Der Cupra Formentor 2.0 TDI bringt das Leichtöl als Nahrungsquelle in die Riege der SUV-Sportler.
Doch mit 150 PS in einem SUV? Ob man hier von Sport reden kann, ist da fraglich. Doch über was kann man denn dann reden in diesem Formentor? Was macht ihn aus und welche Zielgruppe wurde überhaupt avisiert?
Nachdem wir den Formentor vor drei Jahren noch als Prototyp erstmals zum Erstkontakt mit dem Cupra Ateca sehen durften, ist viel passiert. Das dynamische SUV gibt’s mit Antrieben zwischen 150 und 390 PS – als offizielle Abt-Variante sogar 450 PS – und mischt dabei kräftig mit im Pool der kompakten Crossover-SUVs.
Als TDI mit 150 PS ergänzt dieses Modell die Baureihe mit einem Diesel. Dieser Fahrbericht gibt Aufschluss über die Pro und Kontras zu diesem Auto.
- Das Exterieur
- Der Innenraum
- Motor und Fahreigenschaften
- Assistent & Technik
- Der Preis des Formentor als Diesel
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Ein vollwertiger Formentor
Rein optisch polarisierte der erste Formentor, den es seiner Zeit ausschließlich mit dem 310 PS starken Vierzylinder-Benziner gab, mit Nachdruck. Viele fanden das SUV traumschön, wollten dieses aber nicht unbedingt mit dem potenten Antrieb. Das hat man bei Cupra wohl erkannt und bietet den Crossover nun in neun verschiedenen Motorisierungen an.
Als TDI unterscheidet sich der Spanier kaum von seinen stärkeren Modellgeschwistern, was zum einen cool für die 150-PS-Käufer ist, zum anderen aber auch die USP-Stellung der einstigen TSI-Käufer ad absurdum führt. Daher stellt sich die simple Frage: Ist der Formentor als Diesel noch Cupra?
Optisch ist er das in jedem Fall. Die Front gibt sich hier betont sportlich, wenngleich das Nevada Weiß des Testwagens eher für Unschuld und weniger für pure Performance steht.
In der Seitenansicht gibt es die klassische Formentor-Silhouette, die wir bereits vom Benziner kennen – also wieder alles beim Alten. Die 19-Zöller „Exclusive Aero I“ werden vielleicht ihrem Namen gerecht, sind aber optisch eher Geschmackssache. In der Redaktion gab es wenige Fürsprecher für dieses Design. Doch über Geschmack lässt sich eben immer gut streiten.
Am Heck wird dann doch der Unterschied im Detail erkennbar. Für den Kenner wird schnell ersichtlich, dass es sich nicht um den einst so potenten Crossover handelt, sondern dass hier doch eingespart wurde. Denn statt einer kräftigen Vierrohr-Anlage gibt es weniger schön verbaute Endrohr-Blenden, die dem sportlichen Anspruch nicht wirklich gerecht werden möchten. Doch irgendwo müssen am Ende des Tages auch Abgrenzungen zu den leistungsstarken Motorisierungen geschaffen werden.
Der Innenraum – Formentor bis ins Detail
Das Interieur bietet kaum relevante Unterschiede zu den stärkeren Geschwistern. Die Sitze unseres Testwagens kamen mit Bezügen aus aufpreisfreiem Sharp Textil und erwiesen sich als ziemlich bequem. Wer mehr Premium-Flair wünscht, kann für 1.715 ein Lederpaket in Petrolblau oder Schwarz ordern, doch auch die Stoffsitze hinterließen einen soliden Eindruck. Die Platzverhältnisse sind derweil analog zu den anderen Modellen gut.
Das volldigitale Cockpit bietet eine hohe Auflösung und all die diversen Ansichten wirken hier schön scharf, um nicht zu sagen sexy. Auch der angenehm große Zentralbildschirm gefiel im Test – dessen Bedienung allerdings weniger. Denn statt eines Drehreglers für die Lautstärke oder einer separaten Klimaeinheit, gibt es die aus dem Golf 8 bekannte (und eher stiefmütterlich geliebte) Wisch- und Toucheinheit unterhalb des Displays – der Rest wird über die vielen Menüs und Untermenüs gesteuert.
Im Alltag hilfreich ist derweil die elektrische Heckklappe, die mit 590 Euro preislich mit einem leichten Stirnrunzeln noch gerade so als fair zu titulieren ist.
Motor und Fahreigenschaften – Solide und sparsam
Der hier zum Einstatz kommende Motor ist kein Unbekannter. Der Zweiliter-Diesel kommt in diversen VAG-Modellen zum Einsatz – von VW Golf bis Audi A6. Dabei leistet dieser im Formentor 150 PS, womit der Formentor in der Theorie ausreichend motorisiert sein sollte.
In der Praxis darf die Motorisierung als Butter-und-Brot-Aggregat gelten, denn sie hat mit 360 Newtonmetern ordentlich Drehmoment, verbraucht wenig und kann ihre Talente besonders auf der Langstrecke ausspielen.
Allerdings nervt das Doppelkupplungsgetriebe DSG auch hier enorm, was nur teilweise mit aktiviertem Sportmodus kompensiert werden kann. Die typische Gedenksekunde bei jedwedem Lastwechsel raubt da schnell dem Fahrer den letzten Nerv. Unser Tipp: Wer den Allradantrieb nicht benötigt (dieser ist nur in Verbindung mit dem DSG erhältlich), der sollte zum TDI mit manuellem Sechsgang-Getriebe greifen – dann kommt zumindest ein wenig sportliches Flair auf.
Apropos Allrad: Das 4Drive ist ein recht solides Allradsystem, das – ähnlich wie der 4Motion bei Volkswagen – überwiegend die Vorderräder antreibt und bei drohendem Schlupf mittels Lamellenkupplung die Hinterachse zuschaltet. Im Praxistest geschah dies recht zügig und dürfte insbesondere in Regionen mit relativer Schneesicherheit von großem Vorteil sein.
Die Lenkung erwies sich als sehr leichtgängig und wird im Sportmodus und bei höheren Geschwindigkeiten straffer. Das Feedback von der Fahrbahn ist dabei gut spürbar. Die Bremsen blieben im Test unauffällig und konnten den Spanier in allen Belangen adäquat verzögern.
Das Fahrwerk konnte dank dem 840 Euro extra aufrufenden DCC eine recht breite Spreizung vorweisen. Wer eine charakterliche Vielseitigkeit des Fahrwerks wünscht, sollte hier das entsprechende Kreuz auf der Ausstattungsliste setzen.
Beim Verbrauch konnte der TDI seinen größten Trumpf ausspielen. Unser Ergebnis im Drittelmix belief sich auf 6,5 Liter pro 100 Kilometer Fahrstrecke. Absolutes Dauervollgas auf der freien Autobahn gipfelte in einem Maximalverbrauch von 12,8 Litern. Dafür belohnte uns das Leichtöl-SUV auf der Sparrunde mit vorbildlichen 4,1 Litern auf 100 Kilometer.
Ausstattung, Komfort, Technik
Ausgestattet war der Formentor auch als Turbodiesel bereits ab Werk mit einigen sinnvollen Optionen. Gemeinsam mit einigen Features aus dem Portfolio der ziemlich umfangreichen Aufpreisliste, bleiben da keine großen Wünsche offen.
Die guten LED-Scheinwerfer, die in puncto Helligkeit und Homogenität kaum Kritik zulassen und für ein hohes Maß an Sicherheit sorgen, sind eine der besonders erwähnenswerten serienmäßigen Optionen. Der Fernlichtassistent arbeitet zudem sehr präzise. Eine Matrixfunktion gibt es zwar nicht, diese haben wir aber hier auch nicht wirklich vermisst.
Eine echte Empfehlung erhält das Panorama-Glasdach, das mit 1.360 Euro zwar nicht günstig ist, dafür jedoch fast das gesamte Dach einnimmt und sich zudem öffnen lässt. Ein Muss für alle Frischluft- und Lichtfetischisten.
Abgesehen von der teilweise umständlichen Bedienung, arbeitete das Infotainment bis auf einige kleine Ausnahmen recht zuverlässig. Störend empfanden wir den wiederholten Ausfall des Audiosystems, der nicht nur das Radio & Co., sondern auch die akustische Routenführung sowie die Sprachsteuerung betraf. Auch einige Assistenten versagten ab und an ihren Dienst, meldeten sich erst nach wiederholtem Fahrzeugstart zurück zum Dienst. Dabei handelt es sich womöglich um Softwareprobleme.
Die Navigation ließ im Test keinerlei Beanstandung zu. Die Routenführung ist als sehr gut zu bezeichnen und berücksichtigte auch Verkehrsstörungen sehr zuverlässig.
Die im Testwagen verbaute Standheizung – 1.040 Euro extra werden hierfür fällig – bringt eine kleine Fernbedienung mit Cupra-Logo mit. Die Heizleistung ist gut und dürfte besonders für Besitzer, die in winterlichen Regionen leben, von großem Vorteil sein. Einzig etwas störend war das gut vernehmbare Betriebsgeräusch, welches sich deutlich von anderen Standheizungen unterschied.
Sehr konstant, schnell und kräftig arbeitende Sitzheizungen gehörten ebenso zum Repertoir dieses Formentor wie eine Lenkradheizung. Letztgenannte wurde so heiß, dass selbst Zeitgenossen mit permafrostigen Händen gute Chancen haben dürften, diese endlich mal umfassend aufzuwärmen.
Ob man jetzt unbedingt eine 360-Grad-Kamera im Formentor benötigt, ist abhängig vom Einschätzungsvermögen des Fahrers im teilweise durchaus in puncto Rundumsicht eingeschränkten Cupra. Für knapp 600 Euro ist sie mit sehr scharfem Bild mit an Bord.
Ein optischer Leckerbissen ist übrigens das Ambientelicht, das sich mit dem Smart Ambient Light für 250 Euro nochmals upgraden lässt und dann die gesamte Instrumententafel illuminiert. Dies kennen wir bereits vom Seat Leon.
Das Beats Soundsystem kostet 580 Euro extra, die gern investiert werden dürfen, sofern Musik im Auto ein ständiger Begleiter ist. Die Anlage ist eher nicht im oberen Segment angesiedelt, stellt aber ein deutliches und vor allem bassbetontes Upgrade zum Standard-System dar.
Apple CarPlay und Android Auto funktionieren übrigens einwandfrei und vor allem kabellos dank dem Wireless-Full-Link-Paket für 240 Euro extra.
Der Preis des Cupra Formentor 2.0 TDI
Der Formentor kostet als Diesel mit Frontantrieb und Schaltgetriebe ab 36.360 Euro. Damit ist er rund 2.700 Euro teurer als das Einstiegsmodell mit dem ebenfalls 150 PS leistenden 1.5-Liter-Benzinmotor.
Allrad und DSG verlangen beim TDI einen Aufpreis von 3.800 Euro – damit ist diese Variante dann immer noch 12.500 Euro günstiger als das Topmodell, der Cupra Formentor VZ5 mit 390 PS. Doch wer sich auf der Optionsliste austobt, ist auch mit dieser Dieselversion ganz schnell über der 50.000-Euro-Marke angelangt, wie man an unserem Testwagen feststellen kann.
Fazit – Sparfuchs im Sportdress
Mit dem Cupra Formentor TDI erwirbt man einen kompakten Crossover, der optisch ordentlich was hermacht, ansonsten auch nirgendwo aneckt. Und dies ist Fluch und Segen zugleich. Er macht fahrtechnisch einen sicheren und souveränen Eindruck (mal vom DSG abgesehen), offeriert nahezu das ganze Potpourri an Konzerntechnik und bleibt dabei leise und sparsam.
So weit, so gut. Wirklich Cupra ist das allerdings nur optisch und dadurch wird man durchaus geblendet. Denn mit 150 PS geht es weitaus weniger sportlich zu als bei seinen kraftvollen Geschwistern, was den Erwartungen an einen Cupra eben nur bedingt entsprechen kann. Und wenn wir schon bei Kritik sind, dann sind 52.600 Euro auch sehr viel Geld – denn genau so viel wurden für unseren Testwagen fällig. Ein Betrag, der deutlich über den rund 48.000 Euro liegt, für den man bereits den 310 PS starken Benziner erhält.
Die Zielgruppe hat ihren Fokus aber sehr wahrscheinlich vor allem auf ebendiese Optik gelegt und möchte diese mit einem effizienten Antrieb kombinieren. Dafür ist der Cupra Formentor 2.0 TDI wie gemacht. Somit wird jeder neue Besitzer den komfortablen und vor allem langstreckentauglichen Charakter des zumindest optisch heißblütigen Spaniers schätzen. Mit diesem Dieselantrieb im Formentor zeigt Cupra obendrein, dass Spanier auch andere Qualitäten haben können.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- solider Antrieb
- sehr geringer Verbrauch
- dynamische Optik
- viel Fahrkomfort und Langstreckentauglichkeit
Contra:
VW T-Roc, Mercedes-Benz GLA, BMW X2, Audi Q3 Sportback, Skoda Karoq, Lexus UX
Technische Daten: Cupra Formentor 2.0 TDI 4Drive DSG
- Farbe: Nevada Weiß Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,45 x 1,84 (2,00 mit Außenspiegeln) x 1,51
- Radstand (mm): 2.680
- Antrieb: Reihenvierzylinder Commonrail Turbodiesel mit SCR-Kat und DPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 110 kW (150 PS) bei 3.600 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 360 bei 1.600 rpm
- Hubraum: 1.968 ccm
- Getriebe: 7-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe DSG
- Antriebsart: Allrad 4Drive
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,8 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,5 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 152 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 203 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 8,6
- max. Bodenfreiheit (mm): k.A.
- Wendekreis (m): 10,7
- Kofferraumvolumen (l): 420 bis 1.475
- Leergewicht (kg): 1.623
- Zuladung (kg): 517
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/2.000
- max. Stützlast (kg): 80
- max. Dachlast (kg): 75
- Tankinhalt (l): 55
- AdBlue Tank (l): 12
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 52.601 Euro (Basispreis 2.0 TDI 4Drive: 40.160 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.