Lexus ES 300h Test – Limousine der Gelassenheit

Lexus ES 300h
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Sieben Generationen lang hat es gedauert, bis die Lexus ES-Modellreihe als Lexus ES 300h auch den Weg nach Europa fand.

Genau diese Motorisierung ist auch die Einzige, welche hierzulande angeboten wird. Bekannt ist das Modell definitiv kaum und besitzt daher einen echten Exotenstatus. Letztes Jahr wurden nicht einmal 190 Einheiten in Deutschland angemeldet.

Das asiatische Pendant zu E-Klasse, BMW 5er & Co. haben wir daher einem umfangreichen Test unterzogen; alle Ergebnisse hierzu im nachfolgenden Fahrbericht.




Der Lexus ES 300h von außen

Bereits auf den ersten Blick erwartet den Betrachter eine typische Lexus-Front mit großem Diabolo-Kühlergrill und den charakteristisch scharfen Katana-Falten und Kanten ringsum.


Lexus ES 300h Front
Der typische Lexus-Frontgrill steht auch der Limousine ausgesprochen gut zu Gesicht.



Seitlich in Augenschein genommen, offenbart sich eine durchweg schicke Limousinen-Silhouette mit vielen markanten Knicken im Blech, wodurch die Dynamik forciert wird. Als Eyecatcher dürfen hingegen die digitalen Außenspiegel gelten, die wie insektoide Tastwerkzeuge aus dem oberen Bereich der vorderen Türen wachsen.




Am eleganten Heckabschluss gibt’s Heckleuchten, die zwar schmal skizziert wurden, aber durchaus eine noch etwas filigranere Gestaltung vertragen hätten.


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So sieht es im Innenraum der Limousine aus

Das Interieur wird von einem hübschen Ambiente mit großem Zentralbildschirm als Dreh- und Angelpunkt für das Infotainment und einer Handvoll haptischen Tasten bestimmt. Die Materialien sind von ihrer Wertigkeit vielschichtig, von edel bis günstig ist alles dabei. Die Verarbeitung ist allerdings lückenlos erstklassig.




Der in mehrere Ebenen strukturiert aufgeteilte Instrumentenbereich wird in seiner Eleganz allerdings von den beiden Monitoren für die digitalen Außenspiegel massiv gestört. Wie lieblos angebrachte tragbare Navigationsgeräte heben sich die kleinen Monitore ab und sorgen für ein hohes Maß an visueller Zerklüftung. Das können andere Hersteller besser.




Das Lenkrad liegt gut in der Hand, wartet aber mit einer nicht geringen Anzahl an Tasten auf – hier ist vor Fahrtantritt eine Bekanntmachung mit den Gegebenheiten unausweichlich.

Die Sitze sind vorne sehr bequem und eignen sich auch für lange Reisen ohne Einschränkungen. Hinten geht es platztechnisch ebenfalls großzügig zu, doch im direkten Vergleich zum Konzernbruder – dem Toyota Camry – gibt es hier subjektiv weniger Raumgefühl und die Kopffreiheit ist spätestens ab 1,85 Metern Gardemaß erschöpft.




Das helle Leder ist – wie so oft – recht empfindlich gegen Verschmutzungen und man sieht selbst bei diesem noch jungen Testwagen erste Verfärbungen auf der Sitzfläche des Fahrersitzes.




Der Kofferraum liegt mit seinen 454 Litern Ladevolumen im Mittelfeld und bietet eine Durchlademöglichkeit für sperrige Gegenstände. Die Ladekante ist angenehm kleingehalten und erleichtert die Nutzung ungemein.


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Motor und Fahreigenschaften – In der Ruhe liegt die Kraft

Aus einem hubraumstarken Vierzylinder und einer E-Maschine generiert der Lexus ES 300h eine Systemleistung von 218 PS; wir kennen diesen ausgeklügelten Antrieb bereits unter anderem aus dem Toyota RAV4.


Motorraum Lexus ES 300h
Guter Bekannter – Der RAV4 nutzt diesen Antriebsstrang ebenso erfolgreich.



Wie auch in besagtem SUV arbeitet das Hybridsystem hier sehr unaufgeregt und überaus kultiviert. Nur bei Vollgasfahrten erreicht der Lexus aufgrund des stufenlosen Getriebes hohe Drehzahlen, ansonsten bleibt es angenehm leise im Innenraum. Oder mit anderen Worten: Dem CVT-Getriebe wurde mittlerweile mittels dessen Steuerung Manieren beigebracht.


Wahlhebel CVT
Ist der dick, mann – Der opulente Wahlhebel für das CVT-Getriebe.



Ein weiterer Vorteil dieses kompakten Vollhybridsystems ist der Umstand, dass jedwedes Laden entfällt; ausschließlich durch Rekuperation und den Verbrenner wird der Akku mit Strom versorgt und lässt den Japaner über kurze Strecken auch rein elektrisch fahren.




Besonders in der Stadt waren wir erstaunt darüber, wie viel Strecke tatsächlich rein elektrisch zurückgelegt wird. Nicht immer ist dabei ersichtlich, welche Kriterien für den EV-Mode herangezogen werden. Denn manchmal verweigerte der Lexus diesen mit Hinweis auf eine zu hohe Geschwindigkeit – wir fuhren dabei nicht einmal 30 km/h – und in anderen Situationen waren wir sogar um die 60 km/h schnell kurzzeitig rein elektrisch unterwegs.


Lexus ES 300h schräg hinten links
Der Lexus ist ein Federungsmeister und bügelt das Gros an Unebenheiten problemlos glatt.



Das Fahrverhalten darf als komfortabel ausgeprägt gelten. Das Fahrwerk bewies evidente Kompensationsfähigkeiten, wenn der Untergrund mal nicht aus bügelglatter Asphaltdecke bestand und selbst Kopfsteinpflaster federte dieses adäquat weg. Die Lenkung ist leichtgängig, die Bremsen zeigten sich als gut dosierbar.


Endrohr Lexus
Wie so oft – Auf aufmerksamkeitsstarke Endrohre legen die Japaner selten wert.



Trotz seiner 218 PS zeigt sich der Lexus durchgehend als Mitglied der gesetzten Limousinen. Der Sprint von null auf 100 km/h dauert im Bestfall 8,9 Sekunden, was nicht langsam ist, aber beim Blick zur Konkurrenz kaum Ambitionen zu einem Vergleich aufblühen lässt.

Wer den ES 300h des Öfteren auf der Langstrecke bewegen möchte, sollte auch wissen, dass das Fahrzeug zum einen bei 180 km/h elektronisch abgeriegelt ist und zum anderen in unserem Vollgastest maximal 9,5 Liter verbrauchte – ein sehr guter Wert.


Sparrunde Verbrauch Lexus ES 300h
Nur reichlich drei Liter auf unserer Sparrunde sind eine echte Ansage.



Doch damit war noch längst nicht genug mit guten Nachrichten zum Thema Verbrauch. Im Drittelmix fuhren wir die Limousine mit einem Durchschnitt von 5,7 Litern auf 100 Kilometer und die Verbrauchsrunde absolvierte der hübsche Japaner mit nur 3,3 Litern.


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Ausstattung, Technik und Komfort

Als „Luxury Line“ durften wir die höchstmögliche Ausstattungsstufe des Lexus ES 300h testen und entsprechend üppig zeigte sich die Anzahl an Annehmlichkeiten und Helfern in der japanischen Limousine.

Die digitalen Außenspiegel sind per se eine sinnvolle Innovation; sie liefern ein scharfes Bild – auch bei Dunkelheit – und der Weitwinkel-Modus, der sich automatisch beim Blinken, Rangieren oder Türen öffnen aktiviert, lässt auch Dinge erkennen, die bei konventionellen Spiegeln vielleicht verborgen bleiben.


Digitale Außenspiegel
Die Spiegelstege für die digitale Lösung besitzen auch jeweils ein integriertes Blinklicht.



Doch wo Licht ist, gibt’s auch Schatten und so nervte alle Testfahrer die Tatsache, dass sämtliche LED-Tagfahr- und Standlichter in den Monitoren flimmerten. Auch der Umstand, dass die Monitore den Innenraum erhellen, sobald man bei Dunkelheit an einem Fahrzeug mit Abblendlicht vorbeigefahren ist, erscheint vor allem anfangs gewöhnungsbedürftig.




Es bleibt hierzu aus unserer Sicht festzuhalten, dass dieses Feature ideal für First Adopter und Technik-Freaks ist; für das Gros der Autofahrer müssen die 2.000 Euro Aufpreis aber nicht unbedingt aufgebracht werden.

Die Matrix-LED-Scheinwerfer hingegen sind jeden Cent wert und erleuchten jede noch so dunkle Fahrbahn – auch bei Nässe – hervorragend. Besonders das Fernlicht hat eine enorme Reichweite und kann rein subjektiv schon fast mit dem Laserlicht von BMW oder Audi mithalten.


Matrix-LED-Scheinwerfer
Mit den Matrix-LED-Spots hat man bei Dunkelheit einen echten Trumpf an Bord des Lexus.



Das Head-up Display nutzt eine große Fläche der Windschutzscheibe zur Projektion und beeindruckt mit gestochen scharfer Vielfalt. Zudem gilt es gegenüber dem teilanalogen Cockpit fast als anachronistischer Abstecher in die Zukunft.


HUD
Top – Das HUD im Lexus glänzte mit sehr guter Ablesbarkeit und vielfältigen Anzeigemöglichkeiten.



Das Soundsystem von Mark Levinson spielte natürlich klingend und pegelfest, ist aber nicht ganz so fein abgestimmt wie das im Lexus LS. Dennoch gibt es auch hier kaum etwas zu beanstanden; lediglich Liveaufnahmen werden nicht so detailgetreu wiedergegeben wie beispielsweise bei den Bowers & Wilkins Systemen im Volvo S90.


Mark Levinson
Unverfälschter Klang an Bord, der auch bei hohen Pegeln keine Unregelmäßigkeiten verursacht.



Die Sitzheizungen erwärmen recht intensiv, was auch für die Lenkradheizung gilt– allerdings ist teilweise eine Intervallschaltung spürbar.

Das Infotainment ist de facto umfangreich, die Bedienung desselbigen ist allerdings eine mittelschwere Herausforderung für Ungeübte. Hier heißt es: Vor Fahrtantritt die Menüstrukturen verinnerlichen und die Bedienschritte gegebenenfalls auch üben.




Nach einiger Gewöhnung gelingt das Bedienkonzept, welches irgendwie doch an das klassische Moorhuhn Spiel erinnert, dann ganz passabel, ist aber selbst dann immer noch deutlich von Lösungen deutscher Hersteller wie beispielsweise Audi oder BMW entfernt.

Alle, die gern einen Anhänger ziehen oder zumindest einen Fahrradträger am Heck montieren, gehen beim ES 300h leer aus – der Vollhybrid erhält keine Anhängerkupplung.


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Varianten und Preise des Lexus ES 300h

  • Der Lexus ES 300h startet ab 49.300 Euro besitzt in dieser bereits Voll-LED-Scheinwerfer, Sitzheizungen vorne, DAB+, elektrisches Glasschiebedach, Intelli Park Assist, Komforteinstieg, 17-Zoll-Räder, Rückfahrkamera und vieles mehr.
  • Als Style Edition ab 49.950 Euro gibt es on top eine 2-Zonen-Klimaautomatik mit „nano-e“ Luftreinigung, 18-Zoll-Räder, Totwinkel-Assistent, 12.3-Zoll-Zentraldisplay, DVD-Player, Navigationssystem, Rückfahrkamera und vieles mehr.
  • In der Business Edition gesellen sich ab 55.400 Euro eine Sitzbelüftung der vorderen Sitze, eine Lederausstattung, elektrische Sonnenschutzrollos und einiges mehr zur Serienausstattung.
  • Die Executive Line startet ab 54.750 Euro und bietet ab Werk spezielles Holzdekor im Innenraum, eine elektrische Heckklappe plus Fußsensor und diverse andere Dinge.
  • Als F Sport kostet der ES 300h mindestens 58.200 Euro und bringt serienmäßig die Matrix-LED-Scheinwerfer, 19-Zoll-Räder, Alu-Dekor im Naguri-Design, Sportsitze, ein adaptives Fahrwerk mit sportlicher Abstimmung mit – um nur einiges zu benennen.
  • Luxury Line ist die Topausstattung, kostet ab 64.400 Euro und bietet ab Werk auch das Mark-Levinson-Soundsystem, eine 360-Grad-Kamera mit Fußgängererkennung, Sitzheizungen im Fond, eine 3. Klimazone im Fond und viele weitere Features.



Lexus ES 300h von vorn
Für unseren Test stand uns der Lexus ES 300h als Topausstattung zur Verfügung.



Fügt man der Topausstattung noch das HUD für 1.500 Euro, einen Sonderlack für 1.000 Euro, die digitalen Außenspiegel für 2.000 Euro und beleuchtete Einstiegsleisten für 285 Euro hinzu, bleibt man ganz knapp unter der 70.000-Euro-Grenze.


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Fazit – Verlässlich solide Gediegenheit

Der Lexus ES 300h zeigte im Alltagstest, dass er als Premium-Limousine mit Vollhybridantrieb eine klare Daseinsberechtigung besitzt. Mit eleganter Optik, coolen Highlights und einem stimmigen Antriebskonzept passt er nicht nur in die heutige Zeit, sondern bringt auch den Mut mit, ein wenig exponiert stehen zu wollen. Die Konkurrenz kann zwar nicht selten schneller und stärker, ist dann allerdings auch deutlich teurer.


Lexus ES 300h schräg vorn links
Ruhe und Gelassenheit sind zwei der Kernkompetenzen der komfortablen Limousine.



Die Limousine ist prädestiniert für das komfortable Cruisen und zeigt sich dabei enorm sparsam. Kleinere Schwächen wie die gewöhnungsbedürftige Bedienung des Infotainments verzeiht man ihm zwar gern, doch potenzielle Kunden könnte ebendies jedoch stören. Wir raten jedem Interessenten eine Probefahrt an.

Da die aktuelle Generation bereits seit 2018 auf dem amerikanischen Markt unterwegs ist, gibt es bereits im kommenden Herbst ein Modellupdate.




Text/Fotos: NewCarz

Kamera: Canon EOS 5D Mark III

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Technische Daten: Lexus ES 300h Luxury Line

  • Farbe: Onyxschwarz Metallic
  • Länge x Breite x Höhe (m): 4,98 x 1,87 (2,12 mit Außenspiegeln) x 1,45
  • Radstand (mm): 2.870
  • Antrieb: Vierzylinder Ottomotor plus E-Motor als Vollhybrid
  • Systemleistung: 160 kW (218 PS)
  • Drehmoment Verbrenner/E-Motor (Nm): 221/202
  • Hubraum: 2.487 ccm
  • Getriebe: stufenlose Getriebeautomatik CVT
  • Antriebsart: Front
  • Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 4,4 l/100 km
  • Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,7 l/100 km
  • CO2-Emissionen (Werksangabe): 100 g/km
  • Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h (abgeregelt)
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,9 Sekunden
  • Wendekreis (m): 12,4
  • Bodenfreiheit (mm): 150
  • Kofferraumvolumen (l): 454 plus Durchlademöglichkeit
  • Leergewicht (kg): 1.680
  • Zuladung (kg): 470
  • max. Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12% (kg): nicht verfügbar
  • max. Stützlast (kg): –
  • max. Dachlast (kg): 75
  • Tankinhalt (l): 50
  • Hybrid-Akku: Nickel-Metallhydrid, nicht extern aufladbar
  • Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
  • Neupreis des Testwagens: 68.800 Euro (Basispreis: 49.400 Euro)

 

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