Beim Dacia Duster Facelift handelt es sich um die Modellpflege der zweiten Generation – eine Erfolgsgeschichte mit Fortsetzung?
Im Jahre 2010 ging ein Raunen durch die Automobilwelt, als der Duster als pragmatisches, aber vollwertiges SUV zu einem konkurrenzlosen Kampfpreis angeboten wurde und sogleich eine riesige Fanbase um sich versammeln konnte.
Zwölf Jahre später hat sich vieles in der automobilen Welt getan – auch im Fall des Dacia Duster. Ganz so pragmatisch kommt er längst nicht mehr daher, hat durch diverse hinzugefügte Annehmlichkeiten womöglich einige Fundamentalisten des „Von-A-nach-B-Fahren-Club“ verschreckt, doch mit Sicherheit noch mehr neue Interessenten hinzugewonnen.
Wir fuhren für diesen Fahrbericht das aufgefrischte Modell als TCe 150 im Ausstattungsniveau „Prestige“ mit Allradantrieb.
- Das Exterieur
- Der Innenraum
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Neues fürs Auge
Das aufgefrischte Design am Dacia Duster Facelift macht sich für Kenner schon auf den ersten Blick bemerkbar. Der Kühlergrill wurde neu gestaltet und wirkt dadurch etwas bulliger, während die Lichtsignatur filigraner ausfällt. Das sorgt in Summe für ein markanteres Antlitz, welches auch aus der breiten Masse heraussticht. Die neue Y-Signatur wird dabei sowohl durch ebendiese LEDs als auch im Frontgrill-Design angewendet.
Allerdings hat man hier auf eine deutliche Ähnlichkeit mit einem Supersportwagen wie an einem Dacia Sandero wohl verzichtet. Doch frech und frisch wirkt es auch in dieser leicht abgeschwächten Art.
Seitlich in Augenschein genommen, gibt es eine spezielle SUV-Geländewagen-Ansicht, für die der Duster schon seit der ersten Generation bekannt ist. In erster Linie erkennt man hier das Facelift am neuen Felgendesign, welches ebenfalls die besagte Y-Form wiederaufnimmt.
Auch am Heck gibt’s neue Leuchten mit Y-Signatur und hier hat man wohl wieder ein bisschen mehr nach Italien geäugt und möchte dieses Design beziehungsweise diese Signatur nun bei allen Modellen etablieren. Zugegebenermaßen steht dies dem Dacia Duster ringsum sehr gut.
Der Innenraum – Wertigkeit mit steigender Tendenz
Sehr ansehnlich sieht der Innenraum des neuen Duster aus – zumindest haben dies die meisten Tester bestätigt. Das kommt nicht von ungefähr, schließlich hat man sich alle Mühe gegeben, das preiswerte SUV ordentlich aufzumöbeln, ohne dabei die Kosten hierfür in die Höhe zu treiben.
So gibt es ein wenig Softtouch hier, ein bisschen Leder-Optik da und fertig ist das solide Gesamtpaket. Zugegeben, es wurde auch an vielen Stellen mit Hartplastik gearbeitet, aber man ist immerhin auf einem guten Weg. Das Lenkrad ist zum Beispiel haptisch besser gelungen als in manchen hochpreisigen Nutzfahrzeugen von Volkswagen.
Die Sitze sind ausreichend bequem, könnten aber ergonomischer ausfallen. Besonders nach einer längeren Autobahnfahrt macht sich dies dann doch bemerkbar und der Wunsch nach etwaigen Verstellmöglichkeiten kommt rasch auf. Ein Renault Kangoo ist hier zum Beispiel erheblich besser aufgestellt.
Der neue Zentralbildschirm sticht ebenfalls sogleich ins Auge und dient auch hier als Kommandozentrale. Die Bedienung ist schnell verinnerlicht, viele Untermenüs gibt es nicht und da man bei Dacia nicht auf Schickschnack setzt, halten sich auch die Einstellungsmöglichkeiten in Grenzen.
Im Fond geht es grundsätzlich recht luftig zu, den Sitzen selbst hat man hier wenig Kontur zukommen lassen, dennoch sitzt man recht bequem. Im Kofferraum kann mit knapp 450 Litern einiges verladen werden – ein Bestwert im Segment ist das zwar nicht, aber allemal ausreichend.
Motor und Fahreigenschaften – Viel Feuer für den Duster
Eine Frage konnten wir im Test-Bordbuch im Zusammenhang mit diesem Antrieb auffallend oft lesen: Benötigt man wirklich 150 PS in einem Dacia? Eine konkrete Antwort können zumindest wir nicht abschließend liefern.
Allerdings: Auf der einen Seite sorgt diese Leistung für Fahrspaß und katapultiert den 4x4er zügig auf Landstraßentempo, auf der anderen Seite widerspricht der Testwagenpreis ein wenig dem Markenmotto. Doch bitte keine Panik, teuer ist auch unser Duster nicht, doch teurer als erwartet.
Der Motor ist als 1.3-Liter-Benzinmotor derweil ein alter Bekannter, kommt mit 130 PS auch in Modellen wie Kangoo und Co. vor. Hier erstarkt der Reihenvierzylinder auf 150 Pferdchen, die putzmunter galoppieren und für ordentlich Vortrieb sorgen.
Die Abstufung der Gänge ist wiederum eher exotisch gelungen – wie schon beim Vorfacelift kritisiert, sind die ersten drei Gänge viel zu kurz übersetzt. Aus diesem Grunde ist man innerorts – vor allem während der Rush-Hour mit immer wieder stockenden Verkehrsverhältnissen ständig am Schalten. Das mag zwar im Gelände bei langsamer Fahrt von Vorteil sein, in urbanen Gefilden aber durch die ständig erforderlichen Schaltvorgänge eher nervig. Dazu kommt, dass die Schaltwege nicht zu den kürzesten gehören und der Spaß sich dabei etwas in Grenzen hält.
Ebenfalls von Vorteil im Gelände ist der Allradantrieb, der zwar 2.300 Euro Aufpreis voraussetzt, aber beim Einsatz in schneesicheren Regionen oder eben fürs Off einen großen Vorteil bietet. Im Test mussten wir selten über Traktionsdefizite klagen. Nur beim hektisch gefahrenen Start auf nassem oder losem Untergrund, dauerte es eine oder zwei Zehntelsekunden, bis die Viscokupplung den Kraftschluss hergestellt hatte und die Kraft auch zur Hinterachse geführt wurde.
Zusätzlich gibt es aber eine Lock-Funktion, mit der ebendiese Kupplung dauerhaft geschlossen und der Allradantrieb quasi permanent wird. Gedacht ist dies für den Einsatz im Gelände oder bei sehr schwierigen Fahrbahnverhältnissen, wie stark schneeverwehte Wege.
Die Bremsen hatten mit dem Duster leichtes Spiel, das Pedalgefühl hierfür ist erstaunlich gut. Bei der Lenkung fiel deren Leichtgängigkeit positiv ins Gewicht, die Gefühllosigkeit in Neutralstellung blieb eher negativ im Gedächtnis, wenngleich diese auch als gering einzustufen ist. Nur bei hohen Tempi fällt sie generell stärker auf und stört hier auch.
Bemerkenswert fanden wir, dass der Rumäne auch auf der Langstrecke einen soliden Job macht – wir konnten hierzu mit Ausnahme der Sitzergonomie keinen einzigen weiteren negativen Bordbucheintrag finden.
Der Durchschnittsverbrauch ergab im Drittelmix 7,5 Liter auf 100 Kilometer. Für den flotten Antrieb ist dieser Wert nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich sparsam. Die Sparrunde absolvierte das Preisbrecher-SUV mit nur 5,1 Litern pro 100 Kilometer – das ist wiederum ein gutes Ergebnis.
Echte Vollgasfahrten resultierten dann in einem Maximalverbrauch von 12,9 Litern. Maximal sind übrigens 198 km/h drin – der Tacho zeigte hierbei etwas zu optimistisch stolze 210 km/h.
Ausstattung, Komfort, Technik
Als „Prestige“ – die höchste klassische Ausstattungsvariante – verfügt das Dacia Duster Facelift über eine gute Auswahl serienmäßiger Highlights.
Dazu gehört auch das gute LED-Licht, welches im Vergleich zu dem bisherigen Halogenlicht eine echte Offenbarung darstellt. Sicherlich führt das Zuschalten des Halogen-Fernlichts zu einem inhomogenen Farbspiel, doch erfüllt dieses dennoch seinen Zweck.
Das sehr übersichtliche und einfach zu bedienende Infotainment lernt man hier schnell schätzen. Als besonders cool fanden wir, dass die Schnittstellen Android Auto und Apple CarPlay nun kabellos funktionieren. Die Verbindung ist blitzschnell hergestellt und lässt das gesamte Infotainment um mindestens einen Level nach oben steigen.
Die sehr gute Sitzheizung, welche genauso gut wie in den meisten Renault-Modellen heizt, hat nur einen Kritikpunkt: Der Schalter dafür sitzt seitlich an der Sitzwange, die man während der Fahrt nur ertasten kann.
Dass das Keyless-Plus-System, das wir ebenfalls von Renault kennen, auch mal in einen Dacia einzieht, hätten wir vor wenigen Jahren noch nicht erwartet.
Wenn wir uns noch etwas für das Dacia Duster Facelift wünschen dürften, wären es elektrisch anklappbare Spiegel. Diese könnte der nicht selten urban eingesetzte Duster tatsächlich gut vertragen.
Varianten und Preise des Dacia Duster Facelift
Den Duster gibt es in vier Varianten und aktuell zusätzlich in zwei Sondermodellen.
- ACCESS – Das Einstiegsmodell startet ab 12.290 Euro und besitzt serienmäßig unter anderem LED-Abblendlicht, LED-Tagfahrlicht, elektrische Fensterheber und eine Berganfahrhilfe.
- ESSENTIAL – Eine Stufe darüber beinhaltet für mindestens 13.850 Euro zusätzlich das Dacia Plug&Radio, einen Geschwindigkeitsbegrenzer, ein höhen- und tiefeneinstellbares Lenkrad sowie eine schwarze Dachreling.
- COMFORT – Zusätzlich unter anderem elektrische Außenspiegel, eine Klimaanlage und Parksensoren gibt es ab Werk hier für mindestens 17.450 Euro.
- PRESTIGE – Ab 18.550 Euro legt Dacia noch 17-Zoll-Räder, eine silberne Dachreling, eine Klimaautomatik sowie Unterfahrschutz für Bug und Heck obendrauf.
- EXTREME – Das Sondermodell startet bei 19.650 Euro und kann ab Werk ein Navi inklusive Smartphone-Integration, ein schlüsselloses Zugangssystem, Sitzheizungen vorne sowie spezielle Leichtmetallfelgen vorweisen.
- PRESTIGE+ – Als „Special Offer“ ist diese Variante aktuell ab 19.150 Euro im Programm und bietet neben dem schlüssellosen Zugangssystem auch eine Multiview-Kamera, die Navi mit Smartphone-Integration sowie Sitzheizungen vorne.
Vier Motorisierungen sind derweil im Angebot und je nach Ausstattungslinie verfügbar.
- Benziner: 1.0 TCe 90, 1.3 TCe 130 und 1.3 TCe 150 mit 90 oder 131 beziehungsweise 150 PS; der stärkste Benziner ist optional mit Allradantrieb erhältlich
- Diesel: 1.5 Blue dCi 115 mit 115 PS – auch dieser Antrieb ist optional mit 4WD kombinierbar
- LPG: 1.0 TCe 100 ECO-G mit 101 PS
Die Kraftübertragung übernimmt stets ein Handschaltgetriebe; Ausnahmen sind der große Benziner mit Frontantrieb sowie der Diesel – beide sind optional auch mit einer 6-Stufen-Doppelkupplungsautomatik erhältlich.
Fazit – Komfort löst Pragmatismus ab
Das Dacia Duster Facelift zeigt sich geschliffener und moderner, ohne dabei den Bezug zur Marke zu verlieren. Ein bisschen Make-Up und ein paar essenzielle Features, welche die Kunden auch wirklich nutzen und fertig ist das Update. Dazu gehören unter anderem die LED-Scheinwerfer und die nun kabellose Smartphone-Integration.
In Summe macht der Duster den Großteil richtig gut, ein paar Sachen durchschnittlich gut, Fehler leistete er sich im Test allerdings keinen einzigen. Beim Blick auf den zwar gestiegenen, aber immer noch konkurrenzlos günstigen Preis verzeiht man ihm obendrein Dinge, wie eine nicht sonderlich ausgeprägte Dämmung oder den großzügigen Einsatz von Hartplastik. Er ist – so gesehen – eine treue Seele und verrichtet seinen Job ohne Murren. Also bitte gern weiter so.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- zeitgemäße, moderne Optik
- kräftiger Motor
- erstklassiges Preis-Leistungsverhältnis
- dank AWD sicheres Fahrverhalten
Contra:
Ford EcoSport, Hyundai Kona, Mazda CX-3, SsangYong Tivoli, Renault Captur, Suzuki SX4 S-Cross, Opel Crossland
Technische Daten: Dacia Duster 1.3 TCe 150 4WD PRESTIGE
- Farbe: Arizona Orange Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,34 x 1,80 (2,05 mit Außenspiegeln) x 1,62
- Radstand (mm): 2.676
- Antrieb: Reihenvierzylinder Ottomotor mit Turbo und OPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 110 kW (150 PS) bei 5.250 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 250 bei 1.700 rpm
- Hubraum: 1.332 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltung
- Antriebsart: Allrad 4WD
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 6,1 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,5 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 153 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 198 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 10,4
- max. Bodenfreiheit (mm): 182
- Wendekreis (m): 10,2
- Böschungswinkel vorn/hinten: 30°/33°
- Rampenwinkel: 18°
- Kofferraumvolumen (l): 445 bis 1.501
- Leergewicht (kg): 1.399
- Zuladung (kg): 450
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 695/1.500
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 80
- Tankinhalt (l): 50
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 23.090 Euro (Basispreis: 12.290 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.