In seiner sechsten Generation rollt seit einiger Zeit der VW Golf 8 Variant über die Straßen und besticht insbesondere durch sein Platzangebot.
Moment mal, sechste Generation? Korrekt, auch wenn der Golf nunmehr bereits in achter Generation erschienen ist, so gab es Nummer eins und zwei nicht als Kombi.
Erst mit dem Golf 3 zog auch der Variant ins Portfolio ein, damals noch neu und eher als mutiges Wagnis geschaffen, doch mit stetig guter Nachfrage belohnt.
„Wer braucht denn da noch einen Passat?“, könnte man jetzt fragen. Oder auch: „Macht ein Octavia Combi denn nicht doch mehr Sinn?“
Diese und weitere Fragen klären wir in unserem Test. Fahrbericht.
Exterieur & Interieur – Typisch Golf, nur anders
Von vorn betrachtet, zeigt sich auch der seit jeher Variant genannte Kombi als waschechter Golf. Eine Unterscheidung ist somit ausgeschlossen, die beiden wirken wie eineiige Zwillinge.

Erst bei der Seitenansicht wird eine recht klassische Kombi-Silhouette dargeboten – samt leicht abfallender Dachlinie und angemessenen Proportionen. In der Länge misst der VW Golf 8 Variant 4,63 Meter und ist damit 35 Zentimeter länger als sein konventioneller Bruder. Auch der Radstand ist um sieben Zentimeter gewachsen, was sich auch im Fahrverhalten widerspiegelt.

Am Heck gibt es keinerlei Experimente, die Rückleuchten sind gekonnt adaptiert und auf dem Heckdeckel thront mittig der Golf-Schriftzug. Die angedeuteten Abgasblenden sind indes Geschmacksache.

Im Innenraum gibt es ebenfalls keine nennenswerten Unterschiede zum klassischen Fünftürer – zumindest was die vorderen Plätze anbelangt. Erst ab der zweiten Reihe wird ersichtlich, dass der Fond deutlich mehr Platz offeriert. Auch längere Strecken können problemlos mit vier Erwachsenen absolviert werden. Wenn hinten die Kids Platz nehmen, können dort auch problemlos drei solche untergebracht werden.

Empfehlenswert sind übrigens die abgedunkelten Seitenscheiben für 270 Euro, die ebenso eine verdunkelte Heckscheibe bereitstellen.

Kommen wir abschließend zum wichtigsten Teil am VW Golf 8 Variant: dem Ladevolumen. Dieses beträgt bereits in der Standardkonfiguration 611 Liter. Diese lassen sich durch Umklappen der Rücksitzlehnen auf bis zu 1.642 Liter erweitern.
Und die Konkurrenz? Nun ja, der Seat Leon Sportstourer bietet mit 620 Liter in Standardkonfiguration geringfügig mehr Stauraum, liegt aber mit maximal 1.600 Litern leicht hinter dem Golf. Der Skoda Octavia Combi hingegen stellt mit 640 beziehungsweise 1.700 Litern beide Konkurrenten in den Schatten.
Motor & Fahreigenschaften – Ein alter Bekannter
Angetrieben wurde unser Testwagen von einem 1,5-Liter-Vierzylinder mit 150 PS, der auf den Namen eTSI hört. Das maximale Drehmoment beträgt 250 Newtonmeter, die Kraftverwaltung übernimmt ein Siebengang-DSG. Wir kennen diesen Antrieb bereits aus dem klassischen Golf und waren dort positiv überrascht von dem neuen Antrieb.

Auch im VW Golf 8 Variant zeigt sich das Aggregat gut abgestimmt und sehr kultiviert. Möchte man einen direkten Vergleich zum konventionellen Golf ziehen, so lässt sich festhalten, dass der Kombi noch satter und einen Hauch komfortabler auf der Fahrbahn liegt, was sicherlich maßgeblich dem größeren Radstand – es sind 70 Millimeter mehr – zuzuschreiben ist. In jedem Fall lohnt sich die Konfiguration des optionalen DCC.

Die adaptiven Dämpfer arbeiten in der Comfort-Stellung überaus sanft und lassen den Kompakt-Kombi quasi über Schlaglöcher schweben. Ganz anders sieht es im Sportmodus aus. Dann straffen sich Dämpfer und Lenkung, während die Gänge bis kurz vor den roten Bereich gedreht werden. Ohne Kids im Fond kommt hier sogar sportives Flair auf.

Der Verbrauch pendelte sich auf unserer ausgiebigen Testrunde bei 6,8 Litern Superbenzin pro 100 Kilometer ein. Das ist ein sehr guter Wert, haben wir den Wolfsburger Kombi wahrlich nicht geschont. Unser bereits getesteter, gleich motorisierter konsumierter im Gesamtschnitt 6,4 Liter auf 100 gefahrene Kilometer.
Technik & Assistenz im VW Golf 8 Variant
Unser Testwagen rollte in der Ausstattungslinie R-Line vor, die bereits einiges an Ausstattung serienmäßig mitbringt. Dennoch gibt es auch hier eine sehr lange Aufpreisliste. Unser Testwagen war wider Erwarten nicht voll, sondern lediglich gut ausgestattet. Nachfolgend behandeln wir die relevantesten Optionen.

Das Head-Up-Display schlägt mit 700 Euro zu Buche und ist eine echte Empfehlung. Die Darstellung ist gestochen scharf und erinnert ein wenig an die des Touareg. Auch Navigationshinweise und Tempolimits werden direkt in die Windschutzscheibe projiziert.

Das große Navigationssystem „Discover Pro“ wartet nicht nur mit einem üppigen Zentralbildschirm auf sondern offeriert auch Internetzugang und praktische Dinge, wie beispielsweise Webradio. Der Aufpreis hierfür ist jedoch mit gut 1.900 Euro recht happig.

Getoppt werden diese Kosten noch vom IQ.Light, für welches reichlich 2.100 Euro aufgerufen werden. Doch diese Kosten sind gut investiert. Mit den adaptiven Voll-LED-Scheinwerfern leuchtet der Golf mindestens auf dem Niveau von sehr guten Mittelklasse-Fahrzeugen und sichert sich lichttechnisch ein Platz auf dem Treppchen. Unsere Ergebnisse zugrundelegend, leuchtet in dieser Klasse aktuell nur der Skoda Octavia auf gleichem Niveau.

Sinnvoll ist aus Sicht der Redaktion auch die Rückfahrkamera, die gerade einmal mit 325 Euro das Budget belastet. Sie ist aufgrund des langen Hecks insbesondere im urbanen Bereich von Vorteil und hat sich schon nach dem ersten nicht geschehenen Parkrempler amortisiert.

Wie bereits im vorherigen Kapitel beschrieben, empfehlen wir die adaptiven Dämpfer, die bei VW auf den Namen DCC – das steht für Dynamic Chassis Control – hören. Diese kosten rund 1.000 Euro.

Wer Wert auf guten Klang legt, sollte auf jeden Fall in das Harman/Kardon Soundsystem investieren. Diese 680 Euro sind wahrlich gut angelegt; das System ist ein Quantensprung zu den vorherigen Dynaudio-Anlagen.

Weitere Ausstattungen des Testwagens waren unter anderem eine 3-Zonen-Klimaautomatik für 470 Euro, eine 230-V-Steckdose im Kofferraum für die krumme Summe von 126 Euro sowie eine elektrische Heckklappe, die mit 520 Euro in der Optionsliste steht.

Auf jeden Fall raten wir künftigen Besitzern, sofern sie nicht gerade in subtropischen Gebieten leben, Sitzheizungen für das vordere Gestühl zu konfigurieren. Unser Testwagen hatte diese Option aus unerklärlichen Gründen nicht an Bord, was insbesondere im Winter nicht unbedingt von Vorteil ist.
Fazit zum VW Golf 8 Variant
Der VW Golf 8 Variant konnte in unserem Erstkontakt zeigen, dass er nach wie vor ganz vorne in der Liga der Kompakt-Kombis spielt. Seine Ausgeglichenheit bewahrt er dabei durchgehend und zeigt sich gegenüber seiner konzerninternen Konkurrenz als der Ausgeglichenste.

Dem gegenüber steht ein nicht geringer Preis; mit knapp 46.000 Euro ist unser lange nicht voll ausgestatteter Testwagen teurer als ein vergleichbar ausgestatteter Octavia Combi oder ein Leon Sportstourer. Wen dies nicht stört, macht mit dem Wolfsburger Klassiker sicherlich nicht viel verkehrt.

Vielfahrern raten wir, auch einen Blick auf die Selbstzünder zu werfen. Wer hingegen weniger als 20.000 Kilometer jährlich abspult, ist mit dem sparsamen eTSI bestens bedient.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: VW Golf 8 Variant R-Line 1,5 l eTSI DSG
- Farbe: Limonengelb Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,63 x 1,79 x 1,50
- Radstand (mm): 2.669
- Motor: Vierzylinder-Reihenmotor
- Leistung: 110 kW (150 PS)
- Hubraum: 1.498 ccm
- Max. Drehmoment: 250 Nm
- Getriebe: 7-Gang Doppelkupplungs-Getriebe
- Antrieb: Frontantrieb
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,8 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,8 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 133 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 224 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,7 Sekunden
- Leergewicht (kg): 1.425
- Kofferraumvolumen (l): 611 – 1.642
- Wendekreis (m): 11,1
- Kraftstoffart: Super E10
- Neupreis des Testwagens: ca. 45.771 Euro (Grundpreis Golf Variant: 23.715 Euro)

Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.