Seit nunmehr fünf Jahren „streift“ der „Bär“ durch die europäischen Straßennetze – höchste Zeit also für ein Skoda Kodiaq Facelift?
Der Erfolg des tschechischen SUVs spricht nämlich eine klare Sprache und jeder kennt den Leitspruch „Never touch a running system“ oder eben „Was erfolgreich läuft, sollte man nicht verändern“.
Nichtsdestotrotz erleben wir eine extrem schnelllebige Zeit, die auch im automobilen Sektor einen immer höher frequentierten Pulsschlag aufweist und bei vielen Marken für immer kürzere Intervalle der Modellwechsel oder Faceliftmaßnahmen sorgt.
Aus diesem Grund haben wir dem größten SUV der tschechischen Marke nach seinem Facelift noch einmal auf den Zahn gefühlt. Unser Testwagen war ein Kodiaq mit dem stärksten Diesel in einem unschuldigen Moon-Weiß Perleffekt Metalliclack in der Ausführung „Sportline“. Fahrbericht.
- Das Optische außen und innen
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Veränderungen außen und innen
Die klassische Optik wurde außen am Kodiaq nur an einigen Stellen dezent geändert. Die Fahrzeugfront zeigt sich nun mit einem neuen Grill, der sich aufrechter als sein Vorgänger dem Fahrtwind entgegenstellt und dann zur etwas höher angelegten Motorhaube gewölbt, die Linienführung der Karosserie begleitet.
Ebenso neu sind die nun flacher gehaltenen Scheinwerfer, welche serienmäßig emittiertes Licht aussenden. Optional ist diese LED-Technik nun auch mit der Matrix-Funktion kombinierbar – im Sportline sind diese Serie.
Während die Seitenansicht keine Veränderungen zu offenbaren scheint, findet man am Heck nach der Modellpflege größere Reflektoren in der Heckschürze, die nach außen nun breiter auslaufen und das Blinklicht pulsiert nun dynamisch in den leicht geänderten Heckleuchten. Der Heckspoiler wurde ebenfalls marginal angepasst – das erkennt man aber nur, wenn man das Skoda Kodiaq Facelift mit dem Vorgänger nebeneinander stellt.
Neu ist auch, dass bereits die Basisvarianten des Kodiaq nun Beplankungen für den Ofroad-Look tragen dürfen.
Im Innenraum gibt’s neue Kontrastnähte und Dekorleisten für eine frische Aufwertung und beim Ambientelicht hat man nun die Auswahl aus gleich zehn verschiedenen Farben. Das schicke dreispeichige Sportlenkrad ist ebenfalls neu und wartet mit neuer Tastenbelegung auf, durch die das Bedienen des Infotainments vereinfacht wird.
„Never touch a running system“ gilt in jedem Fall für das fulminante Platzangebot im SUV. Dieses blieb vollständig erhalten und ist im Vergleich zum Wettbewerb weiterhin konkurrenzlos. Als Sportline besitzt das Skoda Kodiaq Facelift mit Alcantara bezogene Sportsitze, deren Seitenhalt und Ausformung als sehr gut zu bezeichnen sind.
Fährt man das SUV als 7-Sitzer, dann sitzt man sogar als erwachsene Person auf Reihe drei ganz annehmbar auf kurzen oder mittleren Strecken. Größer als 1,85 Meter sollte man aber besser nicht sein.
Das verschwenderische Platzangebot gilt auch weiterhin für den Kofferraum, der mit maximal 2.065 Litern Volumen bei umgeklappten Sitzlehnen den Wettbewerb auf die Ränge schickt.
Motor und Fahreigenschaften – Satter Vorwärtsdrang
Als Antrieb fungierte im Testwagen der stärkste erhältliche Turbodiesel aus der Motorenpalette. Der Reihenvierzylinder generiert aus zwei Litern Hubraum 200 PS sowie 400 Newtonmeter maximales Drehmoment.
Da dieser Motor im Fall des Kodiaq immer mit einer 7-Stufen-Doppelkupplungsautomatik kombiniert wird, erhält man auch stets die bekannte Gedenksekunde der DSGs ab Werk geliefert. Will heißen, das DSG setzt Gasbefehle vor allem nach Schubbetrieb sehr träge um. Besonders spürbar ist dies im Fahrmodus „Eco“ – einer von insgesamt sieben Fahrmodi des hier serienmäßigen DCC, welche ansonsten eine spürbare Spreizung der Fahrcharakteristik bewirken.
Allerdings sollte man vom Modus „Sport“ nicht allzu viele Ambitionen erwarten, denn der „Bär“ ist eindeutig komfortorientiert abgestimmt und mag besonders die gemütliche Gangart. Trotz seiner potenten Motorisierung bleibt er fahrwerkstechnisch klar dem gediegenen Vorankommen zugewandt. Allzu lebhafte Kurvenjagden quittiert er daher mit entsprechender Seitenneigung, ohne dabei allerdings die Contenance zu verlieren.
Zu dieser Grundabstimmung passt auch die in dieser Ausstattung serienmäßige Progressivlenkung mit ihrer geschwindigkeitsabhängig auch leichtgängigen, moderat Rückmeldung liefernden Art. So ist man mit einem jederzeit gutmütig und sanft erscheinenden SUV unterwegs, was vor allem auf langen Strecken sehr begrüßenswert ist.
Der Turbodiesel hat genügend Reserven, um jederzeit für einen satten Vortrieb zu sorgen. Das gilt auch voll beladen und mit Anhänger am Haken – der Selbstzünder macht dabei nie schlapp. Bis zu 218 km/h schnell ist der Bär und wenn man ihn anstachelt, erreicht er aus dem Stand in nur 7,7 Sekunden die 100-km/h-Marke. Dank Allradantrieb 4×4 bleibt die Traktion auch unter widrigen Bedingungen erhalten.
Was wir beim Thema Verbrauch ermittelten, unterlag einer recht hohen Erwartungshaltung. Denn dieser Motor hatte bereits im Golf Alltrack und im Golf GTD für hervorragende Verbrauchsergebnisse gesorgt. Doch der Kodiaq ist ja um einiges größer, mehr Gewicht und ein höherer Luftwiderstand sollten wohl ihren Tribut fordern.
Doch im Drittelmix genügten dem Tschechen nur 6,9 Liter auf 100 Kilometern Fahrstrecke – das ist absolut anerkennenswert. Die Sparrunde absolvierte das SUV mit nur 5,1 Litern, was auch ein gutes Ergebnis ist. Wenngleich da andere mit deutlich größeren Selbstzündern unter der Haube noch einen drauflegen konnten.
Ausstattung, Komfort, Technik
Die wichtigste Neuerung in puncto Ausstattung sahen wir in den Matrix-LED-Scheinwerfern. Diese blenden andere Verkehrsteilnehmer bei aktivem Fernlicht recht sauber aus. Eine Frontkamera erkennt auch Personen oder Verkehrsschilder und berücksichtigt diese durch die Matrix-Technik.
Sogar GPS-Daten werden von den Matrix-Scheinwerfern einbezogen. Dadurch erkennt das Fahrzeug beispielsweise das Verlassen einer Ortschaft und aktiviert sogleich das Fernlicht für eine maximal mögliche Reichweite. Diese ist in der Tat beeindruckend, wie auch die Homogenität des großen, sehr hellen Lichtkegels.
Neu ist im Skoda Kodiaq Facelift auch der „Traveller“ genannte Assistent. Dieser kombiniert den Abstandstempomaten mit dem Spurhalte- plus dem Parkassistenten und übernimmt praktisch die Funktion eines Rundumschutz-Wächters. Übrigens nutzt der Abstandstempomat ebenfalls die Frontkamera sowie das GPS und erkennt Geschwindigkeitsbegrenzungen, Kurven oder andere Gegebenheiten und bremst das Fahrzeug entsprechend vorher ab.
Das Infotainment wurde dagegen nur leicht überarbeitet, legt aber immer noch überdurchschnittlich lange Startzeiten für das System an den Tag. Hier sollte man nachbessern. Gefallen hat uns dafür die Steuerungsmöglichkeit wichtiger Funktionen direkt über die Tasten und Regler am Lenkrad – das macht die Bedienung während der Fahrt einfacher.
Überzeugend war auch die gestochen scharfe Darstellung des digitalen Cockpits, das auch bei direkter Sonneneinstrahlung problemlos ablesbar blieb. Leider ist dieses aufpreispflichtig und auch nur im Paket mit den Navigationspaketen Amundsen oder Columbus erhältlich – beide sind mit 1.400 beziehungsweise 2.500 Euro nicht gerade günstig.
Varianten und Preise des Skoda Kodiaq Facelift
Der Startpreis für den Kodiaq beginnt als ACTIVE bei 33.430 Euro – dafür erhält man allerdings ein recht spartanisch ausgestattetes SUV, bei dem die LED-Scheinwerfer sowie eine manuelle Klimaanlage noch die größten Highlights darstellen.
Fünf weitere Ausstattungen werden angeboten:
AMBITION ab 35.800 Euro, STYLE ab 40.950 Euro, die hier getestete SPORTLINE beginnt bei 43.770 Euro und gilt als sportliche Alternative zur L&K für mindestens 45.730 Euro.
Als besonders sportliches SUV geht der RS ab 52.480 Euro auf Kundenfang.
Die Motorenplette reicht von drei Benzinern mit 190, 220 und 240 PS bis zu zwei Dieseln mit 150 und 200 PS. Hybridtechnik bleibt beim Kodiaq weiterhin außen vor.
Fazit – Raumschiff beim Makeup-Artist
Genau so kann man es auf den Punkt bringen. Man hat es tatsächlich geschafft, den Kodiaq an genau den richtigen Punkten nochmals zu verbessern – ein perfektes Makeup also, das dem SUV neben einer dezent aufgewerteten Optik vor allem ein ordentliches Upgrade in puncto Technik bescherte. Simply clever – wieder einmal.
Erstklassig arbeitende Assistenzsysteme und ein Platzangebot, das seinesgleichen sucht, heben den Kodiaq wieder in den Olymp der SUVs im D-Segment. Nicht zu vergessen, sorgte Skoda bei den überarbeiteten Motoren für noch bessere Emissionswerte und geringere Verbräuche – vor allem bei den Dieselmotoren. Zumindest Vielfahrer werden die weiterhin außen vor bleibenden Hybridantriebe daher nicht wirklich vermissen.
Preislich hat der Kodiaq selbstbewusst zugelegt – der Einstieg erhöhte sich seit Modelleinführung um satte 9.000 Euro. Dafür erhält man allerdings ein vor allem technisch rundum modernisiertes SUV, das preislich inzwischen selbst dem Konzernbruder Tiguan sehr nahekommt, ihn aber im Platzangebot immer noch schlagen kann.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- enormes Platzangebot
- sehr sparsamer und kräftiger Dieselmotor
- hohe Langstreckentauglichkeit
- sehr gute Assistenzsysteme
Contra:
Seat Tarraco, VW Tiguan Allspace, Mazda CX-5, Peugeot 5008, Cadillac XT4, Audi Q5, Hyundai Santa Fe, Kia Sorento, Toyota Highlander
Technische Daten: Skoda Kodiaq Sportline 2.0 TDI 147 kW 4×4
- Farbe: Moon-Weiß Perleffekt Metallic
- Fahrzeugklasse: Mittelklasse SUV
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,70 x 1,88 (2,09 mit Außenspiegel) x 1,69
- Radstand (mm): 2.788
- Antrieb: Reihenvierzylinder Turbidiesel mit Twin-Dosing und DPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 147 kW (200 PS) bei 3.500 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 400 bei 1.750 bis 3.000 rpm
- Hubraum: 1.968
- Getriebe: 7-Gang-DSG
- Antriebsart: Allrad 4×4
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,5 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,9 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 171 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 218 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 7,7
- Wendekreis (m): 12,2
- Bodenfreiheit (mm): 197
- Böschungswinkel vorn/hinten: 19,1°/15,7°
- Rampenwinkel: 19,7°
- Kofferraumvolumen (l): 835 bis 2.065 (als 5-Sitzer)
- Leergewicht (kg): 1.795
- Zuladung (kg): 615
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/2.300
- max. Stützlast (kg): 100
- max. Dachlast (kg): 75
- Tankinhalt (l): 60
- AdBlue-Tank (l): 20
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 58.980,01 Euro (Basispreis: 33.430 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.