Auf der gestrigen Deutschlandpremiere des Kia Niro, konnten wir das neue Crossover Modell erstmalig auf Testfahrten ausprobieren.
Der Neue überraschte uns positiv – und das nicht nur optisch.
Exterieur – Tigernase lässt grüßen
Der erste optische Eindruck des Niro gestaltet sich als dynamisch und gut trainiert. Auch das neueste Mitglied im Kia Sortiment besitzt einen Kühlergrill im typischen Kia-Design, welches laut Hersteller einer Tigernase ähnelt. Die weit oben platzierten Scheinwerfer vermitteln SUV-Gene, wobei die Sitzposition gegenüber herkömmlichen PKW-Abmessungen kaum spürbar erhöht liegt.

Die Seitenlinie wirkt gedrungen und lässt den Kia Niro in einer Art geduckten, zum Sprung bereiten Position ‚lauern‘. Die Heckansicht dominieren die markanten LED-Rückleuchten sowie der Heckdiffusor, der gelungen mit Alu-Applikationen der Heckschürze zusammenspielt.

Die abfallende Dachlinie wird durch den Dachspoiler noch verstärkt. Mit den optionalen – je nach Ausstattungsvariante verfügbaren – 18-Zoll Leichtmetallrädern wirkt der Niro besonders agil und sportlich.
Interieur – Neues Raumgefühl im Crossover-Segment
Es ist ja kein Geheimnis, dass Hybridfahrzeuge in der Regel um jeden Zentimeter Platz kämpfen müssen. Grund dafür ist der notwendige Stromspeicher und diverse zusätzliche Aggregate und Steuerelemente, welche zusätzlich im Fahrzeug untergebracht werden müssen.
Beim Niro hat Kia es geschafft, trotz Hybridtechnik ein großzügiges Platzangebot zu realisieren. Dank einer kleinen Lithium-Ionen Batterie mit hoher Energiedichte, welche vor dem Tank platziert wurde, konnten Raumeinschränkungen im Fahrgast- und im Kofferraum vermieden werden.

Besonders hervorzuheben ist der extrem große Radstand des Kia Niro, welcher sogar den des großen Bruders Kia Sportage überragt. Ein Garant für viel Platz im Innenraum, der in der Tat in üppigen Dimensionen auf beiden Sitzreihen vorhanden ist. Auch große Personen mit mehr als 1,90 m Körpergröße, können sich auf der Rückbank über ausreichende Platzverhältnisse freuen. Sogar die Kopffreiheit dürfte in diesem Segment als Spitzenwert gelten.

Wer jetzt denkt, dass dieses Platzangebot zu Lasten des Gepäckraums geht, der liegt gehörig daneben. Bei einem Ladevolumen von 427 Litern, das bei umgeklappten Rückenlehnen auf 1.425 Liter Fassungsvermögen vergrößert werden kann, dürften Zweifler schnell verstummen.
Schade ist hierbei nur, dass die geteilt umklappbare Rückbank über keine Durchladefunktion verfügt. Platz dafür wäre an der breiten Mittellehne mit integrierten Getränkehaltern definitiv gegeben.

Die Materialanmutung ist in Ordnung. Spaltmaßirritationen waren nicht auffindbar. Die Sitze in der ersten Reihe zeigen sich ausreichend konturiert und erfreuen die Insassen optional sogar mit einer Sitzbelüftung und Volllederbezügen mit Memoryfunktion, statt Stoff oder Teillederkombination.

Die Rundumsicht ist nach hinten aufgrund der sehr breiten C-Säulen und den kleinen dritten hinteren Seitenfenstern, sowie der schmalen Heckscheibe stark eingeschränkt. Wie gut, dass es hierfür eine Rückfahrkamera gibt – abhängig von der Ausstattungsvariante.

Motor und Fahreigenschaften
Das im Kia Niro angewendete Parallelhybridsystem bezieht seine Leistung einmal aus einem 1.6-Liter Benzinmotor mit Atkinson-Zyklus – also für den Einsatz im Hybridmodus optimiert – mit einer Leistung von 105 PS und 147 Newtonmetern Drehmoment. Der elektrische Leistungsträger ist ein direkt am Getriebe angeflanschter Elektromotor mit 43,5 PS. Die Systemleistung beträgt laut Kia 141 PS und 265 Newtonmeter maximales Drehmoment.

Der Motor hängt erwartungsgemäß dank Elektrounterstützung gut am Gas und vermag besonders aus dem Stand heraus ausreichende Kraftreserven zu mobilisieren. In höheren Drehzahlen relativiert sich dies jedoch. Der Motor ist dabei vernehmbar, jedoch nicht aufdringlich oder akustisch nervend.
Laut Hersteller beschleunigt der Niro in 11,5 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht bis zu 162 km/h als Höchstgeschwindigkeit.
Auffällig waren das straffe Fahrwerk und die etwas indirekte Lenkung. Querfugen werden polternd an die Insassen weitergereicht.
Das auf den Hybridantrieb abgestimmte sechsstufige Direktschaltgetriebe überraschte mit schnellen Gangwechseln und ebenso schnellen Reaktionszeiten. Vor allem im Sportmodus zeigte das Getriebe sein volles Potenzial.

Eine genauere Indikation der Fahreigenschaften werden wir im Rahmen eines ausführlichen Tests nachreichen. Auch die Verbrauchswerte, die Kia mit durchschnittlich 3,8 Liter auf 100 Kilometer angibt, werden wir in diesem Zusammenhang überprüfen.
Komfort und Ausstattungsversionen
Der Kia Niro bringt bereits als Basismodell eine gute Ausstattungsfülle mit. Neben Tempomat, Bluetooth-Schnittstelle, Nebelscheinwerfer und Tagfahrlicht, befinden sich grundsätzlich auch Leichtmetallräder als Bestandteil der Grundausstattung – in einer Dimension von 16-Zoll. Sehr erfreulich ist die serienmäßige Zweizonen-Klimaautomatik.

In der Modellvariante ‚Vision‘ befinden sich zusätzlich unter anderem ein 7-Zoll-Touchscreen mit Navigation, eine Rückfahrkamera, ein beheiztes Lederlenkrad und Sitzheizung für die Vordersitze im serienmäßigen Ausstattungsportfolio.
Die Topversion ‚Spirit‘ legt noch einiges drauf: 8-Zoll Navigation, ein JBL-Premium-Soundsystem, schlüsselloses Zugangssystem, Xenonscheinwerfer, 220-Volt-Steckdose im Fond, 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, eine Induktionsladestation für Smartphones und einiges mehr, machen den Kia zum echten Luxus-Crossover.

Wer möchte, hat noch weitere Optionen, wie Sitzheizung für die hinteren Außensitze, ein Glasschiebedach oder die bereits angesprochene Sitzventilation.
Als besonderen Clou kann man den Kia Niro in allen Varianten mit dem sogenannten ‚Last-Paket‘ buchen. Damit wird der Niro in der Tat zum Lastwagen und erhält größere Bremsscheiben an der Hinterachse sowie eine Anhängevorrichtung für bis zu 1.300 Kilogramm gebremster Anhängelast. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal in diesem Segment.

Erstmalig in einem Kia-Modell, ist auch der Einsatz von ‚Android Auto‘ und ‚Apple Car Play‘ als Schnittstelle zum jeweiligen Smartphone.
Technologien
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die erstmalig in einem Fahrzeug angewendete Bergauffahrt-Erkennung. Dabei registriert das Fahrzeug mithilfe der topografischen Informationen aus der Navigation bevorstehende Bergauffahrten und unterstützt bzw. entlastet den Verbrennungsmotor automatisch durch den Einsatz des Elektromotors.
Bei der sich ebenfalls an Bord befindlichen Bergabfahrt-Erkennung, ‚weiß‘ das System vorab, wann eine Bergabfahrt bevorsteht und verbraucht die Energie des elektrischen Speichers großzügig, da in der Bergabfahrt durch Rekuperation der Speicher wieder befüllt wird.

Der Coasting-Assistent nutzt ebenso die topografischen Informationen des Navigationssystems und kündigt beispielsweise bei anstehenden Kurven diese frühzeitig optisch und akustisch an und führt den Fahrer frühzeitig an die notwendige Geschwindigkeitsreduzierung für die zu absolvierende Kurve. Dies spart laut Kia weitere drei Prozent Sprit.
Das Parallel-Hybrid-Prinzip spart Platz und Gewicht. Der Akku hat eine Spannung von 240 Volt – anders als die typischen 400-Volt-Systeme anderer Hersteller – und wiegt bei 1,56 kWh Energiedichte nur 33 Kilogramm. Ab 2017 wird eine Plugin-Hybridvariante folgen. Wie das System dahingehend angepasst wird, bleibt abzuwarten. Laut Aussage von Kia, soll die rein elektrische Reichweite des Plugin-Hybriden dann bei 56 Kilometer liegen.
Die so wichtige Gewichtersparnis bei einem Hybriden, realisierte Kia durch den Einsatz diverser hochfester Stahlelemente im Fahrzeugrahmen, sowie den Einsatz von Aluminiumlegierungen anstatt Stahlblechen an Karosserieteilen.
Weitere Assistenten wie ein Spurhalteassistent und ein optionaler autonomer Notbremsassistent sind ebenso verfügbar.
Preise und Garantie
Den Kia Niro bekommt man in der Basisvariante bereits ab 24.990 Euro. Als ‚Vision‘ sind mindestens 27.790 Euro fällig und die Topvariante ‚Spirit‘ ist ab 30.390 Euro erhältlich.
Wie bei Kia üblich, wird der Kunde mit der 7-Jahre-Kia-Garantie verwöhnt, welche übrigens auch die Hybridbatterie einschließt. Selbst das Kartenmaterial für die Navigation wird sieben Jahre lang garantiert kostenfrei aktualisiert.
Fazit
Der Kia Niro wirkt frisch, agil und hat neben den optischen Aspekten auch ausstattungstechnisch einiges in petto und somit durchaus das Zeug, das Crossover-Segment ordentlich aufzumischen.
Das Platzangebot ist in dieser Klasse konkurrenzlos großzügig und mit 1.300 Kilogramm Anhängelast prädestiniert sich der Hybrid darüber hinaus zur optimalen Zugmaschine.

Die SUV-Gene existieren dezent, doch unübersehbar. Der Crossover schließt souverän die Lücke zwischen den Baureihen C’eed und Sportage.
Text / Fotos: NewCarz
Konkurrenz:
Peugeot 2008, Toyota RAV4 Hybrid, Mazda CX 3
Technische Daten: Kia Niro 1.6 GDI Hybrid
Länge x Breite x Höhe (m): 4,36 x 1,81 (ohne Außenspiegel) x 1,54
Motor: Vierzylinder in Reihe Ottomotor mit Atkinson-Zyklus
Leistung: 77,2 kW (105 PS) bei 5.700 rpm
Hubraum: 1.580 ccm
Max. Drehmoment: 147 Nm bei 4.000 rpm
Getriebe: 6-stufiges Direktschaltgetriebe (Doppelkupplungsgetriebe)
Antrieb: Front
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 3,8L/100 km
CO2-Emissionen: 88 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 162 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,5 Sekunden
Leergewicht: 1.587 kg
Kofferraumvolumen: 427 l (1.425 l bei umgeklappten Sitzen)
Höhe Ladekante: 72,4 cm
Kraftstofftank: 45 Liter

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
7 thoughts on “Deutschlandpremiere des Kia Niro Test – Hybrid-Crossover mit Zugpferd-Allüren”