Der VW ID.7 Tourer Pro S verkörpert die vollelektrische Kombiversion der ID.7-Baureihe mit besonders viel Reichweite und soll damit in die Fußstapfen des anscheinend übermächtigen Passat, der seit Jahrzehnten der Inbegriff des Familien- oder auch Vertreterkombis ist.
Ob dem E-Kombi dafür die Schuhe zu eng sind, oder er passgenau hineinschlüpfen kann oder aber ganz neue Spuren erzeugt, klärt dieser Test.
Zu diesem Zweck fuhren wir einen ID.7 Tourer Pro S in der durchaus dezent wirkenden hellblauen Außenfarbe namens Stonewashed Blue Metallic mit schwarzem Dach, die für 885 Euro in der Optionsliste steht.
Das Wichtigste im Überblick
- Vollelektrischer Kombi im dynamisch-grazilen Dress mit viel Platz in einem hochwertig anmutenden Innenraum.
- Flotte Ladezeiten und potenziell überdurchschnittliche Reichweiten machen den ID.7 Tourer zum Alltagsmeister.
- Die Ausstattungsoptionen für den Kombi sind so umfangreich wie auch teuer.
- Exterieur & Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Verbrauch, Aufladen & Reichweite
- Ausstattung, Komfort & Technik
- Was kostet ein VW ID.7 Tourer Pro S?
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur & Interieur – Meisterhaft „Kombi“-niert
Wie bereits sein Pendant als Limousine gefällt auch der Tourer durch seine ansprechende Linienführung auf Anhieb. Als Kombi fällt das Dach allerdings ab der B-Säule nicht so stark nach hinten ab, sondern wird zunächst bis zur Hinterachse weitergeführt, um erst dann übergangslos in den schrägen Heckabschluss zu münden.



Die Seitenansicht bringt es auf den Punkt: Gemeinsam mit dem muskulösen Ausformungen der hinteren Radhäuser und der damit einhergehenden Steigung der Gürtellinie auf dem letzten Meter, gewinnt der Tourer eine satte Portion an Dynamik. Der Passat zeigt im direkten Vergleich weniger kurvige Linienführungen, wirkt etwas hochbeiniger und gibt sich insgesamt deutlich klassischer, muss in puncto Eleganz und Dynamik den ID.7 Tourer dadurch klar ziehen lassen.

Im Innenraum gleicht der VW ID.7 Tourer bis zur B-Säule – also auf den vorderen Plätzen – dem fünftürigen ID.7 wie ein Zwillingsbruder. Im Fond zeigt dann das weitergeführte Dach auch in puncto Kopffreiheit seinen Vorteil. Diese ist bereits in der Limousine auf Sitzreihe zwei durchaus opulent. Doch hier gewinnt die Kopffreiheit noch ein paar Zentimeter und so sitzen auch Reisende mit über 1,90 Meter Körpergröße sehr bequem. Die Beinauflage ist derweil bei größeren Personen durch den hohen Fußraum – man „steht“ ja förmlich auf der Batterie – etwas eingeschränkt.



Noch größer wird der Unterschied beim Kofferraumvergleich. Anstatt der 532 Liter der Limousine passen in den Kombikofferraum 605 Liter. Vollständig erweitert, werden aus 1.586 Liter hier sogar 1.714 Liter – ein nicht nur messbarer, sondern auch sichtbarer Zuwachs, wodurch die Kombivarinte auch besser zum Abstecher ins Möbelhaus oder zum Baumarkt taugt.
Der Fairness halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass der Passat beim Thema Kofferraum (690 bis 1.920 Liter) aber deutlich die Nase vorn hat.
Antrieb und Fahreigenschaften – Komforttour geht weit, weiter, Pro S
Antriebstechnisch bietet der VW ID.7 Tourer Pro S die gleiche Konfiguration wie der ohne dem „S“. Das bedeutet, es bleibt bei einem Hinterachsantrieb mit 286 PS und 545 Newtonmetern Drehmoment.

Der große Unterschied beschränkt sich auf den größeren Akku, der statt 77 nutzbaren Kilowattstunden hier 86 Kilowattstunden speichern kann. Dabei handelt es sich um die gleiche Batterie wie im ID.7 Tourer GTX. Das Mehrgewicht von gerade einmal 46 Kilogramm fällt dabei kaum ins Gewicht.

Das gilt auch für fahrtechnische Aspekte, denn der VW ID.7 Tourer Pro S fährt sich ebenso absolut verbindlich, bildet mit einer sehr präzisen und sauber rückmeldenden Progressivlenkung eine volltransparente Schnittstelle zwischen Auto und Fahrer. Das Fahrverhalten bleibt stets unaufgeregt und fühlt sich sehr sicher an. Trotz des hohen Gewichts lässt sich der Kombi durchaus auch flink durch kurvenreiche Gefilde zirkeln.

Die eine Zehntelsekunde mehr für den Spurt aus dem Stand bis Tempo 100, die der Tourer gegenüber der Limousine mit dem Pro S in der Modellbezeichnung aufweist, ist subjektiv nicht spürbar. Zumal auch 6,7 Sekunden alles andere als langatmig erscheinen dürften. Mehr als 180 km/h sind aber auch hier nicht drin, weil die Elektronik an der Stelle die Obergrenze setzt.

Auch hier liefert das DCC als variabel einstellbares Fahrwerk eine große Bandbreite an Fahrcharakteristik. Die Rekuperation ist per Schaltwippen am Lenkrad in der Stärke variierbar oder aber per entsprechendem Modus auch automatisch den Gegebenheiten anpassend einzustellen. Makellos agierende Bremsen mit einem feinfühligen Pedalgefühl sorgten im Test stets für souveräne Negativbeschleunigungen.
Verbrauch, Aufladen & Reichweite
Auf unseren Testfahrten zur Verbrauchsermittlung hatten wir Temperaturen um die elf Grad Celsius, was bedeutet, dass der Wolfsburger auch leicht heizen musste. Im Drittelmix kamen wir am Ende auf einen Durchschnitt von 17,2 kWh auf 100 Kilometer – nur 0,2 kWh mehr als die Limousine verstromt hatte. Der Herstellerwert liegt bei 15,4 kWh auf 100 Kilometer.

Auf der Sparrunde konnten wir mit 11,7 kWh auf errechneten 100 Kilometern zwar nicht den Rekordwert der Limousine erreichen, aber dennoch ist dies ein ausgezeichneter Wert für diesen E-Kombi.
Beim Aufladen kamen wir mit dem VW ID.7 Tourer Pro S der versprochenen Ladeleistung deutlich näher, ja erreichten sie sogar fast. 196 kW standen als Maximalwert auf der Uhr und besonders erfreulich war, dass die Ladekurve nur allmählich abflachte und selbst bei 80 Prozent Akkufüllung noch gut 91 kW betrug.





So kamen wir auf eine Ladezeit von zehn bis 80 Prozent Akku von 25 Minuten und unterboten damit sogar die Werksangabe um eine Minute. Für das vollständige Aufladen vergingen insgesamt 45 Minuten – ebenfalls ein guter Wert. Ein Aufladen an AC-Ladesäulen funktioniert dreiphasig mit maximal elf Kilowatt und dauert entsprechend über acht Stunden, bis der Akku wieder vollständig aufgeladen ist.
Als Reichweite gibt Volkswagen 636 Kilometer als WLTP-Wert an. Im Test erreichten wir zehn Kilometer weniger als der Bordcomputer vorhersagte: nämlich 505 Kilometer. Doch auch hier muss darauf verwiesen werden, dass diese Herstellerangabe keineswegs als utopisch gesehen werden muss. Bei entsprechender Fahrweise ist dieser Wert durchaus zu erreichen und sogar zu überbieten. Allerdings sollten Autobahn und andere Schnellstraßen dann nicht zur festgelegten Strecke gehören.

Wer nur auf der Autobahn bleibt, kann bei Orientierung an der Richtgeschwindigkeit um die 400 Kilometer schaffen. Beim pausenlosen Ausreizen der Leistung schwindet die Reichweite allerdings dramatisch auf um die 300 Kilometer.
Ausstattung, Komfort & Technik
Die „Pro S“-Variante liegt zwischen der „Pro“ und dem „GTX“ und bietet serienmäßig 19 Zoll-Räder, einen adaptiven Tempomaten, ein Head-up Display mit Augmented Reality, Voll-LED-Scheinwerfer, Sitzheizungen vorne, eine 2-Zonen Klimaautomatik, Keyless, einen Spurwechselassistenten, eine Ausstiegswarnung und einen Ausparkassistenten – um die wichtigsten Dinge zu benennen.


Hinzu kommen am Testwagen noch diverse Pakete, die Volkswagen wie immer gegen Aufpreis anbietet. Eines davon ist das knapp 5.000 Euro teure Exterieurpaket Plus, zu dem das Smartglasdach gehört, welches per Knopfdruck zwischen transparent und abgeschirmt wechselt. Ein cooler Effekt und recht praktisch, da es keine sekundenlange Rollofahrten gibt, sondern der entsprechende Wunsch nach Transparenz oder umgekehrt unverzüglich stattfindet.

Nicht weniger wichtige Inhalte dieses Pakets sind die Matrix-LED-Scheinwerfer „IQ.Light“ mit ihrer hervorragenden Ausleuchtung und Ausblendfunktion sowie das bereits im Kapitel Antrieb erwähnte DCC mit seinen vier Fahrprogrammen. Ebenfalls in diesem Paket sind die bei Dunkelheit beleuchteten VW-Logos vorn und hinten, die geniale Progressivlenkung und eine Privacyverglasung.

Es geht weiter mit dem Interieurpaket Plus für rund 4.500 Euro, zu dem unter anderem ein warm und harmonisch aufspielendes Soundsystem von Harman/Kardon, eine 30-farbige Ambientebeleuchtung, ergoActive-Vordersitze mit Sitzmemory, Vollklimatisierung, Massagefunktion und Komforteinstieg, sieben zusätzliche auf den Innenraum verteilte Airbags und Sitzheizungen für die äußeren Sitze im Fond gehören. Übrigens arbeiten alle vier Sitzheizungen zügig und homogen. Die Sitzbelüftung der Vordersitze ist wirkungsvoll, aber in der höchsten Lüfterstufe akustisch auch gut präsent.

Das Assistenzpaket IQ.Drive für weitere 1.455 Euro bringt den „Travel Assist“, den „Lane Assist“ und den „Emergency-Assist“ mit in den ID.7 Tourer. Weiterhin erleichtert ein „Park Assist Pro“ inklusive 360 Grad Kamera das Einparken und eine Speicherfunktion kann sich Parkplätze merken und der Kombi diese später selbst auf den letzten Metern aufsuchen.
Die Litanei an Extras ist noch nicht zu Ende, denn das sogenannte „Komfortpaket“ sorgt mit 1.800 Euro zusätzlich für weitere Annehmlichkeiten. Zu denen gehören eine dritte Klimazone im Fond mit Filterfunktion für die Gesamtklimatisierung, ein Multifunktionslenkrad mit Beheizung, eine drahtlos beheizte Frontscheibe und das nicht ganz unwichtige Navigationssystem „Discover Pro Max“, dessen permanente Onlineverbindung auch Verkehrsstörungen erfolgreich in die aktuelle Routenplanung einbezieht. Ein induktives Ladefeld mit im Test nur seltenen Ladeunterbrechungen rundet dieses Paket ab.

Eine Wärmepumpe gibt es auch für den ID.7 Tourer, muss aber mit 950 Euro zusätzlich geordert werden. Ebenso die Anhängerkupplung für 1.050 Euro, mit der maximal eine Tonne mit dem Stromer gezogen werden dürfen. Zum Vergleich: ein Passat darf mit 2,2 Tonnen über das Doppelte an Gewicht an den Haken nehmen.
Was kostet der VW ID.7 Tourer Pro S?
Als „Pro S“ wird der VW ID.7 Tourer aktuell ab 59.785 Euro angeboten. Damit liegt er 4.990 Euro über der „Pro“-Variante mit dem kleineren Akku und knapp 4.200 Euro unter dem allradgetriebenen und 340 PS starken „GTX“.

Mit allen Häkchen in der Optionsliste kostet die „Pro S“ mit Vollausstattung stolze 77.010 Euro. Das bedeutet, dass der Aufpreis für Extras satte 17.225 Euro beträgt – wohlgemerkt ohne Zubehör und Garantieerweiterungen.
Fazit – Perfektionsbestreben hat seinen Preis
Nein, wir übertreiben nicht, denn fahr- und komforttechnisch spürt man im VW ID.7 Tourer intensiv den Drang der Volkswagen-Ingenieure zur Perfektion. Es gibt keinen wirklichen Ansatz für Kritik, wenn es um das Fahrverhalten oder den Fahrkomfort geht.

Und auch sonst müssen wir lange suchen, um Kleinigkeiten ins Licht rücken zu können. Da wäre vielleicht das Minus an Beinauflage durch den erhöhten Fußraum (dem verbauten Akku darunter geschuldet) oder das zwar deutlich besser gewordene, aber längst nicht durchgängig intuitiv strukturierte Bedienkonzept. Aber der größte Kritikpunkt ist der Preis und die unerhört teure Aufpreispolitik.
Doch dafür strotzt dieser elegante Kombi mit einer fulminanten Bestückung durch modernste Assistenzsysteme und vielen Annehmlichkeiten für ein Höchstmaß an Komfort. Wir bestätigen in jedem Fall, dass der ID.7 die Mittelklasse eines Passats spürbar hinter sich lassen konnte. Und ja, so ein Drang zur Perfektion kostet entsprechend.

Aber die Konkurrenz weiß das auch und es gibt nicht wenige Asiaten die in den Startlöchern stehen und die preislich deutlich unter dem des Wolfsburgers liegen werden. Ähnlich gut bestückt, wenn auch nicht so perfektionsgetrieben. Doch auch teurere Exemplare sind zu finden und durchaus auch nahe der Perfektion, wodurch der ID.7 Tourer sich irgendwie fast schon konservativ in die Mitte einordnen lässt.
Wer einen emissionslos fahrenden Kombi sucht und dessen Geldbörse nicht so schmal wie der Regionalteil einer Kreisstadtzeitung ausfällt, findet im ID.7 Tourer einen fast makellosen, topmodernen und hochkomfortablen Begleiter, der auch optisch einiges zu bieten hat.







Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- sportiv-elegant gezeichneter Kombi mit knapp fünf Metern Länge
- hervorragende, weil sichere und ausgeglichen komfortable Fahrcharakteristik
- umfangreiche Ausstattungsmöglichkeiten
- zuverlässig arbeitende Assistenzsysteme
- gute, im Alltag mehr als ausreichende Fahrleistungen
- kurzweilige Ladezeiten
- je nach Fahrweise hohe Reichweiten möglich
Contra:
- hoher Preis
- extrem teure Aufpreisliste
- niedrige Anhängelast
Konkurrenz: BMW i5 Touring, Tesla Model S, NIO ET5 Touring, NETA S Kombi, Seal 06 Dm-i Kombi (beide noch nicht in Europa)
Technische Daten: VW ID.7 Tourer Pro S
- Farbe: Stonewashed Blue Metallic
- Fahrzeugklasse: obere Mittelklasse / Kombi
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,96 x 1,86 (2,14 mit Außenspiegel) x 1,55
- Radstand (mm): 2.971
- Antrieb: PSM E-Motor APP550
- max. Leistung : 210 kW (286 PS)
- max. Drehmoment (Nm): 545
- Getriebe: Reduktionsgetriebe
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 15,4 kWh/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 17,2 kWh/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 0 g/km
- Abgasnorm (WLTP): Elektroauto
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h Werksangabe/gemessen (sec): 6,7/6,9
- Wendekreis (m): 10,9
- Bodenfreiheit (mm): k. A.
- Kofferraumvolumen (l): 605 bis 1.714
- Leergewicht (kg): 2.239
- Zuladung (kg): 461
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/1.000
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 75
- Batteriekapazität brutto/netto (kWh): 91/86
- Ladeanschluss: hinten rechts CCS/Typ-2
- Ladeleistung Werksangabe/gemessen (kW): 200/196
- Ladezeiten DC von 10 bis 100 % Werksangabe/gemessen (min): 26/25
- Reichweite Herstellerangabe/gemessen (km): 636/505
- Kraftstoffart: Strom
- Neupreis des Testwagens: 75.290 Euro (Basispreis Pro S: 59.785 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.