Mit dem Junior haben die Italiener ein SUV im B-Segment auf die Räder gestellt, welches mit sportiven Allüren glänzen soll – ganz besonders als Topausstattung Alfa Romeo Junior Veloce.
Vielmehr noch: Er soll der Sportlichste unter den SUVs in seinem Segment sein. Daher verwunderte es nicht, dass unser Erstkontakt auf abgesperrter Strecke stattfand, auf der wir den Junior erstmals auf Herz und Nieren testen konnten.
Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn der Junior ist als stärkste (und elektrische) Version „Veloce“ mit seinen 280 PS noch nicht final homologiert und hat daher noch keine Straßenzulassung. Für unseren Erstkontakt fuhren wir den italienischen Neuzugang im streng bewachten Test Center in Dudenhofen.
- Exterieur
- Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
Exterieur – Symmetrie als Leidenschaft
Bereits Anfang Juli konnten wir den Neuzugang aus dem Hause Alfa einmal genau in Augenschein nehmen (wir berichteten). Nun, hatten wir nicht nur mehr Zeit sondern auch mehrere Fahrzeuge in verschiedenen Farben. Schon nach kurzer Überlegung entschieden wir uns für die Farbe, die den meisten Fahrzeugen der Marke am besten steht: Rot.
Das Rosso Brera zierte bereits unseren Protagonisten der statischen Premiere und als neue und stärkste Veloce-Version kommt das schicke Rot mindestens genauso gut zur Geltung. Natürlich fällt bereits auf den ersten Blick auf, dass der Junior Symmetrie bevorzugt. Und so sitzt hier das vordere Kennzeichen mittig. Auch der progressive Kühlergrill – hier im Scudetto-Design – steht dem Junior gut zu Gesicht und lässt den Kleinen deutlich jünger und dynamischer wirken, als beispielsweise den Tonale.
Die Frontansicht zeigt auch nicht die „Triple-U“ Signatur, sondern besteht aus mehreren Lichtelementen, die eine Hauptlinse umspielen. So entsteht quasi ein geschärfter „Blick“. In der Seitenansicht gibt sich der Junior derweil extrovertiert, kommt mit seinem Fastback-Heck fast ein bisschen coupéhaft daher. Erinnerungen an den Kia EV6 oder den Peugeot 408 werden hier sofort wach. Die hinteren Türgriffe wurden übrigens in der C-Säule integriert, während die Topversion einen Veloce-Schriftzug auf den Flanken trägt.
Das Heck ist bisweilen recht massiv geraten, wartet mit einem hohen Abschluss auf und offeriert einen großen (angedeuteten) Unterfahrschutz. Der in Schreibschrift ausgeführte Markenschriftzug erinnert an Modelle vergangener Tage, während die Lichtsignatur hier pro Seite je drei Elemente erhielt.
Interieur – Liebe zum Detail
Im Innenraum geht es ebenfalls recht detailverliebt weiter. Überall finden sich kleine Hinweise auf die Marke, was den Kleinen richtig sympathisch macht. Ab Werk rollt der Junior mit zwei 10,25 Zoll großen Displays vor, von denen eines das Cockpit und eines das Infotainment bildet. Ersteres kann – das darf in einem Alfa nicht fehlen – auch analoge Elemente anzeigen. Die Wippe für die Fahrmodi ist bereits aus anderen Modellen aus dem Hause Stellantis bekannt, nur der Startknopf stellt hier eine Ausnahme dar. Ist er doch sonst bei Alfa Romeo am Lenkrad.
Die Plätze vorn sind sehr bequem und warten mit reichlich Seitenhalt auf. Und auch im Fond geht es recht luftig zu, sofern man nicht größer als 1,80 Meter ist. Dann sind auch Reisen zu viert kein Thema. Auf eine separate Klimazone muss hier verzichtet werden, dafür gibt es eine USB-C-Ladebuchse.
Antrieb und Fahreigenschaften – Der Über-Junior
Als Veloce zeigt sich der Alfa Romeo Junior von seiner sportlichsten Seite. In Zahlen heißt das: 280 PS, 345 Newtonmeter und 200 km/h Höchstgeschwindigkeit. In der Praxis rollt der Italiener erst einmal leise vom Parkplatz und offeriert erst nach und nach sein ganzes Potential. Da wäre zunächst das Sportfahrwerk, welches 25 Millimeter tiefer liegt und zusätzlich verstärkte Stabilisatoren erhielt.
Das spürt man deutlich, denn auch ohne die Standard-Version gefahren zu sein: Dieser Junior nimmt seine Mitgliedschaft im Fitnessstudio ernst. Ohne dabei zu schroff zu sein, bietet der Alfa eine gesunde Härte, die sicherlich nicht dem gesetzten Herren gefällt, wohl aber einer Zielgruppe, die schon immer ein Auge auf die legendären Quadrifoglio-Modelle geworfen hat.
Und dann wäre da die Lenkung. Ja, diese Lenkung. Typisch Alfa extrem direkt und so skalpellartig-präzise, dass man meinen könnte, jede Kurve damit filetieren zu können. Das können sie bei Alfa und das ist auch gut so. Möge sich dies nie ändern. Auch bei einem Elektroauto wichtig: Die Bremse. Hier greifen ordentlich dimensionierte Zangen auf üppige Bremsscheiben – beides aus dem Hause Brembo. Dass die Stopper keinen Grund zum Klagen bieten, ist das Erste, was wir mitteilen möchten. Doch insbesondere der Wechsel zwischen Bremsen und Rekuperieren ist so gut wie gar nicht spürbar. Bravo.
Natürlich gibt es auch im Alfa Romeo Junior die verschiedenen Fahrmodi im DNA-Stil. Besonders der Wechsel zwischen Normal und Sport (Dynamic) ist brachial. Nicht nur die Bremsenergierückgewinnung sondern auch der gesamte Vortrieb ist nochmal geschärft, was am Ende den Unterschied macht. Der Junior geht zackig voran, E-Auto-typisch ohne Verzögerung und offeriert dabei eine gewisse freche Art, die man durchaus mögen kann. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Alfa Romeo den Elektromotor speziell für dieses Auto entwickelt und nicht einfach nur die Leistung erhöht hat. Darüber hinaus – und das ist nicht nur in diesem Segment einzigartig – verfügt der Junior Veloce trotz Frontantrieb über ein mechanisches Sperrdifferenzial.
Unsere Fahreindrücke bestätigen eigentlich alles, was wir bereits erwähnt haben. Der Junior Veloce fährt verbindlich und sportlich, ohne dabei aufdringlich zu sein. Wie er sich im Alltag bewegen lässt, wie lange er tatsächlich lädt und wie der tatsächliche Verbrauch und die Reichweite ausfallen, werden wir zu einem anderen Zeitpunkt im Rahmen eines ausführlichen Tests klären.
Ausstattung, Komfort, Technik
Bezüglich Ausstattung stellt die Ausstattungslinie „Veloce“ die Speerspitze dar. Serienmäßig an Bord ist die Zweifarblackierung mit schwarzem Dach, Voll-LED-Scheinwerfer, 20-Zoll-Räder und Privacy Verglasung. Ebenfalls immer an Bord ist das Infotainment sowie das volldigitale Cockpit Die Sportsitze sind in jedem Veloce dabei, der Fahrer profitiert zusätzlich von einer elektrischen Verstellung sowie von einer Massagefunktion.
Kabelloses Apple CarPlay und Android Auto sichert die Konnektivität, während ein Soundsystem mit vier Lautsprechern für entsprechende Beschallung sorgt. Ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem sowie eine Klimaautomatik gehören ebenfalls zur Serienausstattung.
Doch auch der Veloce lässt sich noch aufrüsten. Zwei Pakete stehen hier zur Wahl. Auf der einen Seite wäre da das Technik-Paket, welches unter anderem Matrix-LED-Scheinwerfer, eine elektrische Heckklappe sowie sämtliche Assistenzsysteme beinhaltet, die für das autonome Fahren auf Stufe zwei verantwortlich sind. Auf der anderen Seite steht das Sport-Paket, welches spezielle Sabelt-Sportsitze (bekannt unter anderem aus diversen Abarth-Modellen) und ein Leder-Alcantara-Lenkrad beinhaltet.
Varianten und Preise des Alfa Romeo Junior Veloce
Den Alfa Romeo Junior Veloce gibt es ausschließlich vollelektrisch und nur in einer Ausstattungslinie. Die gleichnamige Linie offeriert nahezu Vollausstattung. Die 280 PS gelten derweil als gesetzt, genauso wie der Frontantrieb.
Für den Alfa Romeo Junior Veloce werden mindestens 48.500 Euro fällig. Bestellstart ist Herbst 2024. Die ersten Modelle dürften Anfang 2025 zu ihren Kunden rollen.
Die anderen Junior-Modelle sind indes schon früher erhältlich. Die „Ibrida“ genannte Variante mit Mildhybridantrieb kann bereits jetzt zu Preisen ab 29.500 Euro bestellt werden. Dieser wird nächstes Jahr auch als Einziger mit Allradantrieb zu haben sein. Die kleinere elektrische Version „Elettrica“ ist derweil ebenfalls bereits bestellbar und kostet mindestens 39.500 Euro.
Fazit – Italienische Ionenkanone
Der Alfa Romeo Junior Veloce konnte im ersten Test zeigen, was in ihm steckt. Die Power ist nicht zu verachten, die Ausstattung reichhaltig und das Platzangebot erhält ebenfalls das Prädikat „gut“. Doch seine echten Stärken spielt der kleine Elektro-Sportler bei der Disziplin aus, die Alfa Romeo schon immer ausgemacht hat. Beim Fahren. Denn die unglaublich präzise Lenkung, das knackige Fahrwerk und die hervorragenden Bremsen tragen dazu bei, dass der Junior den Titel „Sportlichstes SUV im B-Segment“ tatsächlich verdient hat.
Wir sind uns sicher, dass der kleine Italiener sehr schnell eine Fangemeinde um sich scharren wird. Beim Blick auf den Preis dürfte sich allerdings der Mildhybrid „Ibrida“ als Zugpferd der Baureihe herauskristallisieren, da diese Version nicht nur deutlich günstiger (minus 10.000 Euro) ist, sondern im kommenden Jahr auch als einzige Version mit dem Allradantrieb Q4 aufwartet. Ungeachtet dessen, bleiben wir gespannt, wie sich der Neuzugang aus Italien hierzulande etablieren wird.
Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- extrem präzise Lenkung
- angenehm sportliches Fahrverhalten
- frischer, extrovertierter Look
Contra:
- hoher Anschaffungspreis
- deftiger Aufpreis zum „Ibrida“
- als „Veloce“ nur elektrisch erhältlich
Konkurrenz: Volvo EX30, smart #1, Opel Mokka Electric, Hyundai Kona Elektro