Bereits drei Jahre nach der Einführung des britischen Kompakt-SUVs folgte bereits letztes Jahr das Jaguar E-Pace Facelift.
Diesem widmet sich der nachfolgende Fahrbericht, der auf Basis eines detaillierten Tests entstand.
Unser Testprotagonist besaß die Ausstattung SE und als Motor den D200 – ein Vierzylinder-Turbodiesel mit 204 PS. Ein feuriges Rot namens „Firenze Red“ ließ das Außenkleid des Briten mit Signalwirkung auftreten.
- Die Änderungen außen und innen
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur und Interieur – Mal weniger, mal mehr Neues
Das Außenkleid des Faceliftmodells unterscheidet sich nur an einzelnen Stellen vom Vorgänger. Die markantesten Änderungen dürften das neue, nun doppelt ausgeführte Tagfahrlicht im J-Blade-Design sowie die leicht geänderten Lufteinlässe an der Fahrzeugfront sein.

Die Seitenansicht blieb derweil unangetastet und offeriert immer noch die kompakte wie auch dynamische Form mit kurzen Überhängen und kuppelartig verlaufendem Dach. Am Heck reicht die Schürze noch weiter nach unten und erhielt neben der Wabenstruktur einen angedeuteten Diffusor in einer matten Alu-Optik. Dadurch wird der Festungseindruck des Fahrzeughecks noch intensiver.

Im Interieur des Facelifts fallen zuallererst das digital angepasste Cockpit und der neue große Zentralbildschirm ins Auge, der im Rahmen des komplett überarbeiteten Infotainments Einzug ins SUV hielt. Außerdem wurde die Mittelkonsole „entstielt“, denn der knüppelartige Wählhebel wich einem mit Alcantara bespannten Knubbel.
Der Rest vom Interieur blieb so, wie es beim Vorfacelift war. Und das heißt in Kurzfassung, sehr bequeme Sitze, gute Platzverhältnisse vorn, moderat ausfallend auf Reihe zwei mit aufgrund der nach hinten knapper werdenden Glasflächen mittelprächtiger Rundumsicht und eine erstklassige Verarbeitung premiumwürdiger Materialien. Wie auch bei den Außenmaßen gab es im Innenraum hierbei keine signifikanten Veränderungen zum Vorfacelift.
Motor und Fahreigenschaften – Das Gelbe vom Ei
Als Motor werkelte im Testwagen ein Reihenvierzylinder-Dieselmotor mit Turbolader und Mildhybrid-Unterstützung. Der Selbstzünder mit seinen zwei Litern Hubraum generiert 204 PS sowie 430 Newtonmeter maximales Drehmoment, das bereits ab 1.750 Touren anliegt.

Man darf diesen Motor, der den Vorgänger D240 ersetzen muss, generell als echte positive Überraschung werten. Nicht nur leistungstechnisch konnte der Diesel mit sehr gutem Ansprechverhalten und kraftvollem Durchzug überzeugen. Denn auch akustisch ist dieser Vierzylinder nahe an der Laufkultur eines Sechszylinders ein echter Wonneproppen, den man in dieser Hubraumklasse sonst vergeblich sucht.

In Kombination mit einer 9-Gang-Automatik, die in ihrer lückenlos passenden Schaltcharakteristik durchgängig Lob erntete, wird die Kraft auf alle vier Räder verteilt. Dadurch waren Traktionsverlust oder Gripdefizite praktisch Fremdworte für das SUV. Sehnsüchte nach dem knapp 40 PS stärkeren Vorgängermotor verfliegen da sehr schnell. Zumal die Beschleunigung sich subjektiv nicht wirklich langsamer anfühlt, obwohl der Neue eine Sekunde mehr benötigt, um aus dem Stand Tempo 100 zu erreichen.

Mit einem ausgewogen abgestimmten Fahrwerkssetup und einer überraschend direkt arbeitenden Lenkung, die permanent großzügig Rückmeldung über den Status quo der Fahrbahn liefert, fährt sich der Brite sehr souverän und handlich. So handlich, wie ein Kompakt-SUV sich nur fahren könnte. Lediglich der recht große Wendekreis des SUVs lässt diese makellose Fassade der Handlichkeit zumindest beim Rangieren im innerstädtischen Bereich etwas bröckeln.
Dank des adaptiven Fahrwerks lässt sich die Motor- und Fahrwerkscharakteristik spürbar variieren. Für 1.460 Euro erhält man dieses zusammen mit den roten Bremssätteln und dem individuell konfigurierbaren Dynamic-Modus als Fahrdynamik-Paket.

Adäquat federte der E-Pace den Großteil aller Fahrbahnunebenheiten weg, musste nur teilweise bei kurzen Abstößen wie schlecht ausnivellierten Kanalabdeckungen passen. Eine leicht dosierbare und bei Bedarf auch kräftig verzögernde Bremsanlage machte das Gesamtpaket rund.
Als eine ebenso runde Sache entpuppte sich das Verbrauchsverhalten des neuen Dieselmotors. Unser ermittelter Drittelmix-Durchschnitt deckte sich exakt mit der Werksangabe von 6,4 Litern auf 100 Kilometer. Das sind über ein Liter weniger als der verblichene D240 konsumierte.

Unsere Sparrunde durchfuhr das Kompakt-SUV mit einem Verbrauch, der für ein 2,2 Tonnen schweres Fahrzeug fast sensationell erscheint: Nur 4,5 Liter benötigte die Raubkatze mit den manikürten Krallen auf hochgerechnet 100 Kilometer.
Ausstattung, Komfort, Technik
Die Ausstattungsvariante „SE“ nimmt neben der Basisausstattung „S“ und der Topausstattung „HSE“ die goldene Mitte ein. Wir möchten die wichtigsten Merkmale nachfolgend beleuchten.

Das neue Infotainment Pivi Pro ist eine deutliche Verbesserung zum Vorfacelift, da sie zum einen deutlich schneller bootet und auch Navigationsberechnungen viel schneller erfolgen. Zum anderen ist das System nun permanent online und lässt Echtzeitdaten auch in die Routenführung einfließen. Die Sprachsteuerung funktioniert nun signifikant besser und das System kann das Gesprochene um Welten exakter interpretieren.

Der größere Bildschirm besitzt eine gestochen scharfe Auflösung und das Bedienkonzept ist nach kurzer Eingewöhnung schnell verinnerlicht. Android Auto und Apple CarPlay funktionieren nun kabellos und das System kann gleichzeitig mit zwei Mobilgeräten via Bluetooth verbunden werden. Alexa ist seit dem Facelift ebenfalls an Bord und wird zur Aktivierung mit einem entsprechenden Account bei Amazon verbunden.

Keyless Sensoren gibt’s ringsum an den Türgriffen, aber nicht am Kofferraum zum Verriegeln. Akustisch verwöhnte derweil das Meridian Surround-Soundsystem mit warmen, sehr kraftvollen und zugleich natürlichen Klängen die Insassen.

Serienmäßig besitzt der E-Pace bereits Bi-LED-Scheinwerfer. Der Testwagen besaß die Pixel-LED-Scheinwerfer mit Matrixfunktion und wir müssen jedem Interessenten ans Herz legen, die 890 Euro Aufpreis dafür vorzugsweise zu investieren. Dynamische Blinker sind hier nur hübsches Beiwerk, denn das Licht selbst offeriert einen absolut homogenen, überdurchschnittlich hellen und extrem weitreichenden Lichtteppich. Die automatische Ausblendung verlief superschnell und vollkommen zuverlässig – damit begünstigen diese Scheinwerfer ein riesiges Sicherheitsplus.
Variante und Preise des Jaguar E-Pace Facelift
Die Ausstattung „SE“ unseres Testwagens gibt es so nicht mehr. Sowohl „S“, „SE“ als auch „HSE“ tragen nun den Zusatz „R-Dynamic“, wodurch alle E-Pace-Modelle von Haus aus ein „Black Pack“ – bestehend aus vielen schwarzen Anbauteilen ringsum – und weitere sportive Akzente besitzen.
- Los geht es mit dem R-Dynamic S als Basismodell ab 52.800 Euro mit der Einstiegsmotorisierung P160; ein Benziner mit 160 PS und Frontantrieb.
- In gleicher Motorisierung startet der R-Dynamic SE bei 56.300 Euro mit vielfältigerer Ausstattung gefolgt von
- R-Dynamic HSE für mindestens 59.300 Euro und einer nochmals deutlich reichhaltigeren Ausstattung.

Weitere Antriebsmöglichkeiten wären der
- D165 als nächsthöhere Motorisierungsvariante mit 165 Diesel-PS mit Allradantrieb, der als „R-Dynamic S“ 3.300 Euro über dem Basismodell startet.
- Gefolgt vom Diesel D200 mit 204 PS und stets mit AWD für 6.200 Euro mehr.
- Der P250 leistet als Benziner 250 PS, erhält ebenfalls immer AWD-Antrieb und startet wie der D200 ebenfalls bei 59.000 Euro.
- Die Topmotorisierung P300e ist ein Plug-in Hybrid, der seit dem Facelift angeboten wird und als R-Dynamic S“ mindestens 61.300 Euro – also 8.500 Euro mehr als das Basismodell – aufruft.
Fazit – Frisch gestriegelte Raubkatze
Exakter geht es aus der Sicht unserer Redaktion nicht: Das Jaguar E-Pace Facelift zeigt dezente und auch gezielte Modernisierungsmaßnahmen, die allesamt an genau den Stellen erfolgt sind, welche es nötig hatten. Nicht mehr und nicht weniger. Das Grundkonzept dieser kompakten Raubkatze blieb derweil unangetastet, was wir ebenso begrüßen.

Technisch up to date und mit einer facettenreichen Antriebspalette steht dieser Jaguar einer breiten Zielgruppe offen gegenüber. Vielfahrer über weite Strecken sollten sich den hier getesteten fulminanten Diesel anschauen, dessen Effizienz und Leistungspotenzial im Einklang zueinanderstehen. Pendler mit überschaubaren Wegen wie auch leistungshungrigen Zeitgenossen dürfte die PHEV-Variante besonders gut gefallen, während Wenigfahrer durchaus auch mit den Benzinern liebäugeln dürfen.

So geht das Jaguar E-Pace Facelift aufgefrischt erneut und sicher auch mit Erfolg auf Beutefang im dichten und konkurrenzgeschwängerten Pool der Kompakt-SUVs.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- kultivierter und sparsamer Diesel
- ausgewogen abgestimmtes Fahrwerk
- Allradantrieb
- umfangreiches Infotainment
- sehr bequeme Sitze vorn
Contra:
Technische Daten: Jaguar E-Pace D200 AWD HS
- Farbe: Firenze Red Metallic
- Fahrzeugklasse: Kompaktklasse / SUV
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,40 x 1,98 (2,09 mit Außenspiegel) x 1,65
- Radstand (mm): 2.681
- Antrieb: Reihenvierzylinder Commonrail-Turbodiesel mit SCR-Kat und DPF
- Hybridart: Mildhybrid
- max. Leistung: 150 kW (204 PS) bei 3.750 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 430 bei 1.750 bis 2.500 rpm
- Hubraum: 1.997
- Getriebe: 9-Gang-Automatik
- Antriebsart: Allrad AWD
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,4 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,4 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 169 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 211 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 8,4
- Wendekreis (m): 12
- Bodenfreiheit (mm): 204
- Böschungswinkel vorn/hinten: 22,8°/21,1°
- Rampenwinkel: 29,4°
- Wattiefe (mm): 500
- Kofferraumvolumen max. (l): 494 bis 1.170
- Leergewicht (kg): 1.952
- Zuladung (kg): 518
- Anhängelast ungebremst/gebremst 12 % (kg): 750/2.000
- Stützlast (kg): 100
- Dachlast (kg): 75
- Tankinhalt (l): 56
- AdBlue (l): 16
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 66.497 Euro (Basispreis E-Pace: 52.800 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.