Ansonsten zeigt sich der Skoda Kodiaq Scout seinem konventionellen Pendant sehr ähnlich. Ein übersichtlicher, aufgeräumt wirkender Innenraum offenbart eine sauber verarbeitete Materialienkombination und verströmt eine heimelige Atmosphäre. Man fühlt sich vom ersten Moment an wohl im tschechischen SUV.
Alcantarabezüge mit gestickten Scout-Schriftzügen auf den sehr bequemen Sitzen und ein der Fahrzeuggröße entsprechendes Lenkrad runden den Eindruck positiv ab. Das hier eingesetzte Holzdekor wirkt polarisierend – entweder man mag es, oder nicht. In der Redaktion gingen die Meinungen weit auseinander. Von völlig unpassend bis auf den Punkt gebracht, war alles dabei, was dieses Dekor nicht besser hätte beschreiben können. Vorteilhafter wäre es hier – und dabei war sich die Redaktion wiederum einig – wenn man verschiedene Auswahlmöglichkeiten für das Dekor hätte. Diese Art der individuellen Option gibt es beim Scout allerdings nicht.
Natürlich präsentiert der Skoda Kodiaq auch als Scout ein in der Tat überschwängliches Platzangebot sowohl für Insassen als auch für das Gepäck. Wenn man die elektrische, zügig öffnende Heckklappe nach oben fahren lässt, schaut man rein, wie in Fischer Kalmus‘ Remise: überall Netze…wow! Dank Gepäckpaket erhält man eine Vielzahl an Verzurr-, Sicherungs- und Befestigungsmöglichkeiten. Der Laderaum fasst als Fünfsitzer dazu sagenhafte 650 Liter, bei umgeklappten Sitzlehnen gar 2.065 Liter.
Viel Glasflächen und relativ schmale Dachsäulen erlauben einen sehr guten Rundumblick im Skoda Kodiaq Scout und helfen somit, das SUV auch abseits der Straße sicher zu bewegen.
Motor & Fahreigenschaften – Bärengerecht: gemach und stark
Als Motorisierung stand uns im Scout der 2.0 TDI – ein Reihenvierzylinder Turbodiesel – mit 190 PS und 400 Newtonmetern maximalem Drehmoment zur Verfügung. Dieser zeigte sich während der Testeinsätze mit dem Bären – der nordamerikanische Kodiakbär diente als Namensgeber für dieses SUV – als absolut würdig und sorgte im großen Tschechen allzeit für souveränen Vortrieb. Lediglich die Drehmomentkurve zeigte sich im SUV etwas zu kurz, sodass das Getriebe trotz starkem Drehmoment relativ oft die Gänge wechseln muss, was in manchen Situationen nicht immer schnell genug vonstatten ging.
Das im gesamten Konzern, markenübergreifend verwendete Doppelkupplungsgetriebe DSG zeigt auch im Kodiaq eine mitunter etwas ruckelnde Anfahrcharakteristik, doch einmal in Bewegung, schaltet sie sanft und – zumindest im Sportmodus – auch schnell die sieben Fahrstufen durch.
Im Fahrverhalten zeigte sich der Skoda Kodiaq Scout als komfortorientiertes SUV und vermochte selbst Härtefälle von vernachlässigten Fahrbahnbelägen gut zu kompensieren. Das änderte sich lediglich im Sportmodus. Die hier nun härtere Dämpferwirkung, welche dem Fahrwerk auch das Poltern lehrt, das vor allem höhere Ausdrehen der Fahrstufen und die etwas direktere Lenkung lassen in Summe allerdings keine echten Sportallüren aufkommen.
Es gibt dank optionalem Aktiven Fahrwerk DCC insgesamt sechs Fahrmodi, welche wir nachfolgend kurz beschreiben wollen.
- Eco: Im Test deutlich trägeres Ansprechverhalten des DSG als in den anderen Fahrmodi, besonders deutlich bis 1.800 Touren. Dafür belohnt das defensive Fahren in diesem Modus mit guten Verbrauchswerten.
- Comfort: Sehr entspannend, sehr weich abgestimmt, jedoch nichts für schnelle Fahrten auf der Autobahn – hier könnte die flauschige Abstimmung für seekranke Insassen sorgen.
- Normal: Etwas straffer in der Abstimmung, aber nach wie vor etwas zögerliche Schaltzeiten des DSG.
- Sport: Straff abgestimmtes DCC, wodurch man bereits bei leichten Unebenheiten oder Querfugen recht harte Schläge kassiert. Dafür fühlen sich die 210 km/h Höchstgeschwindigkeit in diesem Modus am Sichersten an.
- Snow: Optimiert für den Einsatz auf glatten Fahrbahnen, wird hier der Eingriff von ASR und ABS heruntergesetzt, um auch im Schnee – oder auch im Schlamm – besser voranzukommen. Diesen Modus haben wir nicht getestet.
- Individual: Eindeutig die Empfehlung, denn hier kann man die einzelnen Parameter entsprechend einstellen und die für sich am besten passende Abstimmung finden.
Während der klassische Kodiaq hin und wieder sportliche Behandlungen – insbesondere in Kombination mit den großen Motoren – spielend mitmacht, zeigt sich der Scout hier reservierter und quittiert dynamische Fahrstile mit weniger Feedback, sodass dem Fahrer schnell die Lust vergeht und er folglich vom Sportmodus in andere Fahrprogramme zurückwechselt.
Aufgrund der Charakteristika in den verschiedenen Fahrmodi und des Fahrwerks, „erzieht“ der Skoda Kodiaq Scout praktisch zum Cruisen und meistert mit entsprechend gemäßigtem Fahrstil auch lange Strecken ermüdungsfrei und entspannt. Entspannendes Vorankommen ist somit definitiv eine der Kernkompetenzen des Skoda Kodiaq Scout – gleichgültig, welcher Untergrund dabei gewählt wurde.
Apropos Vorankommen: 4×4 bedeutet auch – oder vor allem – hier, Traktion im Überfluss. Im Normalfall treibt die Kraftverteilung des Skoda Kodiaq Scout die Vorderachse an und erst bei drohendem Schlupf, wird die Hinterachse hinzu zitiert. Im Praxistest erfolgte diese Kraftverteilung blitzschnell.
Bei Nässe aus dem Stand eine rechtwinklige Kurve Vollgas angefahren, kein Thema. Im Morgengrauen eine taufeuchte Bergwiese hochfahren – ebenfalls kein Thema. Man hat in jeder Lebenslage ausreichend Grip und das macht Spaß und sorgt für ein hohes Maß an Sicherheit.
Der Verbrauch des Turbodiesels pendelte sich während unseres Tests bei gut sieben Liter ein, was in Anbetracht der Fahrzeuggröße und der verfügbaren Leistung noch in Ordnung geht. Auch wenn dies anderthalb Liter über der Werksangabe liegt und bei ungezügeltem Einsatz sehr schnell auch an der zweistelligen Litergrenze kratzen und diese auch übersteigen kann.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit
Auch für den Skoda Kodiaq Scout werden sämtliche Ausstattungsoptionen offeriert, die der tschechische Autobauer derzeit anbietet.
Neben den aus dem Kodiaq bekannten Assistenz- und Sicherheitssystemen konnte der getestete Scout auch den Allradantrieb 4×4, einen Offroad-Modus samt Anzeige von Höhenmeter, Kompass und Neigungswinkel sowie ein Schlechtwegepaket vorweisen, welches unter anderem einen Unterboden- und Motorenschutz sowie Parksensoren an der Front beinhaltet.
Die elektronische Differenzialsperre kann bei aktiviertem Offroadmodus schnellere Reaktionszeiten vorweisen und das elektronische Gaspedal wandelt Befehle etwas verzögert um – bei Geländefahrten erweist sich dies als äußerst vorteilhaft. Analog dazu wird das optionale Dämpfersystem DCC sowie das ABS plus ASR entsprechend den Anforderungen angepasst. Ein Bergabfahrassistent und eine Auto-Hold-Funktion helfen dem Fahrer zusätzlich bei anspruchsvollen Fahrsituationen im Gelände.
Neben all diesen Offroad-Eigenschaften gibt es im Scout zusätzlich zu den Sitzflächen auch die Türverkleidungen aus Alcantara, dazu rustikale Metallpedale, eine Ambientebeleuchtung mit zehn verschiedenen Farbtönen, Multifunktionstasten für das Lederlenkrad und ein Infotainmentsystem obendrauf.
Dieses Ausstattungspotpourri ergänzen Assistenzsysteme, wie die 360-Grad-Kamera, ein Querverkehr- und ein Totwinkelassistent. Der Notfallassistent schließt in Gefahrensituationen automatisch die Fenster sowie das Dach und strafft die Sicherheitsgurte auf allen belegten Plätzen. Ein Front Assist und eine City-Notbremsfunktion ergänzen diese Sicherheitsfeatures.
Übrigens kann man nun für 390 Euro Aufpreis auch die klassischen Rundinstrumente des Cockpits gegen das virtuelle Cockpit, ein digitales Kombiinstrument, eintauschen.
Als überaus hell erwiesen sich bei unseren Nachtfahrten die Voll-LED-Scheinwerfer des Kodiaq. Ein breit gefächerter, sehr homogener Lichtteppich macht im wahrsten Sinne des Wortes die Nacht zum Tag, während ein vernünftiges Abbiegelicht und LED-Nebelscheinwerfer die Lichteinheit ergänzen.
Als sehr empfehlenswert empfanden wir das herrlich neutrale Soundsystem aus dem Hause Canton. In der High-Fidelity-Liga spielend und angenehm ausbalanciert, kam nahezu jedes Musikgenre adäquat zur Geltung. Zudem gestaltet sich der notwendige Aufpreis sehr moderat.
Varianten und Preise des Skoda Kodiaq Scout
Die Scout-Version erhält man zurzeit mit zwei verschiedenen Leistungsstufen, wobei es sich dabei immer um einen Turbodiesel handelt. Entweder 150 oder 190 PS stehen zur Verfügung. Der 150-PS-TDI ist zudem entweder mit einem manuellen 6-Gang-Getriebe oder dem 7-Stufen-DSG Doppelkupplungsgetriebe kombinierbar. Der stärkere Diesel wird ausschließlich mit dem DSG angeboten.
Als Handschalter bildet der kleinere Diesel die Einstiegsvariante für 38.290 Euro. Der Aufpreis für das DSG beträgt 1.800 Euro. Der stärkere Diesel kostet 3.200 Euro mehr als das Basismodell. Allrad 4×4 ist in jedem Scout Serie.
Alle Ausstattungsoptionen angekreuzt und ohne Zubehör werden für den stärkeren Diesel gut 56.000 Euro fällig. Dafür erhält man ein komplett ausgestattetes SUV zu einem immer noch sehr attraktiven Preis.
Fazit – Kodiaq fürs Grobe
Summa summarum erwies sich der Skoda Kodiaq Scout als ein gutmütiges SUV mit harmonischem Antrieb und einer großen Auswahl aus modernen Assistenzsystemen. Sein markantes Antlitz mit leichten Offroad-Genen wirkt gefällig und lässt den Tschechen aus der Masse herausstechen. Als Scout hält der große Bär somit den Status als Abenteurer aufrecht und lässt als gutaussehendes SUV den Abstecher ins Off noch leichter fallen.
Seine umfangreiche Ausstattung und das hohe Maß an Sicherheit und Komfort sprechen ebenso für den Scout, der mit seinem für diese Klasse moderaten Einstiegspreis im Wettbewerbsumfeld offensichtlich eines der besten Preis-Leistungsverhältnisse bieten kann.
Dank vieler cleverer Gimmicks, wie Regenschirmen in den vorderen Türverkleidungen oder dem automatisch ausfahrenden Kantenschutz an den Türen, der abnehmbaren LED-Lampe als Kofferraumbeleuchtung und vielen weiteren Dingen, beweist der Tscheche darüber hinaus seine individuelle Praktikabilität und Vielseitigkeit. Simply clever ist auch in diesem tschechischen Fall mehr als ein reiner Marketingslogan.
Wer auf der Suche nach einem Allround-SUV mit üppigen Platzverhältnissen, Allradantrieb und einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis ist, sollte sich den Skoda Kodiaq Scout einmal genauer anschauen.
Text / Fotos: NewCarz
Technische Daten: Skoda Kodiaq Scout 2.0 TDI SCR 4×4
Farbe: Lava-Blau-Metallic
Länge x Breite x Höhe (m): 4,71 x 1,88 x 1,66
Radstand in mm: 2.791
Antrieb: Reihenvierzylinder Commonrail Turbodieselmotor
Leistung: 140 kW (190 PS) bei 3.500 – 4.000 rpm
Hubraum: 1.968 ccm
Max. Drehmoment: 400 Nm bei 1.900 bis 3.300 rpm
Getriebe: 7-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe DSG
Antrieb: Allrad 4×4
Verbrauch kombiniert (NEFZ-Norm): 5,7 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,5 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 150 g/km
Abgasnorm: Euro 6d-Temp
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,9 sec
Leergewicht: 1.882 kg
Bodenfreiheit in mm: 187
Böschungswinkel vorn/hinten: 19,1°/15,7°
Rampenwinkel: 19,7°
Laderaumvolumen: 650 Liter (2.065 Liter bei umgeklappten Rückenlehnen)
Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12 Prozent: 750/2.300 kg
Stützlast: 100 kg
Dachlast: 75 kg
Kraftstofftank: 60 Liter
AdBlue Tank: 13 Liter
Kraftstoffart: Diesel
Neupreis des Testwagens: ca. 48.000 Euro
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
4 thoughts on “Skoda Kodiaq Scout Test – Der Geländebär”