Nachdem das größte E-Auto ID.7 bereits 2023 sein Debüt feierte, kam mit dem VW ID.7 Pro S im vergangenen Sommer eine Variante mit größerer Batterie für mehr Reichweite auf den Markt.
Diese vervollständigt gemeinsam mit dem ID.7 GTX das Portfolio, welches bisher aus dem ID.7 Pro bestand. Dem Pro S haben wir hier einem ausführlichen Test unterzogen; als Testfahrzeug fuhren wir das Modell in einem fast unscheinbar erscheinenden Scale Silver Metallic, welches in der Aufpreisliste mit 755 Euro extra steht.
Das Wichtigste im Überblick
- Sehr komfortable E-Limousine mit tollem Fahrverhalten und viel Platz.
- Hohe Alltagstauglichkeit durch moderate Ladezeiten und potenziell gute Reichweiten.
- Als obere Mittelklasse recht preisintensiv mit teuren Sonderausstattungen.
- Exterieur
- Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Verbrauch, Aufladen, Reichweite
- Ausstattung, Komfort, Technik
- Was kostet ein VW ID.7 Pro S?
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Gefälliger GT
Wie bereits im Erstkontakt mit dem ID.7 bemerkt, verströmt auch der VW ID.7 Pro S den Flair einer GT-Limousine, welches mit einem Hauch Crossover daherkommt. Von vorne, ganz in ID-Manier designt, erkennt der wissende Beobachter die Zugehörigkeit zur Wolfsburger Elektro-Riege auf Anhieb.
Seitlich betrachtet, herrscht lang gestreckte Eleganz vor, die dank dem wie eine Kuppel verlaufenden, sehr lang gestreckten Dach der knapp fünf Meter bemessenden Karosserie eine markante Gran Turismo-Note verleiht. Leichte Anleihen zum Passat sind sicherlich gewollt und zeigen die nahe Verwandtschaft zwischen den beiden, deren hauptsächlicher Unterschied im Antrieb besteht. Die 19 Zoll-Räder sind hier serienmäßig dabei; gegen Aufpreis stehen auch 20-Zöller bereit.
Aufgrund des weit auslaufenden Daches fällt das Heck kompakt mit kurzem Kofferraumansatz aus. Somit erkennt der Betrachter die nicht unerhebliche Fahrzeuglänge am ehesten in der Seitenansicht. Von vorne und hinten ist dies nicht sogleich ersichtlich. Durchgängige Leuchteinheiten vorne und hinten inklusive illuminiertem VW-Logo machen das Paket rund.
Interieur – Alles ID, nur in XL
Im Innenraum herrscht die typische ID-Architektur, wodurch ein aufgeräumter, leicht nüchterner Eindruck entsteht. Das kleine Miniaturcockpit wird durch ein Head-up Display ergänzt und der 15 Zoll große Zentralbildschirm kredenzt seine Inhalte entsprechend großflächig und hoch aufgelöst. Auch wenn sich die Verarbeitung durchgängig als absolut makellos offenbart, wäre an der einen oder anderen Stelle der Einsatz hochwertigerer Materialien wünschenswert gewesen. Denn schließlich wird der ID.7 der oberen Mittelklasse zugeordnet, zu der auch die E-Klasse oder die 5er-Reihe von BMW gehören.
Daran ändert auch das hier zum Einsatz kommende Interieur-Paket Plus für 4.475 Euro nur teilweise etwas. Zu diesem gehören unter anderem ErgoActive-Komfortsitze mit umfangreichen Verstellmöglichkeiten, Massagefunktionen und Sitzmemory, welche sich insgesamt als ausgesprochen komfortabel und ergonomisch erstklassig erwiesen. Der hier verwendete zweifellos hochwertige Velours-Sitzbezug hätte sich beispielsweise bestens auch in den Innentürverkleidungen gemacht.
Dennoch ist der Gesamteindruck akkurat und was auch mehr als erwähnenswert ist, ist das überaus großzügige Platzangebot. Kopf- und Beinfreiheit gibt es auch auf der zweiten Sitzreihe selbst für Menschen über 1,90 Metern zur Genüge und mit mindestens 532 Litern Kofferraumvolumen ist das Ladevermögen des VW ID.7 Pro S auf einem guten Durchschnittsniveau in seiner Klasse. Einen Frunk – also eine weitere Ablagemöglichkeit unter der vorderen Haube – bietet der ID.7 leider nicht.
Antrieb und Fahreigenschaften – Typisch Elektro, typisch GT
Als Antrieb bleibt auch beim VW ID.7 Pro S der an der Hinterachse positionierte Elektromotor APP550 im Einsatz. Mit seinen 286 PS und den stets verfügbaren 545 Newtonmetern an Drehmoment ist die Limousine sehr gut motorisiert. Sie spurtet in 6,6 Sekunden von null auf 100 km/h und bei 180 km/h wird elektronisch die Grenze nach oben gezogen.
Adrett schiebt der ID.7 ohne Zeitverzug an und der E-Motor sorgt jederzeit für einen straffen Vortrieb. Mit extrem geringer Geräuschkulisse, einer präzisen Lenkung und einem hervorragenden Abrollverhalten realisiert das größte E-Vehikel aus Wolfsburg von Anbeginn eine immense Portion Fahrkomfort. Ganz im Sinne eines echten Gran Turismo bleibt der Aufenthalt im ID.7 selbst bei vielen hunderten Kilometern am Stück stets kurzweilig und ausnahmslos sehr angenehm.
Dank der vier Fahrprogramme des adaptiven Fahrwerks DCC – Bestandteil des Exterieur-Paket Plus – lässt sich die Fahrcharakteristik zudem weit spreizen und reicht von effizient zurückhaltend im ECO-Modus bis dynamisch sportiv im Sport-Modus. Letzterer kitzelt durchaus engagierte Ambitionen aus dem ID.7 und die Limousine legt eine gewisse Bissigkeit an den Tag, die eine nicht unbedeutende Menge an Fahrspaß generieren kann.
Die Rekuperation wird im Sport-Modus zudem verstärkt, kann aber auch mittels dem rechts an der Lenksäule befindlichen Wählhebel mittels Position „B“ dauerhaft maximiert werden. Die Bremsen leisteten sich im Test keine Schwächen und brachten selbst nach mehrfacher maximaler Beanspruchung in Form einer Gefahrenbremsung aus 120 km/h bis zum Stillstand das Auto sicher zum Stehen. Fading oder Veränderungen in der Dosierbarkeit waren dabei nicht zu beobachten; der Wechsel zwischen Rekuperation und mechanischer Bremse waren selten und wenn, dann nur marginal zu spüren.
Verbrauch, Aufladen, Reichweite
Im Drittelmix ermittelten wir einen Durchschnittsverbrauch von 16,8 kWh auf 100 Kilometer. Das Zünglein an der Waage ist hier wie immer bei E-Autos der Autobahneinsatz. Lässt man diese nämlich weg, fiel der Durchschnitt auf 13,9 kWh und lag demzufolge nur noch 0,3 kWh über der Werksangabe.
Richtig spannend wurde es nach der Sparrunde, die uns ein Ergebnis offenbarte, welches wir gar nicht recht glauben konnten: Lediglich 8,2 kWh benötigte der E-Motor auf der vorbestimmten Strecke auf hochgerechnet 100 Kilometer. Gefahren wurde der Test bei Trockenheit sowie 15 Grad Celsius Außentemperatur und damit unter nahezu optimalen Bedingungen. Ein neuer Rekord in dieser Fahrzeug- und Leistungsklasse – Bravo!
Als VW ID.7 Pro S erhält der größte Stromer aus Wolfsburg erstmals eine größere Batterie. Statt der nutzbaren 77 kWh der Pro-Variante sind es hier 86 kWh. Dadurch soll nicht nur die Reichweite um gut 100 Kilometer steigen, sondern auch der Ladestrom, der von 175 kW auf nun maximal 200 kW ansteigen soll.
Wir fuhren daher an eine 300 kW-Schnellladesäule, um das entsprechende Potenzial auch ausschöpfen zu können und konnten einen maximalen Ladestrom von 183 kW bestätigen. Was aber dabei entscheidend ist, ist die Ladekurve, also wie lange ein höchstmöglicher Ladestrom aufrechterhalten werden konnte. Und diese sah im Fall des ID.7 Pro S sehr gut aus, wodurch wir die Batterie von 15 Prozent in nur 21 Minuten wieder auf 80 Prozent bringen konnten.
Dafür blieb die erwartete Reichweite ein ganzes Stück hinter den Erwartungen, denn laut Werksangabe soll der VW ID.7 Pro S im Drittelmix bis zu 709 Kilometer mit einer Batteriefüllung erreichen. Nun, nach dem vollständigen Aufladen zeigte uns der Bordrechner ernüchternde 437 Kilometer. Doch schlussendlich waren es dann doch echte 510 Kilometer. Das ist immer noch weit entfernt von der Werksangabe, aber ein guter Wert unter realen Bedingungen.
Aber – und das ist zweifellos wichtig zu erwähnen – sind mit dem ID.7 durchaus auch Reichweiten von 700 und sogar über 800 Kilometern drin, wenn man die Fahrweise entsprechend auf kompromisslose Vorausschau, Defensive und einen ausnahmslos sensitiven Gasfußeinsatz legt. Das zeigt allein das Ergebnis auf unserer Sparrunde; mit dem Ergebnis wären theoretisch selbst vierstellige Kilometerstrecken erreichbar.
Ausstattung, Komfort, Technik
Als Pro S bildet der VW ID.7 die goldene Ausstattungs-Mitte und offeriert serienmäßig Dinge, wie Sitzheizungen vorne, eine 10-farbige Ambientebeleuchtung, zehn Assistenzsysteme inklusive einem sehr gut arbeitenden Abstandstempomaten, ein Head-up Display mit AR-Technologie, kabellos nutzbares Android Auto und Apple CarPlay, DAB+, eine 2-Zonen-Klimaautomatik, Keyless, Voll-LED-Scheinwerfer und vieles mehr.
Im Testwagen sorgte das bereits erwähnte Interieur-Paket Plus mit den ErgoActive-Sitzen und einer 30-farbigen Ambientebeleuchtung, sowie ein hervorragend abgestimmtes Harman/Kardon-Soundsystem mit 13 Lautsprechern und 700 Watt Gesamtleistung für noch mehr Annehmlichkeiten. Dank Komfort-Paket für weitere 1.800 Euro wird aus der 2-Zonen-Klimaautomatik eine mit drei Zonen und aktiver Luftfilterung und das Navigationssystem „Discover Pro Max“ kommt genauso wie eine Klimafrontscheibe sowie eine induktive Ladestation hinzu.
Das Exterieur-Paket Plus beinhaltet die in dieser Fahrzeugklasse weltweit mit zu den besten gehörenden Matrix-LED-Scheinwerfern. Als „IQ.Light“ bietet es zudem Abbiege- und Schlechtwetterlicht, beleuchtete VW-Logos vorn und hinten plus horizontaler LED-Stripes. Weiterhin gehören zu diesem 3.895 Euro teuren Paket das DCC, die Progressivlenkung, eine sensorgesteuerte elektrische Heckklappe und eine Privacy-Verglasung.
Für weitere 1.455 Euro erhält der ID.7 mittels „IQ.Drive“ den Fahrassistenten „Travel Assist“ mit den Systemen „Lane Assist“ und „Emergency Assist“, die in Kombination das Auto beim plötzlichen Fahrerausfall beispielsweise durch Bewusstlosigkeit sicher und unter Berücksichtigung des übrigen Verkehrs, auch über mehrere Fahrspuren, auf den Haltestreifen lenken und zum Stehen bringen, um am Ende des Manövers einen Notruf abzusetzen. Ebenso in diesem Paket findet sich der „Park Assist Pro“, der das Ein- und Ausparken komplett übernehmen und sich bis zu drei Parkplätze merken kann.
Die reichweitenoptimierende Wärmepumpe muss ebenfalls als Extra für 990 Euro hinzugebucht werden. Die optionale Anhängerkupplung kostet rund 1.000 Euro, mit der das E-Auto überschaubare 1.000 Kilogramm als Maximum ziehen darf.
Was kostet ein VW ID.7 Pro S?
Als Pro S startet der ID.7 ab 58.985 Euro. Das sind fast exakt 5.000 Euro mehr als die Pro-Variante mit der kleineren Batterie aufruft. Aufgrund der vielen Extras der umfangreichen Optionsliste liegt der tatsächliche Preis mit umfangreicher Ausstattung allerdings deutlich darüber. Allein unser Testwagen hatte Sonderausstattungen im Wert von rund 13.500 Euro an Bord – und da fehlten noch Dinge wie das Panoramaglasdach „Smart Glas“.
Ein GTX startet übrigens bei 63.155 Euro, ist aber nicht nur stärker motorisiert, sondern auch serienmäßig besser ausgestattet.
Fazit – Komfortabler geht (bei VW) fast nicht
Es grenzt schon an das berühmte Wolke-7-Gefühl, welches sich beim Fahren mit dem VW ID.7 Pro S von Anbeginn einstellt. Seine äußerst komfortbetonte Fahrcharakteristik macht ihn zum echten Langstreckenfahrzeug, das bei entsprechender Fahrweise auch große Strecken ohne Ladestopp bewältigen kann.
Um dieses hohe Level der komfortablen Fortbewegungsart woanders zu finden, muss man bei VW schon zum Touareg mit Luftfederung greifen, der preislich und karosserietechnisch in einer ganz anderen Liga spielt.
Doch auch dynamische Fahrweise kann der ID.7 und generiert sowohl auf kurvenreichen Strecken als auch über Berg und Tal jede Menge Fahrspaß. Die Ladestopps halten sich auch zeitlich in Grenzen und seine ausgereiften Assistenzsysteme sowie die vielen Annehmlichkeiten, machen das Ganze zu einem sicheren und sehr komfortablen Gesamtpaket.
Ziemlich viele Stirnfalten bilden sich allerdings beim Blick auf den Preis, der durch die ausgeprägte Aufpreispolitik noch vehement in die Höhe getrieben wird. Markenintern wird das auch beim Blick auf die Alternative mit Verbrenner – dem Passat – nicht wirklich günstiger. Die Konkurrenz zeigt da durchaus günstigere Derivate in dieser Größe; allerdings sind auch teurere Exemplare problemlos zu finden.
Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- angenehme, elegant-dynamische optische Erscheinung
- sehr ausgewogenes und facettenreiches Fahrverhalten dank DCC
- gute Fahrleistungen
- gute Reichweiten und kurzweilige Ladestopps
- bei defensiver Fahrweise sehr sparsam
Contra:
- hoher Preis
- teure Extras und lange Aufpreisliste
- geringe Anhängelast
Konkurrenz: Kia EV6, BMW i5, BYD Seal, Hyundai IONIQ 6, Mercedes EQE, Polestar 2
Technische Daten: VW ID.7 Pro S
- Farbe: Scale Silver Metallic
- Fahrzeugklasse: obere Mittelklasse / Limousine
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,96 x 1,86 (2,14 mit Außenspiegeln) x 1,54
- Radstand (mm): 2.971
- Antrieb: E-Motor AP550 (PSM)
- max. Leistung: 210 kW (286 PS)
- max. Drehmoment (Nm): 545
- Akku-Kapazität brutto/netto (kWh): 91/86
- Ladeanschluss: CCS/Typ 2 kombiniert
- Ladezeit von 10-80 % DC mit max. 200 kW Werksangabe/gemessen 15-80 % (min): 26/21
- Reichweite kombiniert Werksangabe/gemessen (km): 709/510
- Getriebe: stufenloses Reduktionsgetriebe
- Antriebsart: Hinterachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 13,6 kWh/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 16,8 kWh/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 0 g/km
- Abgasnorm: Elektroauto
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h (elektronisch begrenzt)
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 6,6
- Wendekreis (m): 10,9
- Kofferraumvolumen (l): 532 bis 1.586
- Leergewicht (kg): 2.230
- Zuladung (kg): 460
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/1.000
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 75
- Kraftstoffart: elektrische Energie
- Neupreis des Testwagens: 72.545 Euro (Basispreis Pro S: 58.985 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.