Insgesamt sechs Generationen Erfahrung stecken in dem hier getesteten, zur E-Klasse gehörenden Mercedes-Benz E 220d 4Matic, die als solche seit über 30 Jahren die obere Mittelklasse maßgeblich beeinflusst hat.
So gesehen, gehört die besternte Limousine aus Stuttgart klar zu den sogenannten Platzhirschen und buhlt seit ihrer Einführung insbesondere mit den Konkurrenten BMW 5er und Audi A6 um die Spitze in dieser Fahrzeugkategorie.
Inwieweit die neuste Evolutionsstufe der E-Klasse in der Lage ist, seinen Mitbewerbern Paroli zu bieten oder gar auf Abstand zu halten, klärt dieser Fahrbericht.
Als Test-Limousine stand uns der Mercedes-Benz E 220d 4Matic in der Ausstattung AMG Line Premium zur Verfügung und trug ein typisches wie auch passendes Silbermetallic als Außenfarbe.
Das Wichtigste im Überblick
- mehr Platz im Fond als im Vorgänger
- technisch und digital massiv aufgerüstet
- fährt sich deutlich handlicher als der Vorgänger
- extrem effizienter Antrieb
- kräftig gestiegener Preis
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Im Sternzeichen Stern
Einen Benz erkannte man seit jeher besonders gut am Stern auf der Haube. Das hatte unser Testkandidat zwar nicht, sondern trug seinen markant und unübersehbar im Frontgrill, doch seit der neusten Generation ist ebendieser Haubenstern mit entsprechender Wahl der Ausstattungslinie wieder zu haben.
Die Abmessungen der Limo veränderten sich im Rahmen des Generationswechsels nur vernachlässigbar gering, was in heutiger Zeit durchaus ein Vorteil ist. Denn allein der permanente Parkplatzmangel und die nicht mitgewachsenen Parkhausgegebenheiten in Ballungsgebieten stellen immer mehr Fahrer nicht nur von SUVs vor echte Herausforderungen.
Ansonsten zeigt die Limousine der sechsten Generation so viele Sterne ringsum wie noch nie zuvor. Angefangen von einem wahren Sternhaufen im Frontgrill, dessen einzelne Sternchen gemeinsam eine ästhetische Designspielerei initiieren bis hin zu den LED-Rückleuchten, die jeweils zwei der typischen Sterne illuminieren.
Dazwischen zeigt sich eine klassische Limousine, die mit ihren Rundungen und ineinander übergehenden Linienführungen sehr harmonisch auf ihren AMG Line-Rädern in 19 Zoll steht. Das LED-Tagfahrlicht legt sich wie ein smartes Make-up an den Augen über die Frontscheinwerfer.
Die elektrisch ausklappenden Türgriffe sehen zwar cool aus, hatten im Alltagstest aber immer mal ihren Gehorsam versagt und mussten mit solider Handkraft gedrückt werden, um danach auszufahren.
Endrohrblenden gibt es am Fahrzeugheck nicht. Die sind wohl nur den potenteren echten AMG-Modellen vorbehalten. Hier schmücken nur angedeutete Blenden mit Chromrahmen die entsprechenden Stellen, was aus unserer Sicht nicht unbedingt das Nonplusultra an Show & Shine darstellt, aber dem eleganten Gesamteindruck keinen Abbruch tut, sondern eher im Gegenteil sogar fördert. Krawall überlässt dieses Modell gern den anderen.
Interieur – Digitaler Weitsprung
Die inneren Werte des Mercedes-Benz E 220d 4Matic zeigen aufgrund des Generationswechsels ein neues Level dank diverser Neuerungen. Eine davon ist unübersehbar die neue Digitalisierung inklusive Bildschirmlandschaft, welche aus einem Digitalcockpit, einem nun davon getrennten und größeren Zentralbildschirm und einem optionalen dritten Touchscreen direkt vor dem Beifahrerplatz besteht. Was damit alles möglich ist, betrachten wir später noch genauer.
Die Sitze bieten eine hervorragende Ergonomie und bleiben auch nach stundenlangen Touren sehr rückenfreundlich. Viel Sitzflächen und ordentlich Platz – auch dank leicht gewachsenem Radstand – finden auch die Passagiere auf der zweiten Sitzreihe und müssen sich erst Sorgen über Kopffreiheiten machen, wenn ihr Gardemaß sich Dimensionen nähern, die über 1,90 Meter liegen.
Das Lenkrad sieht nicht nur toll aus, sondern fasst sich auch so an. Nur die Sensortasten zeigten eine zu sensitive Eigenschaft, was mitunter zu unerwünschten Bedienungen führt – vor allem, wenn die Fahrweise etwas forciert wird. Die Materialanmutung ist sehr gut; zumindest in den meisten sichtbaren Bereichen. Will heißen, dass sich an manchen (weniger oft einsehbaren) Stellen etwas wertigere Materialien gut gemacht hätten – insbesondere in Anbetracht der Preise für die neue E-Klasse.
Dennoch ist der Wohlfühlfaktor omnipräsent und wenn die Tür satt ins Schloss fiel, ist die Außenwelt wie ausgeklammert. Wie hieß der Werbeslogan von Mercedes-Benz einst? „Willkommen zu Hause.“ Ja, daran wird man dabei irgendwie erinnert.
Der Kofferraum fasst 540 Liter und kann dank dreifach klappbarer Rückenlehnen der Fondsitze so erweitert werden, dass auch einige sperrige Dinge transportiert werden können. Das Volumen klettert dabei auf deutlich über 900 Liter.
Motor und Fahreigenschaften – So weit die Räder tragen
Das Herz des Mercedes-Benz E 220d 4Matic besteht aus einem Reihenvierzylinder-Turbodiesel mit zwei Litern Hubraum. Aus diesem generiert der Selbstzünder 197 PS sowie 440 Newtonmeter, die ab 1.800 Touren vollumfänglich anliegen.
Für einen Vierzylinder in Kombination mit Dieselkonsum läuft der Motor recht ruhig und somit ausreichend kultiviert. Das gilt sogar für den Kaltstart. Durch Mildhybridtechnik wird der Diesel durch einen kleinen E-Motor unterstützt, der zusätzliche 23 PS sowie stramme 205 Newtonmeter beisteuert.
Dank dieser Boostfunktion schiebt der Turbodiesel die Schwabenlimousine kraftvoll an. Die 9-Gang-Automatik sortiert die Gänge in allen Belangen absolut treffend und leitet die Kraft je nach Anforderung an beide Achsen variabel weiter. Überwiegend wird die E-Klasse per Hinterachse angetrieben; die Vorderachse wird nur bei drohendem Schlupf oder vollem Leistungsabruf hinzuzitiert.
Die Fahrleistungen können sich absolut sehen lassen; der Sprint aus dem Stand bis zum Landstraßentempo 100 km/h ist in 7,8 Sekunden erledigt. Maximal fährt die Allrad-Limousine bis zu 234 km/h und gehört damit zu den schnelleren Exemplaren dieser Zunft.
Aufgefallen ist die erstklassige Dämmung des Schwaben, der damit alles außerhalb der Fahrkabine nahezu hermetisch abschirmen möchte. So sind selbst bei höheren Autobahntempi Gespräche zwischen den Insassen problemlos möglich. Dank Luftfederung bügelt der Mercedes-Benz E 220d 4Matic das Gros an Fahrbahnschäden gut glatt. Im Vergleich zum Vorgänger ist er aber eine ganze Ecke straffer geworden und lässt dadurch auch Querfugen und kurze Absätze eher durch.
Diese straffer gewordene Fahrwerksabstimmung in Kombination mit der direkten und permanent gutes Feedback vermittelnden Lenkung – übrigens eine Vierradlenkung; die Hinterachse macht mit – fühlt sich die neue E-Klasse deutlich handlicher, ja kompakter an. Diese neue Verbindlichkeit lässt den klassischen Mercedes-Piloten womöglich überrascht sein. Denn so etwas war früher nicht das Ding einer E-Klasse.
Vielmehr waren die Vorgänger dagegen fast fahrende Festungen, die alles entkoppelnd ein eher unerschütterliches Komfortniveau besaßen. Das bedeutet, dass die neue E-Klasse ein deutlich verjüngtes Fahrgefühl vermittelt, welches sonst nur bei BMW oder Audi noch stärker ausgeprägt zu finden ist. Nun, so lässt sich eine Marke beziehungsweise ein Modell auch gut verjüngen – ebenso die Zielgruppe.
Mit dieser Limo fährt man gern bis zum Horizont und darüber hinaus.
Eintrag im Testbordbuch
Dieser Kommentar beschreibt es eigentlich am besten. Denn der Mercedes-Benz E 220d 4Matic ist ein sehr angenehmes Langstreckenfahrzeug mit viel vermittelter Fahrfreude und genügend Restkomfort, wodurch selbst die längste Tour zum einfachen Unterfangen wird.
Ein Garant für langes Reisen ist unter anderem auch die Reichweite. Obwohl ein Verbrenner deutlich schneller wieder fahrbereit ist als ein E-Auto, möchte der geneigte Besitzer dennoch nicht zu oft an die Zapfsäule fahren.
Wir machen es kurz: Mit diesem Auto muss er das auch nicht. Denn die 66 Liter Tankinhalt reichten in unserem Test im Drittelmix-Gefüge deutlich über 1.000 Kilometer. Nur 5,9 Liter auf 100 Kilometer betrug der Durchschnitt. Doch dieser Diesel kann noch besser: Die Sparrunde absolvierte der Schwabe mit lediglich 3,8 Liter auf hochgerechnet 100 Kilometer. Wer nicht rechnen möchte, dem verraten wir gern, dass der Tankinhalt so theoretisch für über 1.700 Kilometer reichen würde. Welcher Langstreckenfahrer denkt da noch an E-Mobilität?
Ausstattung, Komfort und Technik
Aufgrund der Ausführung als AMG Line Premium besaß unser Test-Benz jede Menge Ausstattungsmerkmale, von denen wir die wichtigsten näher beleuchten.
Den Anfang macht das umfangreich überarbeitete MBUX Multimedia-Infotainment. Dieses beinhaltet neben einem sehr zuverlässig arbeitenden Navi mit Augmented Reality eine Vielzahl an Möglichkeiten, die von voller Transparenz der Antriebsparameter über ein umfassendes Online-Entertainment mittels Tik Tok oder Angry Birds geht und bei einer dank ChatGPT KI-basierten Sprachassistenz endet. Selbst der Pulsschlag von der getragenen Apple Watch lässt sich auf dem Centerscreen anzeigen.
Die permanente Online-Anbindung erfolgt mittels schnellem 5G und der besondere Clou ist der optionale dritte Bildschirm für den Beifahrer im Paket MBUX Superscreen. Dieser zeigt im Standby eines von einer Auswahl diverser Bilder als Dauerbild und lässt sich nur bedienen, wenn jemand auf dem Beifahrerplatz sitzt. Weiterhin in diesem Paket ist eine Selfie-Kamera, die mittig auf der Instrumententafel thront und Fotos sowie Videos von den Insassen anfertigen kann, sofern das Fahrzeug steht.
Startet der Beifahrer nun ein Spiel oder einen Film, wird der Inhalt für den Fahrer sofort unsichtbar, weil der Betrachtungswinkel elektronisch auf ein Minimum reduziert wird und dieser Bildschirm aus der Fahrerposition so aussieht, als wäre er abgeschaltet.
Sehr viel Lob heimste das Matrix-LED-Scheinwerferlicht ein, was bei Mercedes-Benz „Digital Light“ genannt wird. Die Ausblendung anderer Verkehrsteilnehmer geschieht extrem schnell, absolut zuverlässig, wenn auch nicht so feingranular wie in einem Touareg. Dafür verdienen auch die Helligkeit plus Homogenität und die Reichweite anstandslos die Note eins.
Eine Eins minus vergeben wir für die 4D Surround Soundanlage von Burmester, die dank kleiner Erdbebensimulatoren in den Sitzen die Tieftonbereiche mit Körperbass aufpeppen. Diese „vierte Dimension“ lässt jedes Musikerlebnis in ganz neuer Manier genießen. Klanglich gehört diese Anlage zu den besten Hi-Fi-Anlagen und kratzt sogar ein bisschen am High End-Bereich, der neben den Platzhirschen wie Naim oder Bespoke auch von B&W und der nächsthöheren Burmester-Ausbaustufe in der S-Klasse beherrscht wird.
Die jeweilige Musik kann auch von der vielfarbigen und animierten Ambientebeleuchtung einbezogen werden, die dann im Takt der jeweiligen Musik ihr unglaubliches Farbspektrum zur Schau stellt. In jedem Fall ein tolles Spektakel, wenn auch durch den hohen Ablenkungsgrad für eine Nutzung während der Fahrt weniger empfehlenswert.
Sehr hilfreich im Alltag: programmierbare Routinen, die abgespeichert immer das tun, was sonst der Fahrer übernehmen muss. Beispielsweise beim Herausfahren aus einer unübersichtlichen Ausfahrt muss die Frontkamera aktiviert und das Fahrerfenster heruntergefahren werden, um einen Knopf für die Schranke zu bedienen. Einmal als Routine abgespeichert, werden diese Schritte automatisch ausgeführt, wenn die E-Klasse wiederholt an diesem Ort ist.
Doch auch bei den Assistenzsystemen steckt der Mercedes-Benz E 220d 4Matic voller Überraschungen. Eine davon ist der Überholassistent, der den Überholvorgang komplett automatisieren soll. Voraussetzung dafür ist, dass man auf der Autobahn unterwegs ist und eine Geschwindigkeitsbeschränkung besteht. Auf freier Autobahn wären die Geschwindigkeitsunterschiede zu hoch für das System. Siehe Bugatti Chiron und die 400 km/h-Fahrt auf der Autobahn, die durch die Medien ging wie einst der Ötzi-Fund in den Alpen. Aus diesem Grund ist das System in Deutschland noch nicht freigeschaltet; wird es aber in Kürze nach entsprechender Adaption.
Beispiel der Überholfunktion: Ist die Limousine bei aktiviertem Tempomat mit 130 km/h unterwegs und nähert sich einem vorausfahrenden Lkw, wäre hier ein Abbremsen und Hinterherzuckeln mit 80 km/h die Regel. Anders die E-Klasse, die frühzeitig das Verkehrsgeschehen prüft und bei freier linker Spur mit einem Tonsignal angekündigt, den Blinker setzt und selbstständig den Überholvorgang durchführt.
Ein Energizing Paket für gut 3.000 Euro sorgt für verschiedenste Stimmungen und Atmosphären, die von der Revitalisierung über Beruhigung bis zum Power Nap reichen. All dies wird per Sound, dem Ambientelicht, der Klimatisierung und der Sitzmassage erreicht.
Varianten und Preise des Mercedes-Benz E 220d
Der E 220d ist der kleinste Diesel im Antriebsportfolio und eine Stufe über der Basismotorisierung, dem E 200 als Benziner. Dieser leistet zwar streng genommen fünf PS mehr als der Selbstzünder, ist aber 2.320 Euro günstiger als der E 220d. Als Allradmodell 4Matic wird für den Diesel ein Aufpreis von rund 2.735 Euro fällig.
Weiterhin kann der geneigte Kunde zwischen drei Ausstattungslinien wählen:
- Avantgarde – Als sogenanntes „Gesicht der Business Class“ (O-Ton Mercedes-Benz) erhält die Limousine in dieser Variante 17-Zoll-Räder und diverse Chrom-Applikationen außen, das adaptive Agility Control Fahrwerk mit selektivem Dämpfungssystem und Tieferlegung sowie eine Vielzahl an weiteren Ausstattungsmerkmalen für mindestens 64.320 Euro.
- Exclusive – Diese Variante gibt es nur in Verbindung mit dem sogenannten Exclusive Premium für einen Aufpreis von stattlichen 11.614 Euro. Es beinhaltet allerdings eine ganze Ausstattungs-Armada, die neben 18-Zoll-Rädern auch den aufrecht stehenden Mercedes-Stern auf der Haube plus geändertem Frontgrill beinhaltet. Weiterhin kommt das MBUX-Infotainment samt AR-Navigation, das 4D-Burmester-Soundsystem, Digital Light Matrix-Licht, vollklimatisierte Sitze vorne, aktives Ambientelicht und vieles mehr in die Limousine, die dann 75.934 Euro kostet.
- AMG Line – Die optisch sportlichste Variante wird mit 19 Zoll-Rädern und diversen AMG-Details plus größerer Bremsanlage als AMG Line Advanced mit rund 20 zusätzlichen Ausstattungsmerkmalen für mindestens 5.854 Euro mehr als die Basisversion Avantgarde angeboten, also 70.174 Euro.
Weitere Pakete können die Ausstattung nochmals deutlich erweitern:
- AMG Advanced Plus für weitere 9.450 Euro inkludiert zusätzlich die AR-Navigation, Matrix-LED-Licht ein Memory Paket und vieles mehr
- AMG Premium erweitert für 12.674 Euro die Annehmlichkeiten um das Keyless-Go Paket, das 4D-Burmester Surround-Soundsystem, das aktive Ambientelicht, ein Akustik-Komfort-Paket und einiges mehr.
- AMG Premium Plus ist der Gipfel der Ausstattungspakete und bringt für rund 19.000 Euro mehr ein Fahrerdisplay in 3D, ein großes Panoramaglasdach, ein Head-up Display, den MBUX Interieur Assistant, einen beleuchteten Frontgrill, das Energizing Paket, eine vollautomatische 4-Zonen-Klimaanlage Thermotronic und Projektionsfunktionen für das Digital Light lassen so gut wie keine Wünsche mehr offen.
Trotz dieser Vielfalt gibt es weiterhin zubuchbare Optionen auf der Wunschliste. Beispielsweise eine Sonderfarbe, die bis zu knapp 3.700 Euro Aufpreis verlangt. Auch bei den Rädern ist noch Luft nach oben; bis zu 21 Zoll sind möglich, was weitere 2.500 Euro aufruft.
Zudem steht eine Anhängerkupplung mit Anhängerstabilisierung für 1.160 Euro bereit und wer die Lederausstattung gegen andersfarbiges Nappaleder tauschen möchte, legt nochmals 1.430 Euro dafür und ein daran gekoppeltes Leder-Paket für knapp 2.100 Euro drauf. Und so geht es weiter mit einem Alcantara-Dachhimmel für knapp 2.000 Euro, einer Standheizung für 1.500 Euro und und und.
Am Ende steht der Mercedes-Benz E220d 4Matic inklusive aller gesetzten Häkchen für rund 108.000 Euro bereit. Ein stolzer Preis, der den des Vorgängers deutlich übertrifft.
Fazit – Der Stern leuchtet weiter
In sechster Generation zeigt sich die E-Klasse, hier als Mercedes-Benz E 220d 4Matic, so leichtfüßig und verbindlich wie nie zuvor. Dank Vierradlenkung und perfekt sowie durchaus dynamisch abgestimmtem Fahrwerk, macht die Limousine auch mit dem kleinsten Diesel der „AMG Line“-Bezeichnung alle Ehre.
Und ja, sie bietet weiterhin Komfort und eine Art Abschirmung der Insassen zur Außenwelt. Allerdings längst nicht mehr so ausgeprägter Natur, wie es ihre Vorgänger beherrschten. Ein bisschen schade finden das sicherlich all jene, die in der Marke mit dem Stern die Krönung in puncto Fahrkomfort fanden. Denn davon ist heute weniger zu spüren und die Abstände in dieser Disziplin zu den Hauptkonkurrenten aus München und Ingolstadt sind kleiner geworden.
Doch die wahren Tugenden der E-Klasse wie die Langstreckentauglichkeit und das opulente Platzangebot bleiben erhalten und werden mit einem technologischen Potpourri verknüpft, das für manche wie ein Overkill wirken könnte. Doch damit zeigen die Stuttgarter auch, was aktuell alles möglich ist. Insbesondere Technik-Freaks und First Adopter werden ihre helle Freude daran haben.
Profitierend wächst aber auch der Sicherheitsfaktor dank modernster Assistenzsysteme und mit der hier getesteten Motorisierung kann der Benz obendrein mit einer fast unverschämten Sparsamkeit punkten. Stets vierstellige Kilometerangaben als Reichweite mit einer Tankfüllung – da platzen selbst Besitzer von High-End-Elektroautos mit Long Range & Co in den Modellbezeichnungen fast vor Neid – oder wenden sich gar ignorant ab von der Realität.
Am Ende bleibt festzuhalten, dass die neue E-Klasse dem Stern-Konzept weiterhin gerecht wird, dabei aber eine spürbare Verjüngungskur vollzogen hat. Moderner und frischer waren definitiv Begriffe im Entwicklungs-Pflichtenheft der sechsten Generation und hinter beiden prangen nun sicher dicke Häkchen.
Text/Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- modernste Digitaltechnik und Assistenzsysteme
- knackig-handliches Fahrgefühl
- sehr harmonische Motor-Getriebe-Kombination
- großzügige Platzverhältnisse
- sehr sparsam
- hervorragende Langstreckentauglichkeit
- facettenreiche Ausstattungsmöglichkeiten
Contra:
- Materialeinsatz nicht bis ins Detail hochwertig
- endlos lange Aufpreisliste
- hoher Preis
Technische Daten: Mercedes-Benz E 220d 4Matic AMG Line Premium
- Farbe: Hightechsilber Metallic
- Fahrzeugklasse: obere Mittelklasse / Limousine
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,95 x 1,88 (2,07 mit Außenspiegel) x 1,47
- Radstand (mm): 2.961
- Antrieb: Reihenvierzylinder Commonrail-Turbodiesel mit DPF und SCR-Kat
- Hybridart: Mildhybrid E-Motor mit 23 PS
- max. Systemleistung: 162 kW (220 PS) bei 3.600 rpm
- max. Drehmoment Verbrenner/E-Motor (Nm): 440/205 bei 1.800 bis 2.800 rpm
- Getriebe: 9-Gang-Automatik
- Antriebsart: Allrad 4Matic
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 4,9 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,9 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 130 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 234 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 7,8
- Wendekreis (m): 12
- max. Bodenfreiheit (mm): 85
- Kofferraumvolumen (l): 540 bis 925
- Leergewicht (kg): 1.975
- Zuladung (kg): 605
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/2.100
- max. Stützlast (kg): 84
- max. Dachlast (kg): 100
- Tankinhalt (l): 66
- AdBlue Tank (l): k. A.
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 89.530 Euro (Basispreis E 220d 4Matic: 64.320 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.