Mit dem Range Rover Velar D300 testeten wir das Pendant zum Velar P300, der als Benziner bereits durch unsere Testszenarien musste.
Als Selbstzünder konnte das SUV nun beweisen, ob es mit diesem Antrieb den heutigen Anforderungen gerecht werden kann. Fahrbericht.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Wir haben auch heute ein Foto für dich
Der Velar ist noch immer eines der ansehnlichsten SUV-Coupés am Markt, ist doch aber keines, sondern soll als waschechtes, reines SUV positioniert gesehen werden. Das Kaikoura Stone als eine Art Sandbeige/-gold steht dem Velar bestens und unterstreicht die gewünschte avantgardistische Note.
Ein kontrastierendes Dach und die Außenspiegel in Schwarz bilden ein gekonntes Finish, lassen den ohnehin langen Velar nochmals optisch in die Länge strecken. Die Front zeigt sich typisch Range Rover – zeitlos, stylish und schick.
Seitlich betrachtet, gibt es wieder einmal die typische Seitenpartie mit ihren coupé-artigen Nuancen, die durch und durch unique ist – wir kennen das Fahrzeug ja bereits. Viel Liebe zum Details ist an vielen Stellen erkennbar: Sogar der Tankdeckel folgt beispielsweise der dynamischen Linienführung.
Am Heck gibt’s keine Überraschungen und so protzt das Auto nicht mit armdicken Endrohren, sondern stellt gar keine zur Schau. Dafür sorgt ein schwarzer Unterfahrschutz optisch für Auflockerung und verstärkt den Offroad-Anspruch in aller Deutlichkeit. Die formschön integrierten Heckleuchten sind ebenfalls einzigartig im Portfolio von Land Rover.
In seiner Gesamtheit wirkt der Range Rover Velar im Vergleich zu einem BMW X6 oder einem Mercedes GLE Coupé viel schlanker und eleganter – trägt quasi die Lounge-Wear von Burberry.
Interieur – Avantgardismus mit Lounge-Faktor
Im Innenraum dieses „Rangers“ herrscht noch immer Noblesse, wie sie nur von den Briten kommen kann. Feinstes Windsor Leder – hierfür werden rund 2.500 Euro extra fällig – umschmeicheln Fahrer und Passagiere, die Sitze vorn erweisen sich als überaus bequem.
Hinzu kommt, dass auch im Fond bequeme Sitz- und großzügige Platzverhältnisse herrschen – zu viert lässt es sich jedenfalls entspannt auch über große Entfernungen reisen. Die Perforation des Leders besteht aus vielen aneinandergereihten britischen Flaggen – ein Augenschmaus im Detail!
Auch die Lautsprecherabdeckungen aus Aluminium besitzen ein Lochmuster im Union Jack Design – diese autochtone Beziehung zum Herkunftsort bezeugt den gern praktizierten Patriotismus der Briten.
Die große Display-Landschaft im Innenraum wirkt topmodern – fast schon trendsetterartig und das grandiose Lenkrad ist haptisch mit das Beste, was es derzeit am Markt gibt. Der Material-Mix ist gelungen, die Verarbeitung superb und am liebsten möchte man es nicht mehr loslassen. Ein Highlight daran: Der Metallring, der in den Lenkradkranz eingelassen wurde.
Motor und Fahreigenschaften – Die gelungene Gratwanderung
Beim getesteten Antrieb handelte es sich um einen V6 Turbodiesel und dieser erwies sich als ein sehr angenehmer Motor mit enormen Drehmomentreserven und 300 putzmunteren Pferdestärken. Die 700 Newtonmeter sind eine echte Kampfansage und befeuern das SUV gehörig bereits aus dem Drehzahlkeller ab 1.500 Umdrehungen pro Minute.
Der Motor hält sich dabei unter allen Anforderungen akustisch extrem zurück. Die Tatsache, dass es ein Diesel ist, dringt nicht mal unter Volllast zu den Insassen durch. Die hervorragende achtstufige Automatik verrichtete auch im Zusammenspiel mit dem Selbstzünder seine Arbeit ohne Fehl und Tadel.
Die Luftfederung sortiert großzügig alle Unebenheiten des befahrenen Terrains aus und gab zu keinem Zeitpunkt etwaigen Grund für Kritik. Genau hier liegt auch seine Stärke und Schwäche zugleich: Trotz Helferlein á la Wankstabiliserung fährt sich der Range Rover Velar nicht so agil wie ein vergleichbarer Macan oder BMW X6. Im Gegensatz zu diesen Protagonisten gibt er sich bewusst komfortbetont und erreicht dadurch eine durchaus luxuriöse Note.
Offroad gehört selbstredend zum Repertoire eines jeden Land Rover und so passiert auch der Velar dank viel Bodenfreiheit, Allrad, einem aktiven Sperrdifferenzial an der Hinterachse für 1.250 Euro und diversen Fahrprogrammen so manche Herausforderung im Gelände, vor der nicht wenige waschechte SUVs des Wettbewerbs passen müssen. Selbst knapp 60 Zentimeter tiefe Wasserpassagen kann dieses Auto problemlos durchwaten.
Insgesamt gesehen wirkt der Brite fahrtechnisch trotz seiner Größe recht handlich und lässt sich jederzeit gut und vor allem sicher manövrieren. Generell passt der D300 Diesel aus unserer Sicht viel besser zum Velar, als der Benziner P300.
Zwar beschleunigt der Benziner im Sprint von null auf 100 km/h eine halbe Sekunde schneller, aber im Diesel fühlt es sich zügiger an. Zudem ist die Endgeschwindigkeit des D300 knapp zehn Stundenkilometer höher und die Zwischenspurts absolviert der Diesel allesamt schneller.
Neben einer nicht erwarteten kultivierten Gangart gesellen sich beim Diesel also eine überaus kraftvolle Leistungscharakteristik mit vielen Reserven hinzu und – hier schlägt der Diesel den Benziner um Längen – verbraucht stets signifikant weniger.
Im Drittelmix betrug der Verbrauch 7,5 Liter – das sind fast fünf Liter weniger, als es beim Benziner der Fall war! Sportfahrer müssen zwar auch mal zwischen 10 und 11 Liter einkalkulieren – doch viel mehr wird es nie. Sparsame Fahrer werden mit einer Sechs vor dem Komma belohnt und dann gab es noch eine Überraschung:
Auf unserer 20 Kilometer langen Verbrauchsrunde, die wir mit jedem Testwagen fahren und auf der wir nie schneller als 90 km/h unterwegs sind, die einige Zwangsstopps aus Vorfahrtsstraßen und Ampeln beinhaltet und gemixt über Land und durch einige Ortschaften geht, genügten dem SUV sage und schreibe nur unglaubliche 4,8 Liter auf 100 Kilometer.
In Anbetracht des Gewichts von über zwei Tonnen und dem Fakt, dass es sich um ein 300 PS starkes, ausgewachsenes SUV handelt, ist das ein mehr als anerkennenswertes Resultat.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit
Unser getestster Range Rover Velar D300 besaß eine mondäne zusätzliche Ausstattung im Wert von insgesamt rund 37.000 Euro, wodurch so einiges zusammenkam. Wir möchten auf die wichtigsten und auffälligsten Dinge hier eingehen.
Das digitale Cockpit ist in der Bedienung nicht das intuitivste, aber nach ein wenig Eingewöhnung lässt es sich dennoch vernünftig konfigurieren und blieb in jeder Situation bestens ablesbar. Dies gilt auch für den Zentralbildschirm, welcher sich zudem elektrisch in den gewünschten Sichtbereich anwinkeln lässt und so auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut abgelesen werden kann.
Die Matrix-Laser-LED-Scheinwerfer kosten über 4.200 Euro extra und werfen die Frage auf, ob sie es denn wert sind. Unsere Antwort: Ja, das sind sie. Die Helligkeit der Laserdioden fällt sichtbar stärker aus und zudem unterstützen diese auch das Abblendlicht.
Die Homogenität ist sehr gut, es gibt quasi keine erkennbaren Flecken im Lichtkegel und die Leuchtweite sowohl beim Abblend- als auch beim Fernlicht entpuppte sich als superb. Wenngleich die „normalen“ Voll-LED-Scheinwerfer und auch die Pixel-LED-Scheinwerfer bereits sehr gut sind, können die Laser-Pendants diese in allen Disziplinen deutlich übertrumpfen.
Das Meridian Soundsystem mit 825 Watt auf 17 Lautsprecher verteilt, steht mit knapp 1.600 Euro extra als die mittlere Ausbaustufe der verfügbaren Soundsysteme und spielte klanglich vollmundig auf. Für die Mehrheit dürfte dieses System vollkommen ausreichen. Nur eine audiophile Klientel, denen kristallklare Nuancen in vielen Frequenzbereichen wichtiger sind, als der erhebliche Aufpreis von knapp 4.800 Euro, sollte auch einen Blick auf das High-End-System werfen.
Das Navigationssystem bedarf zwar einer kurzen Eingewöhnung, dafür sind Routenberechnung und -führung jedoch tadellos. Sehr hilfreich: Auf dem digitalen Cockpit werden rechtzeitig Infos zu Fahrmanövern samt Verkehrstafeln eingeblendet.
Eine programmierbare Standheizung war ebenfalls an Bord und funktionierte einwandfrei – Kostenpunkt hierfür: 1.561 Euro. Das Surround Kamerasystem unterstützte tatkräftig beim Parken und Rangieren und gehört wie der Totwinkel-Assistent, der auch vor schnell herannahenden Fahrzeugen warnte, zum Fahrassistenz-Premium-Paket für knapp 3.000 Euro. Ebenfalls Bestandteil dieses Pakets war der Abstandstempomat, welcher stets im „Flow“ blieb und mit schnell und dabei sanft adaptierten Abständen zum Vordermann punkten konnte.
Die vollklimatisierten Vordersitze plus Massagefunktion und 20-facher Verstellbarkeit gehören wie auch die Sitzmemory für diese plus Sitzheizungen für die beiden äußeren Sitze im Fond zu einer Ausstattungsoption für 5.170 Euro.
Varianten und Preise des Range Rover Velar D300
Den größten Diesel D300 bekommt man als Velar ab 66.795 Euro. Vier Ausstattungslinien stehen zudem bereit: Velar (unser Testwagen), Velar S ab 72.970 Euro, Velar SE ab 76.865 Euro und Velar HSE ab 84.345 Euro.
Beim Motor gibt es eine Änderung: Der hier getestete 3.0-Liter-V6 ist ein Auslaufmodell und wird im neuen Modelljahr – dieses gilt bestelltechnisch ab sofort – durch einen 3.0-Liter-Reihensechszylinder mit Mildhybrid ersetzt. Dieser leistet ebenso 300 PS und besitzt 650 Newtonmeter Drehmoment.
Fazit – Dank Diesel zum Paradehengst
Das noch immer mondäne Luxus-SUV konnte sich im Diesel-Test erneut behaupten. Der Sechszylinder-Selbstzünder im Range Rover Velar D300 ist ein Sahnestück, passt um Welten besser zum Velar, als der Vierzylinder-Benziner und macht aus dem SUV einen kraftvollen und zugleich erstaunlich effizienten Begleiter.
Darüber hinaus schließt der Velar nicht nur die Lücke zwischen Evoque und Range Rover Sport, sondern positioniert sich als der Extrovertierte der Land-Rover-Familie in einer Nische, in welcher er sich als der Stilsicherste und designtechnisch Gelungenste zeigt.
Eine Verwandtschaft zum neue Evoque lässt sich im Übrigen nicht leugnen, weshalb der Velar auch insgeheim als großer Bruder desselbigen bezeichnet wird. Mit einem Grundpreis von gut 66.000 für den größten Diesel ist er aus Sicht der Redaktion auch nicht zu hoch eingepreist, unser Testwagen unterschreitet knapp die 100.000-Euro-Grenze, bietet dabei aber eine Opulenz aus vielen Annehmlichkeiten, welche kaum weitere Wünsche offen ließen. Im direkten Vergleich zur Konkurrenz spielt er monetär im Mittelfeld, was ebenfalls für den Briten spricht.
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Range Rover Velar D300
- Farbe: Kaikoura Stone Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,80 x 1,93 (2,15 mit Außenspiegel) x 1,67
- Radstand (mm): 2.874
- Antrieb: V6 Commonrail Bi-Turbodiesel mit SCR-Kat und DPF
- Leistung: 221 kW (300 PS) bei 4.000 rpm
- max. Drehmoment: 700 Nm bei 1.500 rpm
- Hubraum: 2.993 ccm
- Getriebe: 8.Gang-Automatik
- Antriebsart: Allrad
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 6,6 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,5 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 173 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d
- Höchstgeschwindigkeit: 241 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,7 Sekunden
- Wendekreis (m): 12
- Bodenfreiheit (mm): 251
- Böschungswinkel vorn/hinten: 27,5°/29,5°
- Rampenwinkel: 23,5°
- Wattiefe (mm): 580
- Leergewicht (kg): 2.029
- Zuladung (kg): 581
- Kofferraum (l): 552 bis 1.358
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/2.500
- max. Stützlast (kg): 175
- max. Dachlast (kg): 79
- Kraftstofftank (l): 66
- AdBlue Tank (l): 17
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 99.518 Euro (Einstiegspreis Velar D300 ab 66.795 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.